Die Bewohner des kanarischen Archipels nennen Fuerteventura den "Strand der Kanaren". Fuerteventura ist eines ihrer liebsten Urlaubsziele. Wenn im August jeder Canario, der nur irgend kann, die Arbeit ruhen lässt, stürmen neben Deutschen und Briten auch Canarios die Insel Fuerteventura. Die Fähren sind bis auf den letzten Platz ausgebucht. Karawanen an Wohnmobilen bevölkern die Strassen um die Strände. Es herrscht Ausnahmezustand auf Fuerteventura. Mit einem Schlag ist am 1. September alles vorbei. Fast jeder muss zurück an seinen Arbeitsplatz. Mit den vielen Touristen geht auch die teilweise kaum erträgliche Hitze des August.
Fuerteventura ist ein Paradies für Sonnenhungrige und Wasserratten. 300 Sonnentage im Jahr, ganzjährig angenehme Temperaturen, der Atlantik bewegt sich immer zwischen 16 und 22 Grad. Das mag manch einem frisch erscheinen, unter der starken Sonne des 28. Breitengrades wird die Temperatur aber schnell als angenehme Erfrischung empfunden. Rund 140 Strände und Buchten sind an der Küstenlinie Fuerteventuras zu finden. Sandstrände, die sich ohne Unterbrechung 20 Km feinsandig die Küste entlang ziehen, schneeweiss, goldgelb oder auch einmal pechschwarz. Die Dimensionen der Strände sind so enorm, dass selbst im August einwenig abseits der Hotels die Strände einsam und verlassen sind. Auch im August, wenn in Orten wie Corralejo, El Cotillo, Caleta de Fuste, Morro Jable oder Costa Calma der Eindruck entsteht, die Insel platzt aus allen Nähten, muss nur ein Stück den Strand entlang gewandert werden und schon werden einsame Ecken entdeckt.
All das begeisterte die Stuttgarter Tourismuspioniere Rul Bückle, Gustav Schütte und Manfred Heneken Ende der 1960iger Jahre. Sie sassen mit dem legenden umwobenen Don Gustavo Winter in einer Fischerhütte in Morro Jable bei Petroleum Licht zusammen, schmiedeten Pläne und entwickelten aus einem Ziegenstall das erste Touristenhotel von Fuerteventura, die Casa Atlantica. Der Rest ist eine nicht endende Erfolgsgeschichte.
Fuerteventura ist eine lange, schmale Insel. Rund 120 Km lang ist sie an der engsten Stelle, dem Istmo de La Pared, nur 4,5 Km breit. Die langen Küstenlinien ziehen sich recht genau Ost und West. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein. Wird von der Ost- an die Westküste gewechselt entsteht der Eindruck, auf einer anderen Insel zu sein. Die Westküste ist wild und rau, bestimmt von steilen Klippen. Mächtige Brandung läuft aus Westen immer auf die Insel auf. Ein Paradies für Surfer. Das Baden an der Westküste ist meist lebensgefährlich, obwohl Cofete mit Traumstränden lockt. Ganz anders an der Ostküste, Costa Calma, die ruhige Küste. Wenn überhaupt plätschert nur leichte Brandung an die Strände. Die Küstenlinie fällt seicht und extrem flach ins Meer ab. Mehr als 5 Meter Tiefe wird in der Regel erst 2 km ausserhalb im Meer erreicht. Das Wasser ist türkisfarben wie jenes im indischen Ozean, kristallklar und da es so seicht ist, wird es über den Tag von der intensiven Sonne stark aufgeheizt. Sind bei Flut die Lagunen um den herrlichen Playa de la Barca und Playa Risco de Paso voll gelaufen, werden sie im Sommer lau warm.
Der besondere Reiz Fuerteventuras als Ganzjahres-Reiseziel zum Baden und Sonnen, auch für vielleicht nur eine Woche, machen auch Faktoren aus, die nicht jeder Fuerteventura Besucher in Spe am Radar hat: Nur eine Stunde Zeitunterschied herrscht zu Mitteleuropa und von dort ist das subtropische Fuerteventura in nur 4 bis 5 Flugstunden erreicht. Dauerte es Ende der 1960iger noch einen halben Tag, um vom alten Flugplatz Los Estancos nach Morro Jable zu gelangen und das über holprige Pisten, ist heute vom Airport El Matorral über die neue Inselautobahn FV-2 Morro Jable in kaum 40 Minuten bequem und stressfrei erreicht, über die FV-1 nach Norden in 20 Minuten Corralejo.
Und noch eine gute Nachricht für jene, die sich vor Meerestieren fürchten. Haiattacken auf Fuerteventura sind nicht bekannt. Wale, Delphine und Haie ziehen mit dem Kanarenstrom an Fuerteventura vorbei. Die sehr unangenehme "Spanische Galeere", die schöne blaue Qualle, kommt selten vor und wenn dann wird sie an den westlichen Stränden gesichtet, wo ohnedies nichts mit Baden ist. Auch die Gefahr auf einen Seeigel oder das "Petermännchen" zu treten, das Mallorca Urlauber fürchten, ist sehr gering. Seeigel finden sich wenn nur an den Klippen, über die Surfer zu ihren Spots einsteigen. An Land sieht es für Ängstliche auch gut aus: Keine giftigen Tiere! Keine Schlangen, keine Skorpione, keine Giftspinnen oder ähnliches die gefährlich werden könnten.
Es gibt keine bessere Zeit für Touristen auf Fuerteventura, die baden und sonnen wollen, als der September und Oktober. Der Atlantik erreicht seine höchsten Temperaturen, die extreme Hitze des August ist in schönes Spätsommer Wetter übergegangen. Der Starkwind des Sommers, der thermische Nordost Passat, ist eingeschlafen. An den Stränden fegt es nicht mehr unangenehm. Die Preise für Flüge und Hotels fallen wieder, die Insel ist ruhig und leer wie früher einmal. Die Kellner nicht mehr genervt, auch Mietwägen sind wieder günstiger, irgendwie ist alles besser. Die Menschen, die auf der Insel leben, sind auch wieder entspannter nach dem Sommertrubel. Die August Hitze ist vorbei, die Touristenmassen nach Hause abgereist, man ist wieder unter sich. Das tut gut. Durchatmen. Das war einmal Fuerteventura und das gibt es auch noch etwas anders nach dem August, wenn der Wahnsinn vorbei ist. Und überrascht fragen sich die residente jedes Jahr: Warum kommen eigentlich alle im Juli und August, wenn es doch im September und Oktober am schönsten ist? Vor der Regenzeit und dem oft im Winter ungemütlichen Nordost Passat. Die schönste Zeit für jene, die nicht zum Kitesurfen, Windsurfen oder Wellenreiten kommen.
Dieses Thema ist schnell beantwortet. Wenn es um den maximalen Badespass und das schönste Stranderlebnis geht, dann gibt es genau vier Touristenorte, die gelistet werden müssen: El Cotillo, Corralejo, Costa Calma und Morro Jable. Um diese Orte herum liegen die schönsten Strände und dort ist auch das Baden möglich. Ein guter Teil der Strände ist mit einer "Blauen Flagge" ausgezeichnet, d.h. u.a. sind auch Lifeguards on duty, die im Fall der Fälle, meist mit einem Jetski, zu Hilfe eilen können. Sicher ist sicher und so verlockend der Atlantik auch türkisfarben schimmert, er ist keine Badewanne wie das Mittelmeer.
Wer im Hotel urlauben möchte und das direkt am Strand, für den kommen nur die Orte Corralejo, Caleta de Fuste, Costa Calma und Morro Jable samt der vorgelagerten Orten Las Gaviotas und Esquinzo in Frage. Wer 5 Sterne Luxus sucht, der muss nach Corralejo gehen oder sich in Caleta de Fuste umsehen, das in der genannten Riege aber die am wenigsten attraktiven Strände bietet, dafür mit zwei Golfclubs, Casino und mehr aufwartet.
Ansonsten werden in einem Grossteil der Orte Appartements auf den üblichen Buchungsplattformen angeboten. Manche Orte werden komplett davon dominiert wie der beliebte Ort El Cotillo. Dazu muss man aber wissen, dass bis 2018 ein Großteil der Quartiere illegal vermietet wurde, was die Finanz auf den Plan rief. Seit Januar 2018 hat Fuerteventura erstmals in seiner Geschichte einen eigenen Steuerprüfer. Wer am Eingang seines Quartiers kein violettes "Vv" Schild findet, das Anbringen ist Vorschrift, wohnt illegal. "Vv" steht für "Vivienda vacacional" also soviel wie Ferienwohnung. Das Gegenteil sind die normalen Wohnungen, die ohne Lizenz vermietet werden dürfen, die "Vivienda residencial". Sie dürfen nicht unter einer zusammenhängenden Periode von 3 Monaten vermietet werden. Das Anmieten einer "Vv" hat nicht nur zur Folge, dass der Vermieter Steuern abführen muss, sondern hat auch grosse Vorteile für den Touristen: Gewisse Standards müssen erfüllt werden, um die Lizenz zu erhalten und auch der offizielel Beschwerdeweg steht dem Touristen bei Mängeln offen. Wird ein Beschwerdeformular abgegeben, wird dem unglaublich aber wahr behördlich immer nachgegangen und der Beschwerdeführer wird von den Vorgängen in Kenntnis gesetzt, eingeschrieben!
Strandwanderung von Morro Jable oder Costa Calma.
Der Playa Boca de mal Nombre ist ein herrlicher Strand. Obwohl an der touristischen Küste zwischen Morro Jable und Costa Calma gelegen, ist er gar nicht so vielen Urlaubern bekannt. Recht versteckt befindet er sich weit unterhalb der Autobahn FV-2 zwischen zwei Klippen. Feinsandig mit seicht abfallendem türkisfarbenem Wasser ist er überdies recht windgeschützt und bietet eine Chiringuito, Liegestühle und Sonnenschirme.
Der Playa Boca de mal Nombre ist zwischen Costa Calma und Morro Jable zu finden. Von beiden Orten aus lässt er sich über eine herrliche Strandwanderung immer durch feinsten Sand erwandern. Wer sich einwenig bewegen will oder Strandspaziergänge liebt, der sollte den Playa Boca de mal Nombre zu Fuss besuchen. Jene, die nach einem langen Sonnentag keine Lust mehr haben zu Fuss zurück zu gehen, nehmen einfach den Bus. An der FV-2 liegt eine Bushaltestelle, an der jede Stunde mehrer Buslinien in beide Richtungen vorbei kommen.
Ob Formentera oder Fuerteventura: Baden im Meer birgt besondere Gefahren. Das sollte jeder Wissen und darauf vorbereitet sein. An Stränden mit starker Brandung und / oder Gezeiten herrschen gefährliche Unterströmungen. Sie entstehen in dem Brandung und / oder Gezeiten massiv Wasser auf den Strand drücken. Da der Strand offensichtlich nicht "überläuft", muss das Wasser auch irgendwo wieder abfliessen. Dazu sucht es sich unter Wasser Kanäle zwischen Riffen und Sandbänken, sogenannte "channels" wie es die Surfer nennen. Der Sog in den channeles ist so stark, dass er sogar die Beine in seichtem Wasser wegreissen kann. Dagegen anschwimmen ist völlig zwecklos sogar tödlich. Wer einen kühlen Kopf bewahrt und die Technik kennt, kommt aber fast immer, so er passable schwimmen kann, wieder aus einer Strömung frei. Wie das geht, zeigt diese Grafik. Vom Strand aus kann mit einwenig Übung eine Unterströmung gut erkannt werden. Wird zwischen den anlaufenden Wellen und den Wellenkämmen eine beständige Kerbe oder Schneise entdeckt, dann ist das ein sicheres Zeichen für eine tückische Unterströmung. Schwimmer meiden sie grossräumig, Surfer nutzen die channels, um sich kräftesparend ins Line-up ziehen zu lassen!