Sonnenuntergang am Playa del Castillo aka Piedra Playa nahe El Cotillo.

► Puesta del Sol – einzigartige Sonnenuntergänge am Piedra Playa, ein Rausch der Farben. ►►

Es war einmal – El Cotillo, das einfache Fischerdorf, geliebt von Surfern und Freigeistern.

► El Cotillo war in die 1970iger ein einfaches Fischerdorf, das vor allem bei Touristikern kein Interesse weckte. Für sie hatte der Ort bestehend aus weniger Häusern nichts zu bieten. Es waren andere Zeiten. Der All-in Urlaub wurde gerade von einer Kooperation aus Robinson Club, TUI und Steigenberger aus der Not heraus erfunden, eine Weltneuheit und das in Morro Jable. Es war nicht Club Med, wie meist angenommen wird. Individualurlaub war kein Thema. Viele stiegen das erste mal in ein Flugzeug, um in die Ferne zu reisen. Der Urlauber wollte es organisiert und vorhersehbar. Der durchschnittliche Tourist hatte keine Erfahrung mit dem Reisen an Ziele fern der Adria.
 

Zur selben Zeit entdeckten deutsche Individualisten die herrlichen Strände, die El Cotillo umgeben. Die Ersten von ihnen errichteten, ohne Baugenehmigung, die als Potaufeu Häuser bekannten casitas, an der herrlichen Lagune La Concha. Woher sie ihren Namen haben, darüber kann niemand mehr verlässlich Auskunft geben. Damals interessierte das alles niemanden. Die Insel war einsam und ausgestorben. Nur knapp 18 tsd. Menschen lebten in den 1970igern auf Fuerteventura, in El Cotillo kaum jemand. Das Land an der Lagune war wertlos und da es sich nicht um ein Naturschutzgebiet handelte, ersassen die Erbauer in den üblichen sieben Jahren ein Bestandsrecht. Eine Kaufurkunde für das Land konnten sie wohl vorweisen. Ob vom tatsächlichen Eigentümer gekauft wurde, wer weiss. Bis heute sind Katastereinträge auf der gesamten Insel streitig. Manchmal wird prozessiert, oft erhebt aber kein Dritter Eigentumsrechte. Dann ist das erledigt. Mit den Pionieren von La Concha kamen Hippies, wie damals die Unangepassten genannt wurden. Sie kamen mit VW Bussen, mietet für wenige Euro verlassene und feuchte Wohnungen ohne jeglichen Komfort im Ort, oder schliefen einfach am Strand.
 

Nicht wenige der El Cotillo Pioniere waren Windsurfer, wenige Wellenreiter und es sprach sie herum: In El Cotillo gibt es immer Sonne, Wind und Wellen und niemand nervt dort. Ein Ort ohne Polizeistation, fernab der Zivilisation, gelegen an einer Sackgasse am Meer und das Gras wächst auch wie Unkraut unter der subtropischen Sonne. Ein schlagendes Argument für die Szene, auch heute noch. Dort in El Cotillo, liess sich von den Bedürfnissen her sehr einfach leben. Gleichgesinnte folgten, vor allem Surfer und so wurde El Cotillo das, was es bis 2015, als der Tourismusboom über den Ort hereinbrach und es entjungferte, war: Ein Ort für Freigeister, die mit Konsum nicht viel am Hut hatten und sich alle irgendwie durchs Leben schlugen. Die Zeiten sind vorbei, geblieben sind die wunderbaren Strände und die traumhaften Sonnenuntergänge, die El Cotillo zum Magneten machen.

Was blieb – wilde Strände, Sonnenuntergänge und viel Sehnsucht.

► Den ersten touristischen Schub bekam El Cotillo durch die Surfer. Erst waren es nur die Windsurfer, jene die das neu aufkommende Brandungssurfen entdeckt hatten, dann kamen die Wellenreiter, als dieser Sport auch in Mitteleuropa begann, zu einer Art angesagtem Breitensport zu werden. Die ersten Surfschulen wurden in El Cotillo eröffnet und ihr Trainingsrevier war der in Sichtweite gelegene Playa del Castillo, der aber eigentlich nur unter dem Namen Piedra Playa bekannt ist, la piedra für der Stein. Zu den Pionier Zeiten des Surfens in El Cotillo, ragte ein monumentaler Stein am Strand so dominant in die Höhe, dass auf hin hinauf geklettert werden musste, wie alte Bilder zeigen. Nun trägt der Piedra Playa soviel Sand, dass er zwergengleich am playa liegt und bestenfalls noch zum Anlehnen reicht. Kaum jemand würde vermuten, was für ein mächtiger Stein es ist. Das kann sich aber, wenn Mond und Brandung richtig zusammen finden, wieder ändern. Der Sand kommt und geht, nicht so schnell und regelmässig wie die Gezeiten, aber er ist einmal hoch und dann ganz niedrig. Wann das  sein wird, niemand weiss es.
 

Am Piedra Playa standen viele Surfnovizen das erste mal am Surfboard. Im Weisswasser lassen sich dort recht gefahrlos die ersten Schritte im Sport wagen, ein Beach Break, der sehr nahe am Strand bricht. Dort haben es die Surflehrer leicht, die Schüler im Auge zu behalten. Wer aber abgeworfen wird, oder ein Break frontal oder in den Rücken abbekommt, wird unangenehme Bekanntschaft mit dem Grund machen. Das Wasser ist seicht, nicht optimal. Wer am Piedra Playa bestand, für den ging und geht es an die Reef Breaks am North Shore, beispielsweise an den Playa Blanca. Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Playa Blanca südlich von Puerto del Rosario, an dem auch gerne unterrichtet wird.
 

Der Playa del Castillo aka Piedra Playa hat für viele nostalgischen Wert. Dort machten sie die ersten Schritte in einem Sport, der zu einer lebenslangen Leidenschaft wurde. Früh oder spät im Jahr, wenn die Tage noch kurz sind, wurde und wird nach nachmittäglichen Surf Sessions gerne am Strand gesessen, oft auch sehr lange, um den Tag in den Wellen mit einem phänomenalen Sonnenuntergang zu krönen, denn die sind am Piedra Playa einzigartig. Was nach diesen Tagen bleibt ist Sehnsucht nach endlosen Stränden, Wellen und Sonnenuntergängen, an denen sich niemand satt sehen kann, Sehnsucht nach Fuerteventura. Das hat sich nicht geändert, auch wenn El Cotillo vom Massentourismus heimgesucht wurde.

Piedra Playa – quirlig unter Tags, besinnlich am Abend.

► Der Piedra Playa wurde auf Grund seiner Nähe zu El Cotillo zu dem Strand für Surfer aller Richtungen, die im Ort El Cotillo, El Roque oder Lajares Quartier machen. Rund 1,3 Km Strand, kein dünnes Band aus Sand, sondern tief ins Land ausholend. Hier war genug Platz für alle. Dann wurde es aber voll und Zonen mussten eingerichtet werden, damit die Ambulanz nicht mehrmals täglich vorfahren musste. Von Nord nach Süd: Schwimmer - Wellenreiter ­- Kitesurfer - Windsurfer - SUPer. Die Bodyboarder explizit zu benennen, wurde vergessen. Sie tummeln sich bei den Wellenreitern, eine ungeliebte Koexistenz.


In der Saison wird es richtig voll am Playa del Castillo. Die Klippen sind zugeparkt, im Wasser geht es rund, mehr sollte es nicht mehr werden, wenn es friedlich bleiben soll. Echte Surfer sind keineswegs die friedliebenden Blumenkinder, ein Bild, das gerne gezeichnet wird. Eine Adrenalin geladene Spezies, für die Surfen kein Sport sondern eine Leidenschaft mit Suchtcharakter, Lebensinhalt ist. „Locals rule!“ – meine Welle, extranjeros nicht willkommen. An vielen Spots der Kanaren, besonders auf Teneriffa, wird das auch mit Fäusten durchgesetzt. Nicht so hart wie an der Pipe, Hawaii, aber doch sehr nachdrücklich. Auch auf Fuerteventura existieren solche Spots, beispielsweise an der Küste nahe des Ortes Pájara: Playa de la Solapa oder Playa de Garcey. Extranjeros, die nicht ein Ass des Wellenreitens sind, oder von einem Local eingeführt werden, sollten dort nur zusehen und erstmal nicht ins Wasser gehen, wenn sie kein blaues Auge riskieren wollen. Für den Gelegenheitssurfer ohnedies Spots, die für ihn lebensgefährlich wären.
 

Verlassen die Surfschulen den Strand, schläft der Wind ein, oder sind die Wellen für Fortgeschrittene nicht attraktiv, wird es schlagartig ruhig am Piedra Playa. Strandspaziergänger, wenige liegen noch in der Sonne oder baden. Je später der Tag, desto ruhiger und zu Sonnenuntergang ist es meist sehr einsam an diesem mächtigen playa. Das ist erstaunlich. Der Sonnenuntergang wird von erschöpften Surfern oder Touristen lieber anderen Ortes genossen, an einem Strand, der leicht zu erreichen ist, der möglichst nahe der Lokale liegt, in denen das Abendessen geplant ist. Der Bajo Augustino ist so ein Ort und der wird immer beliebter. Er ist tagsunter recht ausgestorben, zu puesta del sol wird er belebt, der Gegenentwurf zum Piedra Playa. Dann beginnt am Playa del Castillo die Zeit für jene, die fulminante Sonnenuntergänge sehr besinnlich erleben wollen: In einer Düne sitzend, über den Strand spazierend, nicht laut, bei sich selber und den Gedanken. In den Wellen tummeln sich ebensolche mit dem Surfboard.

Ein Rausch der Farben – Himmel, Horizont und Strand.

► Jeder Sonnenuntergang ist anders, keiner gleicht dem anderen und auch ein und derselbe ist an jedem Ort ein ganz anderer, auch wenn sie noch so nahe beieinander liegen, wie der Bajo Augustino und der Playa del Castillo. Der Sonnenuntergang, der puesta del sol, am Piedra Playa, zählt zu den besonders imposanten Fuerteventuras. Geschuldet ist das dem flachen, sandigen Strand, der weit und sanft in den Atlantik abfällt. Ist die See ruhig und beginnt sich die Flut am Abend zurückzuziehen, dann ist es Zeit sich an den Piedra Playa aufzumachen, um einen dieser einzigartigen Sunsets zu erleben. Die fallende Tide und flachen Wellen, hinterlassen am Strand einen dünnen Wasserfilm. Er wirkt wie ein Spiegel und beginnt, je stärker das Licht schwindet, den feurigen Himmel zu reflektieren. Strand, Horizont und Himmel beginnen zu verschmelzen. Der Strand Spaziergänger tauch in einen Rausch aus Farben, oben und unten verschwimmen, die Szenerie wirkt unwirklich, wie in einem Traum. Beschreiben lässt sich dieses Gefühl kaum, es muss erlebt werden und jeder wird es anders empfinden. Wer das Glück hat, einen solchen Tag bei abflauendem Calima zu erleben, wird seinen Sunset am Piedra Playa nie vergessen. Dann treibt in höheren Luftschichten noch feiner Sahara Staub, an dem sich die Sonnenstrahlen einzigartig brechen. Der Himmel beginnen, in den intensivsten und eindrucksvollsten Farben zu leuchten, besonders, wenn die Sonne schon hinter dem Horizont versunken ist und die nautische Dämmerung beginnt. Dann setzt der puesta del sol zum letzten Akt an, zum Nachglühen und das ist oft das Schönste.

Piedra Playa – ein Ort wie Sehnsucht, ein Ort zum Nachdenken.

► „Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich – aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wäre man nie dabei gewesen.“ So, wie das der grossartige Ödön von Horváth formuliert, fühlen sich viele, die von der sonnigen Leichtigkeit des Lebens auf Fuerteventura in ihren Alltagstrott heimkehren, in dem sie in einem Hamsterrad aus Banalitäten versuchen, ihr eintöniges Leben ohne Ziel zu meistern. Im surrealen Farbenrausch eines Sonnenuntergangs am Piedra Playa, wird nicht selten die Sehnsucht entfacht, der Monotonie des eigenen Daseins zu entkommen. Der kurzen Zeit, die einem auf diesem Planeten geschenkt wurde, mehr Sinn, Freude und Leidenschaft einzuhauchen. In der Traumwelt eines mitreissenden Sonnenuntergangs scheint alles möglich, alles machbar, bei den meisten bleibt es nur ein Traum. Spaniens Nationaldichter Miguel de Cervantes Saavedra formulierte im 16. Jhd. eine zeitlose Botschaft an diese Menschen: „Die größte Dummheit scheint, das Leben so zu sehen, wie es ist, und nicht, wie es sein sollte.“

Impressionen – Sonnenuntergang am Playa del Castillo aka Piedra Playa.

Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura. Sunset Walk am Playa del Castillo aka Piedra Playa El Cotillo Fuerteventura.
Welle