25 Grad und Sonnenschein – Kaiserwetter auf Fuerteventura.
► Ab November heisst es in den Bergen Mitteleuropas die Tourenski klar machen. In den Tälern feuchtkaltes Schmuddelwetter, der erste Schnee in den Bergen, keine einladende Zeit, sich zu einer Wanderung aufzumachen. Auf Fuerteventura von November bis Februar 25 Grad, wenn es kalt wird auch mal 20 Grad. Der Atlantik hält bei rund 19 Grad Wassertemperatur. Die Sonne nahe des Äquators auch im Winter so intensiv, dass sie beim Sonnenliegen am Strand ordentlich einheizt und ein erfrischendes Bad angenehm ist. Mit Regen ist zwar zu rechnen, aber das nur an maximal 6 Tagen pro Monat. Die subtropische Regenzeit der Insel hat nichts mit jener in Mitteleuropa zu tun. Wolken treiben über Fuerteventura, verfangen sich an den fotogenen Basaltformationen und regnen ab. Kurze, intensive Regengüsse, danach blitzt der Himmel besonders blau. Willkommene und besonders fotogene Abwechslung. Komplett verregnete Tage gibt es nicht.
Winterzeit ist Wanderzeit auf Fuerteventura. Gerade erst wird die Sonneninsel als Wanderparadies entdeckt, die weite, stille und einsame Insel. Denn auf ihr lassen sich Wanderungen unternehmen, die besonders eindrucksvoll sind. Ganz anders als gewohnt, sanfte, einsame Weite, Balsam für die Seele, inspirierend, um in sich zu gehen, auch meditativ, wenn die Schritte lange über die sanften Hügel oder endlosen Strände führen. Wer es sportlicher liebt, der wandert über die Grande Rute 131, einen markierten Wanderweg, der von Corralejo, dem nördlichsten Ort der Insel, in den Süden nach Morro Jable und den Leuchtturm Faro de Punta de Jandía, die Südspitze von Fuerteventura, führt.
Wandern im Zentralmassiv – sanft oder felsig, immer aussichtsreich.
► Fuerteventura ist die älteste Insel des kanarischen Archipels. Sie ist keine Vulkaninsel wie El Hierro, sondern entstand hauptsächlich durch Hebungen der Atlantischen Platte. Sediment Hügel, die Jahrtausende unter Wasser lagen und so schön weich und rund geschliffen werden konnten. Nur langsam hoben sie sich aus dem Meer. So entstand die so wunderbar harmonisch anmutende hügelige Weite der Sonneninsel. Nur an einigen Hotspots, wo die Platte besonders dünn war, brach Magma hindurch, meist nicht explosiv. Sie formte die Vulkankette zwischen Lajares und La Oliva oder den enormen Krater von Cofete.
Das Hauptinteresse der Wanderer liegt auf Fuerteventura im Zentralmassiv. Ein Basalt Massiv, das sich vom Morro Velosa bis nach Pájara erstreckt. Traumhafte, einsame Wanderungen lassen sich in ihm auf gut markierten Wanderwegen unternehmen. Je nach Geschmack ganz kurze oder auch über mehrere Tage. Für jeden ist etwas dabei. Durch pittoreske Barrancos wie nahe Vega Río de Palmas oder im Parra Medina. Aussichtsreicher geht es zum Beispiel auf den Morro de los Olivos. Wer hoch hinaus will, der besteigt den höchsten Berg der Insel, den Pico de la Zarza. Schon manch einer, der über den nur 807 m hohen „Hügel“ gelacht hat, wurde eines besseren belehrt. Zwar ist es mehr ein Spazierweg, aber es wird auf 0 m Seehöhe gestartet und Wind wie Sonne können enorm zusetzen. Der Blick vom Gipfel des Pico de la Zarza an klaren Tagen, entlohnt für jede Mühe. In der Ferne ragt der Teide, mit 3.718 m der höchste Berg Spaniens, aus dem Atlantik empor. Teneriffa und Gran Canaria ist klar zu sehen, scheint zum Greifen nahe.
Wer es abenteuerlicher liebt, wandert über die vielen alten „caminos del pastor“, die Hirtenwege, die Täler und Barrancos über kurze Wege verbinden. Dann ist der Wandere ganz einsam und besonders erlebnisreich unterwegs. Wer sich für wenige Euro die 1:25.000 Karten des Instituto Geográfico Nacional de España online bestellt, findet die verstecktesten Wege. Empfehlenswert!
Entlang einsamer Küsten – eindringliche Erlebnisse am Atlantik.
► Berge und Hügel, das kennt man, endlose Strandwanderung weniger. Das sind Sehnsuchtsgedanken vieler Urlauber, die auf Fuerteventura in Erfüllung gehen können. Kilometerlang lassen sich einsame Strände erwandern. Über 20 Km beispielsweise, wenn vom Punta de Pesebre über Cofete nach La Pared aufgebrochen wird. Ganz einsam. Als besonderer Badespass lässt sich eine Tageswanderung über die Traumstrände der östlichen Südküste unternehmen. Aufbruch am Morgen in Morro Jable bzw. Costa Calma und dann einen dieser Orte über den Tag über endlose Sandstrände erwandern. Nach Lust und Laune Pausen zum Baden einlegen. Zurück geht es mit guter Busverbindung. 20 Km sind über den Tag zu meistern. Doch Vorsicht, 20 Km über weichen Sand, je nach Tidenhub auch durch einige seichte Lagunen, das kostet Kraft. Wem es zuviel wird, der kann auf halber Strecke am Boca de mal Nombre aufgeben, dort Baden und in der Chiringuito essen und trinken. Das ist erlaubt, denn es ist kein Leistungswettbewerb. Es gilt dem Genuss und Erlebnis zu frönen. Oberhalb der Chiringuito an der FV-2 liegt eine Bushaltestelle, die mindestens zweimal pro Stunde Morro Jable und Costa Calma anbindet.
Wandern im Norden von Fuerteventura.
► Der Norden der Insel eignet sich besonders gut, um vor oder nach dem Strandbesuch eine kleine Wanderung zu unternehmen. Von den meisten Aussichtspunkten lassen sich auch grandiose Sonnenuntergänge erleben. Die Wanderungen oder ausgedehnteren Spaziergänge im Norden, eignen sich auch besonders als Trailrunning Strecken, wie jene zu den Fuentes de Chupadero oder zur Fuente de Tababaire. Wer in einen schönen Vulkankrater sehen möchte oder von oben das Dünen Gebiet El Jable bei Corralejo samt seiner wunderbaren Strände sowie die Isla de Lobos geniessen möchte, findet auf der Aussichtsplattform des Vulkans Calderón Hondo bei Lajares einen perfekten Ort dafür. Surfer überblicken von dort oben alle Surfspots des legendären Northshore.
Ganz nebenbei – Birdwatching, Stargazing und Geocaching.
► Fuerteventura hat viel zu bieten. Einiges kann der Wanderer gleich nebenbei mitnehmen. Die Sonneninsel ist auf Grund ihrer Weite und Einsamkeit bei Zugvögeln sehr beliebt, die auf der Insel gerne überwintern und brüten. Vieles kann der Birdwatcher aus nächster Nähe beobachten, das in Mitteleuropa kaum noch vor den Feldstecher zu bekommen ist. Auch Geocacher werden ihren Spass haben. An besonders schönen Aussichtspunkten hat Sunnyfuerte Caches gelegt. Wer es mehr mit dem Stargazen hat, der findet bei einer Nachwanderung dazu perfekte Bedingungen. Auch jenen, die mit dem Himmelsgucken nichts am Hut haben, kann eine Nachtwanderung nur empfohlen werden. Ganz besondere Eindrücke lassen sich in der einsamen, stillen Weite unter der intensiv glitzernden Milchstrasse sammeln. Ist nicht gerade Winter, bieten sich die lauen Nächte nach der Tageshitze besonders an. Scheint der Mond, wird noch nicht einmal eine Stirnlampe benötigt. Wer nicht an den Klippen von Cofete oder ähnlichem herumklettern will, hat auch mit keinerlei Gefahren zu rechnen. Und im Fall der Fälle: Das Mobiltelefonnetz der Insel ist flächendeckend ausgebaut.
Der beste Mietwagen, das optimale Hotel zum Wandern.
► Wenn es in entlegene Gebiete zum Wandern gehen soll, lohnt sich ein Mietwagen, mit dem auch abseits asphaltierter Strassen gefahren werden darf. Es muss aber nicht gleich ein teurer Jeep sein. Da es ausschliesslich über mehr oder weniger holprige Pisten geht, reicht beispielsweise ein recht günstiger 4x4 Panda. Tipps, wie das optimale Auto bei bestem Preis zu finden ist finden sich hier.
Wenn auf Fuerteventura Wandern das zentrale Motiv sein soll, der Badespass aber auch nicht fehlen sollte, dann ist es eine gute Idee sich in Pájara oder Casillas de Angél in einem Landhaus einzumieten. Beide Orte sind Ausgangspunkt interessanter Wanderungen. Binnen max. 20 Minuten lassen sich schöne Strände für jeden Geschmack mit dem Auto erreichen. Beide Orte auch gut an das Busnetz angebunden aber gänzlich untouristisch. Wer den Massentourismus meiden will, das sind seine Orte. Einfach einmal anders wohnen!
Richtig ausgerüstet – leicht aber winddicht.
► Die wichtigsten Utensilien zum Wandern auf der Sonneninsel sind Sonnenschutz, -brille und viel Wasser. Immer wieder werden Wandersleute gesichtet, die mit Wanderstiefeln unterwegs sind. Wer nicht leiden will, sollte sie zu Hause lassen. Es reichen überall Laufschuhe mit solidem Trailrunning Profil. Schön luftig sollten sie auch sein. Nur kein Goretex, um nicht in einer Schweissbrühe unterwegs zu sein. Auf Berggipfeln kann es verschwitzt frisch werden, nicht durch die Lufttemperatur, sondern durch die Verdunstungskälte. Der Wind stürmt oft heftig. Eine leichte Windjacke schafft ausreichend Wärme. Wer im Februar auf die Bergspitzen steigt und leicht friert, könnte noch ein sehr dünnes Fliess für darunter einpacken. Das war es aber auch schon. Fuerteventura liegt in den Subtropen. Kälte ist selten ein Problem, meist die Hitze, die im Sommer und vor allem in den Barrancos des Zentralmassivs immer wieder die 40 Grad Grenze knackt. Als (meist angezweifelte) Faustformel kann geraten werden, die dreifache Wassermenge einzupacken, die man üblicherweise auf einer ähnlichen Tour benötigen würde. Wer auf eigene Faust unterwegs ist, ist mit den Karten des Instituto Geográfico Nacional de España einem Kompass und Höhenmesser perfekt ausgerüstet. Auch mit einem GPS und OSM sind die Wege zu finden, nicht so ideenreichen wie mit den amtlichen Karten, aber in der Regel ausreichend.