1956 beschloss Puerto de Cabras, also der Ziegenhafen, dass es einen schöneren, klangvolleren Namen verdiene und änderte ihn. Ab nun hiess die Hauptstadt Fuerteventuras Puerto del Rosario, Bezug nehmend auf die Virgen del Rosario, der Jungfrau Maria vom Rosenkranz. Der ist auch die junge Stadtkirche geweiht, die erst 1935 fertig gestellt wurde. Der Ort taucht bereits in Karten des 15. Jdh. auf, als Agua de Cabras beispielsweise. Es sollen dort Ziegenhirten ihre Tiere an einer Süsswasserquelle getränkt haben. Das wird wohl am heutigen Stadtstrand gewesen sein, der wegen der Kalköfen aus dem 19. Jhd. nun Playa de los Hornos heisst, aber auch den Namen Playa de los Pozos trägt, der Strand der Quellen. Dort mündet ein ergiebiger barranco in den Atlantik, der unterirdisch auch im Sommer Wasser führt. Das ist zwar sehr mineralisch und von Menschen, ohne dass es über einen Klärstein gefiltert wurde, kaum zu trinken, aber genügsame Tiere und auch Tomaten kommen damit zurecht. Die erste casita, die dauerhaft und nicht nur temporär zum Fischen bewohnt wurde, dürfte von einer María Estrada und ihrer Familie errichtet und bewohnt worden sein. Um diese begann sich eine kleine Fischersiedlung zu gruppieren. Darüber ist aber kaum etwas bekannt. Nun macht sich Puerto del Rosario auf, vom hässlichen Entlein, das ausser von Kreuzfahrer Touristen zu unrecht kaum besucht wird, eine hübsche Kleinstadt zu werden.
2018 waren in Puerto del Rosario 39.382 Personen gemeldet, auf ganz Fuerteventura 113.275. Im Jahre 1998 waren zum Vergleich 49.020, die auf Fuerteventura gemeldet waren. Die gemeldeten 113.275 (2018) dürften aber nach unten zu korrigieren sein. Wer irgend kann meldet sich auf Fuerteventura, da mit der Residencia Flüge bis hin zu Verkehrsstrafen deutlich günstiger sind. Viele der Glücksritter verlassen die Insel wieder, melden sich nicht ab oder kommen nur gelegentlich und nutzen so die Vorzüge der Residencia unrechtmässig. Aus diesem Grund werden seit Anfang 2019 alle Extranjeros, die bereits 3 Jahre gemeldet sind angeschrieben und aufgefordert, ihre Residencia am Gemeindeamt zu erneuern. Wer das nicht tut, wird von Amtswegen aus dem Melderegsiter ausgetragen, das zentral am Server des spanischen Innenministeriums geführt wird. So kann auch jeder Verkherspolizist z.B. im Streifenwagen nachsehen, wer Residente ist und wer nicht, jeder Flug- oder Fährschalter nachsehen, ob einem Passagier der Residente Rabatt zusteht oder nicht.
In Puerto del Rosario hat sich einiges getan. Es ist sauber und aufgeräumt, hat einen schönen Paseo am Hafen bekommen, den die Einheimischen am Abend fleissig zum Flanieren, Joggen und in der Sonne sitzen nutzen und natürlich der neue Stadtstrand, der einwenig Flair in die so zweckmässige Stadt bringt. Denn seit dem 18 Jhd. hatte Puerto del Rosario nur eins zu sein: zweckmässig. Für anderes war keine Zeit, wie überhaupt auf der Insel. Wer jeden Tag gefordert ist, seinen Lebensunterhalt zusammen zu bekommen, hat nicht viel Zeit für Kontemplation. Es darf nicht vergessen, 1960 befand sich Fuerteventura noch auf dem Stand eines Entwicklungslandes. An Dinge wie zentrale Wasser- und Stromversorgung oder gar Krankenhaus war gar nicht zu denken. Dass jede Ecke der Insel, wenn es nur ging, produktiv genutzt wurde, ist auch am neuen Stadtstrand, dem Playa Los Hornos, an dem alte Industrie Kalköfen liegen, zu sehen. Die "Hornos" sind mittlerweile ansehnlich restauriert. Die Öfen lies im Jahr 1940 der Geschäftsmann Jacinto Lorenzo aus Teneriffa bauen und beauftragte die Familie Morales, diese zu betreiben. Sie waren bis 1971 in Betrieb, bis die internationale Zementproduktion im grossen Stil der Kalkproduktion auf Fuerteventura den Gar ausmachte. Heute sind die historischen Kalköfen eine gute Aussichtsplattform, um das Ein- und Auslaufen der Kreuzfahrtschiffe zu beobachten. Weiter im Norden, im Stadtteil El Charco und weiter Richtung Puerto Lajas, liegen die richtig monumentalen Kalköfen späteren Jahrganges. Seit Jahren steht der Plan, sie zu restaurieren und in ihnen ein Museum zur Kalkproduktion einzurichten. So das jemals Realität wird ist fraglich, ob das Museeum ein Besuchermagnet werden wird. Die Kalkproduktion ist ähnlich aufregend wie die Holzkohleproduktion. Viel gäbe es da nicht zu sehen und berichten.
Zum Einkaufen kommt die ganze Insel am Wochenende in Puerto del Rosario zusammen, denn dort gibt es alles, was es anderenorts auf der Insel nicht gibt. Dann treffen Insulaner auch an jeder Ecke einen Bekannten. Die Insel ist klein, die echten Insulaner kennen sich. Mode wird nach wie vor am besten in Corralejo gekauft, aber den "ganzen Rest" am besten und billiger in Puerto del Rosario im Shopping Center Las Rotondas bzw. im Gewerbegebiet Risco Prieto. Besonders erfreulich entwickelt sich die Gastronomie in Puerto del Rosario. Durch den Tourismus stieg die Kaufkraft und die wird von Spaniern am liebsten gleich wieder verkonsumiert. Spanier geben für Restaurantbesuche doppelt soviel wie der Bundesbürger aus. Die Gastronomie ist sehr angenehm, da sie sich nicht an Touristen richtet, also bemüht ist, Stammkunden aufzubauen. Im Gegensatz zu den Tourismusorten tritt der Gast hier in eine neue Dimension der Freundlichkeit und Gastfreundschaft. Jedem Touristen kann nur empfohlen werden, in Puerto del Rosario essen zu gehen. In Bezug auf Nachtleben tut sich auch in Puerto del Rosario nicht viel. Das ist nicht so die Sache des Insulaners. Er geht in Bars, feiert ausgelassen auf Fiestas, das städtische Nachtleben ist ihm fremd. Wer gerne zu lateinamerikanischen Rhythmen tanzt und das bei feuriger Live Musik bis 4 Uhr morgens, der sollte das Mama Rumba keinesfalls auslassen.
Wer Puerto del Rosario besucht, sollte die sehr schöne und engagierte städtische Kunstgalerie nicht verpassen, das Centro de Arte Juan Ismael. Und natürlich sollte auch das erste Hotel Fuerteventuras, heute das Museum Casa Museo de Unamuno, in dem Miguel de Unamuno y Jugo drei Monate wohnte, als ihn General Miguel Primo de Rivera ins Exil schickte, besichtigt werden. Miguel de Unamuno mag heute kaum noch jemanden etwas sagen, er trug in Europa den Beinamen "Das Gewissen Spaniens" und war eine Berühmtheit in Europa. So berühmt, dass sogar die "Reichspost" Wien oder das "Prager Tagblatt" 1924 entsetzt über seine Deportation nach Fuerteventura berichteten.
Interessant ist auch der "Parque de Esculturas", ein Skulpturenpark, der quer über die gesamte Stadt verteilt ist. Mittlerweile hat die Stadtverwaltung einen Bildband aufgelegt, in dem alle Kunstwerke gelistet und beschrieben sind. Zu haben ist das Buch bei der Buchhandlung Tagoror in Puerto del Rosario. Buchliebhaber sollten sie ohnedies jedenfalls besuchen. Sie werden erstaunt sein, was geboten wird. Die Skulpturen sind allesamt hoch interessant, thematisieren sie in einer gewissen Weise alle das Leben auf Fuerteventura. Sehr schön z.B. die Bronzeskulptur des bedeutenden spanischen Künstlers Eduardo Úrculo (* 1938, Santurce – † 2003, Madrid), die er kurz vor seinem Tod noch vollendete. Sie ist aus dem Jahre 2000, trägt den Titel "Equipaje de ultramar" (Übersee Gepäck) und zeigt das Hab und Gut eines Auswanderers. Sie ist jenen gewidmet, die Fuerteventura meist Richtung Kuba, Venezuela oder Argentinien verliessen, um dem Hungerdasein auf Fuerteventura zu entkommen.
Dass die Stadt feiern kann, wird bei ihrem lateinamerikanisch angehauchten Karnevalsumzug oder bei der Faschingsregatta Regata Archipenco erlebt. Dann ist ganz Puerto del Rosario aus dem Häuschen, am Paseo und Stadtstrand wird wild gefeiert, während haarsträubende Konstruktionen versuchen das Hafenbecken zu durchqueren. Die Jugend freut sich über das jährliche Lebrancho Rock Festival am Plaza de la Paz. Die Fiesta zu Ehren der Schutzpatronin Nuestra Señora del Carmen, die wie das üblich ist eine Woche dauert, kann auch zum Mitfeiern motivieren. Wer an einer kurzen Wallfahrt teilnehmen will, der kann das z.B. sehr stimmungsvoll bei der Romería de la Virgen del Pino nach Puerto Lajas jeden 12. Oktober tun. Das ist nur ein kleiner Auszug, denn in Puerto del Rosario ist viel los. Da die Veranstaltungen sich nicht an Touristen richten sondern an die einheimische Bevölkerung, wird es nicht gross beworben. Mundpropaganda wie eh und je reicht. Daher sollte der Veranstaltungskalender der Gemeinde Website im Auge behalten werden. Das gilt auch für alle anderen Gemeinden und deren Websites. Immer ist etwas los, ob Ringkampf, Musik, Fiesta oder Wallfahrt. In südlichen Ländern wird wenig zu Hause gesessen. Das Leben spielt sich draussen ab. Mitmachen!
Schon auf einer Karte aus dem 15. Jhd. ist in Puerto del Rosario eine Mole und Hafen mit dem Namen Puerto de Cabras verzeichnet. Häuser gab es keine, es wurde in Tetir gewohnt. Zu unsicher war es damals an den Küsten. Erst trieben nordafrikanische Sklavenjäger ihr Unwesen, die auch in Form von Xabán Arráez (1593) ernst machten und ganz Betancuria und San Buenaventura niederbrannten und die Bevölkerung verschleppten. Weisse waren als Sklaven in Afrika sehr beliebt. Selbst die Küsten Grossbritanniens wurden überfallen. Den Nordafrikanern folgten die britischen Korsaren, die bei der Schlacht von Tamasite jedoch vernichtend geschlagen wurden. So lebten nur temporär Hirten am Barranco Río de Cabras, der äusserst wasserreich ist und um den sich in der Regenzeit erstklassige Ziegenweiden bildeten. Sie errichteten sich die typischen Rundbauten, die halb im Erdboden versenkt waren nach alter Berber Bauweise, die Majoreros auf die Insel gebracht hatten. Einige sind noch in der Landschaft zu finden.
Doch die Zeit Puerto de Cabras kam erst. Ab dem 19. Jhd. ging es rasant. Fuerteventura hatte viel zu bieten, auf das die aufstrebenden Industrieländer, vor allem Grossbritannien, hungrig waren. Britische Händler begannen bereits 1797 die wertvollen Rohstoffe zu entdecken. Salzkraut Pflanzen, aus denen Potasche, Soda und Kali gewonnen werden konnte. Und natürlich Kalk in jeder gewünschten Menge. Alles Dinge, die von der Stahlindustrie, Glasindustrie oder Herstellern von Waschmittel benötigt wurden. Dazu kamen die Färberpflanzen, die chemische Farbenindustrie entstand erst ab 1870, aus denen Karmin gewonnen werden konnte. Das alles musste verschifft werden und Puerto de Cabras kristallisierte sich als der Hafen der Insel heraus. So erhielt Puerto de Cabras bereits 1834 die Lizenz als Export-Import Hafen zu fungieren, als Freihafen noch dazu. 1835 wurden bereits intensiv Häuser errichtet. Der Hafen hatte seine ersten 500 Einwohner. Beginnend 1835 übernahm Puerto de Cabras wichtige administrative Aufgaben der kurzzeit Hauptsatdt von Fuerteventura, Antigua, die nur wenige Jahrzehnte Betancuria als Hauptstadt ablöste, was den meisten Chronisten entgeht. Immer mehr administrative Aufgaben wanderten nach Puerto de Cabras, es entwickelte sich als administrativer Brückenkopf der Zentralregierung in Madrid und so wurde nach und nach Puerto de Cabras Hauptstadt Fuerteventuras. Die offizielle Ernennung 1860 zu dieser war also kein einmaliger Akt, sondern ein schleichender Prozess, in dem Puerto de Cabras allen anderen Häfen der Insel den Rang ablief. 1805 kam durch Puerto de Cabras für El Cotillo das endgültige Aus als Handelshafen, dann folgte Caleta de Fuste. Nur Gran Tarajal konnte durch die Tomatenindustrie nocheinmal als Hafen kurzfristig Bedeutung gegenüber Puerto de Cabras gewinnen.
Puerto de Cabras entwickelte sich rasant und hatte bereist 1894 sein eigenes Dock. Für Grossbritannien war der Exporthafen so wichtig geworden, ein Grossteil der neu gebauten Häuser wurde von Briten errichtet, dass im Hafen sogar eine britische Botschaft eröffnet wurde, wohlgemerkt Botschaft kein Konsulat.
Der Wasserbedarf der neuen Hauptstadt stieg enorm und konnte kaum gedeckt werden und so erhielt 1899 (andere Quellen 1898) das Unternehmen "La Esperanza", "Die Hoffnung", die Lizenz, den wasserreichen Barranco Río de Cabras zu bewirtschaften. Am Unternehmen waren Familien der Insel, wie beispielsweise Fernández Castañeyra, beteiligt. Nach ihm ist die "Calle Fernández Castañeyra" benannt, welche die erste Strasse an der Bucht von Puerto del Rosario war. Sie wurde, da die Wasserfront ursprünglich nicht befestig war, höher angelegt. Nach der Befestigung der Küstenlinie, wurde die "Avenida Reyes de España" samt Paseo direkt am Meer gebaut, die parallel zur "Calle Fernández Castañeyra" läuft. Das Unternehmen errichtete mehrere kleine Staustufen, die Grösste davon das Embalse de Río Cabras. Das Wasser musste auf Karren in die Stadt transportiert werden. Später wurde eine 14 Km lange Leitung errichtet, die kleinere Barrancos auf steinernen Aquädukten überquerte. Einige sind noch in der Landschaft zu finden. Die Leitung führte in das grosse Wasserreservoir, das heute unscheinbar als Ruine über dem zentralen Busbahnhof im Stadtteil "El Charco" in der Landschaft liegt. Der Wasserspeicher wurde 1932 geplant, 1940 in Betrieb genommen und war erst nur für die Versorgung des Hafens und der Schiffe gedacht, lieferte jedoch auch bald Wasser für die Stadtbevölkerung. Der Bau misst eine Grundfläche von 2.000 m2, ist mit Basaltstein ausgeführt, wird von 28 Säulen gestützt und ist im Inneren in zwei Kavernen geteilt. Damit im Reservoir halbwegs sauberes Wasser ankam und, um eine schnelle Versandung zu vermeiden, wurde das Wasser erst durch Absetzbecken geleitet, die hinter der Kirche Iglesia Matriz de Nuestra Señora del Rosario und an der Avenida Jean de Béthencourt lagen. Bevor das Wasser jedoch getrunken werden konnte, musste es final gefiltert werden. Aus einem Wasserbehälter liess man Wasser auf einen porösen Vulkanstein tropfen, das sodann nach einiger Zeit gefiltert und sauber unterhalb in einem Gefäss aufgefangen wurde. Ein solches einfaches System kann in der Casa Doctor Mena in La Ampuyenta besichtigt werden. Reisende jener Epoche berichten, dass man von dem Wasser zwar nicht krank wurde, es aber überaus übel schmeckte.
Erst in den 1960igern wurde in Puerto de Cabras mit dem Bau einer zentralen Wasserleitung begonnen. Bis Ende 1960ig waren Wasserträger, Los Aguadores, unterwegs und lieferten in Kanistern Wasser an die Haushalte. Dem Letzten seiner Zunft, der bis 1960 unterwegs war, nur mit Holzstab, links einem 16 Liter, rechts einem 20 Liter Blechkanister daran hängend, ist die Skulputur "El Aguador" in der Calle Léon y Castillo (Höhe Plaza de la Paz) gewidmet. Das der Barranco Río de Cabras bei Regen zu einem reissenden Fluss werden kann, daran erinnern die "Cruces de Tesjuates" am Barranco zwischen Casillas del Angel und Tesjuate. Sie gedenken dem Priester Bartolomé Rodríguez del Castillo und seinem Messdiener, die bei einem Unwetter den Barranco de Río Cabras überqueren wollte und dabei ertranken. Sie wagten die Querung, um einem Sterbenden noch rechtzeitig mit den Sterbesakramente zu versehen. Heute ist der Barranco ein Paradies für Birdwatcher. An den kleinen Staubecken herrscht eine andere Welt: Grau- und Silberreiher und andere Arten finden sich dort.
1900 erschien die erste Zeitung der Geschichte Fuerteventuras in der Hauptstadt Puerto de Cabras mit dem poetischen nahmen "La Aurora", die Morgenröte. Sie hatte bis 1906 nur ein kurzes Leben. Eine Zeitung auf einer Insel mit > 70% Analphabeten herauszubringen, ist eventuell keine so gute Idee. Der Analphabetismus hielt sich bis Ende des 20. Jhd.
1924 wurde mit dem Bau der Kirche Iglesia Matriz de Nuestra Señora del Rosario begonnen aber erst 1935 fertig gestellt. Sie ist mit einer "falschen Kuppel", einem achteckigen Dach, das eine Kuppel nachahmt, ausgeführt. Bautechnisch ist das viel einfacher und billiger und war in Spanien üblich, um kleinere Kirchen bedeutender aussehen zu lassen. Auch die Ermita de San Augustín in Tefía ist mit einer falschen Kuppel ausgestattet. Kuppelbau gibt es auf Fuerteventura keinen einzigen historischen.
1925 versetzte Puerto de Cabras, einst Hafen von Gnaden Tetirs, seinem einstigen Mentor den Todesstoss. Die Gemeinde Tetir ging in der Gemeinde Puerto de Cabras auf.
Die 1940iger Jahre waren wieder besonders wichtige Jahre für Puerto de Cabras und die gesamte Insel Fuerteventura wie überhaupt für gesamt Spanien, denn in der sogenannten Phase "primer franquismo" (1939 – 1959) leitete General Franco auch eine Stärkung der kolonialen Macht in Spanisch West Sahara ein und dazu brauchte er als Brückenkopf auch die Kanaren (Ausbau von Sidi Ifni in Marokko u.a. mit kanarischen Arbeitern). 1945 – 1947 wurde in Puerto de Cabras das Militärviertel samt Kaserne "El Charco" errichtet, in dem heute das Infanterie Regiment No. 9, genannt "Soria", stationiert ist. Es ist das älteste noch operable Infanterie Regiment der Welt, gegründet 1509. Gleichzeitig wurde 1945 – 1947 der erste Sozialbau der Insel errichtet, die "La Barriada de Nuestra Señora del Carmen", gelegen, wie könnte es anders sein, um täglich an den edlen Spender zu erinnern, an der "Calle General Franco", die heutige "Calle Primero de Mayo". Heute ist die Calle Primero de Mayo Fussgängerzone und selbst die jungen Einheimischen nehmen das Bauwerk nicht mehr wahr. Dabei lohnt es sich, einmal drum herum zu spazieren. Der damals topp moderne Bau wirkt heute sehr ärmlich, wird aber von den Bewohnern liebevoll gepflegt. Zumeist wohnen die Nachfahren der ersten Familien in ihnen und haben noch vor dies länger zu tun. Um das zu unterstreichen, bringen sie ihre Namen an den Häuschen an. Ein Stück vergessener Kulturgeschichte, die La Barriada de Nuestra Señora del Carmen.
1956 empfand man als mittlerweile selbstbewusste Stadt die Bezeichnung "Ziegenhafen", Puerto de Cabras, nicht mehr angemessen und nannte sich wohlklingender in Puerto del Rosario, der Hafen des Rosenkranz, um. 1975 brachen raue Zeiten auf der friedlichen und ruhigen Insel Fuerteventura an. Spanien gab Spanisch West Sahara auf und verlegte in einem Schlag die gesamte und gefürchtete spanische Fremdenlegion, die dort stationiert war, nach Puerto del Rosario. Alle Proteste halfen nichts. Mit einem Schlag verdoppelte sich die Stadtbevölkerung um tausende skrupellose und kampferprobte Legionäre. Die Kriminalität explodierte, vorher nicht existent auf Fuerteventura, das "Cuarto de Chino", das "Chinesen Viertel", entstand neben El Charco. Ein Rotlichtviertel, das man als nicht Legionär nachts besser nicht betrat, Kneipen und einiges mehr. 1996 beschloss der spanische Verteidigungsminister die Legion auf das Festland zu verlegen und der Spuk hatte ein Ende. Die Insel und der aufkeimende Tourismus atmete auf. Das Rotlichtviertel verschwand und mit all dem auch die Kriminalität. Die Chinesen blieben als adaptable Handelsleute auf der Insel. So erklären sich die doch recht zahlreichen Chinesen auf Fuerteventura, die so manch einen überraschen werden, denn auf den anderen Kanaren Inseln gibt es sie nicht.
Heute gibt sich Puerto del Rosario mit seinen ca. 40 tsd. Einwohnern alle Mühe, sich als lebenswerte Stadt herauszuputzen, was nach und nach auch gelingt. Ein grosser Gewinn der neue Stadtstrand, der hübsche Paseo am Hafen, das Kongresszentrum, das kulturell belebt ist und mehr. Grünstreifen an den Strassen, die gepflegt werden, Bäume werden gepflanzt und vergleicht man Puerto del Rosario mit Städten im Ruhrgebiet muss man sagen: Ein schmuckes und vor allem absolut sicheres Städtchen. Zu tun gibt es noch viel, um die Stadt, die viel Potential hätte, aufzuwerten. Es fehlen beispielsweise ein modernes Stadthotel oder Co-Living Spaces, einen Co-Working Space gibt es mittlerweile. Die Stadt könnte junge Menschen, digitale Nomaden, anziehen, eine kreative, dynamische Atmosphäre könnte entstehen. Infrastruktur Massnahmen wie die Fertigstellung des Paseos hinüber zum grossen Sandstrand Playa Blanca, der auch beliebter Surfspot ist, sind im Gange und sollen 2022 fertig gestellt werden. Das neue Technologie Zentrum mit viel EU Mitteln fernab des Schuss über Puerto del Rosario in Los Estancos zu errichten, war jedenfalls ein Kapitalfehler. Es hätte in die Hauptstadt gehört. So steht es auch fast leer. Eine vertane Chance.
Steuermittel durch den Tourismus und EU Mittel sind ausreichend vorhanden, um Puerto del Rosario weiter vorwärts zu bringen. Am Geld kann es nicht scheitern. Wenn jedoch Politiker sich darauf beschränken, bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Linse der Lokalreporter zu lächeln, um dann gegen entsprechende Inseratenschaltungen breit in unwichtigen Medien abgedruckt zu werden, wird sich nicht viel bewegen.
Die Hauptstadt Puerto del Rosario ist deutlich besser als ihr Ruf. Die Gastronomie entwickelt sich die letzten Jahre sehr positiv. Einige engagierte Gastronomen haben ihre Türen geöffnet und versuchen den einheimischen Stammkunden anzusprechen. Daher ist Qualität und Service gross geschrieben, denn man sucht den Gast der wieder kommt und keine einmalige Laufkundschaft, die durch Keiler angelockt und dann abgezogen wird.
Die städtische Kunstgalerie bietet interessante Ausstellungen, die Fiestas sind sehenswert, am Paseo lässt sich am Abend nett spazieren gehen oder Sport betreiben, im Hafen Becken findet Wassersport statt, am Stadtstrand kann in der Sonne gefaulenzt werden. Ein Stichwort, was für den Mitteleuropäer nicht mehr selbstverständlich ist: Sicherheit. Auch Frauen können spät abends unbehelligt den Paseo im Hafen entlang spazieren. Die Guardia Civil hat die Sicherheit eisern im Griff. Übergriffe sind unbekannt. Ohnedies wird auf einer derart dünn besiedelten Insel absolut jeder irgendwann geschnappt. Die Strafen spanischer Gerichte sind drakonisch und addieren sich im Gegensatz zu Deutschland pro Tat auf, die Gefängnisse gefürchtet. Das zeigt in ganz Spanien Wirkung bei einer Kriminalität, die halb so hoch wie im Bundesgebiet ist.
Interessante Sportveranstaltungen finden statt, wie das Kajakrennen rund um die Insel, das im Hafenbecken von Puerto del Rosario startet oder die Faschingsregatta Archipenco, die man gesehen haben muss, wie auch den schönen Karnevals Umzug. Das Meiste wird nicht gross beworben, lediglich Geschäfte und Bars bringen DIN A4 Programme an der Scheibe an. Man sollte einwenig die Webseiten der Gemeinden studieren wie jene von Puerto del Rosario.
Wer einkaufen will oder muss, fährt auch nach Puerto del Rosario. Die Ray Ban Sonnenbrille, die in Corralejo gerade 30% verbilligt ist, wie seit Jahren, ist im Las Rotondas nochmal deutlich billiger. So ist es bei Lebensmitteln und allem andern, denn egal wo in Corralejo, Costa Calma etc. eingekauft wird: Es wird immer "Touristensteuer" bezahlt.
Messen in der Parroquia de Nuestra Señora del Rosario:
Frühling + Sommer (März bis Oktober):
Jeden Mo-Fr: 20:00 Uhr.
Jeden Sonntag: 9:00, 11:00, 20:00 Uhr.
Herbst + Winter (September bis Februar):
Jeden Mo-Fr: 19:00 Uhr.
Jeden Sonntag: 9:00, 11:00, 19:00 Uhr.
Logischer Weise konzentriert sich die Infrastruktur einer dünn besiedelten Insel komplett in der Hauptstadt Puerto del Rosario. Das grosse moderne Inselkrankenhaus, stark durch die EU finanziert, findet sich dort. Würde die Kunst der Ärzte mit dem modernen Gebäude mithalten, könnte es durchaus aufgesucht werden. Eine Privatklinik, Zahnkliniken, grosses, modernes Shoppingcenter, Gastronomiebedarf, Schiffsbedarf usw., also alles, was eine touristische Insel am Meer so braucht wird irgendwie und irgendwo in Puerto del Rosario gefunden.
In Puerto del Rosario liegt auch das einzige Elektrizitätswerk der Insel. Die zentrale Osmose Anlage für die Süsswasser Bereitung findet sich ebenfalls, die aber von unzähligen kleineren Anlagen verteilt über die gesamte Insel ergänzt wird.
In Puerto del Rosario werden auch alle Behördenwege erledigt, die nicht Gemeindesache sind. Was das ist, das wissen selbst Spanier kaum und ist logisch nicht ableitbar. Es ist eine eigene Wissenschaft zu wissen, wer für was zuständig ist. Das Gericht findet sich ebenfalls in Puerto del Rosario, die Nationale Polizei, die für das Fremdenrecht zuständig ist (für nicht EU Bürger). Das Infanterie Regiment No. 9 genannt "Soria" ist dort auch stationiert. Von ihm bekommt man auf der Insel aber nichts mit. Seit der Militärdiktatur sind Spanier in Bezug auf Militär sehr allergisch. Es hält sich daher sehr aus dem öffentlichen Raum. Bis auf das beliebte FudeNaS Rennen, das "Soria 9" jedes Jahr mit militärischer Präzision organisiert und durchführt. Ein tolles Rennen für Mountainbiker!
Auch der zentrale Bus Terminal liegt in Puerto del Rosario. Sternförmig verlassen die modernen Busse die Hauptstadt in jede Ecke der Insel. Es muss nicht immer der Mietwagen sein. Land und Leute werden am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln entdeckt und ist es nicht schöner, im klimatisierten Bus hinter getönten Scheiben die Landschaft an sich vorbeifliegen zu lassen, ganz entspannt und das Fahren jemandem anderen zu überlassen? Die "chófer" fahren angenehm gemütlich im Isla tranquila Style und sind pünktlich. Muss man von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten Hetzen unter dem Motto: "Heute haben wir wieder viel fotografiert aber wenig gesehen" (William Golding)?
Zwar ist Puerto del Rosario fast ausschliesslich ein Handelshafen, aber einmal täglich vormittags legt eine Armas Fähre nach Las Palmas de Gran Canaria ab. Eine kleine und nette Seereise, die bei gutem Wetter an Deck verbracht werden kann. Eine Ausflugsidee für jene, die vor haben länger zu bleiben.
Alle Wege führen nach Puerto del Rosario. Die Küstenverbindung FV-2 nach Süden startet in Puerto del Rosario und endet in Morro Jable, die FV-1 nach Norden und endet in Corralejo, die FV-10 von Puerto del Rosario einmal quer Ost-West über die Insel nach El Cotillo, vorbei an Tetir, Tindaya, La Oliva, Lajares. Und alle Busse Enden in Puerto del Rosario, bis auf drei Ausnahmen in Morro Jable und Pájara.
Playa Chica – der schöne neue Stadtstrand von Puerto del Rosario.
Eigentlich heisst der schöne neue Stadtstrand von Puerto del Rosario ja nicht Playa Chica sondern Playa los Pozos, also da wo die Brunnen sind, weil dort ein grosser Barranco ins Meer mündet. Aber die Einheimischen sagen lieber "Mädls Strand" zu ihm. An ihm stehen auch mächtige alte Kalköfen, weshalb die ganz alte Generation Playa de los Hornos zu ihm sagt.
Alles egal, wer die Hauptstadt besichtigt, muss sich danach nich ins Auto setzen, um an einem herrlichen Sandstrand zu fahren, um im Atlantik Abkühlungen zu suchen. Das geht am schönen Playa Chica auch und besser als an manch anderen Stränden. Im grossen Naturbecken kann wunderbar geschwommen werden, ohne Angst haben zu müssen, von einer Strömung gepackt zu werden. Am schönen Sand liegt sich auch sehr gut!
Es ist kein grosses Geheimnis, dass auf Fuerteventura gastronomische Wüste herrschte. All-in Touristen mit Komplettversorgung im Hotel und 100 tsd. Einwohner, die in der Regel noch nicht einmal 1. tsd. Euro p.m. nach Hause bringen, sind für anspruchsvolle Gastronomie kein guter Nährboden. Mit der steigenden Finanzkraft durch den Tourismus, ändert sich das langsam und es können Perlen wie das La Jaira entdeckt werden, das engagiert aber kanarisch locker von Demian geführt wird.