► Mariä Lichtmess ist der 40. Tag nach Weihnachten. Das hat im Christentum spirituelle Bedeutung und entwickelte sich über die Jahrhunderte zu einem gesellschaftlich und wirtschaftlich bedeutenden Termin. Der "Herr" gab am 40. Tag nach Weihnachten "Mägde" und "Knechte" frei, sie konnten ziehen und sich einen neuen "Herren" suchen oder ein weiteres Jahr bleiben. Zu "Mariä Lichtmess" gab es auch die einzigen freien Tage, abseits des Kirchgangs an Sonntagen, für Knechte und Mägde. Ein hartes Leben.
In kontinental Europa gerät der hohe Feiertag immer mehr in Vergessenheit und wird meist nur noch in sehr ländlichen Alpenregionen wie beispielsweise in Bayern begangen. Im Spanischen heisst Mariä Lichtmess "Día de la Candelaria", denn traditionell findet an diesem Tag auch die jährliche Kerzenweihe statt. Gläubige trugen den gesamten Kerzenvorrat für das kommende Jahr in die Kirche zur Weihe. Vom gesegneten Wachs wurde Schutz erhofft, eine gute Ernte, gesundes Vieh. Mägde träufelten das Wachs auf ihre Kleider, Knechte mengten einwenig davon in das Viehfutter und die geweihten Kerzen brannten im Fenster. Sie sollten Schutz vor Ungemach, dem Teufel und mehr bieten.
Auf den streng katholischen Kanaren lebt der Brauch intensiv wie eh und je. Viele Kirchen sind "la Candelaria" geweiht wie die "Iglesia de Nuestra Señora de la Candelaria" in La Oliva. Die Messe zu Mariä Lichtmess in La Oliva ist eine der bedeutendsten der Sonneninsel. Und ohne eine ausgelassene Fiesta nach Messe und Prozession, wäre es nicht Fuerteventura. Böse Zungen sagen den Majoreros ohnedies eine zweifelhafte Gläubigkeit nach und behaupten, Prozessionen fänden nur statt, um danach einen Grund zum Feiern zu haben. Das ist nicht ganz so falsch. Messe und Prozessionen sind für Alpenländer in Rekordgeschwindigkeit erledigt, danach beginnt die einwöchige Fiesta. Eine interessante Zeitaufteilung für den Festland Katholiken.
Wer in das echte Fuerteventura, seine Bräuche und Feste eintauchen will, sollte zu Mariä Lichtmess in La Oliva vorbeischauen. Garantiert untouristisch und wer gläubig ist, könnte sich eine geweihte Kerze mit nach Hause nehmen. Warum nicht? Die einen tragen Hasenpfoten in der Tasche, andere essen kein Rindfleisch, um das Weltklima zu retten, Aluhüte sind auch im Trend, da ist eine Kerze auch ein probates Mittel, heil durch diese Welt zu kommen.