Fuerteventura wird immer mehr von Fotografen und Filmemachern entdeckt. Hollywood drehte "Wonderwoman", "Exodus", "Han Solo", "Allied – Vertraute Fremde" und andere Grossproduktionen auf Fuerteventura. Werbefilmer der grossen Automarken haben die FV-30 zwischen Vega de Río Palmas und Pájara als ihre Kulisse entdeckt. Modemagazine wie die Vogue finden sich zu Shootings in den Dünen El Jable ein. Fuerteventura hat viele Vorteile. Einmal das Licht. Die Insel hat viel Licht und ohne Licht kein Bild. Es ist intensiv, vorhersehbar, das Wetter ist stabil, es ist aber auch einzigartig. Ganz besondere Stimmungen sind möglich, die anderswo nicht in "den Kasten" zu bringen sind. Die Insel ist flach, die Sonne steht morgens und abends tief und wirft ein besonders warmes Licht, das auf kontinental Europa so nicht zu haben ist. Zum Licht kommt noch die Weite der Insel, endlose Dünen, Ebenen, reduziert, minimalistisch. Das hat seine Vorteile, denn braust ein neues Auto über eine Piste, gibt es nur das Auto und Weite, nichts lenkt ab. Das Objekt wird ohne viel zutun in den Mittelpunkt gerückt. Und das, was in der Landschaft steht, hat seinen exotischen Reiz. Dort ein Vulkankegel, der sich aus der Ebene erhebt, eine Handvoll Palmen, einsame Buchten, türkisfarbenes Wasser, endlose Stände, die auch einsam sind. Absperrungen für ein Shooting, wenn es nicht Gerade Brad Pitt zum Dreh von "Allied – Vertraute Fremde" nach Fuerteventura treibt, braucht die Produktion nicht.
Das Alles ist für gewerbliche Filmemacher und Fotografen interessant, aber auch für den ambitionierten Amateur. Wer nicht nur ausrückt, um aus dem Auto heraus schnell ein paar Bilder der Strände und Küste einzufangen, der hat auf Fuerteventura eine grosse Spielwiese. Der geübte Blick wird schnell die besondere Farbwelt der Insel entdecken, die Dominanz der Erdtöne, in denen sich grüne Tupfen, Oasen finden. Wilde Brandung an der Westküste der Insel, an der fast jeden Abend ein spektakulärer Sonnenuntergang stattfindet. An den wilden Ständen von Cofete zum Beispiel, wenn die Gischt der meterhohen Wellen in der Luft hängt und sich in ihr das Orange der untergehen Sonne bricht. Eine surreale Szenerie, ein Vorhang aus Orange, der im Himmel brennt. An der ruhigen Ostküste die endlosen Strände, das in der hohen Sonne unwirklich türkisfarben aufblitzende Wasser und die Sonnenaufgänge an klaren Frühlingstagen, wenn sich der Feuerball klar, scharf und makellos abgegrenzt aus dem Atlantik erhebt.
Das Inselinnere besticht durch sein Profil. In der Mittagssonne nicht zu sehen, wird es am späten Nachmittag lebendig. Die tiefe Sonne arbeitet das Profil der Landschaft heraus und alle paar Minuten sieht sie anders aus. Schattenwürfe ändern sich, alles ist rund und harmonisch, eine faszinierende Landschaft präsentiert sich, die in der hohen Sonne so langweilig wirken kann. Das Inselinnere ist ein wahres fotografisches Studienobjekt und auch technisch interessant. Zu beobachten wie Licht formt, Stimmungen schafft, Farben herausarbeitet und zum Leuchten bringt.
Und natürlich nicht zu vergessen der Sternenhimmel. Nicht nur Stargazing ist auf den Kanaren faszinierend sondern auch die Astrophotographie. Hierzu werden seit einigen Zeit auch interessante Kurse angeboten. Ein gutes Bild des Sternenhimmels ist eine technische Herausforderung. Die ISO auf 100.000 rauf zu drehen nutzt nicht viel.
Die beste Zeit auf Fuerteventura zu fotografiere und filmen ist der Frühling und Herbst. Dann ist nicht nur das Licht sondern auch der Himmel am schönsten. Er ist meist klar, am späten Nachmittag zeigen sich hübsche Passatwolken. Voraussetzung, um spektakuläre Sonnenuntergänge einzufangen, denn wenn nichts im Himmel ist, an dem sich die Sonnenstrahlen brechen könnten, kann auch nichts leuchten. Nur ein roter Ball im Bild ist eben etwas langweilig. Auch die Landschaft zeigt sich zu den Jahreszeiten am schönsten. Durch die weiten Täler wie um Casillas del Ángel ziehen fotogen Schönwetter Wolken und malen eine dramatische Szenerie in den Himmel. Im Frühling wird Fuerteventura an vielen Orten überraschend Grün und blüht auf. Am Strand wächst im Sand der schöne Strandflieder, das Flohkraut blüht. An den Berghängen leuchtet intensiv gelb in grossen Büschen die kanarische Magarite, die Magarita famara, die Opuntien und die Aloe Vera tragen in den Gavias gelbe und orange Blütenpracht. Fuerteventura und seine Flora ist nicht wieder zu erkennen und ein Paradies für Naturfotografen. Nicht zu vergessen, dass viele Zugvögel auf der Insel überwintern und brüten und schöne Motive abgeben. Im Sommer steht die Sonne die meiste Zeit zu hoch, um wirklich schönes Licht zu geben. Wer auf der Jagd nach Sonnenuntergängen ist, findet im Sommer auch nicht die optimale Zeit, da die intensive Sonne den Horizont diesig macht.
Wer nicht auf Vogelpirsch gehen will, der kann seine fetten Zoomtele zu Hause lassen. Fuerteventura lebt von der Weite. Um sich fotografisch auszutoben, reicht schon ein KB 50 mm und 21 mm. Mehr braucht es nicht. Am Zoomring drehen ohnedies nur Anfänger. Und ein Tele für einen Sonnenuntergang braucht man auch nicht. Das wird nur ein grosser, roter Punkt. Den kann man sich in Photoshop auch zeichnen. Es gilt das Naturschauspiel einzufangen, nicht den roten Punkt am Himmel. Und das fordert einen weiten Blick.
Die ISO sollten soweit runter wie es nur geht. Nur so können die feinen Farbnuancen der Erdtöne der Insel eingefangen werden. Ab 12,7 Megapixel, das klassische Äquivalent für einen 300 dpi A4 Scan, also eine ganze Seite Hochglanzmagazin, sind die Pixel egal. Es geht um die Qualität des Chips, welche Farbdynamik er bringt. Denn billige, knallige Farben der Minichips geben Fuerteventura nicht wieder. Und auch für einen "Crop" braucht man keine Pixelboliden. "Der wahre Meister nutzt das ganze Format".
Nicht immer nur Meer – Scherenschnitte der Vulkanlandschaft.
Verständlicherweise suchen die meisten Amateur Fotografen die schönsten Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge am Meer. Die Weite des Atlantiks fasziniert. Meer hat immer mit Sehnsucht zu tun und bei den meisten Urlaubern gibt es auch kein Meer vor der Haustüre. Der Reiz des Neuen. Nur wer einzigartige Bilder erschaffen möchte die herausstechen, der darf nicht das fotografieren, was alle fotografieren. Andere Blickwinkel, Perspektiven, Objekte, Locations, jene, die nich alle ablichten, am besten keiner. Einzigartig sein ist die Devise und seinen Stil haben.
Wer in aller Früh ins Malpais aufbricht, wird atemberaubende Sonnenaufgänge erleben, die emotional in die Tiefe gehen. Einsamkeit, Weite, absolute Dunkelheit, Morgenkühle. Und dann kommt sie, die Sonne, zeichnet die Vulkane wie Scherenschnitte an den Horizont, zaubert Farben in den Himmel bis sie gleissend hell aufsteigt. Das Festzuhalten ist besonders.
Eine tolle Location, um einzigartige Sonnenuntergänge einzufangen, ist der Aussichtspunkt Sicasumbre im Zentralmassiv. Ein Pass in harmonisch weicher aber wilder Bergkulisse, der die Westküste überblickt. Die Sonne versinkt vor dem Sicasumbre im Meer und wirft dabei atemberaubend schönes Licht in die Berglandschaft. Traumhaft schön im wahrsten Sinne des Wortes.