In der Iglesia de Corralejo findet sich die Statue der Schutzheiligen "Nuestra Señora del Carmen". Die "Virgen del Carmen", eine Heilige, die in Spanien von ganz besondere Bedeutung ist, denn Fischer und die spanische Marine haben die "Virgen del Carmen" zu ihrer Schutzpatronin gewählt. Daher wird die "Virgen del Carmen" von Seeleuten auch "la estrella de los mares", der Stern der Meere, genannt. Im Deutschen heisst die Schutzpatronin "Unsere Liebe Frau auf dem Berge Karmel" und geht auf die Karmeliter zurück, die im heiligen Land als Einsiedler lebten und am Berg Karmel eine Kapelle errichteten, zur Ehren der "Lieben Frau auf dem Berg Karmel". Vor allem auf der Iberischen Halbinsel setzten sich bald die Karmeliter als Orden durch. Das erste spanische Karmeliter Kloster wurde in Perpignan gegründet, damals noch Teil Aragóns und nicht Frankreichs. 1265 folgte das zweite Karmeliter Kloster ebenfalls in Aragón in der Stadt Corona de Aragón. Aber auch in Deutschland war der Orden aktiv. Das erste Karmeliterkloster wurde 1368 noch vor Perpignan im bayerischen Straubing gegründet, Sankt Klara bei Köln folgte 1249, Mainz 1270.
Am Tag der Heiligen, am 16. Juli, herrscht in Corralejo Ausnahmezustand. Das ist der "día principal" der Fiesta Nuestra Señora del Carmen, an dem auch die "función religiosa marítimo terrestre en honor a Nuestra Señora del Carmen" stattfindet, eine Messe und aufwändige Prozession. Alle Geschäfte, die nicht rein touristisch sind, schliessen, selbst Apotheken, denn bei der Messe und Prozession ist jeder dabei. Alte, Junge und auch wenn der Kirchgang auch bei der spanischen Jugend schon an Bedeutung verloren hat, gläubig sind sie trotzdem. Der Tag der Schutzpatronin ist auch jener, an dem vor und während der Prozession Fürbitten an die Heilige gerichtet werden.
Der "día principal" beginnt mittags mit einer Messe. Sie ist so gut besucht, dass Lautsprecher für die Gläubigen am Plaza de la Iglesia" aufgestellt werden müssen, da die Kirche völlig überfüllt ist. Wer einen guten Platz bekommen möchte, erscheint schon gut eine Stunde vor der Messe. Dann kann er auch ganz nahe an sie Statue der Schutzpatronin heran, die geschmückt bereit steht, um mit der Prozession mitgetragen zu werden. Die Träger wechseln jedes Jahr durch, denn es ist eine hohe Ehre gewählt zu werden. Vor der Messe fotografieren die Gläubigen die Statue oder machen Selfies, die sie zu Hause neben das Kreuz hängen. Viele derer die früh vor Ort sind, bringen ihre Fürbitten vor und berühren die Heiligenstatue ehrfurchtsvoll. Die Messe beginnt pünktlich und ist für Fuerteventura recht lang. Dann beginnt die Prozession. Die Heilige wird aus der Kirche durch die engen Gassen des alten Corralejo getragen bis die alte Mole am Playa de la Clavellina erreicht wird. Immer wieder stoppt der Zug, der jedes Jahr von einer anderen ausgewählten Musikgruppe in Tracht musikalisch begleitet wird, da Gläubige Bilder von und Selfies mit der Statue der Virgen del Carmen machen wollen. Das ist ganz normal und freut den Pfarrer, dass seine Schäfchen so sehr auf die Jungfrau vertrauen. Wenn der Festzug stoppt, ruft Hochwürden "¡viva virgen del carmen!", was die begeisterte Menge dreimalig mit einem "¡viva!" beantwortet. Es ist kaum ein Durchkommen in den Gassen. Am Paseo am Strand wird es für jene, die Menschenaufläufe nicht mögen, schon eher bedrohlich.
Dann kommt der Höhepunkt, die Schutzpatronin wird auf ein jedes Jahr neu gewähltes und festlich geschmücktes Fischerboot geladen. Meist eine heikle Sache, denn die Boote sind nicht sehr gross. Danach steigen die Geistlichen, der Pfarrer samt Gastpfarrer und Anzulernende, ins Boot bzw. werden von Helfern in dieses gehievt. Da meist recht füllig muss nachgeholfen werden, eine ziemliche Prozedur und fast kein Jahr vergeht, in dem nicht einer der Geistlichen ins Wasser fällt. Das wird mit einem kurzen und sofort unterdrücktem Lachen der Menge quittiert, denn über Hochwürden wird nicht gelacht. Sind alle glücklich an Bord, ertönt vom Boot der Ruf "¡viva virgen del cramen!", der von der Menge im Chor dreimal mit "¡viva!" quittiert wird. Dann setzt sich das auserwählte Boot in Fahrt, an der Spitze einer ganzen geschmückten Flottille, welche die Schutzpatronin durch die gesamte Bucht fährt, um ihren Segen allen teilwerden zu lassen. Danach geht es zurück wie gekommen. Abertausende Menschen sind auf den Strassen und auch die sonst etwas nachlässig gekleideten Majoreros erscheinen in A-Garnitur festlich.
Der "día principal" ist tatsächlich Ausnahmezustand in Corralejo. Tausende begeisterte Menschen säumen die Strassen und den Paseo, man hat das Gefühl, die ganze Insel ist zusammen gekommen. Wer eine echte spanische Fiesta noch nicht erlebt hat, sollte unbedingt dabei sein. Am Abend beginnt dann die "gran verbena", das grosse Fest, der grosse Tanz, am Festgelände auf dem grossen Parkplatz vor dem Yachthafen. Eine Bühne ist aufgebaut, Musik und Tanz bis 4 Uhr früh. Das Festgelände eingegrenzt von dutzenden Gastrowägen. Ohne Skrupel wird gegessen und getrunken wonach die Lust steht.
Während der Woche der Fiesta wird jedes Jahr ein dichtes Rahmenprogramm ausgerichtet. Veranstaltungen für Kinder, Sportwettbewerbe und vieles mehr. Besonders interessant die Regata Vela Latia, die zur Fiesta ausgetragen wird. Und natürlich findet wie bei allen grossen Fiestas der Insel eine Nachprozession in den Hafen statt wo ein spektakuläres Feuerwerk stattfindet, ein "fuegos artficicales".
Die Fiesta "Nuestra Señora del Carmen" findet um den Tag der Schutzpatronin Virgen del Carmen, das ist der 16. Juli, statt. Dies ist auch der "día principal" an dem Messe, Prozession und das grosse Fest am Abend stattfindet.
Die ganze Woche um den 16. Juli ist ein reges Programm aufgesetzt. Es lohnt den "cartel" mit dem Programm zu studieren, der überall angeschlagen wird oder auf der Website der Gemeinde La Oliva nachzulesen ist.
Corralejo bietet das breiteste aber nicht das beste gastronomische Angebot der Insel an. Im Gegensatz zu den Geschäften schliesst am "día principal" kein Gastronom, denn da rennt das Geschäft so richtig.
Am Festplatz säumen annähernd zwei Dutzend Gastrostände den Platz. Typisches spanisches Fiesta Essen gibt es wie gegrillte Schweinelende, mexikanische Tacos und ähnliches, viel Süsses, denn Spanier sind verrückt danach, Stände die nur Mojito ausschenken sind Pflicht, ander warten mit eiskaltem Bier und Cubatas auf. Für jeden ist gesorgt. Die Preise moderat.
Wer in Corralejo während der Fiesta Nuestra Señora del Carmen urlaubt, kann sich der Fiesta kaum entziehen. Aber es gibt noch viel mehr als nur die Prozession und die "gran verbena". Es lohnt die "carteles" zu studieren, die an jedem Supermarkt oder Lokal angeschlagen sind. Viele interessante Veranstaltungen um den "día principal" finden statt, vor allem auch für Kinder wo es heisst mitmachen und Spass haben. Kostenlos sind sie auch noch. Wer nicht nur am Strand liegen möchte, sollte sich das Programm ansehen, dass auch auf der Website der Gemeinde La Oliva zu finden ist.
Die Isla de Lobos – Naturjuwel, Badeparadies.
Während der "función religiosa marítimo", wenn vom Playa de la Clavellina die Virgen del Carmen beobachtet wird, wie die festliche Flottille durch die Bucht kreuzt, liegt im Hintergrund immer die Ilsa de Lobos. Eine Insel aus Vulkangestein, das vom Vulkan Bayuyo (272 m) südlich von Corralejo ausgespuckt wurde und sich ins Meer ergoss. 50 tsd. Jahre ist das her und vor 20 tsd. Jahren während des Würm-Glazial, konnte die Isla de Lobos noch trockenen Fusses von Corralejo aus erreicht werden. Heute wird dazu z.B. die Fähre benötigt. Tief ist "El Río" aber nicht. Mehr als fünf Meter tief ist es nie.
Alleine die Überfahrt in der Fähre zur Ilsa de Lobos ist schon besonders schön. Ein herrlicher Blick breitet sich zu den Stränden von El Jable aus und auf die lsa de Lobos selbst. Lobos ist wunderschön zu umwandern, die Bucht Caleta de la Rasca oder Playa de la Caleta locken mit türkisfarbenem Wasser zum Baden. Niemand, der in Corralejo ist, sollte Lobos verpassen und auch mit eigener Kraft im Seekajak überzusetzen ist keine schlechte Idee.
Gerade am "día principal" ist Corralejo brechend voll. Um den Playa de la Clavellina ist kaum noch ein Durchkommen in den Gassen. Man braucht viel Zeit. Um Corralejo ist alles zugeparkt und auch im Süden oberhalb der Stadt sind die unzähligen Parkplätze entlang des Acua Waterpark heillos überfüllt. Viele Wohnmobile stehen dort auch, um die Tage der Fiesta dort zu bleiben. Immer Platz gibt es um das Busterminal die "Estación de Guagua", dort wo auch das Centro de la Salud liegt, neben den beiden markanten Windrändern der Wasseraufbereitung. Dort am freien Feld findet sich ausreichend Parkraum. Und das Gute, das Ganze liegt gleich in der Nähe der Iglesia de Corralejo, also ein Bruchteil des Fussmarsches, der vom Acua Waterpark absolviert werden müsste.