Aguas Verdes – ruhig und entlegen, interessante Küste.

Was gibt es zu sehen und entdecken?

Aguas Verdes ist eines der typischen Bauprojekte Fuerteventuras, das einen sprachlos macht. Ins absolute Nirgendwo, ohne jegliche Infrastruktur, wurde eine Siedlung betoniert, die an vermögende Ausländer, bevorzugt Rentner, verkauft werden sollte. Bekanntlich sind alle britischen oder deutschen extranjeros im Ruhestand reich und wünschen sich nichts sehnlicher, als eine Betonbude in der Wildnis Fuerteventuras zu besitzen. In Aquas Verdes sollte ihnen das ermöglicht werden, um ihren sonnigen Lebensabend einsam und isoliert triste verbringen zu können. Aguas Verdes ist an sich schon schwer zu finden, Touristen kennen es nicht, kein Bus weit und breit und wer etwas einkaufen will und ist es nur eine Flasche Wasser, hat eine lange Fahrt vor sich. Ganz zu schweigen von einem Arzt, der ist noch weiter weg. Die Strände der Küste um Aguas Verdes sind zwar schön, aber sehr wild, schwer zugänglich, mehr durch klettern zu erreichen, das Baden lebensgefährlich. Nicht gerade optimal für wackelige Ruheständler. So hat Aguas Verdes, ausser 300 Tage Sonne, alles das, um es absolut nicht als Alterssitz zu wählen. Und so dämmert Aguas Verdes als Geisterstadt dahin. Träumer versuchen noch Immobilien anzupreisen und jene, die in einem Wahn sich eine solche gekauft haben, versuchen sie über AirBnB zu vermieten. Erfolglos, denn selbst Erimiten sind nicht zu gewinnen. Die nehmen sich gleich eine Höhle am Strand.

Abgesehen davon, dass es wohl keinem Rentner in den Sinn kommt, ohne physischen Zwang in Aquas Verdes seinen Lebensabend zu verbringen, ist die Küste um Aguas Verdes ganz wunderbar, wild, naturbelassen und sie sollte unbedingt besucht werden. Aguas Verdes liegt am mächtigen Barranco del Valle, der am Strand Playa del Valle aka Playa Valle de Santa Inés ins Meer mündet. Dort liegen auch einige alte Fischerhäuser. Eines versuchte sich kurz erfolglos als Restaurant, als Aguas Verdes gebaut wurde. Es wurde fest an Tourismus geglaubt.

Das ehemalige Restaurant ist gut auszumachen, ist es doch mit Tauwerk und andern Utensilien des Container Schiffes "Júcar" geschmückt, das sich in Seenot geraten in die Bucht des Playa Valle de Santa Inés rettete. Am 21. Dezember 1984 war das. Jahre lag die Júcar dort, bis sie mit EU Mittel abgewrackt wurde. Bei Ebbe ragt noch der Motorblock des Schiffes am nördlichen Teil der Bucht aus dem Wasser. Der blieb zurück, denn einwenig von den EU Mitteln wird man sich ja wohl auch selber genehmigen dürfen. Die Bewohner von Valle de Santa Inés freuten sich jedenfalls über das Weihnachtsgeschenk, als am 21. Dezember 1984 die Júcar sehr behutsam in der Bucht Schiffbruch erlitt. Die gesamte Crew marschierte unversehrt und fast trockenen Fusses an Land, was den Seenotvorfall in ein recht schiefes Licht rückte. Wie auch immer, gross um das Schiff gekämpft hatte die Crew keinesfalls. Die geladenen Container der Júcar landeten praktischer Weise am Strand und so konnten sich die Insulaner auf Basis des uralten "Jus litoris" legal bedienen. Und das lohnte sich, denn die Container hatten Interessantes geladen. Das lief ja alles "wie am Schnürchen".

Der Tablero del Golfete trennt den Barranco del Valle, der vom Ort Valle de Santa Inés hinunter fliesst, vom Barranco de los Mozos, der am Playa de los Mozos ins Meer mündet. Der Playa de los Mozos ist eine wilde, schöne Bucht, eine der schönsten der Insel, unberührt und immer anders. An ruhigen Tagen schimmert das Wasser türkis am Strand aus Lavakies, läuft Brandung auf, toben die Wellen und brechen sich mit imposanter Gewalt an den Klippen. Dann liegt die ganze Küste nach Norden hinauf in einem Nebel aus Gischt, in dem weit in der Ferne El Cotillo auszumachen ist.

Wird von Aguas Verdes weiter entlang der Küste nach Süden gefahren, taucht eine kleine Bucht nach der anderen auf. Teils idyllisch, teils wild, eine Küste für Entdecker. Die Piste wird immer schlechter, bald nur noch mit einem 4x4 befahrbar, bis endlich ein Schranken und Zaun den Weg versperrt. Das militärische Sperrgebiet beginnt und vier überaus schöne Strände aus feinem scharzen Lavasand, die hinter der Absperrung liegen, können leider nicht besucht werden.

Aguas Verdes Valle de Santa Inés Fuerteventura.

Geschichte – Kultur – Wirtschaft.

Über Aguas Verdes ist geschichtlich nicht viel bekannt. Die Handvoll Fischerhäuser am Playa del Valle, wird es wohl schon lange geben. Wem der Grund um die Bucht gehört, ist wie so vieler Ortes nicht streitfrei. Die Anhöhen wurden, wie der amtlichen Karte zu entnehmen ist, parzelliert, aber nie bebaut. Der Eigentümer, der im Tourismusboom des arabischen Frühlings 2016 sich tatsächlich wagte, ein Hotel dort zu errichten, musste feststellen, die Baugenehmigung ist nach über 20 Jahren verfallen und neue werden (legal) nicht mehr erteilt. Aus der Traum vom Hotel. Was für ein Segen, denn eine weitere Bauruine braucht die herrliche Küstenlinie wirklich nicht. Es reicht die verlassene Urbanización Aguas Verdes, die in den 1980iger an den Hang betoniert wurde. Damals herrschte noch der Glaube, egal wo auch immer etwas hinbetoniert wird, das verkauft sich schon. Ein grosser Anfänger Fehler, der an vielen Ecken die Insel verschandeln. Trotzdem sind unbelehrbare nach wie vor zu Gange und verunstalten die Insel. Die Methoden, wie diese Glücksritter zu Baugenehmigungen kommen, ermöglichen Lokalpolitikern immer wieder eine Auszeit auf Staatskosten in Las Palmas de Gran Canaria. Und das ist gar keine Seltenheit. Sich wegen Korruption vor Gericht verantworten zu müssen, gehört für einen Lokalpolitiker schon zum guten Ton. Im April, 2021 musste sich diesbezüglich der ehemalige Präsident des Cabildo Insular, Blas Acosta, in Puerto del Rosario vor Gericht verantworten.

Aguas Verdes Valle de Santa Inés Fuerteventura.

Für wen lohnt der Besuch?

Die Küste um den Ort Valle de Santa Inés ist so wild und vereinnahmend, dass Aguas Verdes eigentlich gar nicht weiter negativ auffällt. Der Blick auf die Klippen, wenn aus dem Tal des Barranco del Valle der Ort Aguas Verdes erreicht wird, ist so dominant, dass der sinnlose Schandfleck fast übersehen wird. Die Küstenlinie Südlich und nördlich von Aguas Verdes zu erkunden, ist ein Erlebnis. Einsame Buchten tauchen auf, mal sandig, mal aus Lavakies.

Südlich und nördlich vom Playa Valle de Santa Inés liegen herrliche Naturschwimmbecken. Seewasserbecken, die bei Flut und von der Brandung gefüllt werden. In ihnen lässt sich fantastisch baden, vor allem, wenn die Wellen über die Klippen schlagen ein abenteuerliches Erlebnis. Alleine daher lohnt sich schon Aguas Verdes zu besuchen. Die gesamte Küste ist einzigartig.

Infrastruktur.

Aguas Verdes ist ein einsamer und verlassener Küstenabschnitt. Das macht ihn so schön. Infrastruktur gibt es keine.

Schnell gefunden.

Siehe Playa Valle de Santa Inés.


Playa de los Mozos – der Strand der Knechte.

Mehr entdecken in der Umgebung.

Playa de los Mozos – der Strand der jungen Männer.

Playa de los Mozos, der Strand der jungen Männer oder auch Knechte, wer weiss, "mozo" kann einiges bedeuten. Atemberaubend wild und schön ist er jedenfalls sicher. An ruhigen Tagen lockt das Wasser smaragdfarben. Tobt die Brandung, ist es lebensgefährlich in der Bucht. Die wilde und ungestüme Kraft des Atlantiks entlädt sich und schafft eine Szenerie die fasziniert. Die Luft hängt voller Gischt und in ihrem Nebel ist ganz in der Ferne El Cotillo auszumachen, wenn am Tablero del Golfete hoch über der Bucht gestanden wird. Auch bis ganz in den Süden hinunter reicht die Aussicht. Die Bucht kann über den Tablero del Golfete erreicht werden. Ein gut auszumachender Pfad führt direkt an den Strand hinunter. Wem das zu steil ist, der kann weiter landeinwärts, wo der Barranco noch flacher ist, leichter in diesen absteigen und durch ihn zum Strand wandern. Auch keine schlechte Idee. Der Playa de los Mozos ist kaum bekannt. Ein "joya de solapa", eines der vielen versteckten Juwelen, die auf Fuerteventura entdeckt werden können, von jenen, die sich aufmachen die Insel zu erkunden.

Insider Tipp

Entlegen campen – die Strände des Valle de Santa Inés.

Campingplätze im klassischen Sinn gibt es auf Fuerteventura nicht aber Stellplätze. Das wird jedes Jahr geregelt und auf der Website des Cabildos veröffentlicht. An diesen Plätzen darf eine Woche durchgehend gestanden werden. Auch an den einsamen Buchten des Valle de Santa Inés ist das möglich, z.B. am Baja del Junquillo. Der Individualist findet viele einsame Orte, die er ganz alleine und das legal, für sich haben kann. Auf Fuerteventura ist das noch möglich und kostenlos obendrein.

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