Die Wanderung durch den Barranco bzw. das Valle de Pecenescal führt einsam hinauf zum Degollada de Pecenescal (249 m). Dort oben wartet nicht nur eine wenig bekannte und äusserst gut erhaltene Majorero Siedlung auf den Wanderer, sondern auch ein spektakulärer Ausblick in schwindelerregender Höhe über dem Playa de Barlovento von Cofete. Da durch einen immer enger werdenden und hoch flankierten mäandernden Wasserlauf aufgestiegen wird, ist das Erlebnis, plötzlich neben einem imposanten Felsmassiv und steil abfallenden Bergflanken in luftiger Höhe zu stehen, ein besonderes. Von dort kann, nicht für jeden machbar, über den alten, verfallenen und nicht mehr markierten FV-11 zum Playa de Barlovento abgestiegen werden (s.u.).
La degollada bedeutet im spanischen Ausschnitt. V-förmige Einschnitte in den Bergen, werden derart bezeichnet bzw. auch kleine Bergpässe. Wichtig zu wissen, um spanische Karten zu lesen. Grössere Bergpässe, die befahren werden, tragen den Namen la puerta
Gestartet wird an der neuen Autobahn FV-2 an einem kleinen Kreisverkehr. Die Ausfahrt ist leicht zu verpassen. Gross angeschrieben ist die Ausfahrt „Playa del Salmo“ und zwar direkt an einer Ausfahrt vor dem Playa. Kurz vor dieser findet sich ein Schild „urbanizacíon“, die auf eine kleiner Ausfahrt vor dem Playa bei KM 74 hinweist. Sie ist leicht zu verpassen, weil die Beschilderung verwirrend ist. Dort verlassen auch die Linienbusse kurz die FV-2, denn wie der Name schon sagt, urbanizacíon, liegt dort eine kleine Siedlung, die mit einer Bushaltestelle bedient wird. Dort kann das Auto abseits der Haltestelle geparkt werden, so nicht mit dem Bus angereist wird.
An der Bushaltestelle findet sich ein Wegweiser. Dort weisst ein Schild das erste und letzte Mal zum „Brco. Pecenescal“. Es geht über den Radweg nach Nordosten, rotweiss markiert. Es wird dem Fernwanderweg GR-131, der Nord - Süd über Fuerteventura führt, im engegengesetzter Richtung gefolgt. Bei einer Autobahnunterführung zweigt der Radweg rechts ab, der Wanderer links auf eine staubige Piste. Immer wieder rotweisse Markierungen. In einer Kurve wird eine Ziegenfarm erreicht. An dieser geht es gerade hinein in den Barranco bzw. das Valle de Pecenescal. Der GR-131 führt rechter Hand durch die Kurve weiter, quert den Istmo de La Pared nach La Pared. Am Abzweig in den Barranco de Pecenescal steht ein Holzpfahl. Den Wegweiser dürfte jemand abgerissen haben.
Die Ziegenfarm links liegen lassend, geht es in den breiten Wasserlauf auf guter Piste. Sanft ansteigend verengt sich der Wasserlauf immer stärker, beginnt sich mit hohen, ausgewaschenen Flanken, hinauf zum Degollada de Pecenescal (249 m) zu schlängeln. Völlig überraschend öffnet sich der Wasserlauf zu einer sanft abfallenden Hochfläche. Dort liegen die Reste einer grossen Siedlung der Ureinwohner, der Majoreros. Kümmern tut sich um die Niemand. Es finden sich auch keine Hinweisschilder, um was es sich handelt bzw. dass dies ein geschütztes Kulturgut wäre. Das Cabildo de Fuerteventura hat es nicht so mit der Geschichte der Insel. Das setzt einen gewissen Bildungsgrad voraus. Es werden lieber Kreisverkehre gebaut und Fototermine wahrgenommen.
Die Siedlung besteht aus den typischen Rundbauten, die halb in der Erde, halb über der Erde liegen. Das gibt kühle im Sommer und angenehmes Klima im Winter. Die Bauweise brachten die ersten Siedler, die aus Nordafrika stammten, mit. Ein schmaler Eingang, oft mit einem Knick um die heftigen Wind der Insel aus dem Gebäude zu halten, führt in einen grossen runden Innenraum. Darin wurde gelebt und gekocht. Von diesem zweigt immer eine Schlafkammer ab. Die Strukturen sind wunderbar erhalten. Der Ort ist für Vandalen zu aufwändig zu erreichen. Bequem mit dem Auto, kann eine historische Majorero Siedlung nahe Pozo Negro besichtigt werden: Poblado de la Atalayita.
Von der Siedlung hinauf zum Degollada de Pecenescal (249 m). Jetzt wird es richtig imposant. Steil abfallend liegt der Playa de Barlovento tief unten. Der Wind fegt fast immer. Im barranco war es noch windstill. Ab Mittag ziehen an den hohen Bergflanken fast immer Wolken auf, Passatwolken, die sich an der Bergkette stauen. Linker Hand, Südwest, erhebt sich der Morro de la Burra (529 m), der mit einer mächtigen Felsflanke zur Küste hin abfällt. Rechter Hand, Nordost, der sanfte Morro de la Cagada (424 m). Am besten erst einmal die Szenerie, die der Wanderer meist für sich alleine hat, geniessen. Die Namensgebungen für die Erhebungen der Insel, geben meist Rätsel auf. La burra ist eine alte Mühle, la cagada bedeutet einfach Scheisse.
Vorneweg, wer hier absteigt sollte schwindelfrei sein, sehr trittsicher, wissen was er tut und keinesfalls nach Regentagen, denn die Steinschlag Gefahr ist hoch. Es handelte sich um den alten FV-11, der nicht mehr gepflegt wird und nicht mehr im offiziellen Wegeverzeichnis Spaniens geführt wird. Zuständig dafür ist in España das Ministerio de Agricultura, Pesca y Alimentación, was wenige vermuten würden. Auf der Webseite des Ministeriums findet der Interessierte nach Regionen alle aktiven Camino Naturales. Der FV-11 wurde jedenfalls aufgegeben, zu wenig begangen, zu aufwändig instand zu halten. Es gibt zwei Einstiege in den FV-11. Der erste liegt direkt am Pass und ist mit einem schwer zu findenden roten Punkt markiert. Niemand würde vermuten, dass es hier in die steile Flanke gehen würde. Die GPS Koordinaten zum leichteren Finden unten. Der Pfad quert die Felsflanke gegenüber des Playa de Barlovento. Sie sollte wegen Steinschlag schnell passiert werden, ein Sturz in die Bergflanke wird wohl final sein, also Vorsicht. Ist die Flanke gequert, ändert der Pfad die Richtung und führt Richtung Nord zum Strand hinunter. Hier wird auf eine sehr unangenehme Passage gestossen. Der Pfad wurde von Wasser und Wind völlig erodiert, die Reste sichtbar. Eine lange sehr rutschige Flanke muss ohne Pfad passiert werden. Ausrutschen fatal. Wer da durch, ist kann ganz entspannt auf gutem Pfad zum Strand hinunter wandern. Hier wird der Wandere auf einen Pfad stossen.
Wer ihn linker Hand nimmt, erreicht den Playa de Barlovento. Er führt aus gutem Grund oberhalb der Klippen und nicht direkt zum Strand hinunter. Es wird eine Klippe umgangen, die nur bei Ebbe am Strand umgangen werden kann. Bei Flut versperrt sie den Weg. Am Strand angekommen, kann vorbei an der Islote de Cofete nach Cofete gewandert werden, um dann z.B. den Wanderbus retour nach Morro Jable zu nehmen. In Morro Jable könnte mit einer Buslinie Richtung Costa Calma der Ausgangspunkt wieder erreicht werden. Wird der Küstenpfad rechter Hand genommen, ist über eine schöne Wanderung via Agua Liques La Pared erreicht. Auch von hier würde ein Bus zurück zum Auto führen. Besser ist aber, wenn der Istmo de La Pared erreicht ist, den Wanderweg GR-131 zu nehmen, der wiederum direkt zum Ausgangspunkt führt. Näheres dazu siehe unter dem Wandervorschlag Küstentour – von La Pared immer Richtung Cofete).
Der FV-11 bietet eine Alternative für jene, die im Fels unterwegs sind. Dort, wo der Wanderpfad nach dem queren der Felsflanke seine Richtung nach Norden hinunter zum Playa de Barlovento ändert, bietet sich die Möglichkeit die Felsflanke zu umklettern. Der Einstieg ist von oben fast nicht zu finden, weil die Flanke nicht einzusehen ist (s.u. GPS Position). Abwärts werden wohl wenige diese Route wählen. Aufwärts ist sie eine Alternative. Im beschriebenen Richtungswechsel ist der Enstieg zur Kletterroute (s.u. GPS Position). Markiert ist sie nicht, aber der Felsaffine wird sie in der Flanke ausmachen. Die Route ist im Grad I+ zu bewältigen, die Herausforderung ist der extrem brüchige Fels. Auch wenn I+ nicht die Challenge ist, nur einsteigen, wer es kann.
In der Regenzeit, wenn Niederschläge angekündigt sind, sollte der Barranco de Pecenescal keinesfalls begangen werden. Heftige Regengüsse machen ihn blitzartig zu einem reissenden Fluss. Das mögen die Meisten nicht glauben. Ein Blick im oberen Teil des barranco auf die erodierten und in den Kurven stark ausgewaschenen Flanken zeigt, mit welcher Wucht Wassermassen durch den barranco strömen.
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s.o.
Anfahrt mit dem Auto siehe oben.
Die Tour ist perfekt mit dem Bus zu machen, auch als Rundtour (siehe dazu oben). Zum Ausgangspunkt gelangt der Wanderer mit jedem Bus, der über Costa Calma nach Morro Jable unterwegs ist. Neben der FV-2 liegt eine Bushaltestelle, der Ausgangspunkt der Wanderung, die Linienbusse ansteuern. Sie fahren dazu von der Autobahn ab. Wird von Morro Jable angereist, verlässt der Bus auf der Richtungsfahrbahn Nord die FV-2, um jene Ausfahrt zu nehmen, die zum Playa de la Barca führt. Hier aussteigen. Es muss ein Stück über einen Radweg zu einer Autobahnunterführung zurück gegangen werden. Dort wird direkt in die Tour eingestiegen.
Entfernung: 11 Km
Höhenmeter An- / Abstieg: 250 Hm
Art: Streckenwanderung bzw. Varianten Rundwanderung.
Beste Zeit: Früh morgens.
Anforderung: Leichte Wanderung bzw. Varianten schwer.
Wegbeschaffenheit: Gute Piste, die in Jeepweg übergeht, Varianten im ausgesetzten Gelände.
Wegmarkierung: Nein.
Trailrun: Ja.
Mountainbike: Ja aber teils tiefer Kies daher Fat Bike, Varianten nein.
Telefonnetz: Nur am Beginn des Barranco de Pecenescal.
Anfahrt mit dem Bus: Ja perfekt.
POIs
Start | parken:
N 28.11823° | W 14.27843°
Abzweig Barranco de Pecenescal:
N 28.12712° | W 14.28717°
Degollada de Pecenescal:
N 28.13421° | W1 4.31752°
Einstieg SL FV 11 (roter Punkt):
N 28.13445° | W 14.31777°
Einstieg SL FV 11 (Kletterpassage oben):
N 28.13264° | W 14.31986°
Einstieg SL FV 11 (Kletterpassage unten):
N 28.13339° | W 14.32173°
Abzweig La Pared:
N 28.13706° | W 14.32507°
Guanchen Ruinen:
N 28.13305 ° | W 14.31795°
Karte: Mapa Topográfico Nacional de España MTN25 1099-IV + 1099-III
Mirador de los Canarios – spektakuläre Ausblicke.
Der südliche Nachbar des Barranco de Pecenescal ist der Barranco de los Canarios. Auch er hat einen fantastischen degollada, der wunderbare Blicke auf die Strände von Cofete eröffnet. Der degollada trägt den Namen Mirador de los Canarios. Seit 10 Jahren fantasiert das Cabildo de Fuerteventura dort oben einen mirador, also ein Aussichtsgebäude wie am Morro de Veloso (677 m), zu errichten. Zum einen braucht das niemand, denn der degollada lebt von seiner Wildheit und Einsamkeit, zum anderen hat das Cabildo die Mittel gar nicht.
In früheren Zeiten war die Piste hinauf zum Mirador de los Canarios immer mit einer Kette versperrt. Dann, plötzlich, war das vorbei, warum auch immer. Seit 2023 ist die Piste wieder versperrt. Den zunehmenden Autokonvois wurde der Gar ausgemacht. Das ist gut. Wer hinauf will, muss das mit dem Bike oder zu Fuss machen. Konditionsschwache können immer noch ein e-Bike nehmen. Mehr zur Sperre hier.
Touren auf Fuerteventura sollten nicht unterschätzt werden. Sie bergen Gefahren, an die der Mitteleuropäer selten denkt. Immer wieder kommt es vor, dass im Sommer im inneren Fuerteventuras, wo durch die Windstille extreme Temperaturen herrschen können, Läufer oder Wanderer an Hitzschlag, anschwellen des Gehirns, sterben. Auf den langen Bergmassiv von Jandía, kommt es zu Abstürzen auch tödlichen. Der Fels ist brüchig, die Bergflanken rutschig und auch Windböen können Wanderer vom Bergkamm reissen. Auch am Pico de la Zarza stürzte schon ein Wanderer in den Tod, der den Grat am Gipfel Richtung Nordwesten queren wollte.