Bauernmarkt der Insel – Mercado Agrario de Fuerteventura o Mercado de la Biosfera.

► Jeden Samstag lokale Produkte direkt vom Erzeuger in der Halle über dem Busbahnhof von Puerto del Rosario einkaufen. ► ►

Mercado Agrario de Fuerteventura – ein Markt trifft den Zeitgeist.

► Fuerteventura war einst die Kornkammer der Kanaren. Das überrascht, eine Wüsteninsel, die mit Lanzarote die unfruchtbarste des kanarischen Archipels ist. Doch die ersten Siedler des kanarischen Archipels, Berber aus Nordafrika, brachten die Technologie des Trockenfeldbaus mit auf die Insel, die gavias und eine Getreidesorte, cebada, die in diesem Umfeld prächtig gedeiht. In den Ebenen um Tefía und Tiscamanita war das Zentrum der Landwirtschaft Fuerteventuras. Getreidesorten und Hülsenfrüchte wurden angebaut und zu einem haltbaren Mehl, dem gofio, vermahlen. Die historischen Mühlen zeugen davon.


Aber Fuerteventura hatte noch mehr zu bieten. Agua de Bueyes, ein richtiges Wasserloch, ein hygrographisches Becken, war von Obstgärten geprägt und dort wurde auch der erste Weinberg des kanarischen Archipels angelegt. Auch um Vega de Río Palmas wurde Obst angebaut, im Parra Médina ebenso Wein. Namen der Wasserläufe erinnern daran. Auch Ölbäume kultivierten die Bewohner der Insel. Wer in den einsamen barrancos um Betancuria wandert, kann auf Jahrhunderte alte verwilderte Ölbäume stossen. Ein Blick auf historische Bilder zeigt, dass Fuerteventura bis in die 1970iger von intensiver Landwirtschaft geprägt war. Dann kam der Tourismus und die Bewohner der Insel begannen den Knochenjob in der Landwirtschaft gegen eine Anstellung im Tourismus zu tauschen.


Die Landwirtschaft verschwand fast völlig von der Insel, bis der Trend zu lokalen Produkten wieder aufkam. Das Cabildo de Fuerteventura begann die Landwirtschaft zu fördern, verschenkte Olivenbäume, schaffte Landwirtschaftsmaschinen für Genossenschaften an, das wirkte. Wer ins Inselinnere streift, wird in El Cardón auf intensive Landwirtschaft stossen. Nahe Pozzo Negro wird ein prämiertes Olivenöl gepresst, in Lajares Wein angebaut und nahe Tiscamanita wird einer der weltbesten Ziegenkäse hergestellt. Um dem wiederbelebten primären Sektor eine Verkaufsfläche zu bieten, wurde der Mercado Agrario de Fuerteventura ins Leben gerufen. Jeden Samstag von 8:00 bis 14:00 Uhr, bieten in der grossen Halle über dem zentralen Busbahnhof in Puerto del Rosario, Produzenten ihre Waren direkt den Endverbrauchern an. Es begann zaghaft, aber nun hat sich der Markt zu einem quirligen Treff der Einwohner der Insel entwickelt. Als 2009 die UNESCO die Insel und ihr Meereshabitat zum Biosphärenreservat erklärte, gab man dem Markt einen zweiten Namen: Mercado de la Biosfera.


Einige Politiker rufen schon nach einem neuen Gebäude für den Markt, grösser, repräsentativer. Aber wer den Markt besucht wird feststellen: Grösser muss das für Fuerteventura nicht sein. Ein neues Baudenkmal für einen geltungssüchtigen Politiker braucht es nicht. Die Halle hat noch deutlich Potential für mehr Aussteller. Auch ist die Lage optimal. Wer mit dem Auto kommt, findet unbegrenzt kostenlose Parkfläche am Festgelände neben dem Busbahnhof und wer mit dem Bus kommen will, für den heisst es: (Fast) alle Buslinien enden und starten im Bushub von Puerto del Rosario. Besser könnte der Mercado Agrario de Fuerteventura o Mercado de la Biosfera logistisch nicht angesiedelt sein.

Mercado de la Biosfera – überraschend breites Angebot von der Insel.

► Der Mercado Agrario de Fuerteventura o Mercado de la Biosfera ist fest in der Hand der residente der Insel. Touristen kommen selten vorbei, wenn zum Schauen und Fotografieren. Wer hier Tourist ist und tatsächlich kauft, ist Fuerteventura Enthusiast, der in keinem Hotel Quartier gemacht hat. Er schätzt die frischen lokalen Produkte der Insel sehr günstig kaufen zu können. Das Angebot überrascht.


Feldfrüchte, den hervorragende Ziegenkäse, der zu den weltbesten gehört wie auch Fisch, auch Exotisches mischt sich darunter. Vom prämierten Bio Olivenöl wird schon der eine oder andere gehört haben aber von Honig? Unter Touristen herrscht die Meinung, auf Fuerteventura gebe es keine Bienen. Wer im Frühling an den blütenreichen Hängen des Morro Veloso (722 m) oder den wasserreichen barrancos Parra Medina oder Parque Castillo de Lara nahe Betancuria wandern geht, wird das Summen der Bienen hören. Bunt und blütenreich sind die Hänge nach feuchten Wintermonaten. Auch die kleinen kanarischen Bananen in den Steigen werden überraschen. Sie wurden zuerst in Teneriffa und Gran Canaria kultiviert und sind sehr nahe an den Ursorten, die mit den Conquistadoren aus der neuen Welt nach Spanien kamen. Sie wurden in den königlichen botanischen Gärten, vornehmlich Orotava Teneriffe, akklimatisiert, um sie in der alten Welt nutzen zu können. Es lohnt, entlang der Verkaufsstände zu schlendern, um sich nach für den Mitteleuropäer Exotischem umzusehen.

Sé madrugador – sei ein Frühaufsteher!

► Jene, die fangfrischen Fisch einkaufen möchten, sollte früh im Mercado Agrario sein. Am späteren Vormittag sind die Verkaufsstände bereits verlassen. Die Fischer laufen früh morgens ein. Dann rücken die Kühlwägen der cofradías, der Fischerei Bruderschaften, aus, beliefern Gastronomiebetriebe, Händler oder bieten im Hafen, Gran Tarajal beispielweise, ihre Ware in kleinen Hafengeschäften selber an. Fisch ist in Spanien und besonders auf den Kanaren Frischware. Nur die grossen gibt es nie direkt zu kaufen. Da bei ihnen gelegentlich Parasiten auftreten, müssen sie vor dem Verkauf tiefgefroren werden, um diese ggf. abzutöten. Durchbraten würde zwar reichen, aber die spanische sanidad, Gesundheitsbehörde, ist sehr streng. Das Klima lässt keine Fehler zu. Bei grossen Knochenfischen wie dem roten Thun, ist das aber nicht notwendig. Der ist aber selten  zu finden, da er auf den Kanaren nur streng limitiert und mit dem Haken gejagt werden darf. Nur an der Costa de la Luz darf er noch mit Stellnetzen gefangen werden. Von dort meinen viele, stammt der beste rote Thun überhaupt. Ein guter Teil wird direkt von japanischen Schiffen übernommen, die ihn am Weg nach Japan verarbeiten. Spanien ist der grösste rote Thun Fischer, Japan der grösste Verbraucher. Roter Thun heisst der mächtige Knochenfisch, da sein Fleisch auch nach dem Braten tiefrot bleibt. Eigentlich dürfte er gar nicht mehr gefangen werden, da er am aussterben ist. In Gefangenschaft lässt sich der schnelle, wilde Fisch nicht züchten. Die wenigen Zuchversuche die gelangen. brachten nur schlechtes Fleisch.

Alternativen zum Mercado Agrario de Fuerteventura.

► Fuerteventura bietet immer mehr Möglichkeiten, regionale Ware von den Kanaren frisch und oft direkt vom Produzenten einzukaufen. Täglich geht das in Costa Antigua in einer Lagerhalle bei Fran y Chemi und das sehr günstig. Ob Kakaonuss oder Ananas, alles  ist zu finden. La Oliva bietet Wochenmärkte, Tetir einen aufwendigen Monatsmarkt. Die cofradías in den Häfen sind auch immer eine gute Adresse. Und wer Wege nicht scheut, kann auch Produzenten besuchen, die Olivenöl, Ziegenkäse und anderes ab Hof verkaufen. Die Preise sind oft ein Bruchteil derer im Supermarkt. Sunnyfuerte hat dem Thema mit einer Empfehlungsliste einen eigenen Beitrag gewidmet, siehe Link unten.

Welle