► Der Bajo Augustino, dem kartographisch noch nicht einmal ein „playa“ gegönnt wurde, ist vom Ursprung her ein Produkt des Vulkans Montaña de la Arena (422 m) nahe La Oliva. Vor rund 50 tsd. Jahren erweiterte eine Reihe von Vulkanausbrüchen den Norden von Fuerteventura um 110 Km2. Die prominentesten und meist besuchten dieser Vulkane sind der Calderón Hondo (273 m), der Bayuyo (272 m) und der Montana de la Caldera (124 m) auf der Isla de Lobos. Die Lavamassen des Montaña de la Arena ergossen sich nach Nordwesten, bis der Atlantik sie erstarren lies. Auf diesem Lavafeld, dem Malpaís de la Arena, findet sich u.a. El Cotillo, der Punta de la Barra aka La Concha und der Bajo de Augustino. Die Lavamassen reichen bis weit in den Atlantik hinaus, die Wassertiefe ist gering, überall lauern Untiefen, bajos.
► Die Lagune La Concha (die Muschel), kann auf Grund ihrer muschelförmigen Gestalt und einem vorgelagerten Riff, den stetig durch die Brandung angeschwemmten Sand fangen und halten. Ein wunderbarer Sandstrand, weit ins Landesinnere ausholend, konnte sich so bilden. Besonders bei Ebbe sind die nördlichen und südlichen Flanken der „Muschel“ und das vorgelagerte Riff aus tiefschwarzer Blocklava gut zu sehen. La Concha ist für viele der Inbegriff ihres Fuerteventura Traumes. Eine durch ein Riff geschützte Lagune, in dem sich das türkisfarbene Wasser des Atlantiks gegen Mittag stark aufheizt und in sanften Wellen auf den feinen Sandstrand plätschert. Noch in den 1990igern war La Concha ein Geheimtipp, denn der Tourismus fand anderswo statt.
► Tagsunter fristet der Bajo Augustino, südlich von La Concha gelegen, ein einsames Dasein. Gegen die Lagune und den Playa de Marfolin mit ihren feinen, tiefen Sand, kommt er nicht an. Eine schnurgerade Küstenlinie, auf die vor allem im Winter harte Brandung trifft, begünstigt nicht das Entstehen eines schönen Sandstrandes. Besonders wird ihm aber in der Regenzeit zugesetzt. Die Niederschläge gehen auf dem grossen Areal des Malpaís de la Arena nieder. Die poröse Blocklava saugt sie auf, ein unterirdischer Wasserlauf entsteht. An seiner niedrigsten Stelle, dem Bajo Augustino, tritt er aus und spült alles was er mitführen kann, in den Atlantik. Daher fand sich auch kein Majorero, der dort ein Haus errichten wollte, bis Gringos kamen und ihre Wohnblocks dort errichteten. Sie kämpfen nun mit Wasser in den Tiefgaragen und Kellern.
► Wenn sich die Sonne an klaren Tagen dem Horizont nähert, dann wird es quirlig am Bajo de Augustino. Untertags ist er fast ausgestorben. Für Sonnenanbeter ist der Strand, ein Gemisch aus Sand und Schlick, zu hart und über die Klippen aus Blocklava zu steigen, um ein Bad zu nehmen, ist auch nicht jedermanns Sache, vor allem bei Seegang. Nur Kitesurfer balancieren gewagt über sie, denn der Spot hat einiges zu bieten, vor allem hat ihn der Kiter meist für sich alleine. Was Sonnenanbeter und Wasserratten tagsunter davor abhält, den Bajo Ausgustino zu besuchen, wird für alle, die einen Sonnenuntergang geniessen wollen, zum grossen Pluspunkt. Wunderbar lässt sich bei Sunset, dem puesta del sol, über den festen Strand spazieren, der nur teilweise mit tieferen Sandpassagen durchzogen ist. Auf den hohen Klippen im Norden, kann wunderbar gesessen werden, so die Brandung nicht zu heftig ist, um den Sonnenuntergang in Ruhe zu geniessen. Das alles hat sich herumgesprochen. Trafen sich vor wenigen Jahren am Bajo Augustino zu Sonnenuntergang nur residente, um ihre Hunde spazieren zu führen und mit den vecinos, den Nachbarn, den neuesten Klatsch auszutauschen, wird der Strand an den Klippen in der Saison nun geradezu von Touristen gestürmt. Vielleicht doch besser zum puesta del sol an den Playa del Castillo aka Piedra Playa spazieren.
► Ein Sonnenuntergang am Bajo Augustino hat seine besonderen Reize. Tagsunter würde das gar nicht vermutet werden. Schon die Lage ist für Sonnenuntergänge ideal. Fast exakt nach Westen ausgerichtet, ohne geographische Hindernisse im Norden oder Süden, kann zu jeder Jahreszeit der Feuerball beobachtet werden, wie er direkt im Atlantik versinkt. Auch die heftige Brandung, die an den vielen Riffs bricht, teils weit draussen auf See, tut ihres für fulminante Sunsets. Die feine Gischt steigt auf und bietet den Sonnenstrahlen winzige Partikel, um sich daran zu brechen und ein warmes, wunderbares Abendlicht über die Küste zu legen. Langweilig sind Sonnenuntergänge vor allem bei glasklarem Himmel. Besonders spektakulär wird es, wenn Kitesurfer in der wilden Brandung im letzten Licht vor der Küste kreuzen, oder die Bodyboarder am Break La Puntilla im Norden des Bajo Augustino in den Wellen sind. Der Bajo Augustino, eine erste Adresse für Sonnenuntergänge in El Cotillo. Aber auch am Playa del Castillo aka Piedra Playa sollte vorbei geschaut werden.