Die "Feria Insular de Artesanía", die Kunsthandwerksmesse von Fuerteventura bei Antigua, hat mittlerweile eine lange Tradition. 1987 fand sie zum ersten mal statt, im gleichen Jahr, als erstmals das Kite Festival an Fuerteventuras Stränden statt fand. Heute ist die Feria Insular de Artesanía eine gut eingeführte und gut besuchte Messe. Kunsthandwerker von Fuerteventura präsentieren ihre Waren und verkaufen diese. Tiefstickerei bzw. Spitze, einst ein Exportschlager nach Lateinamerika, wunderbare Korbflechtkunst, Töpferwaren, scharfe Mojo Sosse, Seifensieder oder Hut Hersteller finden sich ein. Das Gewerbe des Hutmachers, einst ein einträgliches Gewerbe, denn wer konnte schon unter der kanarischen Sonne ohne Hut mit breiter Krempe den ganzen Tag am Feld arbeiten. So verzeichnet eine Statistik aus dem Jahre 1834 alleine drei Hutmacher Betriebe für den Ort Pájara nicht weit von Antigua. Aber auch Spezialitäten anderer Inseln wie Honigrum, der Ron miel, der aus Gran Canaria kommt, finden ihren Platz. Jede der 7 Hauptinseln ist auf der Messe vertreten.
Der Unterschied zu den wöchentlichen "Kunstmärkten" z.B. in Lajares oder El Cotillo: Auf der Feria Insular de Artesanía stellen aus und verkaufen echte Kunsthandwerker, also Menschen, die ein Handwerk gelernt haben und das meist schon sehr lange betreiben. Die etwas können, denn Kunst kommt von können. Auf den "Kunstmärkten" stellen hauptsächlich gescheiterte Glücksritter aus, denen das Geld ausging und die durch biegen billigen Silberdrahtes einfallslose Ringe herstellen, die dem Träger noch die Haut von den Knochen reissen, um einwenig Geld in die Tasche zu bekomme. Weiträumig meiden.
Wer echtes Kunsthandwerk auf Fuerteventura sucht, der sollte die Feria Insular de Artesanía besuchen. Dort kann man sich einen richtig coolen Hut kaufen, mit breiter Krempe und da Handarbeit und nach der täglichen Laune des Handwerkers entstanden und so immer anders. Man kauft ein Unikat, etwas das Wert hat und keinen billigen Sombrero wie auf den Wochenmärkten der aus Pakistan stammt. Wunderbare Korbflechtwaren lassen sich kaufen, klassisch hergestellt aus Palmblättern. Warum muss der Wäschekorb immer von IKEA sein? Wunderbare Souvenirs oder Mitbringsel finden sich: Honigrum, Schmuck, Seife, Mojo Sosse und mehr.
Die Feria Insular de Artesanía ist ein schönes Erlebnis auch wer nur zum Schauen kommt. In Ruhe kann sich der Besucher alles ansehen, erklären lassen, ohne von penetranten Verkäufern belästigt zu werden. Das ist nicht die Mentalität der Canarios und das ist angenehm: Man bietet etwas an, zeigt es auch gerne, aber jegliche Aufdringlichkeit ist dem Canario fremd. Denn besonders er schätzt seine Freiheit und lässt sich gar nicht gerne belästigen.
Auf Fuerteventura hat die Feria Insular de Artesanía einen hohen Stellenwert. Das Busunternehmen Tiadhe richtet einen Messe Linienverkehr ein. So ist die Messe auch ohne Auto bequem zu erreichen. Schulklassen unternehmen Ausflüge zur Feria, um das alte Kunsthandwerk der Insel zu erleben, das natürlich langsam etwas in Vergessenheit gerät.
Bisher traf man kaum Touristen auf der Messe an, so langsam spricht sich aber herum, dass die Kunsthandwerksmesse ein besonders lohnender Ausflug ist. Hier können ganz besonders schöne Souvenirs und Mitbringsel gekauft werden oder sehr nützliche Alltagsgegenstände. Die Preise verblüffen, denn einiges, das auf der Kunsthandwerksmesse zu entdecken ist, vertreiben "Reseller" wie Souvenirgeschäfte oder Geschäfte die kanarische Produkte anbieten ebenfalls und die nehmen ihren Einkaufspreis mindestens mal zwei. So kann man eine wunderbare Flasche Weisswein aus Lanzarote z.B. für 7,- Euro entdecken, die in den italienischen Touristengeschäften von El Cotillo mit sagenhaften 20 bis 30 Euro bepreist ist. Also, nicht übers Ohr hauen lassen. Die Gefahr lauert nicht bei den Einheimischen sondern bei den Glücksrittern und dort richtig unverschämt!
Die Feria Insular de Artesanía findet jedes Jahr Mitte Mai statt und dauert vier Tage. Direkt neben dem Museo del Queso Majorero in Antigua, dem ehemaligen Gutsitz der Molino de Antigua, werden grosse Zelte aufgebaut, um den Ausstellern und dem Rahmenprogramm ein Dach zu geben. Wer vor Ort ist, solle das sehenswerte Museum unbedingt besuchen.
Wie alle Messen auf Fuerteventura ist der Zutritt kostenlos. Ein grosser Parkplatz wird vor dem Messegelände auf freiem Feld angelegt und es verkehren Sonderbusse.
Im Haupt Ausstellungszelt findet sich eine grosse Bühne. Auf ihr wird kanarische Volkskunst dargeboten. Tänze, Musik und auch Theatergruppen ansässiger Schulen zeigen ihr Können.
Da Majoreros für ihr Leben gerne Essen und Trinken, eigentlich dies unentwegt tun, wenn dazu die Möglichkeit besteht, gibt es ein extra Gastronomiezelt, das bestens besucht ist. Auf die Linie zu achten oder am Ende noch zu sparen, das sind dem Majorero unbekannte Tugenden.
Hartes Brot – eine ganze Generation stickte.
Die Wirtschaft Fuerteventuras war und ist ein ewig extremes Auf und Ab. So wie die Insel von Extremen bestimmt wird, so auch die Wirtschaft. Entweder es boomt, oder man verhungert auf der Insel. Zwei Dürreperioden in den 1680iger dezimierte die Bevölkerung auf die Hälfte. In Zeiten, in den Kalk, Farbstoff, Soda oder Kali boomten, wurden richtige Vermögen gemacht. Vor allem von britischen Händlern.
In einer Zeit, in der gerade mal wieder Flaute auf Fuerteventura war, entdeckten im 19. Jhd. Händler die Insel als Produktionsstätte für Spitze. So wie heute Textilien aus Pakistan kommen, kam Spitze aus Fuerteventura. Tiefstickerei eine harte Arbeit, die Ausdauer und Disziplin verlangt. Das konnten die Menschen auf der Insel, denn ohne die Tugenden war man schnell verhungert. Nach den Unabhängigkeitskriegen in Lateinamerika entstand eine Bourgeoise mit Geld, denen es nach Luxus war, nach Spitze von Fuerteventura und so stickte die ganze Insel, die weiblich war, für Lateinamerika.
Wer nicht das Vergnügen hat auf der Insel zu sein, wenn die Feria Insular de Artesanía stattfindet und gerne Handwerkskunst gekauft hätte, der hat ganzjährig im Ecomuseo Alcogida in Tefía die Möglichkeit dazu. Dort arbeiten Kunsthandwerker der Insel, denen bei der Erstellung ihrer klassischen kanarischen Produkte zugesehen werden kann. Wer des Spanischen mächtige ist, bekommt auch umfangreiche Erklärungen wie und warum. Ihre Produkte können direkt gekauft werden und wer will und etwas Zeit hat, kann sich auch spezielles nach Wunsch anfertigen lassen. Die Preise sind mehr als fair!