Salinas del Carmen ein kleines Dörfchen an der "Costa Antigua", wie der Küstenabschnitt ab Caleta de Fuste Richtung Süden heisst. Der Ort Antigua liegt zwar im Landesinneren weit entfernt von jeder Küste, die Küstenlinie gehört jedoch zur Gemeinde. Das Dorf ist unter der Woche ausgestorben. Der Strand des Ortes, der Playa del Muellito, mit der grossen ruhigen Bucht, füllt sich in der Sommerhitze. Einheimische aus der Gegend kommen vorbei, liegen in der Sonne oder schwimmen in der seichten Bucht. Die Dorfjugend schaut gerne zum Kicken vorbei, denn in der grossen Bucht sind für sie zwei Fussballtore aufgestellt. Dahinter liegen die letzten Fischerboote des Ortes, die auch für das Fischrestaurant am Strand auslaufen. Die Terrasse des Lokals wird am Wochenende von Einheimischen gestürmt. Ein Platz ist nicht zu bekommen. Wer das empfehlenswerte Restaurant ausprobieren will, in dem einfach aber gut und preiswert frisch gekocht wird, sollte unter der Woche kommen. Dann ist es ruhig, es kann auf der Terrasse gesessen und Bucht, Meer und Sonne genossen werden. Ein Kontrast zum nur gut einen Kilometer Luftlinie entfernten Playa del Castillo von Caleta de Fuste.
Am Ortseingang von Salinas del Carmen liegt das sehenswerte Museo de la Sal samt historischer Saline, die wieder in Betrieb genommen wurde. Seitdem es 2018 im Zuge der angestrebten Privatisierung der Museen Fuerteventuras verbessert und modernisiert wurde, ist der Besuch noch lohnender geworden, vor allem, weil endlich touristengerechte Öffnungszeiten eingeführt wurden.
Wird durch den Ort Salinas del Carmen nach Süden gefahren, taucht nach einigen hundert Metern der versteckt gelegene Hafen Puerto de la Torre am gleichnamigen Barranco de la Torre auf. Ein historischer Kalkofen liegt an der Bucht. An einem Palmenhain beginnt der spektakuläre Barranco de la Torre, der direkt am Morro Velosa seinen Ursprung hat. Der Barranco de la Torre ist einsam, ein Paradies für Birdwatcher. Die Bucht des Puerto de la Torre hingegen ist ein El Dorado für Hobbyfischer. Am Wochenende stehen auf den Klippen Einheimische und campieren mit ihren Wohnmobilen in der grossen und hübschen Bucht. Die holprige Piste aus dem Puerto de la Torre nach Süden, führt hinüber bis Pozo Negro und erschliesst einsame Buchten. Einige Schlüsselstellen sind aber nur mit einem 4x4er zu schaffen.
Der Ort Salinas del Carmen geht auf einen kleinen, erst nur temporär besiedelten Fischerort zurück. Das war recht üblich auf Fuerteventura. Zogen die wichtigen Sardinenschwärme vorbei, siedelten die Bewohner an der Küste, danach ging es oft zurück zu den Ziegenherden ins Inselinnere oder es wurde als Flechtensammler über die Insel oder das Archipel gezogen. Schon die Ureinwohner waren nur Gelegenheitsfischer. Die Majoreros ernährten sich von Ziegen und Landwirtschaft. Einige Orte von Fuerteventura werden heute immer noch derat genutzt, wie beispielsweise El Jablito oder die Casas de Jacomar.
Schwung kam in den Ort Salinas del Carmen, als die erste Saline von Fuerteventura in der Bucht des Ortes angelegt wurde. Sie wird Señor Francisco Bautista Benítez de Lugo Arias de Saavedra y Ponte (* 30.6.1735, Teneriffa - † 8.7.1806, Teneriffa) zugeschrieben, der sie 1770 in Angriff nahm, als er das Lehen Fuerteventura übernahm. In dieser Zeit war Col. Augustín Cabrera Bethencourt von 1766 bis 1812 der Insel Oberste. Doch von Beginn an kam es zu Streitereien. So behauptete Juan Fernando del Castillo Olivares, das Land, auf dem die Saline errichtet werden sollte, wäre sein Eigentum und es kam zu einem Jahre andauernden Rechtsstreit. Der zuständige Gerichtshof in Sevilla, auch das Bistum Betancuria, war Sevilla unterstellt. Es entschied 1786 gegen Olivares. Die Saline konnte gebaut und unter dem Gemeindenamen "Salinas de Hondurilla" ("Salinen der kleinen Tiefe") in Betrieb genommen werden. Die Familie Castillo Olivares versuchte 1807, durch María Antonia del Castillo, erneut Eigentumsrechte an der Saline nachzuweisen. Auch María scheiterte vor Gericht. Sie präsentierte eine alte Karte, auf der vor den Arbeiten des Saavedra y Ponte schon eine Saline zu sehen war. Sie trug den Namen "Salinas de la Torre" und so die Karte nicht gefälscht war, ist die Saline deutlich älter. Ob mit der älteren Saline auch ein Grundbesitz oder nur Pacht oder ähnliches verbunden war, das der Familie Castillo Olivares zugeschrieben werden konnte, das war daraus für die Familie Castillo Olivares natürlich nicht nachzuweisen.
1901 kaufte Manuel Velázquez Cabrera (* 11.11.1863, Tiscamanita - † 19.12.1916, Madrid), von der Witwe des Antonio Gonzaléz Bautista y Benítez de Lugo, 10% der Saline. Velázquez geboren in Tiscamanita, ist einer der grössten Söhne von Fuerteventura, später Anwalt in Madrid, Er war entscheidend an der Verleihung der autonomie Rechte an das kanarische Archipel beteiligt. Seine Lebensgeschichte ist beeindruckend. Zum Zeitpunkt des Teilerwerbs berichtet die erste Zeitung Fuerteventuras "La Aurora", die Morgenröte, dass die Saline in einem desolaten Zustand wäre. "La Aurora", gegründet 1900, war nur eine kurze publizistische Existenz beschieden und wurde bereist 1906 wieder eingestellt. Bei rund 7.500 Inselbewohnern, davon 80% Analphabeten, also lediglich 1.500 potentiellen Lesern, war ein wirtschaftlicher Erfolg von Anfang an ausgeschlossen. 1905 kaufte Velázquez Cabrera die anderen 90% Eigentumsrechte an der Saline, sanierte sie und liess das heutige Design anlegen. Zu Ehren seiner Frau benannte er die Saline "Salinas del Carmen". Schon im Dezember 1916 verstarb Velázquez Cabrera mit nur 53 Jahren. Erkrankt an einer Lungenentzündung reiste er noch nach Madrid, um sich behandeln zu lassen, starb aber bereits kurz nach seiner Ankunft vor Weihnachten in seinem Hotelzimmer.
Velázquez vererbte die Saline einem seiner Söhne, dem Gines Velázquez García, der sie eine zeitlang weiter betrieb. Der Niedergang der Konservenindustrie auf Fuerteventura, Hauptabnehmer der Salinen und die Installation der ersten Eismaschine in den 1950igern in Gran Tarajal, führte zum grossen Salinensterben auf Fuerteventura. Nach und nach gaben die Salinen auf der Isla de Lobos, die "Salina El Charco" in Puerto del Rosario, die Saline in Costa Calma am Punta de los Molinillos, am Playa de Matorral bei Morro Jable und jene in Salinas del Carmen auf. 1995 erwarb Fuerteventura die Saline. 1998 erklärt das Cabildo die Saline zum Kulturgut und sanierte sie. 2002 eröffnete das Museo de la Sal und die Saline wurde nach und nach wieder produktiv in Betrieb genommen. Die Saline war brillant in die Landschaft integriert und arbeitet ohne jegliche Pumpen oder Schöpfräder. Architekt Alberto Luengo, ein Spezialist für Salinen, der bereits einige dieser historischen Anlagen restauriert hat, bezeichnet die Anlage wörtlich als "genial". Im Zuge der Privatisierung der Museen auf Fuerteventura wird das Museum seit 2018 von einem privaten Betreiber geführt und eröffnete nach Modernisierung mit deutlich attraktiverem Angebot und endlich Touristen freundlichen Öffnungszeiten. Auch die Salzproduktion wurde ausgebaut. Das erstklassige Meerschaumsalz, "Espuma del Mar", ist im Museumsshop wie andere Raritäten der Insel zu erwerben.
Es mag verwundern, dass die erste gewerbliche Saline Fuerteventuras erst Mitte des 18. Jhd. errichtet wurde, ist doch Fuerteventura geradezu ideal dafür, Salinen zu betreiben. Der Grund ist einfach. Salz war in Spanien wie auch in Österreich oder Deutschland als Monopol streng geregelt und so wurde sogar 1641 noch einmal in einem Dekret der Inselverwaltung festgehalten, dass das Anlegen von Salinen verboten sein. Es durfte nur aus den zahlreichen natürlichen Salinen, Küstenbecken in denen Salz auskristallisierte, Salz geerntet werden. Auch dieses durfte die Insel nicht verlassen und nur an Nachbarn verkauft oder getauscht werden. Mit dem Aufkommen der Konservenindustrie auf Fuerteventura wurde für den Konservierungsprozess Salz in grossen Mengen benötigt. Salinen wurden neben den reichen Fischgründen der Insel angelegt.
Urlauber, die gut und zu angemessenen Preisen frischen Fisch und zwar ganz ohne Rummel, essen möchten, die könnten das Fischrestaurant am Playa del Muellito besuchen. Vorher bietet sich ein Besuch des Museo de la Sal an.
Birdwatcher werden im Barranco de la Torre fündig werden. Angler finden in der Bucht des Puerto de la Torre reiche Fischgründe. Dort können Camper auch einige Tage legal ihr Lager aufschlagen. Auf Offroader oder Mountainbiker wartet eine wunderbare Küstenpiste, die nach Pozo Negro hinüber führt.
Im Ort Salinas del Carmen selbst, gibt es nichts Aufregendes zu erkunden.
Messen in der Iglesia Salinas del Carmen:
Derzeit finden keine Messen statt.
Siehe Puerto de la Torre.
Siehe Puerto de la Torre.
Barranco de la Torre – Expedition zum Morro de Veloso.
Wanderer, die Lust dazu haben, einen ganzen Wasserlauf von der Küste bis ins Zentralmassiv zu durchwandern, die sind im Barranco de la Torre genau richtig. Abenteuerlich aber nicht sonderlich gefährlich, verlaufen ist unmöglich, geht es immer dem Barranco nach. Erreicht wird ein fantastischer Aussichtsberg der Morro de Veloso o del Convento (676 m), heisst, es sind einige Höhenmeter zu überwinden. Das ganze Unternehmen hat Expeditionsflair und wer die erstklassigen amtlichen spanischen Karten dabei hat, die Spot billig sind, ist ausreichend bewaffnet. Das Smartphone, das bei den meisten Menschen mit der Telefonhand verwachsen ist, hat übrigens einen Kompass.
Wer gleich mehrere Tage als Trekker unterwegs sein möchte, findet am Morro de Veloso sensationelle Anschlüsse, über Höhenkämme oder Täler, oder steigt in den GR-131 Wanderweg ein, der Corralejo mit dem Punta de Jandía, Nord nach Süd und gut markiert, verbindet.
Viele Touristen denken, ob der Wildheit der Insel, auf Fuerteventura ist alles erlaubt. Rasen, campen wo man will und mehr. Das ist ein grosser Irrtum. Wenn etwas geregelt wird, dann ist das alles noch genauer als in Deutschland und wird auch kontrolliert und ggf. mit saftigen Strafen exekutiert. Die Ordnungshüter in Spanien sind dafür berühmt rigoros vorzugehen. Spricht der Delinquent kein Spanisch, sein Pech. Kassiert wird vor Ort. Gerade auch beim Campen ist es absolut nicht notwendig, sich Ärger einzuhandeln. Überall an der Küste bieten sich legale Stellplätze an, auf denen bis zu einer Woche durchgehend gestanden werden darf. Dann muss der Camper weg, um auch anderen Platz zu machen. Überdies soll so verhindert werden, dass sich "Siedlungen" bilden. Wo man campen kann und welche Regeln gelten, ist auf der Website des Cabildos zu finden.