Der Roque del Moro, der Fels des Moren, der pechschwarze Vulkanfelsen, der sich vor der westlichen Spitze des Playa de Cofete aus dem Meer erhebt, ist ein Wunschziel vieler Fuerteventura Urlauber. Meist wird das aber nichts, weil die Anfahrt gefolgt von einer längeren Wanderung, den meisten Urlaubern zu anstrengend ist. So bleibt der Roque del Moro ein einsamer Ort. Das ist schön, denn Cofete sollte wild und einsam bleiben. Aber für jene, die den Faro de la Entellada und das Museo Faro de la Entellada besuchen, gibt es den Roque del Moro als kleines Exemplar zu sehen und der ist mit einem kurzen Spaziergang von 3 Km (hin- und zurück) und nicht nennenswertem Höhenunterschied zu erreichen. Wie am Roque del Moro ist es auch am Peñon del Roque sehr einsam, denn die meisten Touristen wissen nicht, was unterhalb der 187 m hohen Klippe alles zu sehen ist, auf dem der Faro de la Entellada steht.
Das Auto wird neben der schmalen FV-511 geparkt. Es ist gar nicht so einfach, einen Platz zu finden, nicht weil alles zugeparkt ist, sondern auf Grund der Gegebenheiten. Entweder ist die Stufe zwischen Asphalt und Parkmöglichkeit so hoch, dass da jeder normale PKW aufsitzt, oder die Böschung ist zu steil. Unten finden sich Koordinaten, wo das Auto gut abgestellt werden kann. Von dort wird kurz querfeldein zur auffälligen Piste im Norden gegangen und dieser wird dann bis zur Küste gefolgt. Die diversen Abzweigungen werden ingnoriert. Theoretisch wäre es erlaubt, mit dem Auto durch den Barranco del Roque bis zum Playa del Roque zu fahren, aber ohne 4x4 ist das eine riskante Sache. Leicht hat sich der Wagen festgefahren, dann heisst es abschleppen lassen und das wird teuer und lästig. Also zu Fuss, das Herumgefahre in der Natur auf der Sonneninsel ist ohnedies eine nervige Sache.
Der Spaziergänger wird schon bald auf der Piste durch den Barranco del Roque, der durch das Valle del Roque fliesst, feststellen, wie tief der sandige Kies ist. Unterhalb diesem fliesst nämlich immer Wasser, auch im Hochsommer. In der Regenzeit wird der barranco kurze Zeit zum reissenden Fluss. Auf halber Strecke wird auf ein zylindrisches Objekt gestossen. Das ist eine Fassung, die das unterirdisch fliessende Wasser in ein grosses aljibe, also einen Wassertank der rechter Hand am Weg zur Küste liegt, ableitet. Es wird von dort zum Leuchtturm hinauf gepumpt. Das war die Wasserversorgung für die Leuchtturmwärter, bevor alle spanischen faros automatisiert wurden. Direkt getrunken konnte das Wasser nicht werden. Es musste erst über einen Klärstein gefiltert werden. Zeitzeugen berichten aber, dass es trotzdem kaum zu geniessen war. In der Nähe des aljibe sind Schilder zu finden die darauf hinweisen, dass das verlassen der Piste mit Geländewägen verboten ist.
Nach und nach wird der barranco enger, dann mündet der Barranco de Majadas Pietras in den Barranco del Roque, die Flanken werden felsig, dann ist der Playa del Roque erreicht. Ein unauffälliger Kiesstrand, neben dem sich im Westen imposant die 187 m hohe Klippe erhebt, auf welcher der Faro de la Entellada thront. Im Osten ragt der Peñon del Roque 14 m aus dem Atlantik. Touristen werden am Playa nicht getroffen, aber immer wieder einheimische Angler, die wortkarg ihre Angel in die Bucht halten und mit ihrem ranchero, also einem Pick-up, vorgefahren sind. Oft sind auch Speerfischer im Neoprenanzug anzutreffen. Sie schnorcheln zum Peñon del Roque und die umliegenden Klippen, denn dort sind Meerestiere zu holen, die gute Preise erzielen. Mit Pressluft wäre das verboten und dafür braucht es natürlich einen Angelschein. Von ihnen sollte sich niemand animieren lassen, auch einfach einwenig an den Klippen zu schnorcheln. Locals kennen die Gefahren und wann sie auftreten. Besonders an Kaps und Klippen bilden sich gefährliche Strömungen. Wer die Unterwasserwelt erkunden will, sucht sich eine Tauchschule mit guten Referenzen.
Wer noch ein schönes Bild vom Peñon del Roque machen will, der sollte auf den kleinen Hügel westlich des Playa aufsteigen. Eine Pfadspur führt hinauf. Von dort lässt sich im Nachmittagslicht das beste Foto schiessen. Wer dem Felsen noch näher kommen will, der findet eine Pfadspur hinunter zu einem kleinen Kiesstrand vor dem Felsen. Bei Ebbe ist dem peñon so recht nahe zu kommen. Am Ende der Piste, die auf den kleinen Hügel über dem Peñon del Roque führt, leitet eine Pfadspur hinunter in den Bajo del Roque. Das sollte noch mitgenommen werden.
Der Besuch des Peñon del Roque wie hier beschrieben ist ein Spaziergang, doch er kann auch in eine sehr anspruchsvolle Wanderung eingebunden werden. Zu Unrecht denken viele Touristen, wandern auf Fuerteventura käme einem Spaziergang gleich. Das stimmt erstens auf Grund der klimatischen Bedingungen nicht und zweites lassen sich problemlos Touren unternehmen, die mit T4 oder T5 aufwarten. Helfen bei Touren in den Alpen ab T3 immer wieder Versicherungen wie Drahtseile, Ketten, Tritthilfen oder Leitern, ist das auf Fuerteventura und den gesamten Kanaren nicht der Fall. So sind Touren, die in den Alpen noch als T3 gelten würden, auf Fuerteventura ungleich schwerer. Die hier angerissene Tour kann als T3+ gesehen werden, ist also nichts für reine Wanderer. Um die Tour zu planen, sollte sich die unten referenzierte Karte bestellt werden. In dieser sind alle Pfade verzeichnet.
Die Tour beginnt in Las Playitas. Es wird hinter dem El Porís de la Playas, das ist der Hügel mit dem markanten Sender, zum Cuchillo de Entellada aufgestiegen. Der Name verrät schon, dass es steile Abbrüche zum Meer geben wird. El cuchillo, das Messer, so werden in Spanien schmale Höhenzüge bezeichnet. Bald taucht in schwindelerregender Tiefe ein Highlight der Tour auf: El Jablillo, eine monumentale Sanddüne an den Klippen. Sie ist gut von der Fähre Morro Jable - Las Palmas de Gran Canaria zu sehen. Niemand sollte versuchen, zu dieser abzusteigen. Die Klippen sind extrem brüchig und wenn ginge das nur als Kletterpartie. Die Messerschneide weiter, dann teilt sich der Weg. Eine Variante führt den Klippen entlang, der Pfad ist aber durch Abbrüche nicht mehr zu begehen, meiden (!) und die Umgehungsvariante landeinwärts nutzen. Ein 285 m hoher namenloser Gipfel wird landseitig umgangen und dann führt der Pfad hinunter zum Faro de la Entellada.
Vom Faro de la Entellada könnte nun die FV-511 zum Parkplatz wie oben beschrieben hinunter gegangen werden, um dort in den Spaziergang zum Peñon del Roque einzusteigen. Das wäre aber Zeitverschwendung. Wer es sich zutraut, visiert den oben beschriebenen Wasserbehälter im Barranco del Roque an und steigt zu diesem sehr holprig und rutschig weglos ab. Dann geht es weiter durch den Barranco del Roque zum Playa del Roque, hinüber zum Bajo del Roque und dann wird es wieder anspruchsvoll. Von der kleinen Bucht ist eine markante Pfadspur auszumachen, die sehr rutschig, Vorsicht, an den Klippen entlang zum Punta de los James und weiter zum Playa de los James führt. Wem Passagen zu gewagt wirken, weicht nach oben weglos aus und umgeht die Stellen. Das kann die bessere Option sein. Am Playa de los James ist der Wanderer endgültig im Outback angekommen, absolute Einsamkeit am Strand. Wer nun weiter nach Norden vordringen will, muss sich seinen Weg selber suchen. Gelegentlich wird auf Pfadspuren von Fischern oder Ziegenhirten gestossen, die vom Landesinneren kommen und auch wieder der Küstenlinie folgen. Öfter sind sie aber auch einfach von wilden Ziegen. Es wird die Bucht Ensenada del Jurado erreicht und dann der historisch bedeutende Punta del Jurado, el jurado, der Geschworene. Nun ist es nicht mehr weit bis zu den ersten Menschen. Pfadspuren tauchen auf und die Ensenada de Gran Valle im Naturschutzgebiet Cuchillos de Vigán ist erreicht. Die grosse Bucht eine wilde Ansammlung an alten casitas, die irgendwie noch stehen dürfen, Wohnwägen und anderen Behausungen. Trotzdem, bis in den nächsten Ort ist es noch kilometerweit ins Landesinnere. Die Piste in die Ensenada de Gran Valle ist immer in gutem Zustand und von jedem PKW zu schaffen. Hier könnte, wenn sich eine Gruppe zu dieser abenteuerlichen Tour entschliesst, ein PKW für den Rückweg stationiert werden.
Jene, die es ganz genau wissen wollen, können weiter nach Norden zu den Casas de Jacomar vorstossen, ein sehr interessanter historischer Ort, eine Fischersiedlung im Nirgendwo, oder noch weiter zur Ensenada de Toneles. In beiden Buchten könnte über holprige Piste ebenso ein Auto abgestellt werden. Fuerteventura ist auch etwas für Abenteurer, beispielsweise eine Gruppe, die zusammen besondere Touren angehen möchte. Die Mapas Topográfico Nacional de España in Kombination mit einem GPS und digitalen topographischen Karte ist eines der Werkzeuge für besondere Erlebnisse im Outback der Sonneninsel. Vor allem die Papierkarte Mapa Topográfico Nacional de España im klassischen 1 : 25.000 Schnitt ist ein Juwel. Sie verzeichnet Pfadspuren, die sonst nirgends zu finden sind.
Hinweis: Ohne entsprechendes Kartenmaterial und Tourenplanung sollte niemand losgehen, auf keinen Fall auch alleine. Die Küstenlinien des kanarischen Archipels sind sehr brüchig. Immer wieder stürzen ganze Teile in den Atlantik vor allem nach Starkregen. Dann können Routen verschwunden sein, im schlimmsten Fall mit Wanderern abstürzen. Zu beachten ist, dass nach Las Playitas das Mobiltelefon Netz immer schwächer wird, dann folgt ein grosses Funkloch auf der Tour. Ein Notruf gelingt nur noch via Satellit, z.B. mit einem Garmin inReach®. Es sollte auch jeder im Kopf haben, dass ggf. kein Hubschrauber binnen Minuten anfliegt, wie in den Alpen heute Standard. Der käme ggf. aus Gran Canaria – das dauert. Wer von einer Klippe in den Atlantik stürzt, ist bis Hilfe kommt in der Regel schon ertrunken. Wer sich nur ein Bein gebrochen hat, kann mit einem Abtransport rechnen. Wanderer, die auf Markierungen wie in den Alpen setzten, machen ebenso einen Fehler. Hier heisst es mit Karte, Kompass, Höhenmesser, GPS selber seinen Weg finden. Das alles kann ein besonderer Reiz sein, für Amateuere kann es fatal enden. Gelegenheitswanderer folgen den einfachen ausgezeichneten Wanderwegen der Insel, wer das Abenteuer liebt, findet eine Spielwiese, sollte aber entsprechend kompetent sein.
► Die optimalen Tools – Wasser, Navigation, Schuhe, Rucksack, Rescue und mehr praktisches.
Je nach Variante siehe oben.
Siehe Faro de la Entellada nzw. Las Playitas.
Entfernung: Je nach Ambition.
Höhenmeter: Je nach Ambition.
Art: Je nach Ambition.
Beste Zeit: Vormittags.
Anforderung: Playa y Peñón y Bajo del Roque leicht; Los James schwer und riskant!
Wegbeschaffenheit: Piste; weiter zum Punta y Playa de los James ausgesetzte, rutschige Pfadspur. Vorsicht, nur für Erfahrene!
Wegmarkierung: Nein.
Trailrun: Ja.
Mountainbike: Nein.
Telefonnetz: Nein.
Anfahrt mit dem Bus: Nein.
POIs:
Parken / Start:
N28.23431° | W13.95545°
Playa del Roque:
N28.23255° | W13.94063°
Peñon del Roque:
N28.23221° | W13.93968°
Baja del Roque:
N28.23353° | W13.93798°
Punta de los James:
N28.23839° | W13.93151°
Playa de los James:
N28.24067° | W13.93013°
Ensenada de Jurado:
N28.25094° | W13.92130°
Punta de Jurado:
N28.25216° | W13.91743°
Ensenada de Gran Valle:
N28.25518° | W13.91866°
Esenade de Jacomar:
N28.27305° | W13.91048°
Casas de Jacomar:
N28.27596° | W13.90577°
Ensenada de Toneles:
N28.29609° | W13.90211°
Karte: Mapa Topográfico Nacional de España MTN25 1100-II
Museum im schönsten Leuchtturm der Insel – Museo Faro de la Entellada.
Viele sind der Meinung, der Leuchtturm Faro de la Entellada wäre der schönste der Insel. Der Faro de Martiño auf der Isla de Lobos hat aber auch etwas. Fuerteventura hat einige Leuchttürme zu bieten. Jeder kann sich seinen persönlich schönsten Faro aussuchen. Der Faro de la Entellada ist jedenfalls mit 98 Km jener, der Afrika am nächsten ist.
Lange Zeit war das grosse Gebäude des Faro de la Entellada ungenutzt. Dann wurde Ende 2022 ein Museum in ihm eröffnet, das Wechselausstellungen zeigt. Ob dafür das richtige Publikum auf der Sonneninsel urlaubt, fraglich. Jedenfalls bietet das Museum nun endlich die Möglichkeit, den Leuchtturm von oben bis unten zu erkunden. Also, das Museum am Faro de Entellada nicht verpassen.
Wer in Las Playitas, Costa Calma oder Morro Jable urlaubt, könnte seine Zeit auf Fuerteventura um ein Higlight ergänzen: Ein Tagesausflug nach Las Palmas de Gran Canaria. In den vormittags und nachmittags Stunden legt fast stündlich eine Jetfähre von Morro Jable nach Las Palmas ab. In lediglich 120 Minuten hat sie die Nachbarinsel erreicht. Las Palmas ist historisch interessant, ein Shopping Paradies und wartet mit einem der schönsten Stadtstrände weltweit auf. Nach dem Frühstück nach Las Palmas, zum Abendessen retour, das ist möglich. Alleine die Überfahrt mit der Jetfähre ist ein Erlebnis. Was es in Las Palmas zu entdecken gibt und Impressionen der Überfahrt sind hier zu sehen.