Faszinierendes Schauspiel der Natur – Wintersonnwende am Montaña Tindaya.

► Eine Laune der Natur –  der Schattenwurf des Montaña de Enmedio auf den Montaña Sagrada de Tindaya. ►►

Tindaya – heiliger Berg der Majoreros.

► Der Montaña Sagrada de Tindaya (400 m) im Norden Fuerteventuras, ist neben dem Montaña Cardón (694 m) im Süden, einer der beiden heiligen Berge der Majoreros. Warum das so ist, kann nur vermutet werden. Es sind wohl mehrere Dinge, die den Berg für die Ureinwohner so besonders machte. Die symmetrische Kegelgeometrie, in der sich der Berg als Solitär aus der Ebene von Tindaya erhebt, macht ihn jedenfalls besonders. Symmetrie, in allen Epochen der Menschheit ein Attribut für Schönheit, denn symmetrisches Wachstum weisst nicht nur beim Menschen auf gute Gene hin. Wird auf den Tindaya in den Wintermonaten gestiegen, werden die Inseln Gran Canaria und Teneriffa im abendlichen Streiflicht als Silhouette an den Horizont gezeichnet. Besonders markant ragt der Teide auf Teneriffa, mit 3.718 m der höchste Berg Spaniens, als Kegel aus dem Atlantik. Inseln, die für die Ureinwohner unerreichbar waren, denn sie kannten keinen Bootsbau. Eigenartige Felsritzungen am Gipfel des Tindaya, die grabados, zeigen in die Richtung der Inseln. Warum und wieso sie in Form von Füssen dort angebracht wurden, ist ein Rätsel.

Eine Laune der Natur dürfte die Ureinwohner aber besonders in den Bann gezogen haben, die zur Wintersonnwende stattfindet. Dann wirft der westlich vom Tindaya gelegene Montaña de Enmedio (532 m) einen deckungsgleichen Schatten auf den heiligen Berg. Mit dem Aufsteigen der Sonne, wandert er nach unten und verschwindet schliesslich in der Ebene. Auch den aufgeklärten Menschen, der dies als Laune der Natur versteht, wird dieses Schauspiel in den Bann ziehen.

Wintersonnwende – die Furcht vor der ewigen Dunkelheit.

► Die Wintersonnwende hatte bereits für fast jedes prähistorische Volk grosse Bedeutung und das blieb so, bis erstmals die Himmelsmechanik als unendlich wiederkehrende Gesetzmässigkeit verstanden wurde. Davor schwelte in den Menschen die Urangst, die Welt würde in ewiger Dunkelheit versinken. Mit der Sommersonnwende beginnt die Sonne immer weiter in den Süden zu wandern. Zur Sommersonnwende dauert der Tag 16 h und 12 min, zur Wintersonnwende nur noch 8 h 13 min. Nacht und Dunkelheit dominieren dann eine Welt, in der Feuer die einzige menschliche Lichtquelle war. Die Bange Frage: Würde die Sonne kehrt machen und zurück in den Norden wandern, oder würde die Welt in Dunkelheit versinken.

Aus diesem Grund wurde die Wintersonnwende gebannt beobachtet. Sie zu ermitteln, ist mit einfachsten Mitteln möglich, in dem der Schattenwurf statischer Objekte verfolgt und markiert wird. Peilsteine, Pfeiler, Bauwerke, vieles wurde verwendet, oder es half eine Laune der Natur, der Schattenwurf eines Berges. Stoppte der Schatten zu wandern und kehrte die Richtung, wurde die Wintersonnwende passiert. Die Ekliptik der Sonnen änderte ihren Lauf, die Tage wurden also wieder länger. Ein grosses Fest wurde gefeiert, bei den Kelten beispielsweise. Und da Jahrtausende alte Traditionen schwer aus dem Menschen zu bekommen sind, kaperte die christliche Kirche das Fest und machte daraus Weihnachten, Christi Geburt. Warum die Heilige Nacht vom 24. auf den 25. stattfindet und nicht vom 21. auf den 22. Dezember, auf die in der nördlichen Hemisphäre die Wintersonnwende fällt, ist leicht erklärt. Im Julianische Sonnenkalender fiel die Wintersonnwende auf den 25., beim in der Schaltjahr Systematik verbesserten und heute gebräuchlichen Gregorianische Sonnenkalender, auf den 24. Dezember. Der Ursprung des christlichen Weihnachtsfestes ist die heidnische Wintersonnwendfeier. Auch mit anderen christlichen Festen verhält es sich ähnlich, bei den Tages- und Nachtgleichen beispielsweise.

Das Schauspiel erleben.

► Besucher der Insel, die Lust bekommen haben, dieses Schauspiel zu beobachten, könnten auf den Gipfel des Montaña de Enmedio (532 m) steigen. Wie es hinauf geht und Impressionen vom Gipfel, siehe Link unten. Der Schattenwurf ist verblüffend. Er ist deckungsgleich einen Tag vor und nach der Wintesonnwende zu beobachten. Bereits am 23.12. ist die Sonne soweit  in den Norden gewandert, dass sie mit ihren ersten Strahlen die Nordflanke des Tindayas in warmes Morgenlicht taucht. Einwenig Glück braucht es auch. Nur wenige Sonnenaufgänge sind im Dezember klar und wolkenfrei im Norden der Insel.

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