► Früher, da war das einmal ganz normal. Es wurde zum Bauern um die Ecke gegangen, um Lebensmittel zu kaufen, die der eigene Garten nicht hergab. Manche hatten sogar ein Fahrrad. Das war einst ein Luxus. Es wurde gekauft, was es gerade so gab: Kartoffeln, Möhren, Eier, Hausschlachtungen, auch mal Schnaps oder Most. Solange ist das gar nicht her. Die Zeiten änderten sich, das Leben wurde urbaner. Für die Städter gab es die Markthallen. Supermärkte kamen und verdrängten sie und damit auch die Möglichkeit für den urbanen Raum, näher am Erzeuger einzukaufen. In Berlin oder Wien und anderen industriell geprägten Regionen war das so. Der Prozess verlief nach Blaupause, denn grosse Handelskonzerne entstanden.
In Spanien ist das bis heute etwas anders, denn Spanier lieben es nach wie vor auf Märkten einzukaufen. Sie haben eine intensive Beziehung zu Lebensmitteln. Der Marktbesuch ist auch immer ein soziales Ereignis, der natürlich mit einem kleinen, oft üppigem Imbiss verbunden wird. Für Spanier ist essen und trinken eine Leidenschaft, der sie sich wenig diszipliniert hingeben. Trotzdem haben sie die höchste Lebenserwartung in Europa. Der massvollen Ernährung ist das sicher nicht geschuldet. Das Leben verläuft einfach stressfreier.
Jede Stadt in Spanien, die auf sich hält, betreibt einen mercado municipal, mindestens einen. Barcelona hat sehr viele, auch Las Palmas de Gran Canaria wartet mit mehreren auf. Sie öffnen in der Regel um 7:00 und schliessen um 14:00 Uhr. Fisch, Fleisch, Käse, vom Feld und aus dem Garten, Wein, Fruchtsäfte, Schnittblumen, Tageszeitungen und mehr gibt es dort. Auf Fuerteventura sieht es da schlecht aus. Der mercado municipial von Puerto del Rosario ist mehr ein Käse und Fisch Stand und jener in Morro Jable sieht ebenfalls nicht anders aus. Für Touristen wurde der Mercado de Tradiciones in La Oliva erdacht. Residente nehmen ihn an, Touristen kommen zum Knipsen. In Puerto del Rosario wurde dem Zeitgeist entsprechend ein Markt installiert, der den unglücklichen Namen Biosphären Markt trägt. Er befindet sich über dem Busterminal. Aber den spanischen Marktgedanken trifft das alles nicht, denn beide öffnen nur zweimal pro Woche ihre Tore. (s.u. „Nachhaltig einkaufen auf Fuerteventura.“)
► „From farmer to your table.“, das ist der Claim von Fran y Chemi SL, einem alteingesessenen Familienunternehmen aus Fuerteventura. Es kauft landwirtschaftliche Produkte des gesamten Archipels und vertreibt sie an Grossabnehmer wie beispielsweise die Gastronomie. Als die junge Generation begann Fran y Chemi zu übernehmen, änderte sich damit der Blick auf das Unternehmen. Den neuen Firmenchefs missfielen die hohen Spannen, die Lebensmittelkonzerne im Endverbraucher Handel einstreifen. Erzeuger erhalten wenig für ihre Ware, Endverbraucher bezahlen viel und sind im Unklaren darüber, wer der Landwirt hinter den Produkten ist. Der Wunsch nachhaltig, möglichst regional und qualitativ hochwertige Lebensmittel einzukaufen, geht mit dem Bedürfnis einher zu wissen, wer beispielsweise der Landwirt hinter einem Produkt ist.
Fran y Chemi beschloss eine Marktlücke zu schliessen und das gelang. Ohne Glanz und Glamour wurde eine Markthalle im Industriegebiet eröffnet, oder besser ein Teil der Logistik Halle des Unternehmens mit einfachen Stellwänden abgegrenzt und mit Kühlregalen ausgestattet. Dazu eine Kasse, fertig, so einfach geht das ohne Shopkonzept eines Innenarchitekten. Zwei Damen bestücken die Regale und machen die Kasse. Sie haben viel zu tun, denn wer hier vorbei kommt, kauft en gros.
► Wer nur Fuerteventura oder Lanzarote kennt, kann sich schwer vorstellen, wie üppig die Vegetation vor allem auf Teneriffa, La Gomera, La Palma oder El Hierro ist. Dichte Regenwälder und fruchtbare Ackerböden gestalten die Inseln zum grünen Paradies. Nur mit Sandstränden sieht es schlecht auf diesen Inseln aus. Einen Überblick wie fruchtbar das Archipel ist, geben die Regale von Fran y Chemi, die meterlang mit Ware gefüllt sind, die gerade erst auf den kanarischen Feldern oder Gärten geerntet wurden. Alleine das Ansehen lohnt. Früchte sind zu finden, deren Name vielen gar nicht bekannt sein dürften, dann wieder jene, die zwar bekannt sind, aber noch nie in einem Regal im Lebensmittelhandel gesehen wurden, die Kakaofrucht beispielsweise. An jeder Steige ist der Name des Produzenten sowie die Insel, auf der er seine Produkte herstellt, vermerkt. Dazu findet sich der Kilopreis der Ware und der ist unschlagbar günstig.
► Viele lieben Fran y Chemi. Die Ware ist taufrisch, die Qualität hoch, das ist zu schmecken, die Angebotspalette beeindruckend. Eine Ananas, Zitrone oder Orange schmeckt so ganz anders wie in Mitteleuropa, die am Weg zum Kunden im Schiff und LKW erst kontrolliert fertig reiften und dadurch oft aufdringlich süss wurden. Die Preise von Fran y Chemi sind auf Fuerteventura konkurrenzlos. Bei Fran y Chemi einzukaufen, kann einige Gründe haben. Ist die Geldtasche schwach bestückt und soll die Ernährung trotzdem gesund sein, Fran y Chemi ist eine Adresse dafür, wie auch die cofradías beispielsweise, in denen direkt fangfrischer Fisch gekauft werden kann (s.u. „Nachhaltig einkaufen auf Fuerteventura.“).
Generell sind all jene, die sich gesund ernähren wollen, auf Nachhaltigkeit setzen und sich nicht mit Apotheker Preisen ausnehmen lassen wollen, bei Fran y Chemi richtig. Vegetarier und Veganer werden die grosse Angebotspalette schätzen, um ihre Ernährung sehr variantenreich und schmackhaft zu gestalten. Und auch wer All-in gebucht hat, könnte bei Fran y Chemi vorbeischauen, denn es schadet nicht, weder der Gesundheit noch dem Genuss, das preiswerte Kantinenessen im Hotel mit einigen exotischen Früchten aufzubessern.
► Örtlich schwer zu finden und erreichen ist Fran y Chemi nicht. Das Geschäftslokal liegt nur überraschend in einem Gewerbegebiet gegenüber einer KFZ Prüfhalle, dem spanischen ITV. Ein Grünmarkt für Endverbraucher wird dort nicht erwartet. An der schmucklosen Halle prangt noch nicht einmal ein Firmenschild und schon gar keine Werbung. Wer nicht weiss, dass dies nun der Eingang von Fran y Chemi ist, wird den Weg hinein nicht finden. Kein einziger Euro wird ausgegeben, der die Preise in die höhe treiben könnte. Das ist Bestandteil des Konzepts. Eine genaue Beschreibung der Anfahrt und aktuellen Öffnungszeiten siehe Link unten.
Keine Werbung, keine PR, keine Zuwendungen welcher Art auch immer. Das gibt es, wenn auch selten und nur hier. Auch Sunnyfuerte liebt Fran y Chemi und kauft dort ein. Es lohnt, es auch einmal auszuprobieren.