Virgen del Buen Viaje El Cotillo.

Schutzheilige – die gefährliche Fahrt mit Ruderbooten auf den Atlantik.

Bei der Fiesta “Virgen del Buen Viaje" in El Cotillo, wird die Schutzheilige angerufen, die sich die Fischer von El Cotillo gewählt haben, die Jungfrau der guten Reise. Sie soll den Fischern beistehen, damit sie sicher mit gutem Fang vom Atlantik nach Hause kommen. Denn das war in früheren Zeiten ungewiss. Der Atlantik ist tückisch. Massiv aufkommender Seegang, Sturm, es war gefährlich. Wettervorhersage gab es nicht, es wurde auf Erfahrung gesetzt. Kam ein Wetter auf, hiess es an die Riemen und nicht immer wurde gegen Wind und Wellen angekommen. Keine Zeit, in der einfach ein 250 PS Aussenborder angeworfen werden konnte, um in 15 Minuten im sicheren Hafen anzulanden. Auch bei ruppigem Wetter ging es hinaus aufs Meer. Essen musste auf den Teller. Der bliebt oft leer und so verhungerten und verdursteten noch bei den grossen Dürren 1901 und 1907 Menschen auf Fuerteventura. Kaum vorstellbar, aber die "guten alten Zeiten" waren erbarmungslos und rau. Kam ein Fischer von der Ausfahrt nicht zurück, blieben die Teller seiner Familie leer. Die Existenz nicht nur finanziell stand auf dem Spiel. Nur so sind die Denkmäler zu Ehren der Fischer richtig zu verstehen, die Frauen zeigen, die sehnsuchtsvoll Ausschau auf das Meer halten. An der Fischermole in El Cotillo zu finden, an der alten Mole am Playa de Clavellina in Corralejo, am Paseo in Puerto del Rosario und anderen Ortes auf dem Archipel.

Das alles ist bei einem Grossteil der Fiesta Besucher in Vergessenheit geraten. Die Fiesta Virgen del Buen Viaje ist zu der Party Fiesta nicht nur Fuerteventuras sondern des gesamten Archipels geworden. 10 Tage durchgehend Party, es wird nonstop gefeiert, Tanz und Musik am Festplatz, ein dichtes Rahmenprogramm. Tausende Gäste fallen nach El Cotillo ein. Die Strassen stehen mit Wohnmobilen voll und in jeder erdenklichen Unterkunft bis hin zur Garage wird genächtigt. Gemietete Zimmer werden nicht selten von 10 jungen Menschen belegt, denn die Fiesta in El Cotillo ist bei der Jugend des Archipels Kult. Einmal muss jeder dabei gewesen sein, beim wilden Feiern und so ist sie oft die erste Reise des Lebens, die junge Leute alleine unternehmen. So wie in Österreich die erste Reise vielleicht mit 16 Jahren nach Italien an die Adria führt, so geht es auf den Kanaren nach El Cotillo. An die Strände, die Hitze des August, den vielen Parties die allabendlich stattfinden. Es herrscht absoluter Ausnahmezustand. Die Hitze ist drückend im August, ausser Badebekleidung hat kaum jemand etwas am Körper, selbst im Supermarkt. Ein eigenartiges Bild für Spanien. Nun gut, die Kanaren sind in vielen Bereichen sehr lateinamerikanisch. Die Supermärkte kommen kaum nach die Getränkeregale aufzufüllen, Bier wird nur noch auf Paletten ins Geschäft gestellt. Nach dem Strand sitzen am Abend die Menschen auf der Strasse und zünden den Grill an. Denn wer keine Terrasse hat feiert einfach auf der Strasse. Verblüffend bei diesem trinkfreudigen Fest ist, das El Cotillo noch nicht einmal eine Polizeistation hat, kein Polizist zu sehen ist und trotzdem nicht Mord und Totschlag herrscht und es friedlich zu geht. Nur bei einigen Schlüsselevents, bei denen sich die Massen nur so drängen, wacht das Auge des Gesetztes mit scharfen Blick.

Die zwei zentralen kulturellen und historischen Ereignisse ist der "día principal" und das grosse Fischessen an der "Muellito de los Pescadores", die kleine Mole der Fischer, von Touristen auch gerne fälschlich "alter Hafen" genannt. Der "día principal" findet wie die Fiesta Nuestra Señora del Carmen in Corralejo statt. Eine Messe zur Mittagszeit, danach wird die Schutzpatronin die Virgen del Buen Viaje in einer Prozession durch den Ort getragen und anschliessend auf einem geschmückten Fischerboot in Begleitung einer ganzen Flottille auf das Meer hinaus gefahren. An Bord die Geistlichen. Jedes Jahr wird ein anderes Schiff gewählt das die Ehre hat, die Schutzpatronin an Bord zu haben und die Flottille anzuführen.

Das zweite kulturelle Ereignis der Fiesta ist das grosse Fischessen, das die pescadores von El Cotillo ausrichten. In der Bucht Caleta del Río am Leuchtturm Faro de Tostón wird in alter Art mit dem Treibnetz eine klein LKW Ladung der beliebten Goldbrasse aus dem Meer gezogen. Diese wird dann an der "Muellito de los Pescadores" gemeinschaftlich ausgenommen und eingesalzen. Sie kommt am nächsten Tag beim grossen Fischessen auf einen meterlangen Grill an der Mole. Jeder Gast, der zum Essen erscheint, erhält kostenlos einen Teller Goldbrasse mit Kartoffeln. Ein Bier kann man sich an einem Stand dazu kaufen.

Das Rahmenprogramm der Fiesta Virgen del Buen Viaje ist bunt und für jeden ist etwas dabei. 10 Tage volles Programm für jede Altersklasse. Beachvolleyball Turnier, Schaumparty für die Kids an der Fischermole, Riesenrutsche ins Hafenbecken oder der Tag "Fiesta de la Agua", an dem der ganze Ort mit Spritzpistolen unterwegs ist und sich nass macht. Gerne werden auch Eimer Wasser aus dem Fenster auf ahnungslose Passanten gekippt. Touristen sollten an diesem Tag die Kamera zu Hause lassen, denn es ist jeder fällig. Einheimische tragen gut gewappnet ihre Mobiltelefone in Wasserdichten Taschen um den Hals. In jedem Surfgeschäft zu bekommen. Das zentrale Ereignis für jene, die feiern wollen, ist die "gran verbena", das grosse Fest, der grosse Tanz mit Livemusik, Tanz und feiern bis in die Morgenstunden. Wer die "carteles" studiert, die überall angeschlagen sind, bekommt ein detailliertes Programm.