Die Kanaren – Inseln des ewigen Frühlings.
► Das kanarische Archipel, Inseln des ewigen Frühlings. Wer diese Bezeichnung erfunden hat, ist nich bekannt. Ein findiger Touristiker hätte es auch sein können, denn so ganz richtig ist das nicht. Auch auf den Kanaren gibt es sie, die vier Jahreszeiten. In Küstennähe zeigen sie sich jedoch nicht so ausgeprägt wie in Mitteleuropa. Wer auf den Inseln lebt, spürt sie aber deutlich.
Werden die Küstenregionen verlassen, dann ist es auch auf den Kanaren im Herbst und Winter mit dem ewigen Frühling vorbei. Wie ausgeprägt, das hängt davon ab, wie weit sich die Insel aus dem Atlantik erhebt. Am höchsten Berg von El Hierro, dem Malpaso (1.501 m), fühlt es sich dann herbstlich an. Am Teide auf Teneriffa mit 3.718 m der höchste Berg Spaniens, herrscht richtiger Winter: Schnee, die Strassen sind gesperrt. Auch auf Gran Canaria kann das passieren. Jedes Jahr müssen Touristen um den Roque de Nuble (1.813 m) bei Wintereinbrüchen aus ihren Mietwägen befreit werden.
Die Wettermaschine – der Nordost Passat.
► Die Wettermaschine des kanarischen Archipels ist der Nordost Passat. Um das Klima der Inseln zu verstehen, muss der Passat Wind verstanden werden. Er ist ein thermischer Wind, der seinen Ursprung am Äquator hat. Die Sonne ist dort am stärksten, heizt die Luft auf, die in höhere Lagen strömt und so aus der nördlichen Hemisphäre Luft ansaugt. Das ist der Passat Wind. Am stärksten wird er befeuert, wenn die Sonne im Zenit steht. Dann erreicht die grösste Energiemenge die Atmosphäre. Zu dieser Zeit kachelt es so richtig auf Fuerteventura. Das lieben die Wind- und Kitesurfer, denn der Wind kommt garantiert. Die Frage ist nur: stark oder sehr stark? Die grösste Wahrscheinlichkeit für Starkwind liegt um 14 Uhr. Dann ist, je nachdem ob Sommerzeit ist oder nicht, der wahre Mittag auf Fuerteventura, denn die ostafrikanische Zeitzone passt zwar besser zum Archipel als die MEZ aber auch nicht genau. Nur in Greenich steht die Sonne um 12 Uhr im Zenit. Das wurde als Normzeit auf der Meridiankonferenz in New York so vereinbart.
Wellenreiter haben ein gespaltenes Verhältnis zum Passat Wind. Laufen schöne Wellen aus dem Westen, dann verbläst der Passat die Wellenkämme. Andererseits baut der Passat an der Nordostküste von Fuerteventura einen soliden Windswell auf, wenn er einige Tage durch die Meerenge von Lanzarote und Los Lobos, die La Bocaina, stürmt. Dann sind dort optimale Bedingungen für Wellenreiter.
Wolken am Archipel – ein Geschenk des Nordost Passat.
► Der Passat streift im wahrsten Sinne des Wortes im Tiefflug über den Atlantik. Dabei nimmt er viel salzige Feuchte auf. Ein Geschenk für all jene, die mit den Bronchien Probleme haben. Gegen Mittag ist der Passat so gesättigt, dass er schon beim Aufsteigen an kleinen Bergen intensive Wolken ausbildet. Ab 300 m Meereshöhe kondensiert die feuchte Luft, ab 600 m Höhe entstehen intensive Wolken, die sich bis zu einer Höhe von 1.200 m abregnen und den subtropischen Märchenwald auf El Hierro oder Teneriffa ausbilden. Fuerteventura ist zu flach. Die Wolken ziehen über die Insel hinweg. Der Pico de la Zarza als einziger hoher Berg auf Fuerteventura, bietet mit seinen 817 m zu wenig Angriffsfläche, um genug Passat Wolken entstehen zu lassen. Die wenigen halten sich an seinem Gipfel. Fuerteventura heisst Sonnengarantie das ganze Jahr hindurch.
Drückende Hitze aus Afrika – Calima.
► Calima, drückende Hitze aus Afrika. Das Leben kommt auf Fuerteventura zum Erliegen. Das Thermometer kann selbst an der Küste auf über 40 Grad schnellen, die relative Luftfeuchte sinkt auf 0 %. Die Zunge klebt am Rachen. Liegen im Schatten und dazwischen am besten einwenig in den Atlantik, der mit 24 Grad wohltuende Abkühlung bringt. Ewig könnte man sich dann in den Lagunen von El Cotillo oder Costa Calma im Wasser treiben lassen.
Calima kann zu jeder Zeit des Jahres auftreten, nur einen Tag oder auch zwei Wochen lang. Am häufigsten weht er aber in der kälteren Jahreszeit, wenn sich Tiefdruckgebiete über den Kanaren aufgebaut haben und der Passat Wind auslässt. Bildet sich dann eine Hochdruckzelle über der ehemaligen Spanisch Westsahara, dann strömt die trockene, heisse Luft der Sahara nach Fuerteventura. Sie bringt feinsten Sandstaub mit, der in jede Ritze kriecht. Richtige Sandstürme können auf der Insel entstehen, so dicht, dass keine hundert Meter weit gesehen werden kann. Der Sandsturm ist deutlich auf Satelliten Bildern zu sehen.
Kälte im Winter – polare Kaltluftzellen.
► Die Winter auf Fuerteventura sind mild, frühlingshaft. Am Morgen ist es angenehm frisch. Die typische Morgenfeuchte hängt in der Luft. In Küstennähe riecht es intensiv nach Meer, Urlaubsgerüche. Tau an den Fenstern, einwenig Treibhaus Stimmung. Kaum steigt die Sonne über den Horizont, wird es sommerlich warm. Die Tage werden kristallklar, der Himmel so blau, wie sonst nie im Jahr. Eine ganz besondere Stimmung zieht über die Insel. Überraschend grün wird es. Auch die sonst so trockene Wüste, die sich über die Halbinsel Jandía erstreckt, kann grün werden.
Ein windgeschützter Platz am Strand im Winter und es ist so wie an der Adria im Hochsommer. Nachts wird es kühl, das Thermometer fällt auf 16 gar 14 Grad. Insulaner frieren dann, hoffen, dass der eisige Winter bald wieder vorbei sein wird. Touristen tragen T-Shirt und Shorts, denken an den Schnee zu Hause. Alles eine Sache der Perspektive.
Alle paar Jahre kann es vorkommen, dass der Passat im Winter eisig fegt. Dann wird es wirklich unwirtlich auf der Sonneninsel. Nachts kann es dann bis auf 8 Grad abkühlen und auch tagsunter weht ein unangenehm kalter Wind. Zuletzt war dies im Januar 2017 der Fall, als sich eine polare Kaltluftzelle bis nach Europa ausbreitete. In Norwegen wurden in Kautokeino rekordverdächtige - 42,4 Grad gemessen. Die Zelle reichte soweit nach Süden, dass die Rotationsbewegung des Nordost Passat die Kaltluft streifte und sie wie ein Schaufelrad zum kanarischen Archipel transportierte.
Regenzeit – Fuerteventura und die Subtropen.
► Vier Stunden in der Luft und schon im Urlaubsparadies. Die Uhr nur eine Stunde nach hinten gestellt. Kaum anders, als mit dem ICE von München nach Berlin unterwegs gewesen zu sein. Doch der Reisende ist in den Subtropen angekommen, was wenigen bewusst ist. Subtropen das heisst einmal im Jahr Regenzeit. Und die ist intensiv. Keine langen verregneten Tage. Meist nachts oder am Morgen, vielleicht auch in den Vormittag hinein, intensive, kurze Regenfälle. Es schüttet wie aus Kübeln. Barrancos schwellen binnen Minuten zu meterhohen Flüssen an. Jedes Jahr müssen überraschte Wanderer mit dem Hubschrauber abgeborgen werden. Wer es nicht gesehen hat, wird es nicht glauben.
Der Spuk ist nur von kurzer Dauer. So verblüffend schnell die schwarzen Wolken vom Atlantik aufzogen, so schnell sind sie auch wieder weg. Binnen Minuten kann es vorbei sein. Der Himmel kristallklar blau gewaschen, die Sonne sticht intensiv vom Himmel. Treibhausklima – es heisst ordentlich schwitzen. Ein Naturerlebnis der besonderen Art. Die Regenzeit beginnt sehr verlässlich Mitte November und reicht bis Ende Februar. In dieser Zeit kühlt der Atlantik bis auf 18 Grad ab.
Fuerteventura ganz paradiesisch – die beste Zeit.
► Fuerteventura ist ein Ganzjahres-Reiseziel. Die besten Wellen für Surfer gibt es im Winter. Sensationelle Windbedingungen für Wind- und Kitesurfer herrschen im Sommer. Triathleten lieben den Frühling zur Vorbereitung auf die nächste Wettkampf Saison. Jeder hat seine Zeit.
Wer vor hat auf der Sonneninsel zu entspannen, die herrlichen Sandstrände zu geniessen, in türkisfarbenem Wasser zu baden, der sollte dann kommen, wenn der grosse Touristenstrom Fuerteventura verlässt. Das ist exakt am letzten August Wochenende, wenn auch die Canarios die Insel verlassen. Im September wird es einsam auf Fuerteventura. Die Strände leer gefegt, die Hotelpreise fallen, günstige Flüge sind zu haben und das Klima das schönste des ganzen Jahres. Dann ist es wirklich paradiesisch auf der Insel. Der Passat Wind beginnt einzuschlafen. Es lässt sich gut am Strand liegen. Die Regenzeit noch weit in der Ferne, wunderbare Sonnentage. Der Atlantik erreicht im September seine höchste Temperatur. 24 Grad sind es dann, in den Lagunen wird es deutlich wärmer. Eine grandiose Zeit auf Fuerteventura, die bis Mitte Oktober hinein reicht.
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