Das "FudeNaS" Mountainbike Rennen, Fuerteventura de Norte a Sur, wurde zum ersten Mal 2006 als reiner militärischer Leistungswettbewerb ausgetragen, an dem lediglich Angehörige der spanischen Streitkräfte und der Guardia Civil teilnehmen konnten. Das Interesse der Öffentlichkeit und MTB Begeisterten an dem Rennen war jedoch so gross, das es für die Allgemeinheit geöffnet wurde. Man hatte Zufällig eine "Marktlücke" bedient und heute starten sagenhafte 3.000 Biker zum Rennen über die Insel. Jährlich werden es mehr.
Ideengeber und Organisation des FudeNaS Rennens ist das 9. Infanterie Regiment auch "Soria 9" gennant. Kommandant der Einheit ist Coronel Jefe José Ignacio García Olmo. Wenigen bekannt, es handelt sich um eine elitäre kampferprobte Infanterie Einheit, die in der Kaserne in Puerto del Rosario, im alten Militärviertel "El Charco", stationiert ist. "Soria 9" zählt zu den ältesten militärischen Einheiten der Welt, die noch operativ tätig sind. Gegründet 1509 zog sie das erste mal 1557 gegen Franzosen in die Schlacht von St. Quentin und ging erfolgreich aus ihr hervor. "Soria 9" trägt auch den Spitznamen "El Sangriento", "das Blutige", denn es wurde und wird über die Jahrhunderte überall dort eingesetzt, wo es richtig unangenehm zur Sache geht: Spanischer Erbfolgekrieg, Gibraltar, Marokko, zuletzt kämpfte die Einheit in Afghanistan. Wer zu "Soria 9" geht dem ist bewusst, das er mit grösster Sicherheit in einen Kampfeinsatz irgendwo auf der Welt landen wird.
Neben der Kaserne in Puerto del Rosario besitzt "Soria 9" gegenüber dem Flughafen El Matorral ein grosses Trainingsgelände sowie einen ganzen Teil Fuerteventuras als militärisches Übungs- und Speergebiet. Es liegt Zwischen Valle de Santa Inés und den Playas Negras an der Westküste. Die Truppe besteht nicht nur aus Männern sondern hat auch aus einem gewissen Frauenanteil. Wer also beim FundeNaS Rennen in der Wertungsklasse mitmacht, tritt auch gegen viele extrem zähe Soldaten und Soldatinnen an, die nicht leicht zu schlagen sind. Denn sie befassen sich Tag ein Tag aus damit fit zu sein. Hauptberuflich.
Das Rennen startet in Corralejo, die Ziellinie liegt in Morro Jable. Es sind mehr als 150 Km zu bewältigen. Die Länge variiert jedoch, da sich das Organisationsteam immer eine andere Streckenführung über die Insel einfallen lässt. Das macht es spannender und abwechslungsreicher. Pisten gibt es genug auf Fuerteventura. Gestartet werden kann in zwei Klassen. Die Erste ist die Eintages-Variante. Start in Corralejo Zieleinlauf in Morro Jable. 2017 gingen in der Königsdisziplin 1.074 Biker an den Start, die ein scharfes Tempo über die Insel fuhren. Die Zweite ist die Zweitages-Variante. Bei ihr wird die Strecke in Zwei Etappen gefahren, Zwischen-Stopp ist Antigua. In dieser Klasse gingen 2017 1.224 Bikern an den Start. Wer möchte, kann in Antigua in einem grossen Militärcamp, das errichtet wird, auf einem Feldbett nächtigen. Verpflegung, Feldduschen usw. gibt es natürlich auch. Das Ganze kostet lediglich 5,-. 596 Biker übernachteten 2017 "im Feld". Wer es komfortabler will, der muss sich an der Ostküste ein Zimmer suchen, denn in Antigua gibt es kein Hotel. Viele, vor allem kleine Teams, werden auch von einem Camper Van begleitet.
Das gesamte Rennen ist "generalstabsmässig" geplant und organisiert. Es ist zu merken, dass die Einheit "Soria 9" keine Einheit normaler Grundwehrdiener ist. Würde man das Event in Bezug auf die Organisation bewerten, könnte man nur die Note "perfekt" ohne Abzüge vergeben. An alles ist gedacht und Sicherheit ganz oben auf der Liste. An jeder öffentlichen Strasse, die gekreuzt wird, stehen Soldaten die den Verkehr regeln. Vier Militärärzte sind auf der Strecke mit Enduros unterwegs und sind im Fall der Fälle schnell vor Ort. Kommt es zu schlimmeren Unfällen, was bisher noch nie der Fall war, stehen sieben Krankenwagen und drei Militärhubschrauber bereit. Selbst zwei voll ausgestattet Feldlazarette mit Intensivstation werden aufgebaut. Es gibt wohl kaum ein MTB Rennen mit dieser Ausstattung. Es gleicht fast einer Leistungsschau von "Soira 9" die beeindruckt. Ganz sicher ist es auch als Übung für die Einheit gedacht, zum Beispiel für Assitenzeinsätze im Katastrophen-Fall.
Auf der gesamten Strecke finden sich Labestationen. Gut 300 Soldaten stehen bereit, um den vorbei fahrenden Athleten Getränke, Bananen und ähnliches in die Hände zu drücken. Alleine tausende Wasserflaschen, Bananen und mehr palettenweise über die Insel zu schaffen und alle Stationen aufzubauen bedarf schon einer ordentlichen Logistik. Für jene, denen die Sonne zugesetzt hat, stehen Sonnenzelte zur Verfügung. Dort findet sich auch Werkzeug, um Schäden zu beheben.
Auch der Start läuft kontrolliert ab. Das erste Feld mit den 1.074 Tagesracern ohne Karambolage ins Rennen zu schicken, ist keine leichte Sache. Die 2-Tages Fahrer gehen es schon lockerer an. Hier starten viele Clubs oder Gruppen, die die Mischung aus sportlicher Herausforderung und Event suchen.
Wer auf der Suche nach einem einzigartigen Mountainbike Event ist, sollte sich das FudeNaS auf Fuerteventura ansehen. Noch ist es etwas besonderes und in kontinental Europa ein Geheimtipp! Die Teilnehmerzahl ist auf 2.500 begrenzt, die jedes Jahr zügig erreicht wird.
Das FudeNaS findet immer Ende Oktober statt. Eine gute Zeit. Die Sommerhitze hat endgültig Fuerteventura verlassen, die Regenzeit beginnt erst ab Mitte November. Die Tage sind klar mit unverschämt blauen Himmel, die Temperaturen genau richtig. Gestartet wird im nordwestlichen Campo von Corralejo. Dann geht es erstmal durch die Vulkanpisten Richtung Lajares. Die Zweitages-Fahrer erreichen ihr Tagesziel in Antigua und brechen am zweiten Tag nach Morro Jable auf. Die Eintages-Fahrer treten durch Antigua durch und kommen nachmittags in Morro Jable im Ziel an.
Rahmenprogramm gibt es kein nennenswertes beim FudeNaS Rennen. Im Fokus steht der sportliche Wettbewerb. In Corralejo werden vor dem Starttag entlang des BAKU Parks Servicestationen von Radhändlern und Werkstätten unter kleinen Zelten aufgebaut. Sie ziehen Speichen nach, wechseln Bremsbelege und Reifen, schmieren die Kette. Für all jene, die mit wenig gepflegten Bike anrücken oder etwas vergessen haben.
Für die Teilnahme gibt es keine besonderen Voraussetzungen ausser einer Altersbeschränkungen. Personen unter 16 Jahren dürfen nicht starten. Personen zwischen 16 und 18 Jahren benötigen eine schriftliche Einwilligung des Erziehungsberechtigten und dürfen nur an der Zweitages-Variante teilnehmen. Unter 18 Jährige haben bei Wettbewerben in Spanien Limits. So dürfen sie nicht an Radrennen teilnehmen, die an einem Tag länger als 120 Km sind. Das ist beim FudeNaS allerdings der Fall. Leider nein heisst es auch für über 70 Jährige, da der Versicherer des Events, alle Teilnehmer sind versichert, über 70 Jährige aus der Deckung ausschliesst. Für unter 16 und über 70ig Jährige heisst es zuschauen.
Die Anmeldung zum Event erfolgt auf der FudeNaS Website. Dort findet sich auch auf einer Satelliten Karte der exakte Routenverlauf und kann im Vorfeld auch topographisch studiert werden. Weiters finden sich auch interessante Vergünstigung, die den Teilnehmern geboten werden. Sonderpreise in Hotels, für Fähren und Mietwägen werden von Sponsoren des Events angeboten. Die Links zu den Angeboten finden sich auf der FudeNaS Website.
Keine hohen Bergpässe – ein ewiges Auf und Ab unter intensiver Sonne.
Weder wird die Streckenlänge noch das zu durchquerende Zentralmassiv einen ambitionierten Hobby Biker Sorgen bereiten. Gut 150 Km mit 1.700 Höhenmetern sind zu bewältigen. Die Pässe lesen sich mit 400, 500 m Seehöhe lächerlich, doch schon so manch einer hat sich da ziemlich verkalkuliert. Fuerteventura ist mit seinem höchsten Berg Pico de la Zarza (807 m) nicht hoch, das ewige Auf und Ab in den Hügeln summiert sich zu einem ansprechenden Aufstieg.
In der Regel lässt der Nordost Passat im Herbst nach. Er schiebt dann auf "Südkurs" von hinten angenehm an, auf der zu fahrenden West-Ost Querung setzt er zu. Und ist er einmal auch im Oktober giftig, dann heisst es gegen stetigen 40 Km/h Wind antreten. Der grösste Feind ist aber der Calima. Fällt der Passat aus und herrscht ein Hochdruckgebiet über der Sahara, dann weht heisser Wüstenwind auf die Insel. Dann geht es zu Sache – das FudeNaS wird zum Kreislauftest.
Jene, die sich nur das "Spektakel" ansehen wollen, die stellen sich am besten auf das Campo zwischen La Oliva und Villaverde, wo eine grosse Labestation aufgebaut wird. Dort kann auch bequem mit dem Auto oder Bus zugefahren werden. Dort lässt sich das Treiben perfekt beobachten und staunen, mit welchem scharfen Tritt die Athleten teils vorbeikommen. Denn immerhin: Bis Morro Jable ist es noch ein ziemliches Stück und das zentral Massiv, das durchquert wird, steht den Bikern als Kriterium bevor.