► Das Meer, die Weite, unterwegs Richtung tropischer Paradiese, Sonnenuntergänge auf offener See, sich endlich frei und wild fühlen, dem Alltag, der eigenen engen Welt, endlich entkommen. Diese Vorstellung löst Sehnsucht aus. Um die zu bekämpfen, gönnen sich Menschen eine Seereise und auf modernen Kreuzfahrtschiffen, haben die Passagiere bezüglich Seekrankheit kaum etwas zu befürchten. Abenteuer werden ihnen dort aber auch nicht begegnen. Monumentale schwimmende Plattenbauten, vollgestopft mit Stabilisatoren. Wenn es dort beginnt richtig zu schaukeln, zieht ein Orkan auf. Auch hier kaum Gefahr. Seewetter mittels komplexer Prognosemodelle via Satellit. Riskante oder auch nur ungemütliche Regionen, werden grossräumig gemieden. Anders sieht es schon bei Fähren aus: Meist keine oder wenige Stabilisatoren, denn die sind schwer und verbrauchen zu viel Kubatur. Besser mehr LKW und Container verladen. Der angelegte Kurs wird erbarmungslos gesteuert. Zeit ist Geld und das Schiff hat auch einer definierten Seestrasse zu folgen, denn es ist kein Kreuzfahrer. Am GPS mit Seekarte ist die Kurstreue interessant mitzuverfolgen. Auf Fähren schaukelt es gerne kräftig bis wild, beispielsweise auf der Fuerteventura Fähre ab Cádiz im Winter. Erfahrungsberichte in Wort und Bild, zum wilden Ritt über den Atlantik, siehe unten.
Auf Fuerteventura kann jeder für wenig Geld das Erlebnis einer Seereise im Kleinen geniessen. Beispielsweise bei einem Tagesausflug von Morro Jable nach Las Palmas de Gran Canaria oder nur von Corralejo hinüber nach Playa Blanca Lanzarote. Der Takt ist eng, richtig gewählt, gibt es einen Sonnenuntergang gratis dazu. Ideen und Impressionen im Bild siehe Links dazu unten. Fuerteventura kann mehr als nur Strand. Oft gehört, würde ich gerne machen, aber ich neige zur Seekrankheit oder habe Angst davor. Davon sollte sich niemand abhalten lassen, denn es kann viel dagegen getan werden, präventiv und auch akut, wenn sie wirklich zuschlägt. Seeleute sind bekannt rau und ungehobelt und so geben sie Landratten bei Seekrankheit gerne den Tipp: „Kotzen in Lee, Zähne zusammen beissen, das Flüssige durchlassen, das Harte kauen und nochmal schlucken!“. Solche Tipps wird es weiter unten nicht geben, sondern Sunnyfuerte Tipps die wirken, vom erfahrenen Skipper.
Zu allererst aber ein wenig Theorie. Um Seekrankheit effektiv begegnen zu können, muss erst versucht werden, sie einwenig zu verstehen. Das nimmt auch die Angst vor ihr, denn wer nicht in einer kleinen Segelyacht Transatlantik unterwegs ist, ist ihr nicht hilflos ausgeliefert!
► Die besten und intensivsten Erfahrungen mit Seekrankheit, haben wohl Skipper von Segelyachten. Eine über Tage und Wochen in einer Nussschale zusammengepferchte Crew, der Natur erbarmungslos ausgesetzt und kein Entrinnen, wenn es heftig wird. Es kann nicht rechts rangefahren werden, auf den Parkplatz, bis der Sturm vorbei ist. Nur über Bord springen würde gegen Seekrankheit helfen. Das hört sich makaber an, aber Menschen, die es in langer stürmischer See besonders hart erwischt, müssen gelegentlich festgebunden werden, um nicht ins Wasser zu springen. Denn die Symptome von Seekrankheit lesen sich wie eine Liste aller Übel, die man sich als nicht Mediziner vorstellen kann. Dazu zählen auch Depressionen, Selbstmordgedanken, aber auch das Übliche wie Schwindel, Kopfschmerzen, Orientierungslosigkeit, Blässe, Schwitzen, Übelkeit, Dehydrierung usw. usf. Unter dem Strich kann das so zusammen gefasst werden: Der Betroffene fühlt sich Sterbens elend, kotzt sich die Seele aus dem Leib und auch das bringt nur kurzfristige Besserung. Ist der Magen leer, geht das mit der Übelkeit weiter.
Selbst über die Auslöser der Seekrankheit herrscht keine Einigkeit. Das Einzige, auf dass sich Forscher halbwegs verständigen können ist, passive Bewegung und eine Divergenz zwischen gefühlter und optisch wahrgenommener Bewegung, soll sie auslösen. Das ist ein wesentlicher Punkt, um dagegen anzukämpfen, siehe unten. Dann wird es schon wage. So sollen vertikale dauerhafte passive Bewegungen, stärker Seekrankheit begünstigen, als horizontale. Dass dies theoretischer Unfug ist, kann jeder erfahrene Skipper bestätigen. Die horizontal-vertikal kombinierte Bewegung ist die tückische. Wird bei starkem Seegang mit einem Schiff ohne Stabilisatoren ein Raumer Kurs gesteuert, beginnt das Schiff zu „rollen“. Dann dauert es nicht lange und die Crew hängt kotzend über der Reling. Daher vermeidet jeder gute Sipper, wenn er keine Regatta steuert, diesen Kurs, steckt dann beispielsweise einen „zick-zack“ Kurs ab. Die Skipper der Lobos Fähre machen das unbemerkt von den Touristen des öfteren, da sie mit dieser Situation konfrontiert sind. Für derartige Fähren wäre der Kurs auch eine heikle Sache, denn der bringt derartige Schiffe gerne zum Kentern, Stichwort „querschlagen“. Monohull Segelyachten legen sich im schlimmsten Falle auf das Wasser. Solange keine Welle ins Segel schlägt, kann nichts passieren, tut sie das, dann wird allerdings durch gekentert. Nach der kompletten Drehung fehlen der Mast und Crewmitglieder, die nicht an einem Lifebelt hingen. Knochenbrüche verteilen sich durch die Crew. Ein solides Schiff sinkt aber nicht.
Eine Ursache für das Begünstigen von Seekrankheit wird von der Forschung kaum beachtet und die ist in erheblichem Umfang Angst. Das werden Skipper, die Landratten durch die Ozeane schippern, gerne bestätigen. Sah die 50 Fuss Yacht im Hafen noch gigantisch aus, wirkt sie in den Wellenbergen, ohne rettendes Land in Sicht und bei einbrechender Dunkelheit, für Unerfahrene wie ein noch schwimmender Sarg. Das nasse Grab scheint schon zu rufen. Crewmitglieder, die Angst entwickeln, werden garantiert in der einen oder anderen Form von Seekrankheit heimgesucht werden. Das scheint auch schlüssig, denn bei Seekranken wird regelmässig ein hoher Wert an Stresshormonen im Blut festgestellt.
► Gibt es eine Prädisposition für Seekrankheit? Menschen aus alpinen Regionen, die kein Plattdeutsch sprechen, das Meer nur vom Hörensagen kennen und denen von Eiergrog schlecht wird, sind besonders anfällig dafür? Tatsächlich ist es aber so: Keiner hat eine Ahnung, wer zur Seekrankheit neigt und wer nicht. Auch die Hypothese, dass junge Menschen verstärkt, ältere weniger dazu neigen, ist reine Spekulation. Gestandene Seeleute, die seit 10 Jahren zur See fahren, werden plötzlich heftig seekrank und dass nicht nur einmal nach einer Zechtour durch die Hafenkneipen, sondern wiederholt. Seekrankheit ist selten lebensbedrohlich, da lohnt es nicht, Forscherteams darauf anzusetzen. Es gibt wichtigeres. Irgendwann wird die neue Flut an Gesundheitsdaten aus Smart Devices, elektronischen Patientenakten etc., auf denen sich aktuell die besten AIs üben, das Rätsel ganz zufällig nebenbei lösen.
Auch für die grossen Entdeckungsreisenden der Geschichte, war Seekrankheit immer ein zentrales Thema, das sie auch fürchteten. Alexander von Humboldt, kaum bekannt seinerzeit einer der besten Alpinisten, rühmte sich "... als ich vermöge meiner Konstitution nie seekrank wurde und, so oft ich an Bord eines Schiffes war, immer großen Trieb zur Arbeit fühlte.“1) Ganz anders sah es bei Charles Darwin aus, der unter ihr heftig litt. Als er auf der HMS Beagle, die Kurs Madeira anliegen hatte, den Golf von Biskaya durchquerte, der für sein wildes Wetter, heftigen Seegang und ebensolchen Stürmen gefürchtet wird, traf ihn seine Anfälligkeit für Seekrankheit besonders heftig. „Er war so seekrank, dass er seinen Zustand nur ertragen konnte, indem er sich in seiner Kabine verkroch, auf dem Rücken lag und sich von Schiffszwieback ernährte.“2)
Jeder muss für sich selber herausfinden, ob und wann er zur Seekrankheit neigt. Wie die Erfahrung zeigt, ist das nur eine Momentaufnahme, die nicht in Stein gemeisselt ist. Nicht selten hängt die Anfälligkeit von der Tagesverfassung ab. Der Mensch verändert sich, jede Millisekunde.
► Richtiges Verhalten vor Antritt einer Seereise oder auch nur einer kürzeren Fährpassage, kann das Risiko der Seekrankheit stark senken. Dem sollte besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, denn setzt die Seekrankheit erst einmal an, kann sie nur noch im Zaum gehalten werden. Vollständig bekämpfen an Bord eines Schiffes, lässt sie sich dann nur noch mit den richtigen Pharmazeutika.
Das Beste gegen Seekrankheit ist ruhige See und natürlich ein Schiff, das stabil liegt. Wer aus Vergnügen eine Seereise antritt, beispielsweise als Tagesausflug von Morro Jable nach Las Palmas de Gran Canaria (s.u.) und nicht seefest ist, hat keinen Grund an einem bestimmten Tag an Bord zu gehen. Also Seewetter checken. Wisuki und Windfinder, beides als Website und App oder das Atlantik Seewetter von Meteosat, geben treffsichere kurzfristige Prognosen über Wellenhöhe, Frequenz und Wind. Ein besonderes Auge ist auch auf die Wellenrichtung zu werfen, denn die verursacht ggf. das gefürchtete „Rollen“ von Schiffen. Links zu den Websites und Apps finden sich unten.
Die Tagesverfassung ist ein entscheidender Faktor, ob und wie leicht oder stark sich eine Veranlagung zur Seekrankheit äussert. Schlafmangel, psychische Belastungen, Abgeschlagenheit u.ä. sind keine gute Basis für eine Seereise.
Manche sind der Ansicht, am besten wird mit komplett leeren Magen an Bord gegangen, andere denken, schön satt und rund sollte er sein. Das Optimum liegt in der Mitte. Auch ein komplett leerer Magen ist kontraproduktiv, denn der übersäuert leichter unter Stress. Leichte, fettarme Kost, die den Magen stabilisiert und dass einige Stunden vor dem Antritt der Seereise. Dauert die Reise nicht länger als einen Tag, am Bord dann gar nichts mehr essen, nur in Massen trinken aber das Richtige.
Hobbysegler, die einmal im Jahr in wilder Runde eine Woche in See stechen, verbreiten die Geschichte, ein eiskaltes Bier beim Aufkommen von Seekrankheit wirkt Wunder. Das stimmt, das Wunder ist aber kurz, dann wird es übel. Hopfen beruhigt, Alkohol entspannt und wirkt so schnell und gut gegen Angst, wie wenig anderes. Aber, Alkohol ist ein Nervengift, stört auch den Gleichgewichtssinn und das ist auf See dann besonders fatal. Es gilt: An Bord keinen Tropfen Alkohol, möglichst am Tag davor auch bereits nicht.
Passagiere, bei denen Langeweile aufkommt, beginnen Zeitung zu lesen, am Mobiltelefon herum zu surfen, schliesslich gibt es bei Fred. Olsen gratis WLan auf See, oder in die TV Screens, die überall hängen, zu starren. Vorsicht, all das lässt auch bei robusten Menschen schnell Übelkeit aufkommen, auch wenn es nur etwas schaukelt. Besser entspannen, Musik hören, bevorzugt am Aussendeck. Empfindliche Menschen, sollten bei grossen Kopfhörern das Noise Canceling System abschalten. Das erzeugt einen Schallgegendruck im Innenohr und da sitzt der Gleichgewichtssinn. Das kann sich negativ auswirken.
Bewegung an Bord ist immer ein gutes, vorbeugendes Mittel. Es hält den Kreislauf in Schwung, entspannt, lenkt ab. Bei den grossen Fred. Olsen Jet Fähren ist das allerdings nicht so einfach. Gut ging das bei den klassischen grossen Armas Fähren, die aber auch nach und nach gegen die modernen Jetfähren ersetzt werden.
Eine frische Seebrise kombiniert mit Bewegung wirkt oft Wunder. Das Blut wird sauerstoffreicher, der Körper fühlt sich gleich besser an. Fatal wirken sich intensive Gerüche aus und das stärker, als meist vermutet. Das menschliche Geruchssystem ist empfindlicher als gemeinhin angenommen, sehr speziell und steht dem des Hundes nicht wesentlich nach. Der gemeine Mensch hat einfach verlernt, Parfümeure beispielsweise nicht, ihn zu nutzen und blendet ihn alltagstauglich aus. Der Geruchsinn ist interessanter Weise die einzige Sinnenswahrnehmung des Menschen, die den Wächter im Schlaf passieren kann. Der Geruchssinn wacht über potentielle Gefahren. Dass der Mensch im Tiefschlaf sein Gehör abschaltet, aber Gerüche unbewusst intensiv wahr nimmt und analysiert, interessiert die Geheimdienste als Einfallstor, um Personen unentdeckt zu manipulieren.
Wie oben vermerkt, Angst befeuert die Seekrankheit oder löst sie erst aus. Alles tun, damit keine Angst aufkommt. Leicht gesagt, vor allem wenn die Disposition zu Panikattacken besteht. Den Tipp gibt es nicht. Jeder ist anders und wird von anderen Ängsten geplagt. Bei manchen wirkt rhythmische Bauchatmung, wie sie im Biofeedback Training gelehrt oder im Yoga praktiziert wird, hervorragend. Sie senkt Blutdruck, Hautwiderstand und Körpertemperatur, Entspannung pur. Eine wahre Wunderwaffe gegen Ängste. Intensive körperliche Verausgabung, das baut Stresshormone im Blut ab, wirkt ebenso erstklassig, kommt aber an Bord kaum in Frage.
► Schlägt die Seekrankheit zu, geht es darum sie unter Kontrolle zu bringen, damit das Elend nicht eskaliert. Einfach ist das ohne Medikamente nicht. Verblüffend, wird schwer angeschlagen von Bord gegangen, schwankt noch eine Zeit lang der Boden, dann verfliegt die Seekrankheit wie gekommen ohne weiteres Zutun. Hilf alles nichts, wenn es bis in den Hafen noch eine längere Zeit ist. Folgende Tipps, die helfen.
Bitterstoffe, wenige Menschen lieben sie, auf den menschlichen Organismus haben sie eine breite, positive Wirkung. Der Magenbitter hilft z.B. nach zu üppigem Essen. Es sind die Bitterstoffe, nicht der Alkohol wie oft gemeint, die Linderung bringen. Alkohol dient lediglich zur Extraktion und Konzentration der Wirkstoffe. Die alkoholische Destillation zu diesem Zweck taucht erstmals in Schriften des legendären persischen Universalgelehrten Ibn Sina auf. Über die Kreuzzüge kam das Wissen nach Europa. Der berühmte katalanische Arzt Arnaldo de Villanova (* 1235 bei Valencia - † 6. September 1311 Ligurisches Meer) war wohl der erste Europäer, der die alkoholische Destillation und Extraktion sehr erfolgreich für die Herstellung seiner Arzneimittel einsetzte. Mit seinem innovativen Wissen und den heilenden Substanzen, brachte er es zum Leibarzt des Königs von Aragon und anderer Prominenz. Er konnte mehr als nur Aderlass3). Aber auch Aufgüsse extrahieren, denn Likör sollte es wegen dem Alkoholgehalt nicht sein. Ein starker Ingwertee, ordentlich gezuckert in der Thermoskanne mitgeführt und bevor „es los geht“, schluckweise trinken. Das stabilisiert den Magen und lindert im Anfangsstadium erstklassig. Industrie Softdrinks sind hingegen nicht geeignet: Kohlensäure, Koffein und viel E330 malträtieren die Magenschleimhäute. Besonders schlimm E330, künstliche Zitronensäure, die Getränke frisch schmecken lassen soll und die Haltbarkeit erhöht. E330 ist das Übel vieler nachhaltig zerstörter Kinderzähne. Eine verkalkte Dusche lässt sich damit aber hervorragend putzen.
Je nach schwere der Seekrankheit, beginnt der Körper Stresshormone auszuschütten, die sich im Blut anreichern, Adrenalin oder Cortisol beispielsweise. Die sollen den Menschen auf Höchstleistung vorbereiten, eben kämpfen zu können und nicht gefressen zu werden. Es ist erst 20 tsd. Jahre her, als der Mensch seine Höhlen verliess. Mit Ausdauersport lassen sich Stresshormone hervorragend abbauen ein Grund, warum regelmässiges Lauftraining nach und nicht vor der Arbeit (!), der Herzgesundheit derart dient. Auf Fähren geht das aber meist nicht so gut. Jede Bewegung hilft aber, selbst hin und her gehen am Sonnendeck nutzt. Nicht umsonst laufen Menschen unter echtem Stress automatisch nervös herum.
Solange man sich noch auf den Beinen halten kann, an Deck bleiben, frische Luft atmen, intensiven Gerüchen unter Deck entgehen. Ein Killer ist Küchengeruch oder ein nett vorbereiteter Obstkorb in der Kabine.
Das Gehirn rebelliert gegen die sich widersprechenden Informationen, die es vom Gleichgewichtssinn und den Augen übermittelt bekommt. Das alles passt nicht zusammen. Bisweilen hilft an Deck weit in der Ferne ein ruhig wirkendes Objekt zu fokussieren, den Horizont beispielsweise und zu versuchen, den Rest aus dem Kopf auszublenden, die Divergenz aufzulösen. Hilft das nicht mehr, hinlegen, den Oberkörper erhöht und die Augen schliessen, auch das kann helfen. Viele finden es als besonders wirkungsvoll, die Körper Längsachse in Bewegungsrichtung auszurichten. Rollt das Boot, geht das nicht mehr. Ein kardanisch aufgehängtes Bett, wäre nun die Lösung.
Bei aufkommender Übelkeit neigen wir dazu, weniger zu schlucken, damit ja nichts „nach oben“ kommt. Das ist kontraproduktiv. Aktiv schlucken, das hilft erstaunlicher Weise.
Hilft nichts mehr, dann kommt die Chemie. Ganz erstklassig und unter Seglern beliebt das Salz Dimenhydrinat. Es wird z.B. unter dem Markennamen Biodramina® verkauft und ist rezeptfrei. Amazon liefert es, jede Apotheke in Corralejo hat es für ein paar Euro. Biodramina® wirkt ganz hervorragend gegen Übelkeit und ist gleichzeitig noch stimmungsaufhellend, da es auf das Zentrale Nervensystem wirkt. Ein positiver Nebeneffekt, ein negativer, so der Nutzer aktiv bleiben muss, es macht sehr müde. Daher gibt es diese Präparate auch mit Koffein. Für einen passiven Seereisenden besser ohne, einwenig wegdämmern, hilft zusätzlich gegen Seekrankheit. Biodramina® ist auch als Art Kaugummi zu bekommen. Auch das hat seine Vorteile, denn es forciert das angesprochene Schlucken durch den produzierten Speichelfluss. Interessanter Weise kursiert das Präparat gerne in der wilden Partyszene, da es auch gegen einen heftigen von Übelkeit begleiteten Hangover wirkt. Hilft auch Biodramina® nicht, was doch recht unwahrscheinlich ist und liegt eine ruppige Fährreise Cádiz – Puerto del Rosario an, steht dem Mediziner noch eine ganze Palette „härterer Stoffe“ zur Verfügung, die er verschreiben kann, Paspertin® beispielsweise. Mit dem Vertrauensarzt die individuell optimale Behandlung besprechen. Seekrankheit ist heute kein Problem mehr, dem sich leidend hingegeben werden muss. Ein gesunder sportlicher Mensch, sollte es aber zuerst ohne Pillen schlucken versuchen. Die meisten, die sich dem Problem Seekrankheit wiederholt aussetzen und aufmerksam in ihren Körper hinein hören und ihr Verhalten analysieren, bekommen es ganz ohne Pharmazie in den Griff.
► Ängstliche könnten sich nach dieser Lektüre nun mehr als vorher vor Seekrankheit fürchten. Aber Entwarnung, ein lebensbedrohlicher Zustand kann auf Kanaren Fähren nicht erreicht werden. Dazu sind die Passagen zu kurz. Interinsular ist der Fährgast zwischen 40 und 120 Minuten unterwegs und selbst die Kanarenfähre von Cádiz oder Huelva, bringt es nur auf rund 30 Stunden. Nicht lange genug, um an Seekrankheit zu sterben. Zur weiteren Beruhigung, die Huelva und Cádiz Fähren sind mit einem Hubschrauberdeck ausgestattet und wenn es hart auf hart kommt, landet da schon mal ein Shuttle der spanischen Marine und bringt den Patienten in das nächste Krankenhaus. So etwas ist heutzutage Standard in der westlichen Welt.
Was kann also zwischen Corralejo und Playa Blanca Lanzarote passieren? Etwas Übelkeit. Und zischen Morro Jable und Las Palmas de Gran Canaria? Kopf über der Schüssel. Von solchen Eventualitäten, denen gut begegnet werden kann, sollte sich niemand das Erlebnis einer Seepassage verderben lassen. Und sobald es von Bord geht, wäre die Welt auch schon wieder in Ordnung. Also auf ins Abenteuer, eine kleine Seereise, denn dann hat man was zu berichten.
1) Nach Alexander von Humboldt Stiftung: Mit Humboldt unterwegs.
2) Darwin Briefe, Bd. 1, S. 201 nach Wulf, Andrea: Alexander Humboldt und die Erfindung der Natur.
3) ¡Viva-Espanna! – Weihnachtsgeschenke – Spanische Liköre selber ansetzen.
4) Eigentlich selbstverständlich, aber folgender Hinweis: Vor der Einnahme von Pharmaprodukten, auch nicht verschreibungspflichtiger wie Biodramina®, den Vertrauensarzt konsultieren.
5) Keine Werbung, keine Promotion, kein Product Placement.