Lajares ist der selbst ernannte Künstlerort von Fuerteventura. Ein Ort für Freaks und Aussteiger, die Geld mitgebracht haben und sich kleine, schöne Fincas leisten können. Unter sie mischen sich als Künstler berufene, die sich mit Nebenjobs durch das Leben schlagen. Aktuell haben in Lajares 1.690 Personen ihren Wohnsitz. Lajares ist wegen der vielen angesagten Lokale auch Treffpunkt der Surfszene. Umgeben von den Surfspots von El Cotillo, dem North Shore und Corralejo, wird Lajares nach der Surfsession zum Kristallisationspunkt der Szene. Auch das Surfequiment kann in Lajares wieder auf Vordermann gebracht werden. Ob Boardreparatur, Segelmacher oder Shaper, alles ist in Lajares zu finden. Im gesamten Ort herrscht eine entspannte Stimmung, als fände ewiges Wochenende statt. Es wird in der Sonne gesessen und geplaudert, Café getrunken, wenig bis gar nichts gearbeitet. Die Geschäfte warten gemütlich auf Kunden und auch die Lokale bemühen keine penetranten Keiler, wie jene in Corralejo, die versuchen Touristen in die Lokalitäten zu ziehen. Wer kommt, der kommt eben und wer nicht, auch gut. Niemand kam nach Lajares, um dort reich zu werden. Das macht den Ort sympathisch. Abends wird es, für den Norden der Insel, belebt im Ort. Der Treffpunkt Return Bar am nördlichen Ortsende von Lajares oder die Jam Session im Canela Cafe im Zentrum, sind fixer Treffpunkt der Residente, Dauersurfer oder Langzeitouristen. Wenn acht Kilometer weiter in El Cotillo schon alle in den Betten liegen, bietet Lajares noch ein recht gemütliches Nachtleben.
Zwischen Lajares und Corralejo befinden sich die jüngsten Vulkankegel der Insel, die auch lohnend erwandert werden können. Ein gut sichtbarer Höhenzug von knapp 10 Kegeln, davon vier sehr ausgeprägt, vergrösserten Fuerteventura vor ca. 50 tsd. Jahren 110 Km2 inklusive der Isla de Lobos. Der letzte Vulkanausbruch fand vor ca. 4 tsd. Jahren statt, wobei die Ausbrüche meist nicht explosiv waren. Die Lava ergoss sich recht gemächlich auf die Insel, was an der Struktur und Form gut zu erkennen ist. Der Lavastrom formte das Malpais de la Caldera Encantada, das zwischen Lajares und Majanicho an El Roque vorbei und dann zwischen El Cotillo und dem Faro de Tostón ins Meer floss. Die Lavafelder sind gut sichtbar und eine Wanderung hindurch eine schweisstreibende Aufgabe, da das Weiterkommen überaus kräfteraubend ist. Der am meisten besuchte Vulkan ist der Calderón Hondo (223 m), der in 20 Minuten erwandert werden kann und einen herrlichen Ausblick bietet. Das hat sich herumgesprochen und in der Hauptsaison bei klarem Horizont, kann es dort oben bei Sonnenuntergang schon recht voll werden.
An der alten Landstrasse im Osten Richtung La Oliva, liegen zwei schöne Fotomotive: Eine männliche und weibliche Windmühle direkt nebeneinander, was auf Fuerteventura einmalig ist. Zu besichtigen sind sie nur von aussen. Im Inneren der Mühlen gibt es ohnedies kaum etwas zu sehen. Wen das doch interessiert und mehr über die Mühlen von Fuerteventura erfahren will, kann das im Mühlenmuseum in Tiscamanita.
Neben den beiden Windmühlen von Lajares, liegt die Dorfkirche Ermita de San Antonio de Padua. Die Kirche dürfte aus dem 18. Jhd. stammen. Exakte Aufzeichnungen gibt es nicht. Spartanisch im Inneren, nichts ausser einem einfachen Holzaltar und Bänken. Die Kirche ist nur zur Messe geöffnet. Die wird jeden 3. Samstag im Monat um 18:00 Uhr gelesen.
Richtig bekannt wurde Lajares erstmals durch Natividad Hernández López, die in Lajares das Kunsthandwerk der Stickerei und Spitzenerzeugnisse entwickelte und 1957 im Ort eine Stickereischule gründete. Auch nach den Zeiten des spanischen Bürgerkrieges, war Fuerteventura wie eh und je bitter arm und noch in den 1960igern auf dem Stand eines Entwicklungslandes ohne zentrale Wasser-, Stromversorgung oder Krankenhaus. So war jegliche Arbeit willkommen und nicht übertrieben, stickten vom jungen Mädchen bis zur Oma, so ziemlich alle Frauen auf der Insel. Die Tiefstickerei oder Spitze war sehr beliebtes Exportprodukt nach Lateinamerika. Um die kunstvollen Werke zu schaffen, bedarf es einer Engelsgeduld, Nervenstärke und viel kunstfertiger Erfahrung und physische Kraft in Hand und Fingern. Wer beim Tiefsticken zusehen will, der kann das im Ecomuseo Alcogida in Tefía. Dort ist es auch möglich, Spitze direkt von der Stickerinnen zu erwerben. Auch auf der jährlichen Kunsthandwerksmesse in Antigua, wird echte kanarische Spitze verkauft. Bis auf eine Handvoll Canarios, kann mit der Tiefstickerei niemand mehr seinen Lebensunterhalt bestreiten und das auch nur, da es öffentliche Fördeungen im Rahmen von Arbeitsmarktaktivitäten gibt.
Ausser der Tiefstickerei, hatte Lajares in früheren Zeiten nie eine besondere wirtschaftliche Bedeutung. Eine Kamelzucht wurde bis 1960 betrieben. Die Kamele wurden für die Feldarbeit eingesetzt oder dienten als Lasttiere, da auch 1960 noch kein richtiges Strassennetz auf Fuerteventura existierte. Kamel Karavanen brachen auf, um beispielsweise Ware vom Hafen der Hauptstadt Puetro de Cabras nach Corralejo zu bringen. Alte Aufnahmen dokumentieren Karavanen, die durch die Grande Dunas von El Jable bei Corralejo ziehen.
Landwirtschaft wurde um Lajares, wie auch im Nachbarort La Oliva intensiv betrieben, vor allem im südlichen Teil, wo heute der grosse Kreisverkehr der FV-10 liegt. Dort mündet der Cañada de Melián, ein Wasserlauf, auf die Ebenen um Lajares. Das Wasser wurde kanalisiert und im klassischen Ackerbau, den Gavias, genutzt. Es lohnt, den Cañada de Melián zu erwandern. Dem Besucher präsentiert sich, je weiter er in ihn eindringt, eine bizarre Dünenwelt. Sandig und staubtrocken ist er. Der Sommertourist kann sich kaum vorstellen, dass er in der Regenzeit immer wieder zum Fluss anschwillt. Einheimische mit geländegängigen Autos nutzen ihn als Abkürzung nach Tindaya.
Die Nutzung des Gebietes um La Oliva und Lajares, stand ursprünglich der Familie Cabrera Manrique de Lara zu, die Teil der "Los Coroneles", der Inselherren, waren. Das Geschlecht war überaus mächtig und herrschte nicht nur über das weltliche Recht, sondern vertrat auch die inquisitorischen Interessen der katholischen Kirche auf Fuerteventura. Die "Casa del Coronel" in La Oliva, liess Coronel Cristóbal Manrique de Lara y Cabrera errichten. Er schenkte sie seinem Sohn, damit er mit seiner Frau in Privatsphäre leben konnte, was in der "Casa de los Coroneles" nicht möglich gewesen wäre. Seine Tochter Doña Nieves Manrique de Lara, erhielt nach ihrer Heirat die "Casa Alta" in Tindaya. Da sie den VII Marqués de la Quinta Roja, Don Diego de Ponte y del Castillo, ehelichte, hiess sie fortan Doña Nieves de Ponte y del Castillo. Sie war eine Inselgrösse. Die Bevölkerung nannte sie nur "La Marquesa", "die Gräfin".
Für die Verwaltung der Landwirtschaft um Lajares, liessen die Cabrera Manrique de Lara die "La Casa de la Costilla" errichten. Wer dem Anwesen wann und warum diesen eigenartigen Namen, Haus der Rippe oder Rücken, gab, ist nicht bekannt. In historischen Dokumenten taucht sie unter diesem Namen auf. Bei Touristen heisst sie fälschlicher Weise "Kamelfarm", was sie nie war. Es war für damalige Verhältnisse ein herrschaftliches Gebäude, in traditioneller ländlicher Architektur ausgeführt. Der Grundriss war als U-Form ausgelegt, mit grosser zentraler Terrasse, das Haus umgeben von Steinmauern. Der Grundriss war den klimatischen und Windverhältnissen angepasst. Decken und Dachstuhl waren in Holz ausgeführt, was einer wohlhabenden Schicht der Insel vorbehalten war. Die "La Casa de la Costilla" liegt an der alten Strasse, die von Lajares über El Roque nach El Cotillo führte bzw. noch führt. Heute heisst die Strasse "Calle Cuesta Valerio". Touristen brausen am geschichtlich wertvollen Bau, der zur Ruine verkommen ist, über die FV-10 vorbei. Zuerst bedienten sich Majoreros an der historischen Bausubstanz und nutzen sie als Holzquelle und Steinbruch. Das Schicksal traf leider viele historische Bauwerke von Fuerteventura, was nicht schön aber verständlich ist. In Zeiten, wo alles knapp ist, drehen sich Probleme weniger um das historische Erbe als das tägliche Auskommen. Und das war und ist hart auf der Sonneninsel. Auch mittelalterlichen Burgen am Gardasee erging es nicht besser oder der "Chinesischen Mauer". Völlig unverständlich ist jedoch, die derzeitige Verunstaltung des Gebäudes durch Graffiti. Mit den arbeitsscheuen Glücksrittern, die 2015 im Zuge des Tourismusboom auf die Insel geschwemmt wurden, kamen auch die Spraydosen, die in deren Hände eine Plage und Ärgernis höchsten Ausmasses sind. Leider wird tatenlos zugesehen, wie eine kleine Gruppe in selbstverliebter Manier die Insel verunstaltet. Mit Kunst hat das nichts zu tun. Wer sich berufen fühlt, kann in Puerto del Rosario oder Gran Tarajal sein vermeintliches Kunstwerk einreichen und bekommt ggf. eine Fassade zur Umsetzung zugeteilt. So genehmigt, heisst es dann wochenlang in der Hitze am Steiger arbeiten. Das schreckt ab.
Lajares zieht Menschen an, die sich künstlerisch berufen fühlen. Keine gelernten, mehr Autodidakten, denn jeder Profi weiss: Auf einer Insel mit 100 tsd. Einwohner und Besuchern, die nicht zu den finanzkräftigsten gehören, ist keine Karriere als Künstler zu machen. Das ist auch in der schönen städtischen Galerie in Puerto del Rosario zu sehen, die trotz gratis Eintritt immer leer ist. Der Casa Mané in La Oliva geht es kaum besser. Auch sie fristet ein hartes Leben, obwohl ihr Besuch äusserst lohnend wäre. Wer Kunst "machen will" und glaubt Talent zu haben, sollte sein Glück eher anderswo versuchen.
Für Surfer ist Lajares der optimale Treff nach den Surfsessions. Es ist geradezu "Verkehrsknotenpunkt" zwischen den Spots in El Cotillo, Majanicho, North Shore und Corralejo. Eine entsprechende Lokalszene hat sich heraus gebildet, in der mit überschaubaren Mitteln Hunger und Durst recht ansprechend bekämpft werden kann.
Die bunt zusammengewürfelte Mischung aus Menschen, die nicht vorhaben die Welt aus den Angeln zu heben, ein Leben abseits der Konsumwelt suchen, lässt eine gute Atmosphäre im Ort entstehen. Touristen sind in der Minderzahl. Residente, Langzeit Surfer und Lebenskünstler prägen das Bild. Man kennt sich und ist entspannt. Ein gutes Umfeld auch für digitale Nomaden. 4G Netz das für die meisten Anwendungen ausreicht und wer mehr braucht, der findet seit 2015 auch ein Co-Working Space in Corralejo sowie in der Inselhauptstadt. Die gesamte Stimmung im Ort ist sehr offen und auch wer kein Spanisch spricht, findet schnell seinen Bekanntenkreis. Das Publikum ist international.
Messen in der Ermita de San Antonio:
Jeder 4. Samstag im Monat 17:00 Uhr.
Lajares bietet ein breites Angebot an Infrastruktur. Ob Apotheke, Tierarzt, Geldautomat, Cafés, Bars, Goldschmied, Tattoo Studio, verschiedenste Restaurants, Surfschulen und Rentals, Yoga Retreat, Segelmacher, Shaper, Supermarkt, Eisenwarenhandlung und mehr findet sich im Ort. Mit Quartieren ist es eng. Seit dem Aufkommen von Airbnb werden aber zunehmend kleine Fincas und Zimmer angeboten. Ein guter Tipp sind auch die zertifizierten "Toprural" Quartiere. Legale Vermietung von Fincas, die auf der Website Toprural zu finden sind. Jede Finca besitzt eine Lizenz, ist geprüft und führt eine eindeutige Nummer, die samt Logo mit einem Schild an der Eingangstür angebracht sein muss. So kann ein gröberer Reinfall vermieden werden, denn der Lizenzierungs-Prozess ist nicht einfach und niemand möchte seine Lizenz verlieren. So steht auch dem Gast das offizielle Beschwerdewesen zur Verfügung und so er sie gebrauchen kann, bekommt er auch eine Rechnung, da die Betreiber Steuern abführen. Die Quartiere sind meist in rustikalem kanarischen Stil und preislich sehr interessant.
Lajares wird aus Puerto del Rosario via Tetir, La Matilla, Tindaya und La Oliva über die FV-10 erreicht. Die Buslinie No. 7 steuert Lajares direkt aus Puerto del Rosario an, jedoch ist die Frequenz nicht berauschend. Daher lohnt es ggf. mit der Linie No. 06 via Corralejo und weiter mit der Linie No. 08 Lajares anzusteuern.
Von Corralejo führt die FV-1 und dann weiter die FV-109 nach Lajares. Die Buslinie No. 08 verbindet El Cotillo und Corralejo und passiert dabei Lajares in solider Frequenz bis spät abends.
Auf den Hausberg von Lajares – Calderón Hondo.
Der Hausberg oder besser Vulkan von Lajares, ist der Calderón Hondo (223 m). Nicht sehr hoch, ist er in 20 Minuten bestiegen und bietet einen Blick in einen fast 80 Meter tiefen Krater. Das ist aber nicht alles. Von der kleinen Aussichtsplattform, samt kostenlosem Teleskop, ist wunderbar das Dünenfeld El Jable zu sehen, sowie die traumhaften Strände von Corralejo. Wer den Kraterrand entlang nach Westen steigt, dem bietet sich ein schöner Ausblick auf die Surfspots des Northshore.
Die kleine Wanderung kann umfangreich erweitert werden. Über die gesamte Vulkankette führt ein Wanderweg nach Corralejo mit traumhaften Blicken. Auch als Streckenwanderung ist die Tour gut geeignet. Am Ausgangs- und Endpunkt liegt die Bushaltestelle der Linie No. 8, die Lajares mit Corralejo verbindet. Der Bus fährt ein bis zweimal pro Stunde bis spät nachts.
Die Sonnenuntergänge Fuerteventuras sind einfach atemberaubend. Wenn die Nacht hereingebrochen ist, zieht der kanarische Sternenhimmel alle Register. Besonders in Nächten mit Meteoritenschauern ist das Himmelserlebnis grandios. Für Sonnenuntergänge und Stargazing ist der Calderón Hondo (223 m) ein perfekter Ort. Wer sich mit fachkundiger Begleitung auf den Weg machen möchte, findet mit Stars by Night einen empfehlenswerten Veranstalter. Einmal in der Woche öffnet aber auch nach Sonneuntergang das Observatorium von Tefía seine Pforten für alle Interessierten und das ganz kostenlos. Es veranstaltet auch kindergerechte Sternenwanderungen zum Embalse de los Molinos.