Einen Sonnenaufgang auf einem Vulkankrater hoch über Fuerteventura zu erleben, ist selbst für Locals ein einzigartiges und seltenes Erlebnis, besonderes aber für Touristen. Verständlich, denn es heisst sehr früh und bei völliger Dunkelheit aus den Federn, denn die Dämmerung in den Subtropen am 28. Breitengrad ist sehr kurz. Wer am Bayuyo sein möchte, bevor die Sonne aus dem Atlantik über der Isla de Lobos aufgeht, muss bereits vor der Dämmerung aufbrechen. Wanderer, die das gesamte Spektakel erleben wollen, müssten bereits kurz vor Dämmerungsbeginn am Gipfel angekommen sein. Nur so wird das atemberaubende Farbspektakel erlebt: Von schwarzer Nacht in dunkles Blau, das immer heller wird, bis es sich beginnt ins Orange zu verfärben, langsam ins Gelb dreht und dann kommt sie, die Sonne und steigt in einem Feuerrot, das sie nur kurz hält, auf. Je nach Jahreszeit kann das, vom Bayuyo aus gesehen, links, hinter oder rechts der Isla de Lobos sein. Wann die astronomische Dämmerung beginnt, zeigt z.B. die Polar Grit X Pro oder die Suunto 9 Baro auf die Minute genau an. Täglich verschiebt sich Dämmerung und Sonnenaufgang um zwei Minuten.
Der Bayuyo (272 m) ist schnell bestiegen. Genau genommen heisst der gesamte Komplex Montaña de San Rafael, der Krater, der bestiegen wird, Bayuyo. Es geht von Corralejo in die Urbanización Morro Francisco und dann auf die Piste, die nach Lajares hinüber führt. Nach dem kurzen, kurvigen Anstieg aus der urbanización, zweigt linker Hand ein unmarkierter Pfad ab. Der führt über holprigen Steig, der auch einen giftig steilen Bereich hat, zum Kraterrand hinauf. Linker Hand liegen die „kleinen Berge“ Montañetas del Morro Francisco (94, 92, 101 m – von Nord nach Süd). Der Steig ist übersät mit losem Geröll. Eine Stirnlampe sollte dabei sein und auch Stöcke helfen. Dann geht es wunderbar den Kraterrand entlang. Bald ist der Vértice geodésico des Instituto Geográfico Nacional de España in Sichtweise und wer die Tour richtig angelegt hat, kann schon erahnen, gleich dämmert es.
Am Gipfel, oder besser an der höchsten Stelle des Kraterrandes, ein nettes Plätzchen suchen. Es mag uncool wirken, aber wer sich ein federleichtes Trinordic Sitzkissen eingepackt hat, wird nun wunderbar am unwirtlichen Vulkangestein sitzen können. Eine Windjacke und etwas für den Kopf sind auch Pflicht, denn dort oben stürmt es meist. Der Nordost Passat trifft mit voller Wucht auf die Nordspitze Fuerteventuras, wird durch die Düse zwischen Lanzarote im Süden und die Isla de Lobos und Fuerteventura im Norden, der Meerenge La Bocaina, noch einmal beschleunigt. Auch wenn in der Dunkelheit aufgebrochen wird, die Sonnenbrille nicht vergessen, um die aufsteigende Sonnen entspannt beobachten zu können. Bequem machen und geniessen. Das Farbenspektakel beginnt, dann taucht der Feuerball endlich aus dem Meer, der Vulkan Montaña de la Caldera (124 m) auf der Isla de Lobos, ein Bruder des Bayuyo und bei denselben Eruptionen vor rund 50 mio. Jahren entstanden, zeichnet sich als Scherenschnitt ab. Euphorie kommt auf, so grandios ist es. Aber nicht zu früh aufbrechen, denn das Schauspiel geht weiter. Wird es zur Sonne hin unspektakulär, umdrehen und mit ihr im Rücken die Landschaft geniessen, die von warmem Streiflicht spektakulär geflutet ist und profiliert wird. Den Blick zum North Shore gerichtet, liegen links der Montaña Lomo Blanco (145m), rechts der Montaña de la Mancha (146m), die ihre langen Schatten Richtung Surferstrände werfen. Und auch Richtung Süden, Lajares, tut sich wunderbares. Die Vulkankegel Las Calderas (249m), Caldera Encantada (206m) und Caldera de Rebanada (251m) liegen markant gezeichnet in der Landschaft. Lajares, eine Option, dazu gleich.
Der Tag ist angebrochen. Von der frischen, salzigen Atlantikbrise gut durchgelüftet wird sich nun Hunger und Müdigkeit einstellen. Irgendwie lockt ein gutes Frühstück und dann das Bett. Eine Option, warum nicht, Fuerteventura geniessen. Wem danach der Kopf steht, der steigt wie gekommen das erste Stück ab, folgt dann aber recht bald einer Pfadspur, die Richtung Norden über den Kraterrand weiter abwärts verläuft (s. Karte unten). Der Pfad führt in eine Senke zwischen den Montañetas del Morro Francisco (94, 92, 101 m – von Nord nach Süd) und Morros del Perro (105, 106, 94 m – von Nord nach Süd). Nun wird es für den Magen anspruchsvoll, denn hinter den Montañetas liegt ein aufgelassener Steinbruch, in dem nun Müll für das Recycling getrennt wird. Am besten auf reine Mundatmung umstellen. Ist die Senke passiert, wird wieder die Urbanización Morro Francisco und die Stadtgrenze von Corralejo erreicht und der Gestank liegt hinter dem Wanderer.
Sunnyfuerte empfiehlt aber, die Müdigkeit zu durchtauchen und es den Südspaniern gleich zu tun: In der Dämmerung aus dem Bett, arbeiten und dann um 14 Uhr Siesta, um ab 17 Uhr, wenn die Hitze geht, wieder seinen Geschäften nachzugehen. Wer in den heissen Teilen Spaniens in diesen Rhythmus hinein findet, wird feststellen, wie köstlich und entspannend er ist. Also weiter, das Bett kann noch warten und auch der Hunger. Vom Bayuyo weiter den Grat entlang Richtung Lajares, das in der Ferne in der Morgensonne liegt, bis der Pass Degollada Encantada (138 m) erreicht ist. Linker Hand könnte zur Urbanización La Capellanía abgestiegen werden, aber rechts hinunter. Es wird auf die Piste gestossen, die Corralejo und Lajares verbindet. Weiter südwärts auf kurviger Piste und dann taucht rechter Hand der Vulkankrater Calderón Hondo (273 m) auf. Von der Piste, ein Wegweiser ist zu finden, auf einen Pfad abzweigen und noch hinauf zum Calderón Hondo. Nochmal Aussicht geniessen: Fernblicke über den North Shore bis El Cotillo. Dann absteigen und über die erste Piste hinunter Richtung Fussballstadion von Lajares. Das Frühstück ist nicht mehr weit.
Nach Lajares hineinspazieren. Die Bars und Cafes sind mittlerweile schon bevölkert, weiter zum El Arco, das täglich, auch sonntags, um 8:30 aufsperrt. Hier warten köstliche Sandwiches, schmackhafte Tortillas, Salate, Smoothies, Café und was man auch immer leicht oder deftig nach der frühen Wanderung zur Stärkung sucht. Ist das Arco schon im Aussenbereich voll, ist die La Paneteca auch eine gute Option, besonders auch, wenn jemandem nach Süssem ist. Die La Paneteca wartet mit einer grossen Terrasse auf und öffnet bereits um 8:00 Uhr.
Nicht weit vom El Arco und der La Paneteca entfernt, ist jeweils eine Bushaltestelle der Linie 8 zu finden. Sie verbindet El Cotillo und Corralejo über La Oliva. Am besten noch einen Sprung an die schönen Strände und dann um 14 Uhr Siesta. Der Schlaf wird köstlich süss und erholsam sein.
► Die optimalen Tools – Wasser, Navigation, Schuhe, Rucksack, Rescue und mehr praktisches.
In Corralejo zur Urbanización Morro Francisco. Jene, die mit dem Auto kommen, finden dort am Anfang der Piste Parkmöglichkeiten.
Die Piste nach Lajares nehmen.
Nach kurviger Steigung und wenn die Montañetas del Morro Francisco linker Hand liegen, den links abzweigenden Pfad mit Wegweiser nehmen.
Den teils ruppigen Pfad steil und auch gelegentlich in Serpentinen immer aufwärts, nie abzweigen, zum höchsten Punkt des Vulkankraters.
Identer Weg retour. An der ersten Gabelung des Pfades hinab in die Ebene zwischen Montañetas del Morro Francisco und Morros del Perro. Durch diese durch, die Urbanización Morro Francisco ist wieder erreicht.
Weiter wandern:
Vom Bayuyo weiter entlang des Kraterrandes in einem weit geschwungenen Bogen hinunter zum Degollada Encantada (138 m). Dort nach Nordwesten absteigen, bis die Piste Corralejo - Lajares erreicht ist.
Der Piste in einem kurvigen auf und ab folgen, bis ein Pfad und ein Wegweiser rechter Hand auftauchen.
Auf diesen Pfad und durch das malpais weiter, bis eine Piste erreicht wird, die unterhalb des Calderón Hondo liegt.
Über einen Steig, teils treppenförmig steil aufwärts zum Calderón Hondo (273 m).
Absteigen zur Piste und dieser bis nahe des Fussballstadions von Lajares folgen.
In den Ort hinein spazieren zur Bar El Arco oder La Paneteca zum Frühstück.
Rückweg mit dem Bus No. 8 El Cotillo - Corralejo.
Siehe Corralejo.
Entfernung: Ca. 10 Km hin und retour; Lajares Variante und von dort retour nach Corralejo ca. 12,5 Km.
Höhenmeter: Ca. 300 Hm im An- + Abstieg; Lajares Variante ca. 550 Hm im An- + Abstieg.
Art: Rundtour; Lajares Variante Streckenwanderung.
Beste Zeit: Vor der Dämmerung.
Anforderung: Leichte Wanderung.
Wegbeschaffenheit: Asphalt, Piste, ruppige Pfadspur.
Wegmarkierung: Gelegentlich.
Trailrun: Ja.
Mountainbike: Möglich aber nur bei Lajares Variante sinvoll. Pfad hinauf zum Bayuyo nicht fahrbar, dann solider Downhill. Pfad hinauf zum Calderón Hondo, Bike am Einsteig von der Piste zurücklassen.
Telefonnetz: Ja.
Anfahrt mit dem Bus: Siehe Corralejo.
Karte: Mapa Topográfico Nacional de España MTN25 1068-IV.
Molinos y molinas – Windmühlentour Corralejo.
Der Nordost Passat trifft Corralejo und den North Shore vom Atlantik mit ungebremster Wucht. In der Meerenge La Bocaina, jene zwischen Lanzarote und Fuerteventura, wird er komprimiert und gewinnt durch den Düseneffekt nochmal an Geschwindigkeit. Daher war die Geländerhebung im Westen von Corralejo idealer Standort für Windmühlen.
Die historischen Windmühlen sind immer noch an den Orten zu finden, wo sie im 19. Jhd. errichtet wurden. Sie wirken aber wie Touristenattraktionen, da sie mittlerweile im dicht verbauten Wohngebiet liegen. Nicht mehr ganz so windig wie früher ist es nun dort. Die mehrstöckigen Häuser bilden einen Windfang. Gelegentlich fegt es aber immer noch durch die Strassen. Wie damals, werden den Mühlen dann gelegentlich Flügel abgerissen. Eine kleine Besichtigungstour, ist ein schönes vormittags Programm.
Spanien ist nicht das ideale Zielland für Vegetarier. Spanier essen täglich und zu jeder Tageszeit Fleisch. Das ist ungesund? Nachdem sie die höchste Lebenserwartung in der EU noch vor Schweden haben und generell weltweit eine der höchsten, bewegen sich Fleischgegner auf dünnem Eis, die „rotes Fleisch“ als Quelle gesundheitlichen Übels sehen. Denn Spanier essen nur rotes Fleisch und Fisch, Geflügel mögen sie nicht. Wandersleuten, die sich nach der Bayuyo Tour abends ein solides Steak leisten wollen, sollten ins Familienrestaurant Casa Manolo in Corralejo gehen. Empfehlenswert, aber ohne Reservierung mindestens einen Tag im voraus, ist kaum ein Tisch zu bekommen, obwohl das Restaurant in einer unattraktiven Seitenstrasse liegt.