Das Musikfestival Arena Negra in Gran Tarajal wurde erdacht, nachdem die Inselregierung das WOMAD – World of Music Art and Dance, erfolgreich von der Insel vertrieben hatte. Es fand 2014, 2015 und 2016 bei grossem Besucherzuspruch, auch von den Nachbarinseln, am Stadtstrand von Gran Tarajal, statt. Da das WOMAD bei freiem Eintritt stattfindet, ist es auf Sponsoren angewiesen. Der Inselregierung waren 150.000,- Euro Zuschuss zu viel. Es wurden lieber undurchsichtige kulturelle Initiativen, Stichwort Kalköfen Puerto del Rosario, finanziert. Für den Süden war der Verlust des WOMAD ein schwerer Schlag. Geschäftsleute gingen auf die Barrikaden. Las Palmas de Gran Canaria nahm das WOMAD mit Handkuss und nun findet es dort alljährlich nahe der Kreuzfahrer Mole, sehr professionell, aber leider nicht am Playa de las Canteras statt. Das genehmigte die Stadtverwaltung nicht, auch wenn die Ambitionen des Organisators verständlicher Weise in die Richtung gingen. Wem das WOMAD nichts sagt, es ist ein Kunstevent, das vom kreativen Geist Peter Gabriel, ehemals Frontman von Genesis, erdacht und lanciert wurde. Es tourt rund um die Welt und bietet jungen, interessanten, internationalen Künstlern eine Bühne, die sie sonst derart nicht hätten. Das ist einer der Reize des WOMAD, denn es lässt sich neue Musik fern des Mainstreams entdecken, die auf drei verteilten Bühnen zu hören ist. Teilweise sind die Acts auch ein Crossover aus Tanz und Musik. Tagsunter finden kostenlose Workshops statt, die Tanz, bildende Kunst u.ä. behandeln. Ein Fokus wird auch auf Kinder gelegt, um sie dem Thema Kunst näher zu bringen.
Als Señor Marcial Morales überraschend, für viele weniger überraschend, vorzeitig zurück trat und Fuerteventura die erste "presidenta" mit Señora Lola García bekam, ändert sich einiges. Sie sah die Bedeutung der Musikfestivals für die Insel, half mit Fördergeldern dem FEM – Fuerte en Música wieder auf die Beine und subventionierte den Nachfolger des WOMAD, das Area Negra, in Gran Tarajal. Das Arena Negra, schwarzer Sand bezugnehmend auf den schwarzen Stadtstrand, ist genau genommen ein Plagiat des WOMAD auf Provinzniveau. Bevorzugt treten kanarische bandas auf, gelegentlich auch von der Península, internationale nicht. Es wäre auch schwer, sie für das Arena Negra zu begeistern. Bespielt wird nur eine Festbühne. Festivals, die nur auf spanische oder nur kanarische Bands setzen, haben es schwer, ein gutes Programm zu bieten. Die Dichte an verfügbaren guten Acts ist dann eben sehr dünn. Und nachdem das Programm lokal gestaltet wird, ist die Sicht auf Musik und Kunst sehr provinziell. Vieles bewegt sich zwischen Schlager und Pop, Acts die eben einer breiteren Masse munden und sehr einfache Kost sind. Ausreisser gibt es natürlich immer wieder. Beim Soundcheck 2023 von Efecto Mariposa entstand der Eindruck, dass der Lead Gitarrist, der eine virtuose Rockgitarre anklingen liess, in der falschen Band die falsche Musik spielen muss. Wie beim WOMAD werden beim Arena Negra tagsunter Workshops angeboten. Sehr kreativ waren die Schöpfer des Arena Negra also nicht, nachmachen heisst die Devise.
Das Ambiente des Arena Negra am wunderbaren von Touristen, wohl mangels Kenntnis, ignorierten Playa de Gran Tarajal, ist traumhaft: Feinster schwarzer Sand auf einem sehr langen und sehr breiten Strand, der vor einer grossen und ruhigen Bucht liegt. Umgebende Klippen schotten den Wind ab. Gesäumt wird der Strand von einem hübschen paseo mit vielen Palmen. Schon wegen all diesem, sollte dem Musikfestival eine Chance gegeben werden. Der Besucher sollte sich aber mit einfacher spanischer Popmusik anfreunden können, die jedenfalls aber immer sehr rhythmisch ausfällt. Es heisst sich auch auf eine Besonderheit aller Musikfestivals auf Fuerteventura einzustellen: Die Soundanlagen sind monumental und werden bis ultimo ausgereizt. Wer zu nahe an der Bühne steht hat gute Chancen, sein Gehör dauerhaft zu schädigen. Feinfühligere werden aber ohnedies, binnen Kürze, in die hintersten Reihen ausweichen oder noch weiter, da die Ohren schmerzen.
Da Gran Tarajal untouristisch ist und im Gegensatz zur Vergangenheit, durch die Entwicklung von Puerto del Rosario, wirtschaftlich hauptsächlich nur noch regionale Bedeutung hat, existiert in der für Fuerteventura grossen Stadt kein einziges Hotel, auch keine Vv, Ferienwohnungen. Das soll sich mit einem geplanten grossen Hotelkomplex am Hafen ändern. Die Baugenehmigung wurde 2023 erteilt, gebaut wird noch nicht. Da das Festival an zwei Tagen bis spät in die Nacht stattfindet, werden am Stadtrand hinter dem Strand grosse Flächen für Campervans und Wohnmobile planiert, die kostenlos genutzt werden können und beleuchtet sind. 500 Stellplätze sind es, die 2023 kaum ausreichten. Sanitäreinrichtungen werden aber auf diesem grossen Areal nicht aufgestellt. Auch am Festgelände selber, gibt es nur am nördlichen Ende des Strandes recht wenige "Dixi" WCs, die erst nach einem gewissen Alkoholspiegel aufsuchbar sind, wie auch sonst auf der ganzen Welt. So entscheiden sich Männer eher zum Wildpinkeln. Hier sind Amateur Event Manager am Werk, denn bei 25 tsd. Besuchern (2023) ein Unding. Die Bühnentechnik, wie auch die Dokumentation des Arena Negra mit Steadicams und Kran Kameras, sind hingegen state-of-the-art und kommen von Gran Canaria. Wenn nur die Dezibelzahl einwenig runter geregelt würde.
Jedem sagt andere Musik zu, denn sie ist zwar Mathematik in Noten gefasst, aber eine sehr emotionale Sache. Wer keine internationalen Highlights erwartet und einmal spanische Pop Musik "probieren will", sollte dem Arena Negra eine Chance geben. Vielen wird sie auch richtig gut gefallen. Das Ambiente ist jedenfalls besonders, die Stimmung ausgelassen und friedlich. Dafür sorgt auch die Präsenz der Guardia Civil. Das Publikum ist kanarisch, die Altersklasse der Besucher, wie bei spanischen Fiestas, von Kindern bis Rentnern.
Das Festival Arena Negra findet Ende der zweiten Novemberwoche an einem Freitag und Samstag statt. Anfahrt siehe Gran Tarajal.
Wer mit dem Campervan kommt, wird 500 gratis Stellplätze finden. Besucher die nicht vor Ort übernachten, können kostenlose Sonderbusse von und nach Gran Tarajal nutzen. Alternativ können Taxis genutzt werden. Von Costa Calma kann mit 50,- Euro gerechnet werden. Zu viert ist das jedenfalls eine Option.
Ein paar Bier zu trinken und dann ins Auto einzusteigen und loszufahren, ist nie eine gute Idee, besonders nicht in Spanien. Alkohol und Drogentests (!) sind bei den unzähligen Verkehrskontrollen auf Fuerteventura fast Standard, die verhängten Strafen, zu recht extrem hoch bis hin zu strafrechtlichen Folgen.
Das Festival Arena Negra wie auch das FEM – Fuerte en Música, punkten durch ihr Ambiente. Die Locations sind sehr stimmungsvoll und einzigartig. Bei der Musik muss sich der Besucher aber mit spanischem Pop, Rock oder Rap anfreunden können. Ein Phänomen in España, wo hauptsächlich spanische Musik gehört wird, auch ins Bars oder dem Gym. Spanischer Pop neigt dazu, sehr ins kitschig schwülstige abzugleiten, hat aber seine Highlights in der E Musik, beispielsweise aus Valencia. Sehr rockige Popmusik wird im Norden Spaniens gemacht. Das wird allen auffallen, die das Baskenland bereisen. Auch sehr poetischer Rock, mit einer ganz eigenen Note, ist zu hören, wie jener von Love of Lesbian, die 2012 für den European Music MTV Award nominiert wurde. Es lohnt, sich auf spanischen zeitgenössische Musik einzulassen. Manches ist Schlager Liebesherzschmerz, anderes richtig gut, denn Rhythmus ist alles im spanischen Rock und Pop. Herausragend sind bisweilen die E-Gitarre und Drums. Schlaginstrumente spielen bei Sportevents und Fiestas eine grosse Rolle in Spanien, die tamborileros. Jede Gemeinde in Spanien hat diese Gruppen, die das ganze Jahr über proben, um mit feurige latino Rhythmen aufzutreten. Keine Domäne der Männer, wie in anderen Ländern. Männer und Frauen halten sich wohl die Waage.
Ein Festival oder eine Fiesta ohne chiringuitos, Imbissbuden, ist in Spanien undenkbar. Geboten wird für jeden etwas: Richtig fettes, süsses, churros, bis hin zu köstlichen bocadillos de lomo, also Brötchen mit gegrillter Schweinelände und viel Knoblauch. Getränke werden in allen Varianten geboten. Jeder wird etwas finden, was ihm mundet. Mitnehmen muss sich niemand etwas, denn auf den Kanaren und besonders auf Fuerteventura, sind die chringuitos, die nicht Touristen als Zielgruppe haben, richtig preiswert.
Livemusik an der Lagune La Concha von El Cotillo.
Was das Arena Negra für den Süden ist, ist das FEM – Fuerte en Música – in El Cotillo für den Norden: Livemusik am playa in lauer atlantischer Brise nach Sonnenuntergang. Der Unterschied, das Arena Negra wurde erfunden, als das WOMAD beschloss nach Gran Canaria abzuwandern und plagiiert es auf Provinzniveau 1:1. Das FEM ist dagegen eine Institution, steht zu seinen Wurzeln: Kanarische bandas, vielleicht auch mal von der península. Der Auftritt der spanisch-französischen Band Sergent Garcia 2016, war ein einmaliger Höhepunkt, der nicht mehr erreicht wurde.
Wie auch immer, beide bespielen eine Festbühne an einem wunderbaren Strand. Jener in Gran Tarajal ist schwarz und von beeindruckender Grösse, La Concha in El Cotillo klein und lauschig. Beide haben ihren ganz besonderen Reiz und wer sich auf kanarische oder spanische Pop Musik einlässt, dem werden die Festivals gefallen.
Das Festival Arena Negra startet mit dem ersten Gig um 20 Uhr. Genug Zeit, um zuvor noch um die Ecke einen epischen Sonnenuntergang zu geniessen. Vor Gran Tarajal kann nach Las Playitas abgebogen werden. Von dort führt eine schmale Strasse zum Faro de la Entellada, ein Leuchtturm, der auf einer gut 100 Meter hohen Klippe liegt. Dort oben lassen sich grandiose Sonnenuntergänge erleben. Vom Leuchtturm sind es nur 15 Minuten zum Parkplatz des Festival Arena Negra. Sunset geniessen und dann rechtzeitig zum ersten Ging an den Playa de Gran Tarajal ist also kein Problem, denn im November geht die Sonne um ca. 18:00 Uhr unter.