Der Trail hinauf zum Morro de Cagadas Blancas (525m) präsentiert sich als herrlicher Trailrun aber auch schöne, kurze Wanderung. Das Valle de Tetir ist ein weites, für Fuerteventura recht fruchtbares Tal. Es wird von einer Nordflanke Richtung Tetir und einer Südflanke Richtung Casillas del Ángel begrenzt. An den steilen Hängen zeugen verfallene gavias von der landwirtschaftlichen Vergangenheit. Am Talschluss führt ein alter Pfad hinauf zu einem Pass, einen degollada, der in früheren Zeiten als kürzester Weg nach Tefía genutzt wurde. Dort standen die Mühlen die das gofio Mehl produzierten, welches dann von Puertito de Los Molinos verschifft wurde. Heute ist der alte Pfad Teil der Caminos Naturales de Fuerteventura, ein mittlerweile recht gut instand gesetztes und passabel markiertes Wegenetz der Sonneninsel. Intensiv begangen wird es nicht, denn den besonderen Reiz auf Fuerteventura zu wandern, haben noch nicht viele entdeckt. Für Trailrunner ist das Wegenetz, in Kombination mit alten nicht markierten Hirtenpfaden, ein El Dorado. Die Trails lassen sich beliebig in der Länge anlegen und kombinieren. Sie können gemütlich, sehr fordernd, mit vielen oder wenigen Höhenmetern und meist sehr aussichtsreich sein. Der Reiz für den Trailrunner ist die puristische Natur, die Einsamkeit und Unberührtheit und ein Inselprofil, das grossteils aus sanften Hügeln geformt ist, die sich fast immer gut laufen lassen.
Der Cagadas Blandas Trail folgt dem Wanderweg durch das Valle de Tetir hinauf zu einem Pass. Die Wegweiser bezeichnen ihn als „Degollada de Facay“. Laut der amtlichen Karte des Instituto Gegográfica Nacional de España, liegt dieser aber nordöstlich des Cagadas Blandas und wird mit einer Höhe von 477m festgelegt. Jener, zu dem der Wanderweg hinauf führt, ist kartographisch namenlos und liegt zwischen Morro de Facay (520m) und dem Morro de Cagadas Blandas (525m) und bringt es auf 447m. Wichtig ist das nicht, denn der Trailrun wird schön und aussichtsreich werden. Ihn zu laufen ist ein Genuss.
Der Trail beginnt im Valle de Tetir am alten Landgut Cortijo de la Sargenta. Ein interessanter Name, denn eine „la sargenta“ ist im ursprünglichen Sinn eine Laienschwester vom Jakobsorden. Auf Fuerteventura bezieht sich die Namensgebung des „el cortijo“, des Landgutes, wohl eher auf eine handfestere Bedeutung, nämlich Mannsweib, die es vielleicht einmal bewirtschaftet hat. Am Cortijo de la Sargenta wird das Auto abgestellt. Platz dafür gibt es reichlich. Dort startet auch ein ebenso aussichtsreicher Trail über den Degollada de la Sargenta hinüber nach Casillas del Ángel, der in einem weiteren Trailrunning Vorschlag beschrieben wird.
Vom Cortijo de la Sargenta zuerst auf Piste sanft in das Valle de Tetir hinein. Genau richtig, um sich einzulaufen und die Tagesform auszutesten. Der Anstieg zum Pass ist erstklassig zu laufen und bietet die Möglichkeit ordentlich Tempo zu machen. Die Piste wechselt zwischen grobem Geröll, auf dem aufmerksam gelaufen werden muss und festem Untergrund. Es sollte früh gestartet werden. Im Tal ist es meist windstill und durch die exakte Ost-West Ausrichtung des Tals , heizt bereits die frühe Morgensonne die Talflanken intensiv auf. Auch in der kalten Jahreszeit wird es gegen Mittag im Valle de Tetir sehr warm, um den Sommer drückend heiss. Das begünstigte einst die Landwirtschaft.
Der kaum ansteigende Talboden ist schnell durchlaufen. Die Einsamkeit geniessen. Erst gegen Talschluss tauchen zwei bewohnte Gehöfte auf, an denen die Piste beginnt merklich zu steigen. Sind diese passiert, wird es wieder ruppiger. Die Piste verliert sich zunehmend und geht in einen schönen und gut angelegten Wanderweg über. Die Piste endet deutlich früher, als in der Mapa Topográfico Nacional verzeichnet wurde. Sanft führt der Wanderpfad an der südlichen Talflanke angenehm zu laufen aufwärts Richtung Pass. Es werden einige Wasserläufe auf hübschen kleinen Brücken überquert. Danach zieht die Steigung immer weiter an bis der Pass erreicht wird. Der Trail ist aber immer gut zu laufen. Im oberen Teil leisten Trailrunning Stöcke gute Dienste. Kurzer Stopp am degollada, um die Aussicht zu geniessen, Das Tal breitet sich nach Osten aus, in der Ferne Los Estancos und dann die Ostküste von Puerto del Rosario. Nach Westen wird über die Ebenen von Tefía geblickt, dahinter die Westküste mit Puertito de Los Molinos. Wunderbar. Üblicherweise pfeift dort oben durch den V-Einschnitt in der Bergkette der Nordost Passat und nimmt als thermischer Wind bis 14:00 Uhr Sonnenzeit stetig zu. Durch den Düseneffekt am Pass, wird der Passat so richtig auf Touren gebracht.
Weiter hinauf, denn die Aussicht wird noch viel besser. Vom Wanderweg abbiegen und einer gut sichtbaren Pfadspur der Südflanke des Cagadas Blandas, zunehmend steiler, aufwärts folgen. Durch das feine Geröll ist der Trail sehr rutschig, meist auch abwärts geneigt, und daher anspruchsvoll zu laufen. Im oberen Drittel eine etwas unangenehme Passage, auf der nicht ausgerutscht werden sollte. Die Ostflanke ist zwar nicht bedrohlich steil, aber in dieser Passage lauert, nur vom Tal aus sichtbar, ein kleiner Felsvorsprung. Es wird wieder flacher, runder, ein „el morro“, ein Hügel eben. Der Trailrunner steht am Morro Cagadas Blandas (525m). Die Namensgeber hatten jedenfalls Humor, denn das wäre der „Hügel der weichen Scheisse“. Vielleicht empfanden sie, dass seine Form einem derartigen Haufen gleichen würde. „Sprachsensibilität“ war in jenen Zeiten kein Thema, denn es galt wichtigeres zu lösen, nämlich satt zu werden und auf der Sonneninsel nicht zu verdursten.
Die Aussicht auf der „Scheisse“ ist jedenfalls grandios. West- und Ostküste präsentieren sich völlig unverstellt. Umgeben wird der Hügel nach Süden von den markanten Erhebungen Morro Bermejo (624m) und den Cuchillos (628). Die Cuchillos ein scharfer Felsrücken, daher sein Name, die Messer. Dahinter läge noch der sehr markante und schöne Pico de Fortaleza (601m), der durch den Morro Bermejo verdeckt wird. Der Pico ragt einer Festung gleich in den Himmel, daher sein Name. Wunderbar ist er von Casillas del Ángel und La Ampuyenta zu sehen. Vom gerade passierten Pass führt eine Pfadspur auf den Morro Bermejo hinauf. Über die Cuchillos geht es weglos, dann wieder mit einer Pfadspur hinüber zum Degollada de la Sargenta und dort hinunter zum Cortijo de la Sargenta, wo das Autos geparkt wurde. Ornithologen begehen diesen Weg öfter. Die Passage an den Cuchillos (628) sollten nur alpinerfahrene Runner nehmen.
Nach Norden liegt unterhalb des Morro Cagadas Blandas der Degollada de Facay (477m). Zu ihm führt ebenfalls eine Pfadspur hinunter und dann wieder hinauf zum Montaña Martínez (498m). Von dort wird auf den Morro Don Diego (443m) geblickt. Von Montaña Martínez ginge es über einen Barranco zu den Gehöften El Sordo hinunter und dann weiter nach Tetir. Von dort könnte über die Piste am Montaña de San Andrés wieder zum geparkten Auto am Cortijo de la Sargenta zurück gelaufen werden. Fuerteventura, ein El Dorado für Trailrunner für jene, die mit dem richtigen Kartenwerk und Navigationskenntnissen sowie entsprechender Fitness ausgestattet sind. Nach dieser Aussichtsorgie geht es retour am „Normalweg“ zum Cortijo de la Sargenta. Die abwärts Passage zum Pass ist mit Vorsicht zu nehmen. Trailrunner, die am Pass befinden, das war noch nichts, laufen hinunter nach Tefía und folgen so dem Wandertipp Tefía - Montaña de San Andrés - Tetir, oder weiten den Trail wie oben beschrieben weiter aus.
Am Cortijo de la Sargenta parken. Das wird am schnellsten aus dem Nordwesten kommend von Tetir über eine gute Piste unterhalb des Montaña de San Andrés (456m) erreicht, die von jedem Auto gut zu nehmen ist. Die Piste zweigt einige hundert Meter westlich hinter dem Campo de Lucha Canaria de Tetir nach Süden ab. Alle anderen nehmen die gute namenlose Asphaltstrasse vorbei an der hübschen Ermita de San Andrés. Der Asphalt endet dort, wo wie Tour beginnt, am Cortijo de la Sargenta.
Der gelbweissen Markierung und dem Wegweiser „Degollada de Fayca“ nach Westen hinauf zu einem namenlosen Pass (447m) folgen.
Vom Pass über eine gute Pfadspur nach Norden hinauf zum Gipfel des Morro de Cagadas Blandas (525m).
Entfernung: 6,2 Km hin und retour.
Höhenmeter: 210 m im An- + Abstieg.
Art: Streckenlauf.
Beste Zeit: Morgens.
Anforderung: Unschwierig.
Wegbeschaffenheit: Piste, Wanderweg, Pfadspur.
Wegmarkierung: Bis zum Pass.
Mountainbike: Ja, im oberen Drittel schieben, starker Downhill.
Wanderung: Ja.
Telefonnetz: Ja.
Anfahrt mit dem Bus: Siehe Tetir.
POIs:
Start + parken am Cortijo de la Sargenta:
N28.51184° | W13.94639° | 314m
Degollada o.N.:
N28.51916° | W13.97298° | 447m
Morro de Cagadas Blandas:
N28.52229° | W13.97292° | 528m
Karte: Mapa Topográfico Nacional de España MTN25 1090-I + MTN25 1090-II
Reise in die Vergangenheit – Ecomuseo la Alcogida.
Auf der Wanderung zum Degollada el Renegado fallen die vielen verfallenen gavias auf. Das Arbeiten ihn ihnen war mehr Sklavenarbeit. Und so war das auch tatsächlich. Fuerteventura war, kaum bekannt, bis zur Ausrufung der ersten spanischen Republik ein Lehen. Die Menschen dienten ihrem Lehensherren, der auch die Gerichtsbarkeit inne hatte. Hungersnöte prägten das Leben, gegen Ende der Herrschaft brachen zwei Aufstände aus.
Wer einen Blick in das karge und harte Leben der Menschen jener Zeit werfen will, der besucht unweit in Tefía das sehenswerte Freilichtmuseum Ecomuseo la Alcogida. Auch weiteres lässt sich dort entdecken: Das Embalse de los Molinos, das ehemalige Straflager der Franco Diktatur oder den kleinen alten Hafen Los Molinos.
Einmal im Monat findet der Mercado de Tetir, der sich an residente der Insel richtet, statt. Touristenmassen, wie auf den „Afrika Märkten“, drängen sich dort nicht. Der Markt in Tetir ist eine Mischung aus kleinem Volksfest und dem Direktverkauf regionaler Produkte. Angeboten wird frisches aus dem Meer, vom Feld und dem Garten, der Käserei und auch Wein aus Lanzarote. Der monatliche Einkauf wird auch gleich dazu genutzt, Freunde zu treffen, den neusten Klatsch auszutauschen. Imbissstände, Musik und meist auch ein kleines Kinderprogramm, machen den Marktbesuch zu einem klassisch spanischen, der auch immer ein soziales Ereignis ist, bei dem auch kleine Gaumenfreuden nicht fehlen dürfen.