Regata de Achipencos Puerto del Rosario.

Unmögliches wird seetauglich – durch die Bucht von Puerto del Rosario.

Wer mit einem geschliffenen Castellano nach Fuerteventura reist, mit dem er in Madrid perfekt durchs Leben kommt, der kann sich unter echten Majoreros fühlen wie in einem Land, dessen Sprache er nicht spricht. Aber keine Sorge, auch dem französischer Mathematiker und Seemann Jean-Charles de Borda, der Fuerteventura kartographierte, erging es so und daher haben einige Orte auf Fuerteventura, wie beispielsweise der Punta de Pesebre, derart eigenartige Namen. Viele Wörter aus dem lateinamerikanischen Spanisch werden auf den Kanaren verwendet beispielsweise guagua statt autobús, abgeleitet vom Hupen der Busse in Lateinamerika, dem guagua. Auch Begriffe der kanarischen Ureinwohner wie tagoror, ein Versammlungsort, finden sich im Spanisch der Kanaren. Die regata de achipencos trägt auch so einen Namen, den nur (alte) Insulaner verstehen und der ist hardcore. achipencos wie die Majoreros sagen, bzw. achupencos wie z.B. auf Teneriffa gesagt wird, ist u.a. eine baufällige Hütte. Bei der regata de achipencos handelt es sich also um die Regatta der baufälligen Hütten.

Und das trifft es, denn an den Start gehen aus Sperrmüll samt Tonnen zusammengezimmerte Schwimmobjekte. Alles wird verwendet, das zu finden ist und wer einige Wochen vor der Regatta durch die Randbezirke von Puerto del Rosario schlendert, dort wo grosse Freiflächen zu finden sind, wird immer wieder junge Leute entdecken, die eifrig an eigenartigen Objekten bauen. Sie bereiten sich auf die regata de achipencos vor.

Wer seinen Seekreuzer bis zur Regatta schwimmfähig gemacht und gemeldet hat, findet sich gegen Mittag an der Slipanlage der Cofradía, der Fischereigemeinschaft, an der Av. de Reyes España ein. Dort wird dann die Startnummer angebracht. Das Rennen läuft als offene Klasse ohne Yardstick. Alles ist erlaubt, jede Länge, Besegelung oder auch nicht, Ruder oder Flossenantrieb, nur Motoren sind verboten. Die Strecke, die zu überwinden ist, keine geringe, denn es geht die Handelsmole entlang und dann hinüber zum neuen schönen Stadtstrand Playa de los Hornos. Wer sich für eine Besegelung entschieden und keinen ordentlichen Kiel oder Schwert angebracht hat, wir in der Regel vom Nordost Passat an die Kreuzfahrermole getrieben.

Der Start erfolgt als Le-Mans-Start ohne Rücksicht auf Verluste. Das Feld ist binnen kürzester Zeit offen. Die Einen Kämpfen dagegen, an in der Kreuzfahrermole getrieben zu werden, die Anderen stellen fest, dass ihr Schiff mehr unter als über Wasser liegt. So entschliessen sich manche das Boote schwimmend zu ziehen und zu schieben. Auch das ist erlaubt, nur das Boot muss ins Ziel kommen, so wie das Pferd beim Palio di Siena. Wie das Boot den Strand erreicht ist egal. Der Sieger wird am Playa de los Hornos von einer grossen Menschenmenge jubelnd in Empfang genommen, die sich bereits gut eingetrunken und eingetanzt hat, denn die Av. de Reyes España ist gesperrt und Partyzone: Bühne, Musik, Gastrobuden. 2023 feierten 7.000 Karnevalisten am Paseo, dem Strand und den Hafenmolen. Die Stadtverwaltung meinte sogar 20.000 gesehen zu haben. Wie auch immer, es waren sehr viele und es war brechend voll. Die Stimmung war phänomenal und friedlich, wieviele es dann waren, ist eigentlich egal. Das Publikum wird von jungen Leuten dominiert. Touristen finden sich kaum einmal ein. Der Sieger der regata de achipencos gewinnt übrigens ausser der Ehre nichts.

Die Regata de Achipencos ist eine Idee der "amigos del colectivo Así Andamos" aus dem Jahre 1998 und findet seitdem, mit Ausnahme während des Corona Lockdowns, ununterbrochen statt.