► Wie in jedem Land der EU, ist auch in Spanien wildes campen ausnahmslos verboten. Als besonderen Service bieten touristische Regionen in Spanien auch günstige oder kostenlose Stellplätze für autocaravanas an. Das sind oft einfache Parkplätze, auf denen auch Camper erlaubt sind, die teils Strom und Wasseranschlüsse bieten, wie auch eine korrekte Entsorgung für Grauwasser und Chemietoiletten ermöglichen. Die Stehzeit ist meist auf drei Tage beschränkt. Wohnwägen sind oft nicht erlaubt. Wird eine Gebühr fällig, wird einfach ein Parkticket an einem Automaten gezogen. Ähnlich läuft es mit Strom und Wasser, die an manchen dieser Stellplätze in einem gewissen Umfang sogar kostenlos sein können. Wem das nicht komfortabel genug ist, der kann auch einen der vielen Campingplätze auf der Pensinsula anfahren, die es in allen Kategorien gibt. Eine Besonderheit existiert in Spanien: Das Campen mit einem turismo. Wie diese Sonderregelung zu verstehen ist, siehe Artikel unten.
Auf der Pensinsula gibt es also keinen Grund, wild zu campen. Die gebotene Infrastruktur für Camper ist die beste, die in Europa zu finden ist. Auf den Kanaren sieht das anders aus. Einen Camping Platz, so wie man sich den von der Pensinsula vorstellt, gibt es auf keiner der Inseln des Archipels. Umzäunte Parkplätze, wie jener in Corralejo, geben sich gerne den Namen Camping Platz. Die Bezeichnung alleine macht aber noch keinen. Auch die Gemeinden auf den Kanaren, weisen legale Stellplätze, fast immer kostenlos, aus. Auf Fuerteventura beispielsweise in Pozo Negro am Strand, Betancuria an der historischen Altstadt, oder in Antigua neben dem städtischen Schwimmbad. Auf Gran Canaria sind diese Stellplätze besonders schön, da sie in Nationalparks liegen. An einigen dieser Stellplätzen heisst es aber sich anzumelden, ein Carnet zu lösen, um sich zu registrieren. Damit wird die Anonymität durchbrochen und das gesetzeskonforme Verhalten gestärkt. Überdies kann so die maximale Stelldauer, die auch bis zu einer Woche betragen kann, kontrolliert werden, wie auch die Anzahl an zugelassenen Camper.
► Auf Inseln wie Gran Canaria oder besonders auf Lanzarote, werden die Campingregeln strikt kontrolliert. Auf Lanzarote kann von einer Null Toleranz Politik gesprochen werden. Auf Fuerteventura, wie meist, schaut man bei unliebsamen Problemen erst einmal weg. Hofft, das alles nicht so schlimm wird und sich Dinge irgendwie von selber lösen. Meist werden Missstände aber tendenziell grösser, wenn weggesehen wird. Und so war es auch beim illegalen Campen auf Fuerteventura, das beginnend mit der Corona Zeit begann, völlig aus dem Ruder zu laufen. Ganze Siedlungen gestrandeter Glücksritter bildeten sich, beispielsweise bei Los Lagos in El Cotillo. Ein bedrückendes Bild entstand vieler Orts, das dem touristischen Ambiente schadet und die Landschaft verschandelt. Auch das Klientel ist meist eines, mit dem man nicht gerne Freundschaft schliessen möchte. Woher die Mittel für den Lebensunterhalt stammen, mehr als fraglich, kann aber erahnt werden. Es herrscht tendenziell ein solider Hass auf die Gesellschaft, um das eigene Scheitern zu legitimieren. Die Kampfhund Dichte ist dort ebenso hoch, wie jene der Drogen. Ein grosses Risiko für Radfahrer und Läufer, auch wenn das gerne bestritten wird. Das gezeichnete Bild ist empirisch entstanden und fundiert.
Es sprach sich unter Campern herum, dass wohl auf Fuerteventura der Wilde Westen herrschen würde, man auch an Stränden stehen könne, so, wie man es auf Instagram vorgegaukelt bekam. Ganze Küstenabschnitte wurden zugemüllt, Dünen regelrecht zugeschissen. Toilettenpapier flatterte durch die Luft und auch die Chemietoilette wurde einfach ins Meer gekippt. Dass das Cabildo und die Ayuntamientos so lange tatenlos zusahen, gibt es wohl nur auf Fuerteventura. Es könnte auch schlicht von einer Arbeitsverweigerung gesprochen werden, geltendes Recht durchzusetzen. Die Passivität der sonst so resoluten Guardia Civil, die fairer Weise im Ortsgebiet nicht zuständig ist, wie jene des Medio Ambiente, wirft ebenso Fragen auf.
► Das Problem des wild Campens ist kein kanarisches alleine. Wer meint, die Szene ist von freiheitsliebenden digitalen Nomaden, die gut qualifiziert remote ihr Geld verdienen, geprägt, lebt in einer Social Media Blase. Ein Heer an orientierungslosen Drop-outs, die von der Hand im Mund leben, zieht umher, ohne Ziel und Aufgabe und stilisiert sich als die neuen Hippies. Sollte eine Grussformel für sie erfunden werden, könnte „Salve Loser, die Ungeduschten grüssen Dich!“ treffend sein. Portugal, als die billig Destination dieser Community schlechthin, begann die letzten Jahre rigoros gegen wild Camper vorzugehen. Freies stehen ist mittlerweile fast unmöglich. Wer es probiert, bekommt umgehend Besuch von der GNR (Guarda Nacional Republicana) und die ist noch einmal deutlich ruppiger als die Guardia Civil in Spanien. Wer nicht sofort zusammen packt, handelt sich solide Probleme ein. Eine Sprache, die verstanden wurde. Nicht jedes Problem kann wegdiskutiert werden. Auch dem neuen Bürgermeister von Pájara, grösste und finanzstärkste Gemeinde Fuerteventuras, der tatkräftig 2023 sein neues Amt antrat, reichte es mit den wild Campern, die den Süden von Fuerteventura verschandelten und zumüllten. Er startete als erstes mit klaren Regeln, erhöhte Busgeldern und auch dem dezidierten Ausweisen legaler Stellplätze. Auch anderen Gemeinden kam die Erkenntnis, dass das ausufernde wild Campen dem Tourismus im Gesamten massiv schaden würde.
► Ostern, Semana Santa, die heilige Woche, ist das höchste christliche Fest. In Mitteleuropa ist das den meisten Christen entfallen, in Spanien wird diese Tradition streng gepflegt. Die Karfreitags Umzüge sind ein schauerliches Erlebnis. Die Semana Santa ist in Spanien auch die Reisewoche. In keiner Woche des Jahres wird mehr gereist. Alles ist ausgebucht: Hotels, Fähren, Flüge. Familien kommen zusammen und feiern die Osterwoche mit üppigen Familienessen. In ländlichen Gebieten Spaniens wie auch auf den Kanaren, haben aber auch die kirchlichen Feierlichkeiten grosse Bedeutung für die breite Bevölkerung. Im grossen Stil kann das beispielsweise auf Teneriffa, Gran Canaria oder in Andalusien erlebt werden.
Für Canarios, die ein Wohnmobil besitzen oder eines gemietet haben, ist das traditionelle Osterreiseziel Fuerteventura. Fähren sind bis auf den letzten Platz ausgebucht. Tausende Wohnmobile fahren in Puerto del Rosario und Morro Jable von den Fähren und suchen sich entlang der Küsten einen schönen Stellplatz. Die Ostküste zwischen El Jablito und Porto Lajas, wie auch der gesamte Northshore, besonders in der Region um den Faro de Tostón, wird dann zu einem Heerlager aus Wohnmobilen.
Das Cabildo von Fuerteventura hat nun erstmalig beschlossen, zusammen mit der neuen Drohnen Einsatztruppe der Agencia Canaria de Protección del Medio Natural (Gobierno de Canarias), entschlossen gegen das wild Campen zu Ostern vorzugehen. Ein ambitioniertes Ziel, vielleicht hätte man es erst einmal in der Zeit vor Ostern üben sollen, denn da bestände die Möglichkeit, die Verbote auch durchzusetzen. Wie gegen tausende Camper, die sich allesamt im „zivilen Ungehorsam“ über alle Regeln hinwegsetzen werden, vorgegangen werden soll, wird spannend. Vielleicht werden auch nur täglich hunderte Strafzettel verteilt. In der Gemeinde Pájara kann das mit dem Satz von bis zu 1.000,- Euro ein teures Ostern werden, vor allem, wenn die Strafen täglich wiederkehrend verhängt werden würden. Für die Gemeinden würden die Kassen klingeln. Oder es werden exemplarisch auch nur die grössten Übeltäter herausgefischt. Es wird spannend.
► Das Problem des wild Campens auf Fuerteventura gehört endlich gelöst. Bis auf die schwarzen Schafe und Drop-outs, sollten Camper aber kein Feindbild darstellen. Auch sie sind Touristen und lassen mehr Geld vor Ort, als jeder Pauschaltourist. Sie sollten als Wirtschaftsfaktor gesehen werden, für den aber auch etwas getan werden muss. Es bedarf gewidmeter und gut ausgewiesener Stellplätze mit Ver- und Entorgungsmöglichkeiten, die in einer digitalen Karte dokumentiert sind. Es würde reichen, die Modelle einiger autonomer Gemeinschaften auf der Pensinsula zu kopieren. Erfinden muss Fuerteventura dazu nichts. Stellplätze wie der heruntergekommene Parkplatz neben dem Schwimmbad in Antigua, oder der Stellplatz direkt am Kreisverkehr der FV-2 bei Tarajalejo, können es nicht sein und sind eine Beleidigung für ernsthafte Camper. Etwas wie jener in Pozo Negro mit verbesserter Infrastruktur, könnte es beispielsweise sein. Bei entsprechender Location und Ausstattung, werden Camper diese Stellplätze gerne ansteuern und auch einen angemessenen Obolus für Serviceleistung entrichten.
Beim Verlassen der Fähre sollten Camper eine Broschüre mit Regeln und Stellplätzen in die Hand gedrückt bekommen, einer Erläuterung der Sinnhaftigkeit, samt dem Hinweis auf saftige Strafen. Wer dann noch uneinsichtig ist, um den sollte sich die Exekutive mit Nachdruck kümmern. Jedem Fuerteventura Enthusiasten muss es am Herz liegen, dass die einzigartige Wildheit, Einsamkeit und Schönheit Fuerteventuras erhalten bleibt. Wildes Campen und Vermüllung haben in dieser weiten, reduzierten und harmonischen Landschaft nichts zu suchen. Um das alles schätzen zu können, braucht es ein gewisses Niveau. Viele Camper haben das leider nicht.
Eine Anmerkung für Dauerempörte und ewig Beleidigte:
Dieser Beitrag wurde von einem begeisterten Campervan Fahrer verfasst. Sein Verständnis für Vanlife ist aber von einem selbst auferlegten Kodex geprägt:
- Sei ein Reisender und kein Tourist.
- Verwahrlose nicht, zeige Haltung und Selbstachtung.
- Das tägliche Fitness Training ist Pflicht.
- Halte Dich an Gesetze und Verordnungen, die Basis für ein friedliches Miteinander.
- Hinterlasse nicht mehr als Deine Fusspuren und auch nur an jenen Orten, die betreten werden dürfen.
- Verlasse einen Ort besser, als Du ihn vorgefunden hast.
- Masse Dir nicht an, öffentlichen Grund für Dich persönlich okkupieren zu dürfen, so dies nicht ausdrücklich erlaubt ist.
- Respektiere Privateigentum.
- Gebe Dein Geld möglichst vor Ort für regionale Produkte aus.
- Verhalte Dich als Gast und sei freundlich und rücksichtsvoll gegenüber Locals.
- Zeige Dich interessiert an den Menschen vor Ort und ihrer Kultur.
- Respektiere lokale Sitten und Bräuche.
- Verlasse eine Location so, dass Du auch bei einem Wiedersehen ein gern gesehener Gast sein wirst.
Es wäre so einfach.