► Strahlend weisse Strände stehen bei Urlaubern hoch im Kurs, das Idealbild. Sie sind aber eine absolute Seltenheit. Der Begriff Sand sagt nichts über die mineralische Zusammensetzung des Materials aus. Als Sand werden nicht verfestigte Sediment einer Korngrösse bezeichnet, die zwischen Kies und Schluff liegen. Blendend weiss tritt Sand z.B. als Gipssand, in der Gipswüste von New Mexico oder als Quarzsand, der aus Gletscherdynamik entstand, auf. Der Haken für Urlauber. Das ist alles nicht am Meer. Dort handelt es sich beispielsweise am Muschelkalk oder Plutonite, welche die Gezeiten nach und nach zerrieben. Das gib ein Farbengemisch von „Sandfarbe“ über Grün bis tief Schwarz. Damit Meeresstrände in strahlendem Weiss möglichst vor türkisfarbenem Wasser liegen, muss besonderes passieren. So am Whiteheaven Beach in Australien, denn dort hat der Sand einen Quarzanteil von 99%. Der Quarz stammt von Ausscheidungen des Papageienfisch.
Auf Fuerteventura gibt es genau einen partiell schneeweissen Strand. Das ist der Punta Lala aka Popcorn Beach. Was dort zu sehen ist, sind Kalkabscheidungen von Rotalgen aus tropischen Zeiten, so wie das auch an der Costa de la Luz in Andalusien zu finden ist. Als Sand geht das auf Fuerteventura aber nicht durch. Wie der Name schon sagt „Popcorn Beach“, das wäre Kies und kein Sand. Daher mag es schön sein, sich dort für ein Foto hinzulegen, angenehm ist das aber nur für Fakire. Was es aber auf Fuerteventura gibt, das sind sehr helle Strände, die aus dem goldgelben ausbrechen und zur richtigen Zeit sehr weiss wirken. Der Sand muss trocken sein, läuft die Flut über ihn, drehen sie ins Gelbe. Und die Zeit ist wichtig. Zur Mittagszeit, wenn das Licht einen hohen Blau Anteil hat, dann wirkt Sand anders als zur Abend Zeit, wenn das Licht zunehmend von Rotanteilen dominiert wird. Und das sind sie, die vier Strände Fuerteventuras, die zur richtigen Zeit die weissesten der Sonneninseln sind.
► Die Strände am Risco de Paso sind traumhaft schön. Würden noch einige kanarische Palmen, die mit dem salzigen Wasser gut klar kommen, gepflanzt, dann hätte das alles Karibik Flair. Das Wasser fällt sanft ab, ideal zum Baden, denn am Risco de Paso endet im Süden die Lagune, die in Costa Calma am Playa de la Barca beginnt. Je nach Konstellation der Himmelsgestirne, haben die Gezeiten auf Fuerteventura eine Amplitude von bis zu 2,8 Metern. Und so verändert sich der Strand im Laufe des Tages immer wieder. Beliebt ist er bei Windsurfern, die in den Sport einsteigen. Durch das flache Wasser kann der Wasserstart optimal trainiert werden. Ein Windsurf und Kitesurf Center bietet Kurse, Rental und Rescue. Weiter nach Süden, wo die Lagune ihr Ende hat, finden sich die Sonnenhungrigen und Wasserratten. Dort hat der Wind auch einige ansehnliche Sanddünen aufgebaut. Mehr Infos zum Risco de Paso siehe Links unten.
► Der Playa de la Barca ist bekannt durch René Egli und den jährlichen Kite World Cup, den René vor Jahrzehnten nach Fuerteventura holte. Hier werden Geschwindigkeitsrekorde gefahren, denn eine Geländekerbe erzeugt eine massive Starkwindzone. Egli ist der Pionier des Windsurfens auf Fuerteventura. Er brachte es auf die Insel. Heute liegt an der Lagune sein Kite- und Windsurfing Center, das grösste weltweit. Die Rechte in der Lagune unterrichten zu dürfen, die am Playa de la Barca beginnt und sich hinunter nach Risco de Paso zieht, hat René ersteigert. Am Playa de la Barca dreht sich alles um das Surfen. Ein Spektakel auch einfach nur einwenig zuzusehen. Die Zone zum Sonnen und Baden liegt am Strand recht weit im Süden. Mehr Infos zum Playa de la Barca siehe Links unten.
► Boca de mal Nombre, ein eigenartiger Name. „Boca“ bedeutet im Spanischen „Mund“ und wird für kleine Buchten verwendet, in die regelmässig ein Wasserlauf mündet. „mal Nombre“, der schlechte Name, wie wohl diese Ortsbezeichnung entstand. Jedenfalls ist der Boca de mal Nombre keinesfalls eine kleine Bucht, mehr eine weit auslaufende an Klippen, die wunderbar vor dem Nordost Passat abschirmen. Daher ist der Strand, der noch weisser als die obigen beiden wirkt, auch an stürmischen Tagen sehr beliebt. Der Boca de mal Nombre bietet etwas seltenes an den Stränden Fuerteventuras: Liegen. Die sind nämlich nicht erwünscht, um das Ursprüngliche zu erhalten. Wenige Ausnahmen gibt es meist dort, wo auch eine grösser Chringuito, Strandbude, angesiedelt ist. In der am Boca de mal Nombre kann gegessen werden, die Qualität schwankt, wie überall auf Fuerteventura. Wer vor hat, die Küste von Costa Calma nach Morro Jable zu erwandern, sehr empfehlenswert und tagesfüllend, der könnte hier einen Halbzeit Stopp einplanen. Auch mit dem Bus ist der Strand zu erreichen. Mehr Infos zum Boca de mal Nombre siehe Links unten.
► Die Strände Playa bajo negro + Playa larga sind, wie alle Strände dort an der Küste, ein Element von El Jable, auch gennant Dunas de Corralejo oder Grande Dunas. „El Jable“ ist ein Relikt der normannischen Eroberer. Sie sprachen französisch und „sable“ bedeutet in diesem eben „Sand“. Das ist auch im Ortsnamen „Morro Jable“ im Süden zu finden, für „Sandhügel“. Das Wanderdünengebiet El Jable, das grösste Europas, wird von der FV-104 durchschnitten, ursprünglich FV-1. Die FV-1 ist nun die Autobahn zwischen Airport und Corralejo und nachdem die errichtet war, wurde die Küstenstrasse kurz zur FV-1a, denn diese sollte abgerissen werden. Sie ist schuld, dass seit 1990 das Dünengebiet El Jable von 20 Km2 auf nun weniger als 18 Km2 schrumpfte. Die Strasse verhindert den Sandtrift. Aus dem Abriss wurde nichts. Der Flughafentransfer zu den beiden RIU Hotels in El Jable, wäre dann beispielsweise etwas länger. Auch andere Notwendigkeiten lassen sich konstruieren, warum der Bestand der Strasse elementar sein könnte.
Die wunderbaren Strände von El Jable, vor allem der kilometerlange Abschnitt Playa bajo negro und Playa larga, könnten das alles vergessen machen, wenn da nicht die beiden Betonklötze der RIU Hotels stehen würden, samt Liegestühlen. Aber was solls, geändert werden kann das nicht, nach Süden spazieren, da kommt die Natur zurück: Dünen, traumhafter Strand, türkisfarbenes Wasser, so muss Urlaub sein. Eine interessante Sache ist auch der Sand in El Jable. Der kommt zu einem geringen Teil aus Afrika vom Fusse des Atlasgebirges. Auch das macht ihn in seiner Farbe so einzigartig auf Fuerteventura. Das und mehr interessantes gibt es unter Playa bajo negro + Playa larga, siehe Links unten, nachzulesen.
RIU ist kein „three letter company name“, sondern der Familienname des Gründers des Tourismuskonzerns. Der Mallorquiner Juan Riu gründete ihn 1953. Der kometenhafte Aufstieg, auch zu einer der vermögendsten Familien Spaniens, gelang in der Zeit der Franco Diktatur, als dieser beschloss, die Mittelmeerküste mit Betonkästen zu verunstalten. Billig Tourismus wurde ins Land geholt, um Devisen für den Umbau Spaniens zu einem Industrieland zu generieren.
Ein bemerkenswerter Mallorquiner begann bereits 1931 mit einem einzigen, auf Kredit gekauften Bus, in die Tourismusbranche einzusteigen: Der Bauernsohn Simón Barceló Obrador. Aus einem Flughafen Transferbus, entstand ein Tourismuskonzern, der auch heute noch von Familienmitgliedern geführt wird.
1976 warf der TUI Konzern ein Auge auf die RIU Gruppe und erwarb die Mehrheit. RIU hält ca. 8% (2014) der TUI Aktien. Geführt wird RIU von Enkeln des Gründers: Luis Riu Güell und Carmen Riu Güell. Ersterer taucht auch schon mal zum Check in El Jable auf. Neben diesem Kern sind TUI und RIU in anderen Bereichen umtriebig, wie im GEA-Fonds (s. DIVAG GEA-Fonds), der auch in einem stattlichen Landbesitz südwestlich an den Dünen von El Jable, in Appartmentanlagen von Corralejo und in der privaten Meerwasser Entsalzungsanlage von Corralejo investiert ist. Letzteres besonders clever, denn die öffentliche Wasserversorgung auf Fuerteventura brach in Sachen Unzuverlässigkeit 2022 besonders im Süden der Insel alle Rekorde. Vor allem in den Tourismusbetrieben von Costa Calma fürhte das zu erheblichen Problemen.
Seit Corona gilt obiges nur noch zum Teil. Alles ist im Fluss und der ist noch nicht abgeschlossen. TUI stand eigentlich noch nie auf soliden Füssen. Corona war „el dedo de dios“ für Wackelkandidaten. TUI brauchte dringend Geld und veräusserte seine RUI Anteile für € 541 mio. Es beginnt eine Entflechtung. Von RIU werden bis 2023 € 130 mio. an TUI fliessen, um den gemeinsamen Immobilienbesitz, da wird wohl auch der Geafond inkludiert sein, zu übernehmen. Was mit den Joint Ventures der beiden, Wasseraufbereitung et.al., geschehen wird, ist noch nicht bekannt (siehe u.a. Handelsblatt vom 30.07.2021).