Antigua – ehemalige Hauptstadt Fuerteventuras.

Was gibt es zu sehen und entdecken?

Antigua ist eine der sechs Gemeindehauptstädte von Fuerteventura und führt wie all diese, ausser Puerto del Rosario, ein verschlafenes Dasein. Die 2.292 Einwohner (2018) pendeln hauptsächlich nach Puerto del Rosario, Gran Tarajal oder Caleta de Fuste, manche auch weiter in den Süden. Der Arbeitgeber ist grösstenteils der Tourismussektor. In Antigua gibt es ausser in der Gemeindeverwaltung und der übersichtlichen Infrastruktur wenig zu tun.

Am Ort Antigua, am Fusse des Morro de Veloso o del Convento (676 m), öffnet sich eine weite, fruchtbare Ebene, die seit der Conquista von Landwirtschaft geprägt wurde. Der Ort liegt am Barranco del Durazno, am Wasserlauf des Pfirsich. Obstanbau war einmal eine lukrative Sache auf Fuerteventura, vor allem auch um die Orte Vega de Río Palmas und Agua de Bueyes. Um Antigua dominierte jedoch in den weiten Ebenen der Anbau von Getreide, der auf die Nachbarinseln verkauft wurde. Zuvor wurde es zu Gofio Mehl vermahlen, ein spezielles Mehl aus gerösteter Gerste, Kichererbsen und Meersalz. Lokale Küche ist in und so besinnen sich einige Gastronomen auf das Gofio Mehl. Der Geschmack erweist sich als äusserst gewöhnungsbedürftig.

Einige der Gofio Mühlen von Antigua sind erhalten. So auch die Mühle Molino de Antigua, die an einer alten Finca im Norden von Antigua liegt und in der das Museo del Queso Majorero nun zu Hause ist. Ein sehr sehenswertes Museum. Leider wurde mit der Namensgebung völlig daneben gehauen und das Museum verkauft sich unter Wert. Es geht nicht nur um Käse, es beheimatet einen herrlichen Garten mit kanarischen Endemiten, die historische Windmühle, die auch begangen werden kann, ein Gebäude das sich Flora, Fauna und Geologie widmet und eine Dachterrasse, die einen herrlichen Ausblick über Antigua und seine Ebenen und auf den Morro Velosa bietet. Die zweite erhaltene Windmühle liegt im Süden von Antigua, die Molino de la Corte, die auch Molino del Durazno genannt wird, da sie am Barranco del Durazno liegt. Beide Mühlen stammen aus dem Anfang des 19. Jhd., sind also recht jungen Datums. Die Molino del Durazno war wie die Mühlen von Corralejo bis in die 1950iger in Betrieb. Interessant an der Windmühle Molino de la Corte aka Molino del Durazno ist, dass sie einem Acosta gehört, einem direkten Nachfahren aus der Familie Acosta, die jene Mühle vor rund 200 Jahren errichtete. Weiter nach Süden findet sich mit der Molino de Valles de Ortega eine weitere erhaltene Mühle aus den Anfängen des 19. Jhd.

Der Barranco del Durazno ist ein interessanter Wasserlauf. Er entspringt direkt am Morro Velosa und fliesst bis an die Küste, um dort im Puerto de la Torre, neben dem Ort Salinas del Carmen, in den Atlantik zu münden. Der Barranco ist ein durchgehender Wasserlauf, ändert jedoch mehrmals seinen Namen am Weg in den Osten. Er wird von unzähligen Seitenarmen gespeist. Im Unteren Teil trägt er den Namen Barranco de la Torre. Der Barranco kann vom Morro Velosa bis zu seiner Mündung am Puerto de la Torre durchwandert werden. Je näher der Wanderer dem Atlantik kommt, desto höher und steiler werden die Flanken aus Lavagestein. Es ist einsam, feucht und überall tun sich auch im Sommer Wasserlachen auf. Ein ideales Brutgebiet für Zugvögel und ein El Dorado für Birdwatcher. Einige Teile sind währen der Brutzeiten für den Zutritt gesperrt. Auch wenn das auf der weitläufigen und dünn besiedelten Insel kein Mensch kontrollieren kann, sollte es respektiert werden.

Das Zentrum von Antigua wird von der Iglesia de Nuestra Señora de la Antigua bestimmt. Alles liegt um das Gotteshaus. Die Stadtbibliothek, die Polizeiwache, das monumentale Gemeindeamt, das muss in Spanien einfach sein, einige Bars, der grosse Kirchplatz beschattet von alten Palmen. Der Platz ist einmal im Jahr Zentrum der Insel, wenn sich Pilger zur Wallfahrt Romería de la Peña nachts versammeln, um dann über den Morro Velosa und den Höhenkamm nach Vega de Río Palmas zu pilgern. Schon am Vortag strömen aus allen Insel Teilen die Gläubigen zu Fuss heran. Überall können sie neben den Strassen in kleinen Gruppen gesehen werden. Unterwegs schlafen die Pilger irgendwo unter freiem Himmel, in Turnhallen oder bekommen eine Garage zur Verfügung gestellt. Zur Jahreszeit der Wallfahrt von den Temperaturen her kein Problem.

Die alte Hauptstadt Antigua Fuerteventura.

Geschichte – Kultur – Wirtschaft.

Antigua ist die tragische Gestalt unter den Städten von Fuerteventura. Sie setzte an, um ganz gross zu werden und scheiterte schon beim Start. Die Bourgeoisie lebte in Antigua. Alte Herrenhäuser zeugen davon. Es wurden ordentlich Geschäfte gemacht. Die Ebenen rund um Antigua waren eine reiche Kornkammer. Nach den Dürreperioden der 1680iger wurde Fuerteventura mit einer freundlichen Klimaperiode gesegnet. Das Getreide wuchs, es konnte auf die Nachbarinseln exportiert werden, die Kasse klingelte, wohlhabende Familien entstanden. So wurde Antigua 1834 zur Kurzzeit Hauptstadt von Fuerteventura. Das im Inselinneren gelegene, schwer erreichbare Betancuria, hatte keine Bedeutung mehr. Von Anbeginn Inselhauptstadt und erste Hauptstadt der Kanaren überhaupt, musste es den Hauptstadtsitz an Antigua abtreten. Aber auch Antigua verlor schnell gegenüber dem aufstrebeneden Puerto de Cabras, dem heutige Puerto del Rosario an Bedeutung und verlegte bereits 1835 seinen Verwaltungssitz in die Hafenstadt. So, wie heute die Gemeinde La Oliva auch ihren Verwaltungssitz primär in Corralejo führt.

Lange konnte sich Antigua nicht als Hauptstadt halten. Britische Händler entwickelten Puerto de Cabras zur bedeutensten Stadt Fuerteventuras. Sogar eine britische Botschaft wurde dort einst unterhalten. Das heutige Fuerteventura beheimatet keine einzige Botschaft, noch nicht einmal eine konsularische Vertretung irgend eines Landes. Kalk, Farbstoffe, Kali, Soda, das waren die neuen Geldbringer und die wurden aus Puerto de Cabras verschifft. Britische Händler versorgten das Empire mit diesen Waren und es konnte gar nicht genug davon bekommen. Es setzte gerade im 19. Jhd. zur grossen Transformation vom Agrar- zum Industriestaat an. Ein leistungsfähiger Hafen war gefragt, dort spielte die Musik und nicht in den Getreideebenen um Antigua und seinen Mühlen, wie einst. So musste Antigua nach gut 25 Jahren 1860 die Hauptstadtfunktion an Puerto de Cabras abtreten. Das La Oliva einmal Inselhauptstadt war, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Es war der Sitz der Los Coroneles, der Militärkommandanten der Insel. Das wahre Machtzentrum war aber zur Zeit der Coroneles nie die Hauptstadt, sondern La Oliva. Erst mit der demonstrativen Auflösung des Systems der Los Coroneles und der Stationierung eines von der iberischen Halbinsel entsandten Infanterieregiments, wurde Puerto de Cabras auch das faktische Machtzentrum.

Der Ort Antigua wird von der Kirche Iglesia Nuestra Señora de la Antigua bestimmt. Sie geht auf eine Ermita zurück, die zwischen 1550 und 1565 entstand. In einem fort wurde sie erweitert und zur heutigen Grösse ausgebaut, die sehr stattlich ist. Ein Grossteil der Gemälde im Inneren der Iglesia Nuestra Señora de la Antigua stammen aus der Ermita San Roque, die in Valles de Ortega liegt. Die Pfarre lies sie kurzerhand dort abtransportieren und in die "parroquial" Nuestra Señora de la Antigua verlegen, also die Pfarrkirche der Pfarrgemeinde. Die Hackordnung in Spanien ist in Sachen Hierarchie einst wie heute ganz klar und durchgesetzt. Solche Aktionen waren durchaus üblich. Sah ein Pfarrer in Kirchen seiner Gemeinde Kunstwerke, die seinen Neid plagten, liess er sie in die "parroquial" schaffen. Auch in der Iglesia Nuestra Señora del la Candelaria in La Oliva gibt es solch einen Fall. Das der Neid, eine der sieben Todsünden ist, dürfte den römisch-katholischen Geistlichen entfallen sein.

Die alte Hauptstadt Antigua Fuerteventura.

Für wen lohnt der Besuch?

Touristen, die Fuerteventura nach Reiseführer "abarbeiten", werden unweigerlich auch in Antigua landen. Interessanter Weise klappern vor allem deutsche Touristen akribisch alle Kirchen ab, obwohl sie mit Religion meist gar nichts am Hut haben, zumindest mit der streng katholischen Variante der Spanier. Das ist schon sehr überraschend, denn Fuerteventura ist nicht die Toskana, in deren Kirchen der Besucher von der Fülle der künstlerischen Meisterwerke und auch Baukunst fast schon erschlagen wird.

Absolut sehenswert ist das Museo del Queso Majorero. Urlauber, die sich für Käse so gar nicht interessieren, sollten es trotzdem besuchen, denn der Name ist ein Marketing Desaster. Das Museum bietet ein begehbare historische Windmühle, einen herrlichen botanischen Garten, in dem sogar seltene Schmetterlinge herumflattern, ein Bereich der mit moderner Präsentationstechnik Flora, Fauna und Geologie der Insel zeigt und mehr. Wer den Namen Museo del Queso Majorero erfunden hat, gehört bestraft. Das Museum ist mit jenem am Morro de Veloso o del Convento (676 m) mit Abstand das beste der Insel!

Direkt neben dem "Käsemuseum" findet einmal im Jahr die Kunsthandwerksmesse Feria Artesanía Insular statt. Und die ist echt. Keine "Mercadillos" oder wie die Einheimischen sagen "Afrikamärkte" der Orte Corralejo, Caleta de Fuste oder Morro Jable, auf denen der Tourist Ramsch aus Asien angedreht bekommt. Die "Feria Artesanía Insular" ist eine Messe der Korbbinder, Tiefsticker, Töpfer, Likörproduzenten. Sie stellen ihre Erzeugnisse aus und verkaufen sie vor Ort. Das Ganze wird von einem folkloristischen Rahmenprogramm begleitet.

Der Höhepunkt des Jahre stellt in Antigua natürlich die Wallfahrt Romería de Nuestra Señora de la Peña dar. Reisende, die ein einzigartiges Erlebnis mit nach Hause nehmen wollen, sollten, so sie gerade auf Fuerteventura sind, an der Wallfahrt teilnehmen und das egal an was oder ob sie überhaupt etwas glauben.


Messen in der Iglesia Nuestra Señora de la Antigua:

  • Jeden Mi + So 18:00 Uhr.

Infrastruktur.

Antigua wartet mit keinen Hotels oder grossartigen Gastronomiebetrieben auf. Dafür gibt es keine Nachfrage. Am Kirchplatz findet sich ein Touristen Café und eine alt eingesessene Bar. Die wird von Einheimischen früh morgens für einen schnellen Café, am Abend auf das eine oder andere "Tropi", das klassische leichte Bier aus Las Palmas de Gran Canaria, besucht. Ein recht ordentlicher Supermarkt und eine grosse Tankstelle versorgen die Bewohner des Ortes. In den Randzonen der Kleinstadt bieten eine Apotheke, eine recht mittelmässige Bäckerei und ein sehr eigener Hühnergrill ihre Dienste an. Dort liegt auch ein Beherbergungsbetrieb, der zwischen Hotel und Privatzimmer angesiedelt ist und sich mit 2 selbst verliehenen Sternen schmückt.

Ansonsten findet sich die typische Infrastruktur einer spanischen Gemeinde: Ein "Centro de Salud", das die Funktion der deutschen oder österreichischen Hausärzte wahr nimmt, das Gemeindeamt, das Ayuntamiento, auf dem der Bürger so alles erledigt, was das tägliche Leben bürokratisch beeinflusst, ein Bezirksgericht, ein Friedensrichter, "juez de paz", der nach wie vor die Trauungen in Spanien vornimmt. Natürlich besucht der Spanier regelmässig die Messe in der Iglesia de Nuestra Señora de la Antigua, zwickt das Gewissen, ist in Spanien immer noch die Beichte das Mittel der Wahl.

Schnell gefunden.

Antigua liegt an der modern ausgebauten FV-20, die Puerto del Rosario über einen "Schlenker" ins Inselinnere mit Gran Tarajal verbindet. Von beiden Orten ist Antigua schnell und komfortabel mit dem Auto erreicht.

Auch mit dem Bus geht das schell und in kurzem Takt. Die Linie 01 Puerto del Rosario - Morro Jable passiert stündlich Antigua. Auch die Linie 16 Puerto del Rosario - Gran Tarajal steuert Antigua an.


Morro de Veloso o del Convento – grandioser Ausblick gestaltet von César Manrique.

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Morro de Veloso – grandioser Ausblick gestaltet von César Manrique.

Der Morro de Veloso o del Convento (676 m) gehört zu den schönsten Aussichtspunkten von Fuerteventura. Ein Bauwerk samt überaus interessantem Museum thront auf dem Gipfel, das der Architekt und Künstler César Manrique entworfen hat. Das  Gebäude am Morro de Veloso duckt sich harmonisch in die Landschaft. Winzig wirkt es von aussen, im Inneren ist es von verblüffender Grösse. Manrique war ein Könner.

Das Gebäude mit drei Stockwerken wurde in den Berghang gebaut. Es beherbergt ein hoch interessantes Museum sowie ein Café. Eine Panoramascheibe präsentiert den Norden der Insel sowie die Westküste in Cinemascope. Einfach sitzen und schauen. Wer sich einwenig bewegen will, der wandert die wenigen Höhenmeter von Antigua zum Morro de Veloso über einen markierten und einfachen Weg hinauf. Den nimmt auch die Romería den Nuestra Señora de la Peña.

Insider Tipp

Sehenswert – das weihnachtliche Antigua.

Antigua gibt sich jedes Jahr viel Mühe, den wunderschönen Kirchplatz vor der Iglesia de Nuestra Señora de Antigua stimmungsvoll zu schmücken. Der dicht mit Palmen und anderen Bäumen bewachsene Platz, wird dann in ein festliches Lichtermeer getaucht. Weihnachten in Antigua sehenswert! Seit 2023 wird zu dieser Zeit auch ein kleiner Markt organsiert, der Encuentro y Venta de Artensanía. Auf ihm stellen Kunsthanderker aus Fuerteventura aus. Vielleicht findet sich da auch noch ein Weihnachtsgeschenk.

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