Toto (283 m) ist eine Ansammlung von Gehöften, zu denen sich nach und nach Wohnhäuser gesellten. Eine kleine Kapelle, die Ermita San Antonio de Padua, wurde zur Pflege des Seelenheils errichtet. Damit ist der Ort in zwei Sätzen beschrieben. Interessant ist in Toto die klassische aus Nordafrika "importierte" Landwirtschaftsform der Gavias. Ausser in El Cardón, kann diese Art Landwirtschaft zu betreiben, nirgends mehr auf Fuerteventura so schön wie im Wasserlauf Barranco de Toto erlebt werden. Die aufgebrochene Erde zeigt die erstaunliche Fruchtbarkeit einiger Gegenden Fuerteventuras. Das Toto einst wie Vega de Río Palmas und Agua de Bueyes von Obstgärten und Weinanbau geprägt war erstaunt.
Besonders sehenswert ist der Ackerbau von Toto im späten Nachmittagslicht. Dann leuchtet die ertragreiche Erde intensiv auf. Eine Eigenschaft, die fruchtbaren Ecken der Insel den Zusatz "rosa" einbrachte. Die besonders fruchtbaren Fincas und Äcker der Insel, tragen daher oft den Zusatz "rosa", wie beispielsweise die "Rosa Catalina García". In den Gavias förden in der trockenen Jahreszeit die klassischen Windräder, der "Aermotor Windmill Company" aus Chicago, das sehr mineralische Grundwasser auf die Felder. In Fuerteventura werden die Windräder kurz "Chicagos" genannt. Nachdem zwei verheerende Dürrejahre im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zu zwei Katastrophen auf der Insel führten, wurde begonnen, die Anfang dieses Jahrhunderts entwickelten und patentierten Chicagos zu importieren. Robuste Arbeitstiere mit hohem Wirkungsgrad.
Einige Chicagos, die auf Fuerteventura beharrlich ihren Dienst verrichten, sind noch erste Originale. Ersatzteile gibt es auch heute noch und gerade erfahren sie, wie auch die Landwirtschaft, eine Renaissance auf der Sonneninsel Fuerteventura. Die "Aermotor Windmill Company" produziert nach wie vor ihre Klassiker, auch wenn das Unternehmen eine herausfordernde Geschichte über mehr als 100 Jahre hinter sich hat. Einige male wechselte der Besitzer, aber aufgegeben wurde der Betrieb selbst in harten Jahren nie, denn "Chicagos" sind wie "Harleys", einfach Kult!
Als der gefürchtete nordafrikanische Pirat Xabán Arráez 1593 Fuerteventura überfiel, wütete er furchtbar. Alle Insulaner, die ihm "brauchbar" erschienen, versklavte er. Was er ansonsten auf zwei Beinen in die Finger bekam, brachte er um. Wertgegenstände wurden geraubt. Dem nicht genug, er brannte auch Betancuria, die Kathedrale Santa María und das Franziskaner Kloster San Buenaventura nieder. Denn bei den Überfällen der "Barbaresken" aus Nordafrika, ging es immer auch um eine Retourkutsche der Mauren gegen die spanische Krone. Mit der Kapitulation Muhammad XII. in Granada, fiel am 2. Januar 1492 die maurische Herrschaft auf der iberischen Halbinsel final. Muhammad XII. war kein Feigling, er wollte die Schönheit Granadas nicht zerstört wissen und übergab kampflos die Schlüssel der Stadt. Das Juwel blieb unbeschadet erhalten. Die Mauren liebten ihr "Al-Andalus", sie prägten und gestalteten es. Der Verlust sass tief und auch heute ist er nicht ganz verdaut. Mit dem Niederbrennen der Inselhauptstadt von Fuerteventura, wurden auch alle Dokumente und Schriften der Inselverwaltung und des Kloster vernichtet. Die Inselbevölkerung selbst, da Analphabeten, führte keine Aufzeichnungen. So liegt vieles der Geschichte von Fuerteventura, das sich vor dem Jahr 1593 ereignete, im Dunkeln.
Toto wird wohl aus dem Ort Pájara, irgendwann im 15. oder 16. Jhd., aus vorgelagerten Höfen entstanden sein. Der Barranco de Toto war und ist sehr fruchtbar. Heute ist Toto Schlafstätte. Die meisten Bewohner pendeln zur Arbeit in die Tourismus Hotspots im Süden wie Costa Calma und Morro Jable.
Etwas mehr ist über die kleine hübsche Dorfkirche, die Ermita de San Antonio de Padua, bekannt. Sie wurde erst im 18. Jhd. errichtet. Gebaut und bezahlt wurde sie von in Toto ansässigen Familien, zum grössten Teil aber von Señora Ana Cabrera, die der Lehensdynastie der Insel entstammte, wie ihr Name schon verrät. Geöffnet wird die kleine Kirche, wie allgemein üblich, nur zu den Messen. Ohnedies lassen sich im Inneren keine grossen Kunstschätze bewundern. Es ist ein Ort der Spiritualität, Gemälde und Möbel stammen aus Spenden der armen Bevölkerung. Die Priester der Insel haben einen harten Arbeitstag. Kein Schäfchen wird alleine gelassen. Sie touren durch ihre Gemeinde und versuchen mindestens eine Messe pro Woche in jeder Kapelle zu lesen. Und wenn gar nichts mehr hilft, wird auch zu alternativen Mittel gegriffen: Dann legt der Messdiener einen Mittschnitt einer Messe als CD ein und der Gottesdienst nimmt verblüffend einen ganz normalen Lauf. Das könnte fast als "abgefahren" bezeichnet werden.
Eigens besuchen wird Toto niemand, denn zu sehen gibt es nicht wirklich etwas. Toto wird mehr beiläufig mitgenommen, wenn beispielsweise die Wanderung hinauf zum Morro de los Olivos und Filo de Fénduca unternommen wird, oder die Überschreitung hinüber zum Mirador de Fénduca gewandert wird. Auch Geocacher interessieren sich für Toto als Ausgangspunkt einer Tour, denn am Morro de los Olivos liegt ein Sunnyfuerte Cache.
Messen in der Ermita San Antonio de Padua:
Jeden 1. und 3. So im Monat, 17:30-18:00.
Keine Einkaufsmöglichkeit oder Gastronomie. Nächste Möglichkeiten unweit in Pájara.
Toto liegt direkt an der gut ausgebauten FV-30, die von Tuineje via Toto Pájara und Betancuria erreicht. Wahrscheinlich die schönste Strasse der Sonneninsel Fuerteventura, die jeder wenigstens einmal befahren sollte.
Mit dem Bus wird Toto aus Morro Jable mit der Buslinie 09 und Gran Tarajal mit der Buslinie 18 erreicht. Die Haltestelle liegt direkt an der FV-30. In den Ort hinein gefahren wird nicht.
Kleinod – Palmenoase Madre del Agua.
In der Nähe von Toto liegt die kleine Palmenoase Madre del Agua, ein einzigartiger und einmaliger Ort Fuerteventuras. Quellen entspringen, die früher einmal in Becken gefasst wurden und über ein Leitungssystem umliegende Felder bewässerten. Eine andere Welt wird betreten: Schattig, Wasser plätschert, ein anderes Fuerteventura wie es wenige kennen.
Für ambitionierte Fotografen ist Madre del Agua eine Fotolocation, wie sie nicht besser sein könnte. Exotisch wirkende Aufnahmen lassen sich inszenieren, das Licht ist weich aber kräftig. Abgesehen von der Schönheit der Oase, dort könnten einige der schönsten Urlaubsbilder entstehen.
Wanderer oder Geocacher, die den Morro de los Olivos und Filo de Fénduca bestiegen haben, könnten zurück in Toto recht hungrig sein. Gastronomisches Angebot gibt es im Ort keines. Macht nichts, gleich um die Ecke ist die Casa Isaítas in Pájara zu finden. In einem hübschen Innenhof werden Salate, Tapas und kanarisch Traditionelles angeboten. Die etwas eigenen Öffnungszeiten sollten notiert werden, um nicht vor verschlossenen Toren zu stehen.