Der kleine Ort Llanos de la Concepción (206 m) mit 220 Einwohnern (2018) liegt in einer fruchtbaren und wasserreichen Ebene direkt vor dem Anstieg hinauf ins Zentralmassiv der Insel. Über Valle de Santa Inés wird der herrliche Aussichtsberg Morro de Veloso o del Convento (676 m), aus Norden kommend, erreicht. Vom Morro de Veloso geht es nach Betancuria, der ersten Hauptstadt des kanarischen Archipels und Vega de Rio Palmas weiter.
Dass um Llanos de la Concepción einst intensiv Landwirtschaft betrieben wurde, ist all gegenwärtig. Das Land ist mit Steinmauern übersät, die das Vieh aus den Pflanzungen hielten. Eine historische Windmühle, die Molino de los Llanos de la Concepción, weisst darauf hin, dass Getreide und Hülsenfrüchte gepflanzt und verarbeitet wurden. Sie liegt südöstlich des Ortskerns am "Lomo de Tatir", also am "Rücken von Tatir", einer erhöhten Geländekante, um den Wind besser einfangen zu können. Überall wachsen auch die Opuntien wie Unkraut, ein Import aus Lateinamerika, mit denen der Farbstoff Karmin gewonnen wurde. Eine Ware, die einige Händler auf Fuerteventura reicht machte, wie zum Beispiel den Erbauer der Casa del Inglés in La Oliva.
Reisende, die durch die Ebene streifen, werden überall Wasserbecken entdecken, die Regenwasser auffingen und speicherten. An den Hängen wurden Staustufen angelegt und Kanäle, die das Wasser auf die Gavias leiteten. Denn wenn es einmal regnet, dann meist extrem und das kostbare Nass muss davor abgehalten werden, ungenutzt binnen Stunden im Meer zu verschwinden. Das grösste Staubecken ist das Embalse de Los Molinos, ein gescheitertes Bewässerungsprojekt aus Zeiten der Franco Militärdiktatur.
Eine kleine Kapelle aus dem 18. Jhd., die Ermita de la Llanos de la Concepción, stellt so etwas wie das Zentrum der über die ganze Ebene verteilten Gehöfte dar.
Bis ins 18. Jhd. hiess "Llanos de la Concepción" "Llanos del otro Valle". Es war einfach die "Ebene des anderen Tales", in Anspielung auf das bedeutendere südlich gelegene Valle de Santa Inés. Heute mögen die Lage einiger Siedlungen im Nirgendwo, wie Llanos de la Concepcíon, eigen wirken, doch ist es immer ein sicheres Zeichen dafür, dass hier Wasserläufe zusammen fliessen. Hier sind es der Barranco de Tabordo, Barranco de las Veredas und Barranco del Valle de las Cuevas, die das Dorf um- und durchfliessen und sich am nördlichen Ende der Siedlung vereinen. Ende des 18. Jhd. entstand die "Ermita Nuestra Señora de la Concepción", die dem Ort den neuen Namen "Llanos de la Concepción" gab. Sie wurde in der Zeit von 1784 bis 1796 errichtet. Ganze 12 Jahre Bauzeit ist stattlich. Auf Fuerteventura braucht alles Zeit. Der Initiator der Kapelle war Joseph de Armas. Die Finanzierung war schnell erledigt. Die armen Bewohner des "otro Valle", gemeines Volk, hatten auf Fuerteventura nichts zu melden und so mussten sie eine notarielle Urkunde unterzeichnen, die sie verpflichtete, auf ihre Kosten und durch ihre Hände Arbeit die Ermita zu errichten und sie sodann auch Instand zu halten. Die Art der Finanzierung ist ähnlich atemberaubend wie der Name der Kapelle, "concepción", auch das Wunder der "unbefleckten Empfängnis", also die "Einsiedelei unserer lieben Frau der unbefleckten Empfängnis".
Im Inneren präsentiert sich die Ermita Nuestra Señora de la Concepción wenig überraschend sehr schlicht aber keinesfalls ärmlich. Leider wird sie nur zur Messe geöffnet. Auf den ersten Blick dominieren Holzarbeiten den Raum. Eine Kanzel, ein hölzerner Altar mit einer figuralen Darstellung der Nuestra Señora de la Concepción, springen beim Betreten ins Auge. Die Gläubigen von Llanos de la Concepción beten zum Bild "La Piedad", "Die Frömmigkeit", eines unbekannten Künstlers. Es ist eines der vier beachtenswerten Barrockwerke der Ermita, die zusammen mit "El Bautismo de Jesús", "San Pedro y San Pablo" y "Bautismo de indígenas por San Francisco Javier" ("Die Taufe Jesu", "Peter und Paul", "Die Taufe der Ureinwohner durch den heiligen Franz Xaver*)"), der von aussen so unscheinbaren Ermita im Inneren Glanz verleihen. Alle vier Werke sind für das kanarische Archipel von kulturhistorischer Bedeutung und werden aktuell in einem Gemeinschaftsprojekt der autonomen Provinz und Diozese restauriert. Dies soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Unter Umständen kann also gelegentlich eines der Werke in der Ermita fehlen.
Seit wann Gehöfte von Llanos de la Concepción in der Ebene existieren, ist nicht genau bekannt. Die gesamte Ebene um Tefía, Llanos de la Concepción und Valle de Santa Inés, dürfte aber spätestens ab dem 16. Jhd. landwirtschaftlich genutzt worden sein. Wasserreich, mit fruchtbarem Boden ausgestattet, bot sich die Gegend geradezu an. In erster Linie wurde Getreide, Hülsenfrüchte und Kichererbse angebaut. Das spezielle "Gofío" Mehl war Grundnahrungsmittel und überlebensnotwendig auf den Inseln wie dem gesamten Archipel. Es war besonders haltbar, da die Gerste vor dem Mahlen geröstet wurde. Beim Mahlen wurde, um die beim Rösten entstandene Schärfe zu brechen, Kichererbse beigemischt und durch Zugabe von Meersalz die Haltbarkeit weiter erhöht. Gofío, Ziegenkäse und in Öl eingelegter Fisch sowie gesalzener Stockfisch, waren die einzigen Verfügbaren Lebensmittel, welche die Inselbewohner über karge Zeiten bringen konnten.
Die gesamte Umgebung von Llanos de la Concepción ist von wilden Opuntien überzogen. Auf ihr wurde die Cochenille Schildlaus kultiviert, um Karmin zur Farbstoffherstellung zu gewinnen. Das geschah um Llanos de la Concepción in grossem Stil. Vermögen wurden mit Karmin gemacht! Der Feigenkaktus, die Opuntie, eignet sich aber zu mehr. So ist die Feige, vor allem der aus ihr gepresste Fruchtsaft, in Lateinamerika seit Jahrhunderten beliebtes Getränk und Volksheilmittel. Er wirkt hervorragend bei Magen-Darm Krankheiten, hilft bei Diabetes und Atherosklerose und anderen Krankheiten. Wer gesund ist, wird den Feigensaft gut gekühlt im Sommer als sehr schmackhaftes wie auch sättigendes Getränk schätzen.
Die Opuntien Feige ist nicht die einzige Frucht Fuerteventuras, die getrrunken werden kann: Die Früchte Fuerteventuras trinken.
*) Francisco de Xavier y Jassu (* 7.4.1506, Castillo de Javier bei Sangüesa, Spanien - † 3.12.1552, Shangchuan, Kanton, China), Jesuit, missionierte in Indien und Japan.
Llanos de la Concepción werden die meiste Urlauber nur passieren, wenn sie von Norden kommend am Weg nach Betancuria oder Vega de Río Palmas sind. Für Botaniker oder Birdwatcher ist die Gegend jedoch eine interessante Ecke. Kulturhistorisch Interesse, werden sich für das landwirtschaffliche Projekt von Llanos de la Concepción begeistern können.
Wenige biegen in Llanos de la Concepción nach Westen auf die Carretera Mojadilla a la Concepcíon ab, über die Aguas Verde erreicht wird. Dort beginnen die entlegenen und einsamen Strände des Valle de Santa Inés, die nur Fuerteventura Kennern ein Begriff sind. Kleine idyllische Buchten, die nicht ganz so leicht zugänglich sind oder Naturbecken, in denen spektakulär gebadet werden kann.
Wen es drängt, das Innere der Ermita Nuestra Señora de la Concepción zu sehen, der hat nur zur Messe Gelegenheit dazu.
Messen in der Ermita Llanos de la Concepción:
Sommerzeit:
Jeden 3. Samstag im Monat 18:00 Uhr.
Winterzeit:
Jeden 3. Samstag im Monat 17:00 Uhr.
Viel mehr als eine Bar gibt Llanos de la Concepción nicht her und bei 220 Einwohnern würde sich mehr auch nicht tragen. Selten hält einmal ein Durchreisender an der "Bar García" an, obwohl sie direkt an der FV-30 liegt. Dabei wäre das gar keine so schlechte Idee. Einfache aber frisch zubereitete kanarische Hausmannskost wird geboten, ein Tagesteller "plato del día", starker Café, eiskaltes Bier. Die Öffnungszeiten fordern dem Besitzer Durchhaltevermögen ab. Wie in kleinen spanischen Dörfern üblich, fungiert die Bar des Ortes als "Frühcafé", in dem vor der Arbeit schnell ein Café solo und ein Plundergebäck genommen wird, mittags kommen die Arbeiter der Gegend zum Tagesteller. Am Abend trifft man sich dort zum Plaudern.
Öffnungszeiten Bar Garcia:
Do-Di: 6:30-21:00.
Mi: geschlossen.
Llanos de la Concepción liegt direkt an der FV-30 zwischen Valle de Santa Inés und Tefía. Mit dem Bus wird der Ort mit der Linie 1 aus Puerto del Rosario und Morro Jable erreicht, stündlich aus beiden Richtungen.
Llanos de la Concepción ist seit 1. Dezember 2020 ab Puerto del Rosario bis 22:00 Uhr und in die andere Richtung bis 23:05 auch extrem günstig mit dem Sammeltaxi zu erreichen. Haltestellen, Fahrplan und Tarife hier!
Playa y Barranco de los Mozos – Tablero del Golfete.
Der Tablero del Golfete trennt den Barranco de los Mozos und den Barranco del Valle. Am Ende des Barranco de los Mozos wurde vom Wasser über Jahrtausende eine interessante Bucht mit Kiesstrand in die Klippen gefräst: Der Playa de los Mozos. Spektakulär liegt die Bucht an windigen Tagen mit vielen vorgelagerten Klippen in der Brandung. Massive Wellen laufen an und brechen schäumend. An ruhigen Tagen kann das Wasser auch spiegelglatt und türkisfarben schimmernd sein.
Die Bucht zu besuchen oder zu erwandern ist ein Erlebnis. Geologen bekommen in der Bucht einen wunderbaren Schnitt durch das westliche Inselprofil präsentiert: Lagen unterschiedlicher Lavaströme und Sedimentschichten stapeln sich. Der Playa de los Mozos ist fast immer einsam: Natur pur, beeindruckende Landschaft. Nur am Wochenende werden gelegentlich Einheimischer getroffen, die an den Klippen angeln.
Die Gegend um Llanos de la Concepción, ist bei Zugvögeln ein beliebtes Revier. In der brach liegenden alten Kultur-Landschaft und den alten Steinmauern, lässt sich gut brüten. Wasser gibt es auch genug. Streift keine Katze umher oder sind eingeschleppte Atlashörnchen in der Gegend, gibt es ausser dem Mäusebussard kaum natürliche Feinde. Ein besonders gutes Beobachtungsgebiet für Birdwatcher ist das Embalse de Los Molinos. Dort betreibt die ornithologische Gesellschaft der Kanaren eine kleine Beobachtungsstation.