Unterwegs mit dem Mietwagen auf Fuerteventura – 7 weitere No-goes.

► Wichtige Verkehrsregeln auf spanischen Strassen – was ist zu beachten, damit der Urlaub nicht getrübt wird. ►►

Verkehrsregeln in Spanien – vielleicht kurios für Mitteleuropäer, jedenfalls anders.

► Im Artikel „Unterwegs mit dem Mietwagen – 7 No-goes.“ (link s.u.), hat Sunnyfuerte unterschiede zwischen Deutschem und Spanischem Verkehrsrecht beleuchtet, die niemand vermuten würde. Der Artikel kam gut an und nun setzen wir nach: „Unterwegs mit dem Mietwagen – 7 weitere No-goes.“


Die Mehrheit der Touristen, die in einem Land der EU urlauben, gehen davon aus, dass im Strassenverkehr alles so wie daheim wäre. Vereinheitlichte Strassenschilder und Bodenmarkierungen in der EU, verleiten zu dieser falschen Annahme. Zwar sind die Basics überall gleich, rechts vor links etc., aber dann eröffnen sich besonders in Spanien andere Welten. Was in Deutschland oder Österreich keinen Polizisten interessieren würde, kann in Spanien zu einer fetten multa, Strafe, führen. Andere Dinge, die in Deutschland oder Österreich Polizisten wegen der Schwere des Vergehens zur Anzeige bringen würden, interessiert die Guardia Civil Tráfico gar nicht.


Und hier sind sie, 7 weitere Kuriositäten im spanischen Verkehrsrecht.


Oben ohne – vom Beach nur in den Boardshorts ans Steuer.

► Spanier sind sehr formelle Menschen und legen grossen Wert darauf, dem Anlass entsprechend gekleidet zu sein. Wenige Touristen vermuten, wie energisch das durchgesetzt wird, denn am Ballermann, in Maspalomas oder der Costa Brava, können sie sich ohne Konsequenzen wie die Sau benehmen. Das wurde dem Umsatz geschuldet dort lange toleriert, aber auch an den Hotspots hat man nun die Nase voll davon und wird restriktiver. Ausserhalb dieser niveaulosen touristischen Reservate, gibt es aber keine Toleranz, zu Recht, das ist Spanien. Ein Mann geht beispielsweise auch bei 43 Grad in Sevilla nicht mit kurzer Hose in die Innenstadt. Das machen Touristen und wundern sich, dass sie in keinem traditionellen Restaurant bedient werden oder anderen Ortes, wegen ihrem Auftritt im Strandlook, abgewisen werden.


Das alles ist verständlich. Überaschen wird aber, wer sich nach einer Surfsession oder dem Sonnenbad nur mit Bordshorts bekleidet hinter das Steuer setzt, kann mit Ärger rechnen. Bei den üblichen Verkehrskontrollen am Kreisverkehr, wird er garantiert rausgewunken. Die Guardia Civil Tráfico wird ihm eine multa verpassen, denn fahren mit blossem Oberköper ist in Spanien verboten. Versuche mit irgendwelchen Ausreden der Strafe zu entgehen, sich im schlimmsten Fall aufzuregen, sollten tunlichst unterlassen werden, denn dann wird es richtig teuer. Renitente landen am Revier, wer beleidigt endet in der Arrestzelle. Die spanische Exekutive tickt anders und lässt sich absolut nichts bieten. Auf ein Delikt erfolgt immer eine Strafe und wenn ein Ausländer uninformiert ist, dann hat er eben Pech. Bei der Policía Local kann der eine oder andere Glück haben aber nur, weil der Beamte aktuell keine Lust hat sich mit den Zetteln rumzuschlagen oder das Mädel hinter dem Steuer gar so hübsch ist.


Super cool – Ellbogen auf der Tür, noch besser den Arm ganz raushängen lassen.

► Touristen, die nach Fuerteventura kommen, um surfen zu lernen, legen ein eigenartiges Verhalten an den Tag, das fast nur bei Männern festzustellen ist. Auch wenn sie noch keine einzige Welle abgeritten haben, denken sie, als angehender Surfer müssen sie nun vor Coolness strotzen. In der Regel machen sie sich damit zum Affen. Sie legen den Neo den halben Tag nicht ab. Mit herunterhängendem Oberteil wird ins Café gegangen, um der ganzen Welt zu zeigen, wie lässig man ist. Gefahren wird auch entsprechend: Fenster runter, die Lautsprecher überschlagen sich, mit Vollgas durch Lajares über den Speed bump, ist eh ein Mietwagen, der linke Ellbogen liegt am geöffneten Fenster, die super Lässigen lassen ihn ganz raushängen. Blöde Idee, wenn ein Polizist um die Ecke wartet. Mr. Cool kann damit rechnen rausgewunken zu werden, denn es heisst beim Fahren immer beide Hände am Steuer, einzige Ausnahme, wenn es die Bedienung des Blinkers, des Schaltgetriebes etc. erfordert. Auch hier wird mindestens eine multa fällig. In Deutschland und Österreich würde das auch gelten, aber das scheint die Exekutive dort nicht weiter zu interessieren. Spanien ist in Sachen Regeln streng und unerbittlich. Es ist nicht Italien!


Radfahrer überholen – immer, auch wenns noch so knapp ist!

► In Deutschland und Österreich wird ein Radfahrer prinzipiell immer überholt, vor allem auch auf engen Landstrassen und bei Gegenverkehr. Hinter dem Radfahrer auszuharren, bis die Gegenfahrbahn frei ist, kommt nicht in Frage. Überholt wird auf Biegen und Brechen, auch abdrängen oder eine Handbreit Abstand ist erlaubt. Gerne auch nochmal die Scheibenwaschanlage betätigen. Das geht dann schön in die Augen des Radfahrers, so keine grosse Brille getragen wird. Obwohl in der DACH Region die üblichen 1,5 m mindest Abstand, die nun EU weit gelten, verpflichtend sind, zeigen sich Polizisten bei dem Delikt völlig untätig, wie erfahrene Rennradfahrer wissen.


Die Regeln sind in Spanien recht ähnlich, wobei dort 2 m Abstand gehalten werden muss. Die Handhabung ist aber anders. Beobachtet die Guardia Civil Tráfico ein Überholmanöver ohne diesen Abstand, hat sie der Tourist sofort mit Blaulicht am Heck hängen. Eine fette multa folgt. Für Spanier wird es noch unangenehmer, denn das Vergehen wird als besonders gefährlich eingestuft und es setzt mindestens 3 Punkte. Aus diesem Grund fahren Spanier auch auf offener Strecke dem Radfahrer gesittet hinten nach, bis regelkonform überholt werden kann. Bis vor kurzem durfte bei dem Manöver auch keine Sperrlinie überfahren werden. Seit Ostern 2023 hat sich das geändert. Nun darf eine Sperrlinie, auch eine doppelte, beim Überholen von Radfahren und nur diesen, überfahren werden.


Überholen in Spanien – push the padel pro!

► Das wird DACH Touristen wiederum freuen. Ein betagter Autofahrer, der in einer 80iger Beschränkung mal 70 fährt, in jeder kleinen Kurve das Auto auf 40 abbremst, wenn man überholen könnte, aber wieder auf 70 beschleunigt, kann, verständlicher Weise, folgende Autofahrer in den Wahnsinn treiben. Um vorbei zu kommen, müsste mal kurz aufs Gas gedrückt werden. Aber dann wartet garantiert ein Polizist mit der Laserpistole hinter der nächsten Ecke. Hier hat Spanien eine Regelung, die der Sicherheit beim Überholen sehr zuträglich ist: Für den Überholvorgang darf kurze Zeit die Geschwindigkeit um 20 Km/h überschritten werden. Heisst also, in einer 80iger Beschränkung darf mit bis zu 100 Km/h überholt werden. Danach muss das Tempo sofort wieder runter.


Auf Überlandstrassen links abbiegen – oft nur über einen kleinen Umweg.

► Und hier eine für DACH Touristen völlig fremde Verkehrsregel: Auf belebten Überlandstrassen wird, so keine eigene Abbiegespur vorhanden ist, fast immer über einen Umweg abgebogen. Auf sehr frequentierten Strassen innerorts ist das auch gelegentlich der Fall. Eine der Verkehrssicherheit sehr zuträgliche Regel, denn das Risiko von Auffahrunfällen oder katastrophalen Unfälle in den Gegenverkehr hinein, wird so reduziert. Der Autofahrer biegt in diesem Fall in eine Strassenbucht nach rechts ab, die mit einer Kehre rechtwinkelig zur Landstrasse zurück führt. Dort wird gestoppt, ein vollständiger ist angesagt. Wenn es der Verkehr zulässt, wird rechtwinkelig, also auf kürzestem Weg, die Strasse gequert. Aus Bequemlichkeit diese Regel zu ignorieren, wird teuer und ist gefährlich, da niemand mit diesem Manöver, ausser nicht spanische Touristen, rechnen wird.


Stoppschild – ohne „full stop“ wird eine multa fällig.

► Eine kleine Seitenstrasse mündet in eine breite Landstrasse ein; ein Stopp Schild. Es wird mit dem Auto zum Stoppschild gerollt, 2 Km freie Sicht nach links, 2 Km freie Sicht nach rechts, also ins Gas und einbiegen. Hoffentlich nichts übersehen, durch Gegenlicht, die tief stehende Sonne oder ein kleines Hindernis, das den Blick verstellt. Pech, wenn die Guardia Civil Tráfico das sieht. Es folgt eine multa, denn es wird, wie die Briten sagen, ein full stop erwartet. Das Fahrzeug muss komplett zum Stehen gekommen sein. Etwas anderes gilt nicht. Einheimische kennen die Ecken, an denen sich die Guardia Civil Tráfico auch gerne mal auf die Lauer legt, um Gesetzesbrecher zur Kasse zu bitten. Sie machen das an unfallträchtigen Stellen, denn nicht umsonst steht dort ein Stopp - und kein Vorrang geben Schild.


Was wenige vermuten werden, die lange Gerade der Fv-10 Richtung El Roque, ist eine Strasse, die schon viele Tote gesehen hat. Immer wieder war das Mobiltelefon oder das ignorierte oder übersehene Stopp Schild dort, wo die alte Landstrasse, die direkt von Lajares kommt und durch den Bau der Fv-10 ersetzt wurde, einmündet. Wer aufmerksam neben die Strasse schaut, wird einige Plastikblumen Gestecke und Kreuze sehen, die auch nach 10 Jahren noch gepflegt werden. Das sollte zu denken geben. Übrigens ist in Spanien das Mobiltelefon Unfallursache Nummer Eins. Daher gelten ebenfalls seit Ostern 2023 strenge Regeln diesbezüglich. Schon das in der Hand halten des movi ist verboten. Das gebe zwei Strafen: Mobiltelefon beim Fahren in der Hand und nur eine Hand am Steuer. Das Mobiltelefon darf auch nicht direkt erreichbar neben dem Fahrer liegen. Auch das führt zu einer Strafe. Also in die Hose oder eine Tasche stecken oder ähnliches.


Kreisverkehr – Chaos pur auf Fuerteventura, aber klar geregelt.

► Die Majoreros von Fuerteventura haben einen eigenartigen Fahrstil. Alte Majoreros bevölkern die Strassen als gemütliche mobile Verkehrshindernisse, die jungen sind oft Selbstmord Fahrer, im wahrsten Sinne des Wortes. Majoreros haben selten umfangreiche Fahrpraxis. Fuerteventura ist lediglich 4,5 bis 30 Km breit und 100 bis 120 Km lang, je nachdem wie gemessen wird. 70% der Strassen sind Piste und das soll, zum Glück, auch so bleiben. Als das erste Teilstück der Nord - Süd Autobahn Puerto del Rosario - Airport El Matorral eröffnet wurde, hatten Majoreros so ihre Probleme. Sie wussten beispielsweise nicht, wie mit einer Beschleunigungsspur, um auf die Autobahn aufzufahren, zu verfahren sei, teils bis heute. Mangels Relevanz, wurde es ihnen auch nie beigebracht. Mit 40 Km/h wurde die Beschleunigungsspur bis zum Ende gefahren, angehalten, der Blinker gesetzt und bei einer vermeintlichen Gelegenheit, gemütlich auf die Autobahn eingebogen. Haarsträubende Szenen waren die Folge. Jeder fühlte sich im Recht.


Dann kamen die Kreisverkehre und es wurde noch schlimmer. Ungebremst wurde in sie eingefahren. Auch das hatten Majoreros eben nie gelernt. Das Cabildo sah sich zur Unfall Vermeidung bemüht, grosse Vorrang geben Schilder an den Einmündungen aufzustellen. An manchem Kreisverkehr nutzte auch das nichts. Dann folgten grosse Schilder an den Zufahrten: „¡No tiene prioridad!“ was soviel heisst wie „Sie haben nicht Vorrang!“. Bis heute ist einigen ein Kreisverkehr nicht geheuer und obwohl sie fast alle zweispurig ausgeführt sind, wird nur die äussere Spur befahren. Wer das Experiment wagt, auch mal die innere Spur zu nutzen und dann zwangsläufig auf die äussere zum Verlassen des Kreisverkehr zu wechseln, kann mit einem Hupkonzert rechnen. Man ist der Ansicht, das geht so keinesfalls. Die rechtliche Regelung in Spanien zum Kreisverkehr ist kurios und vielleicht befahren Majoreros daher den Kreisverkehr nur in der äusseren Spur. Die Regelung besagt, dass nur aus der äusseren Spur heraus der Kreisverkehr verlassen werden darf. Nun gut, technisch ist das nun auch nicht anders möglich. Die Interpretation könnte sein, dass es nicht erlaubt sei, von der inneren Fahrspur als Kamikaze radikal quer über die äussere Spur zu schiessen, um den Kreisverkehr zu verlassen.


Noch eine Besonderheit ist zu beachten. Eine Mehrheit der Insulaner ist der Ansicht, sie müssten die gesamte Zeit im Kreisverkehr den Blinker auf Links setzen und erst wenn sie gedenken, ihn zu verlassen, blinken sie rechts oder gar nicht mehr. Ein fehlendes links Blinken, wird oft so interpretiert, dass das Fahrzeug gedenkt nun den Kreisverkehr zu verlassen. Das führt zu Verwirrung und dem Fahrer wird ggf. gedeutet, er solle gefälligst links blinken. Das ist aber falsch. Geblinkt wird wie in der Dach Region: Gar nicht, nur rechts, wenns raus gehen soll. Anderes macht auch keinen Sinn. Im Kreisverkehr kann nur links rum gefahren werden, wozu das anzeigen? Kein informativer Wert, den bringt nur rechts blinken. Wie auch immer, ein Kreisverkehr auf Fuerteventura, besonders jene in der Hauptstadt, sollten aufmerksam befahren werden und der Fahrer sollte auf wirklich alles vorbreitet sein, auch, dass ein älterer Herr mitten im Kreisverkehr anhält, um freundlich jemanden herein zu winken.


Tun Sie sich einen Gefallen – halten Sie sich an die Regeln, Sie sind Gast!

► Tucholsky, der Mann mit der spitzen Feder, schrieb einst: „Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich benehmen muss oder ob schon deutsche Touristen da gewesen sind.“ Vergessen Sie nicht, Sie sind Gast. In Spanien herrschen andere Sitten und Recht. Wenn Ihnen etwas an Ihrer Heimat liegt, zeigen Sie sich von der besten Seite. Respektieren sie die Regeln des Gastlandes, denn Sie sind Botschafter Ihrer Heimat und bestimmen mit, wie diese im Gastland wahr genommen wird. Der weit Gereiste weiss, die Herzen der Einheimischen werden gewonnen, wenn der Reisende der Landessprache mächtig ist, wenn vielleicht auch nur holprig, Kultur und Regeln respektiert werden, sich nicht abschätzig darüber geäussert wird und den Menschen mit Interesse und Respekt gegenüber getreten wird. Auch eine vermeintlich bessere finanzielle Situation, sollte nicht zur Schau gestellt werden. Sagen Sie den Menschen, wie schön deren Heimat ist, welche lokalen Gerichte sie besonders gerne essen und fragen sie, viel, wie das Leben sei, wo es besonders schön ist und wo beispielsweise die nächste Fiesta oder Wallfahrt oder ein kanarischer Ringkampf stattfinden wird. Probieren Sie es aus, Ihr Urlaub wird ein anderer sein.

 

 

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