¡Prohibido el paso! – keine Zufahrt zum Mirador de los Canarios.

► 2023 wurde die Strasse hinauf zum spektakulären Mirador de los Canarios mit Felsbrocken vom Grundeigentümer blockiert. ►►

Grundeigentum auf Fuerteventura – oft ein strittiges Thema.

► Die Grundeigentumsverhältnisse auf Fuerteventura sind oft sehr umstritten, ganz besonders auf Jandía. Die Halbinsel im Süden Fuerteventuras in Teilen eine Almende, von Morro Jable nach Süden während des Franquismo, wahrscheinlich, von Don Gustavo Winter gepachtet und doch finden sich in Dokumenten Eigentumsrechte von Einzelpersonen, die wohl keinen Pachtvertrag mit Gustav Winter geschlossen hatten. In Zeiten der Franco Militärdiktatur war für Personen viel möglich, die zum Regime einen guten Draht hatten. Gustav Winter schien den zu haben. Jedenfalls berichtet der Tourismuspioniere Rul Bückle in seinem Buch „Turbulenzen“, dass  sich Winter damit brüstete, erstklassige Kontakte zur Generalität zu besitzen. So gut dürften sie nicht gewesen sein, denn den Flugbetrieb auf dem Flugfeld des Gustav Winter auf Jandía untersagten sie ihm. Weder startete noch landete dort je ein Flugzeug. Die Piste, die heute zu sehen ist, eine aus den 1960igern und nicht jene von Winter. Nachfahren des Gustav Winter streiten sich noch heute vor Gericht mit dem Cabildo, um ihre angeblichen Eigentumsrechte um die Villa Winter samt umliegenden Land einzuklagen. Bisher erfolglos. Wem welches Land auf der Halbinsel Jandía im Valle de los Canarios gehört, an seinen Flanken sowie den Höhenzüge, in die der Mirador de los Canarios eingebettet liegt, interessierte bisher niemanden, denn es ist heute wirtschaftlich völlig wertlos. Seitdem das Cabildo de Fuerteventura dort oben, so wie am Morro Velosa, plant ein Aussichtsgebäude zu errichten, erscheint Grundbesitz in einer derart verlassenen Gegend in neuem Licht. Der wahre monetäre Wert einer Ware bildet sich eben am Markt und sonst nirgends.

Die Piste zum Mirador de los Canarios – versperrt aber doch offen.

► Fuerteventura Veteranen kennen es noch: Die Fahrstrasse hinauf zum Mirador de los Canarios war einst mit einer kleinen Stahlkette, mehr optische Barriere, versperrt. Wer an der Shell Tankstelle dort seinen Tank füllte, bekam irgendwie auch den Schlüssel für die Kette. Dann legten, in der ausklingenden wilden Zeit Fuerteventuras, rabiatere selber Hand an und entfernten die Kette unsanft dauerhaft. Für einen echten Geländewagen war sie kein Thema. So schien dies augenscheinlich gelöst worden zu sein. Das blieb nun auch über zehn Jahre so. Jeder, der Lust hatte, fuhr dort auch mit dem Mietwagen hinauf. Die Strecke begann vielversprechend auf Asphalt und wurde, je weiter es in das Valle de los Canarios hinein und hinauf ging, zu einer Zumutung für Mensch und Auto. Sie dürfte vielen Mietwägen das Leben deutlich verkürzt haben, auch wenn das Befahren von Pisten meist vertraglich untersagt wird. Die Piste zum Mirador de los Canarios wurde zur 4x4 Offroad Strecke und dann kamen auch die Mountainbiker.

2023 – Felsbrocken versperren die Piste durch das Valle de los Canarios.

► Seit Frühling 2023 ist nun die Zufahrt in das Valle de los Canarios wieder versperrt. Dieses Mal wurde, wohl vom Grundeigentümer, solider gearbeitet. Zwei massive Felsbrocken machen das Passieren mit einem Vierrad Fahrzeug unmöglich. Zwei Schilder prangen: „PROHIBIDO EL PASO“ und „PROPIEDAD PRIVADA“. Eine auffällige Lücke wurde gelassen, die das Durchfahren mit einem Mountainbike oder den Weg hinauf für Wanderer ermöglicht. Ein Zeichen dafür, dass ein allgemeines Wegerecht besteht oder nur kanarische Nachlässigkeit? Wer weiss. Hier sollte vom Cabildo Klarheit geschaffen werden, denn der Mirador de los Canarios wurde bei Mountainbikern, wegen seiner phänomenalen Aussicht und wilden und schnellen Abfahrt, immer beliebter. Autos aus diesen wunderbaren Gegenden der Insel zu verbannen, ist aber immer eine gute Idee. Jede Aussicht, die Schweiss kostete, wird mehr geschätzt und selektiert jene, die dort den Weg hinauf finden. Das hält penetrante Instagram Selfie Jäger fern und ein Publikum, dass sich gerne mit Ritzungen, Spraydosen und Müll verewigt, Dosenbier in die Gegend wirft und ansonsten generell unangenehm auffällt.

Überraschender Sinneswandel – was könnten die Gründe sein.

► Wegerechte sind eine interessante Sache. In Deutschland und Österreich finden sie sich als Dienstbarkeit im Grundbuch. Sie können aber auch ersessen werden, wenn ein Grundeigentümer mindestens 30 Jahre hindurch ununterbrochen duldet, dass ein Weg über sein Grundeigentum begangen oder befahren wird. Und dann gibt es noch das alte Wegerecht aus alemannischen Zeiten, dass jedermann ermöglicht, Wiesen und Wälder frei zu begehen. Das muss der Eigentümer dulden und kann dies auch nur temporär, beispielsweise zur Jagdsaison, unterbinden. So etwas gibt es weder  in den USA noch Lateinamerika und auch in Spanien nicht. Länder, die historisch von Grossgrundbesitzern geprägt sind. Auch das war ein Thema rund um den spanischen Bürgerkrieg, eine Landreform, die das Franco Regime zusammen mit der katholischen Kirche Spaniens, eine der grossen Grundbesitzer, verhinderte. Das Betreten weiter einsamer Gebiete in Spanien ist schlichtweg verboten, wenn sie sich in Privateigentum befinden, ausser der Eigentümer erlaubt dies ausdrücklich. Ein Thema, dass Trekking Touren in der herrlichen Extremadura erschwert.


Was bewegte also den oder die Grundeigentümer den Zugang plötzlich zu versperren? Der Strom an Mietwägen, die sich den Weg nach oben holperten, der nervte? Das wäre sehr verständlich, auch wenn die Gehöfte weit von der Piste entfernt liegen. Die Handvoll Mountainbiker oder sehr seltenen Wanderer waren es wohl kaum, gutes Klientel für die kleine Tasca El Mirador an der Tankstelle, einzige Infrastruktur in der weiten Gegend. Oder ist es das Ansinnen des Cabildo, dort oben am Mirador del los Canarios ein Aussichtsgebäude zu errichten und diesem zu zeigen: Der Weg hinauf führt nur über meinen Grund. Das gebe einem heute völlig wertlosen Stück Land einen gewissen Wert. Dass es der einzige Weg hinauf zum mirador ist, das ist nicht ganz richtig. Wer sich in der Lage sieht, einen wilden alten Hirtensteig durch eine Bergflanke zu begehen, der erreicht den Mirador de los Canarios von der Islote de Cofete aus. Ob ein Wanderer oder Mountainbiker Ärger bekommt, der sich von der FV-602 hinauf zum Aussichtspunkt macht, muss jeder selber herausfinden. Dass keine Autos mehr verkehren, tut dem Valle de los Canarios jedenfalls gut. Eine etwaige Hoffnung des Grundbesitzers Kasse zu machen, wird wie eine Seifenblase platzen. Das Gebäude am Mirador de los Canarios wird eine der vielen Luftnummern des Cabildo de Fuerteventura bleiben. Und das ist auch gut so.

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