Costa Calma wird über die FV-2, die nach und nach zur neuen Inselautobahn ausgebaut wird, Richtung Norden verlassen. Es geht vorbei am sehr empfehelenswerten Oasis Park und La Lajita. In La Lajita lässt sich übrigens in einem traditionellen Restaurant erstklassig Fisch essen.
Es wird auf die FV-56 gewechselt, danach auf die kleine FV-618. Eine bei Touristen wenig bekannte und kaum befahrene Variante, von der Ost- zur Westküste Fuerteventuras zu wechseln. Auf kleiner Landsstrasse geht es vorbei an der längsten Kartbahn Europas bis El Cardón, den Ort am Fusse des sagenumwobenen Montaña Cardón (694 m).
In El Cardón stösst der Besucher auf eine andere Welt Fuerteventuras. Dort wird in wunderbar angelegten Gavias der klassische Feldbau betrieben. Einige Szenen erinnern an Kuba, wenn Frauen und Männern mit breiten Strohhüten auf den Feldern arbeiten. Eine Szenerie, die kaum ein Tourist bei Fuerteventura im Kopf hat. In El Cardón sieht es auch so aus, als ob die FV-618 enden würde, doch sie geht in einer Linkskurve hinauf durch das kleine Dorf. Über sie wird der wenig bekannte Aussichtspunkt Degollada de las Brujas (374 m) erreicht. Er bietet nach Norden einen fantastischen Ausblick in die sanft geschwungenen Bergketten des Zentralmassivs. Vor allem am frühen Vormittag oder späten Nachmittag formt das tiefe Streiflicht eine atemberaubende Kulisse, die menschenleer ist. Richtung Süden blickend hat man den Montaña Cardón vor Augen. Dort führt ein netter Wanderweg zur Kapelle und den Quellen Ermita el Tanquito (460 m). Jährlich findet zu dieser eine Wallfahrt in traditionellen Kleidern mit viel Musik und anschliessendem Grillen an den Quellen statt.
Den Degollada de las Bujas auf der FV-618 verlassend, wird über die FV-605 der Mirador Pájara (447 m) erreicht. Die Inselverwaltung erklärte ihn 2015 kurzer Hand zum astronomischen Beobachtungspunkt der Urweinwohner, was so bezweifelt werden darf. Der nunmehr auf Mirador Sicasumbre getaufte Aussichtspunkt ist jedenfalls grandios. Er gehört zu den Stellen, von der West- wie Ost-Küste Fuerteventuras eingesehen werden kann, den Istmo de la Pared und bis an die Südspitze der Insel geblickt werden kann. Bei klaren Tagen ist ganz in der Ferne der Punta de Pesebre und Cofete zu sehen. Zwei Ziele, die am Nachmittag angesteurt werden. Am Sicasumbre können auch wunderbare und sehr eindrucksvolle Sonnenuntergänge genossen werden. Der Montaña Cardón liegt wie am Präsentierteller im Süden vor dem Besucher.
Der Aussichtpunkt Sicasumbre ist der Anknüpfungspunkt, an dem die "Südschleife" mit der "Zentralschleife" verbunden werden kann.
Der Sicasumbre ist der nördlichste Punkt der Route. Nun geht es über die FV-605 zurück nach Süden. Nach kurzer Autofahrt wird in den Ort La Pared abgebogen und dort die Strasse zum angeschriebenen Ausflugslokal zum Punta de Guadelupe genommen. Dort wartet ein grosses Felsentor auf den Touristen. Es ist zwar nicht so pitoresk wie jenes nahe Ajuy, das Peña Horadada, seine Besonderheit ist mehr, dass es begangen werden kann. Wie eine überdimensionale Sprungschanze ragt es in den Atlantik hinaus.
Die Bucht am Punta de Guadelupe ist sandig, wegen der tückischen Strömung zum Baden ungeeignet. Einige hundert Meter weiter südlich wird jedoch eine wahre Perle, der Playa del Viejo Rey, gefunden. So schön der Blick vom Aussichtslokal auch ist, zu empfehlen ist es nicht. Etwaiger Hunger sollte lieber bis Morro Jable im Zaum gehalten werden.
Vom Ort La Pared zurück auf die FV-605 geht es durch den Istmo de la Pared. Das ist die schmalste Stelle Fuerteventuras, ein Sanddünenfeld, das die Halbinsel Jandía an den nördlichen Teil Fuerteventuras anbindet. Ist dieses West-Ost passiert, geht es zügig und schnell eine grössere Distanz auf der neuen Insel Autobahn FV-2 nach Morro Jable. Passiert werden einige lohnende Orte, die man sich für einen späteren Besuch merken könnte. Z.B. der herrliche und weniger bekannte Strand Playa mal nombre oder der fantastische Aussichtspunkt Mirador de Los Canarios (340 m).
Wird von den Hügeln kommend nach Morro Jable hinunter gefahren, liegt der traumhafte Strand Playa del Matorral vor dem Besucher. Nicht genug, ein Leuchtturm steht auch noch auf diesem. Die umgebenden Salzwiesen sind geschützt und ein Paradies für Vögel. Wer genau hinsieht, wird farblich gut getarnt Kanarienvögel entdecken. Es lohnt auch den Fischerreihafen zu besuchen. Dort findet sich auch die Aufzuchstation für Meeresschildkröten, die ein weniger ansehnliches Leben fristet und sich über jede kleine Spende freut. Im Ort Morro Jable bieten sich Möglichkeiten etwaigen Hunger zu bekämpfen, bevor es nach einer Pause auf zur Etappe 2 geht.
Morro Jable wird auf der einzigen Strasse Richtung Süden, bzw. Richtung Fähr- und Fischerhafen, verlassen. Kurz vor dem Hafen zweigt, mittlerweile gut beschildert, rechts die Carretera de Punta Jandía ab. Erst asphaliert wird aus ihr, nach kurzer Fahrt am Friedhof von Morro Jable, eine Piste. Anfang der 2010er Jahre war diese, vor allem nach Regenfällen und besonders nach Cofete, von normalen Autos kaum noch, stellenweise gar nicht mehr, befahrbar. Seitdem die Inselverwaltung in eine moderne Strassenmaschine investiert hat, ist die Carretera de Punta Jandía immer in gut fahrbarem Zustand und von jedem Auto zu schaffen, ab und zu einwenig holprig. Obwohl die Mietwagenunternehmen das Fahren auf Pisten ohne Geländewagen untersagen, hält sich niemand daran. Da auf Fuerteventura 70% des Strassennetzes Piste ist auch schwer möglich, um den Wagen richtig zu nutzen.
Am besten man fährt gemütlich die kurvige Piste Richtung Süden, ohne Eile, der Abzweig nach Cofete wird rechts liegen gelassen und bald taucht in der Ferne der Leuchtturm Faro de Punta de Jandía auf. Vorher geht es noch vorbei am kleinen Ort Puerto de la Cruz, das zwei recht ausgefallene aber nicht schlechte Restaurants bietet. Am Leuchtturm angekommen, ist der südlichste Punkt Fuerteventuras erreicht. Das seit Jahren geplante Museum und Café will nicht so recht werden und so heisst es alles, was man unterwegs so trinken will, in Morro Jable einkaufen.
Vom Faro de Punta de Jandía sollte nicht gleich weiter nach Cofete gefahren werden, sondern unbedingt das kleine Leuchtfeuer, Punta de Pesebre, über eine namenlose Piste besucht werden. Vorbei geht es am Aerodrom de Jandía, zu erkennen an der rostigen Pistenwalze. Danach sehenswerter der kleine Playa de los Ojos, der nur über eine Treppe zu erreichen ist. Am Punta de Pesebre angekommen, steht man am südwestlichsten Punkt der Insel. Von dort sollte der kurze Weg hinauf zu einem Messpunkt gegangen werden. Von diesem ist die beeindruckende Bucht Caleta de la Madera und das nächste Ziel, Cofete, zu sehen. Las Palmas auf Gran Canaria liegt exakt 90 Km von dort im Westen. Am Punta de Pesebre können wunderbare, einsame aber meist windige Sonnenuntergänge erlebt werden.
Vom Punta de Pesebre geht es über den Faro de Punta de Jandía und Puerto de la Cruz zurück zum Abzweig nach Cofete. An der gross markierten Kreuzung schraubt sich eine Piste zum fantastischen Aussichtspunkt Degollada de Agua Oveja (259 m)hinauf. Von dort wird ein sensationeller Ausblick über den 14 Km langen Sandstrand von Cofete geboten. Meist ist es stürmisch. Die Geländekerbe beschleunigt den Nordost Passat auf Sturmstärke. Eine Jacke ist angesagt.
Vom Degollada de Agua Oveja geht es kurvig abwärts Richtung Cofete. Bei Flachländern löst die Piste ein mulmiges Gefühl im Magen aus. Alpenländer werden sie völlig harmlos finden. Auf halber Strecke wir der Abzweig zum Roque del Moro erreicht. Ein wunderbares Ziel für eine Strandwanderung.
Ist Cofete erreicht, wird jeder feststellen, dass es ein ganz spezieller Ort ist. Es werden am besten die mächtigen Wellen genossen, der endlose Strand, Wind und Einsamkeit. Den Besuch der Villa Winter sollte man sich sparen. Ein Rohbau, über den dem Touristen haarsträubende und nachweislich falsche Nazi Märchen erzählt werden. Besser den Strand und die einzigartige Landschaft geniessen, als sich mit solchem Blödsinn zu befassen. Wer noch Zeit und Energie hat, sollte lieber zur Islote de Cofete im Norden oder zum Roque del Moro im Süden wandern. Zwei unvergessliche, lange Strandspaziergänge. Baden an den Stränden ist lebensgefährlich.
Zurück zum Ausgangspunkt Costa Calma geht es wieder über Piste und dann zügig über die FV-2. Wer nach dem langen Tag Lust auf Fisch hat, kann den Tag im Fischereihafen von Morro Jable im urigen Restaurant der Fischerei Vereinigung, bei absolut fangfrischem Fisch ausklingen lassen.
Die grosse Inselrundfahrt auf Fuerteventura, die "Südschleife", umrundet einmal den gesamten Süden der Insel über die Ost- und wo möglich West-Küste. Ist die "Nordschleife" geradezu ein Sightseeing Marathon in Bezug auf Museen, findet sich auf der "Südschleife" nichts derartiges. Bei dieser überaus lohnenden Inseltour, stehen die Schönheiten der Natur Fuerteventuras, atemberaubende Küsten, Aussichtspunkte, Weite und einsame Strände am Programm. Eine Tour für Menschen, die die raue Schönheit, Weite und Einsamkeit Fuerteventuras entdecken wollen.
Die 160 Km, die zu fahren sind, mögen viele Abschrecken, sind aber nicht so dramatisch, wie sie erscheinen. Lediglich die Ost - West Verbindung die morgens zu fahren ist, wenn man noch frisch sein sollte, ist kurvig und auf kleinen Strassen zu bewältigen. Dafür sind die Strassen ausgestorben. Die 20 Km zwischen Costa Calma und Morro Jable werden bequem auf der neuen Inselautobahn zurück gelegt und auch bis Punta de Jandía kann gemütlich über die Piste gerollt werden. Bei richtiger Einteilung, ist die DIstanz nicht sonderlich dramatisch.
Die Higlights der Tour sind landschaftlicher Natur. In der ersten Etappe stechen die beiden grandiosen Aussichtspunkte Degollada de las Brujas (374 m) und Sicasumbre (417 m) heraus sowie das Felsentour Punta de Guadelupe. Auch der Strand Playa del viejo rey bei La Pared ist ein landschaftlicher Genuss.
In der zweiten Etappe sticht vor allem der Punta de Jandía, die Südspitze Fuerteventuras, mit seinem Bilderbuch Leuchtturm heraus. Von absolut atemberaubender landschaftlicher Schönheit und Einzigartigkeit der 14 Km lange Sandstrand von Cofete, an der wilden Westküste mit massiver Atlantikbrandung, sowie der Aussichtspunkt Degollada de Agua Oveja (259 m), hoch über Cofete, der einen beeindruckenden Blick auf die Küste bietet.
Wer raue und einzigartige ursprüngliche Natur liebt, wird von der "Südschleife" begeistert sein.
Empfehlenswerte Gastronomie ist auf der "Südschleife", im Gegensatz zur "Nordschleife", dünn gesät. Auf der ersten Etappe bietet sich eigentlich nur Morro Jable als Halbzeit Ziel an. Von der Gastronomie in La Pared ist eher abzuraten.
Auf der zweiten Etappe bieten sich überraschender Weise zwei sehr einfache Lokale mit Fischgerichten im winzigen Fischerort Puerto de la Cruz an. Die Restaurantion im Ort Cofete ist nicht empfehlenswert.
Natur pur – einsame Strandwanderungen von atemberaubender Schönheit.
In Cofete angekommen kann jeder individuell beurteilen, wie lange er für den Rückweg nach Costa Calma benötigen wird. Wer Zeit und Kräfte übrig hat und wem nach dem Sitzen im Auto nach Bewegung ist, der sollte sich unbedingt zur Islote de Cofete aufmachen. Es erwartet den Strandwanderer ein beeindruckendes Erlebnis auf einem schier unendlich lang wirkenden Sandstrand von enormer Breite. Auch die Islote an sich, die über eine Sandzunge bestiegen werden kann, beeindruckt.
Sportliche Zeitgenossen schaffen eine Richtung in 20 Minuten, weniger sportliche können auch 40 Minuten benötigen. Es darf nicht vergessen werden, das Gehen im Sand ist anstrengender als manch einer erwartet. Wasser und ein Imbiss muss in Morro Jable vorsorglich eingekauft werden, denn hinter Morro Jable gibt es keine Einkaufsmöglichkeit mehr.
Wem die Lust nach uriger Gastronomie steht, die eigentlich nur Fischgerichte anbietet, der könnte sein Glück in Puerto de la Cruz versuchen. Bis der Tourismusboom 2015 auf Fuerteventura ausbrach, verirrten sich in die beiden Lokale kaum einmal Touristen. Die Öffnungszeiten waren überdies nicht regelmässig.
Eine kleine Bar bietet einen sonnigen Balkon direkt am schmalen Sandstrand des Ortes und grillt auf der heissen Platte vor den Augen des Gastes. Das Restaurant am Ortseingang stellt je nach Bedarf einfach Tische und Sessel vor das Lokal auf unbefestigten Boden. Am Wochenende stark von Einheimische frequentiert, ist es für seine Fischsuppe bekannt.