Majanicho ist eine Ansammlung von kleinen Häuschen. Sie liegen an einer mächtigen und sehr flachen Bucht. Daher ändert sich das Aussehen auch laufend. Der Tidenhub um Fuerteventura kann in extremen Jahren bis zu 3,5 Meter betragen und so wird entweder eine hübsche Bucht mit weissem Sandstrand in Majanicho vorgefunden, an denen kleine Casitas liegen, oder bei Ebbe eine hunderte Meter lange und breite leere Bucht, die mit Schlick, Seegras und Algen gefüllt ist. Dann ist Majanicho nicht so sehenswert.
Die grosse Bucht am Playa de Majanicho eignet sich gut zum Fischen. Da die Ureinwohner hauptsächlich Ziegenbauern waren und den Bootsbau nicht beherrschten, trieben sie in Buchten wie Majanicho bei Flut Fische zusammen, betäubten sie mit dem Gift der Wolfsmilch und sammelten sie ein. Erst als die Conquistadoren auf die Insel kamen, wurden Netze zum Fischen eingesetzt. An Orten wie Majanicho oder der Caleta del Río am Leuchtturm Faro de Tostón, wurden die Buchten bei Flut mit grossen Netzen abgesperrt und die Fische bei Ebbe zusammen getrieben. Das wird heute nur noch bei Fiestas wie jener in El Cotillo, der Fiesta Virgen del Buen Viaje, gemacht.
Mit der Zeit wurden Fischerhütten gebaut, die zeitweise genutzt wurden. Kleine Häuschen, Casitas, entstanden nach und nach, die dauerhaft bewohnt wurden. Parzelliert ist nichts und so sind wohl so ziemlich alle Casitas illegal errichtet bzw. in Zeiten errichtet, als das noch kein Thema war. Vor dem Tourismusboom interessierte das auch Niemanden. Noch in den 1970igern hatte Fuerteventura nur 7 tsd. Einwohner und das auch nur deshalb, da auf der Insel das Infanterieregiment Soria 9 stationiert war und ist. Das Land war wertlos, niemanden wollte es. Und nachdem Bauwerke in Spanien nach sieben Jahren Bestandsschutz geniesst, so es sich nicht um Naturschutzgebiet handelt, können sie stehen bleiben. Wem Grund und Boden gehört ist mehr als fraglich, aber das ist vielerorts auf Fuerteventura so. So ist die Lösung Spanisch: Sie stören nicht und sollen halt stehen bleiben.
Oberhalb von Majanicho errichtete ein Geschäftsmann in den Zeiten des spanischen Baumbooms, als es Kredite ohne Ende gab, eine Ferienanlage, die jahrelang leer stand. Auch sie wurde gänzlich illegal errichtet. Ursprünglich sollten es unglaubliche 1.5 tsd. Einheiten werden, mit zentralem Infrastrukturbereich wie Restaurants, Shops, Pool etc. Als 700 standen, wurde der Bau nach heftigen Protesten gestoppt. "Origo Mare" tauften die Projektentwickler die Anlage, offiziell heisst der Ort aber "El Jablito", was soviel heisst wie das kleine Sandfeld. Es leitet sich aus dem Französischen der normannischen Eroberer ab, "Sable" für Sand.
Als der Tourismus 2015 auf Fuerteventura, auf Grund des "arabischen Frühlings", boomte, kaufte nach 7 Jahren Leerstand die französische Gruppe "P&V – Pierre Vacances" 300 der Häuser samt Zentralbereich und begann sie zu betreiben. Es wurde auch die Seewasser Osmoseanlage erworben, denn eine Wasserleitung nach Majanicho gibt es nicht. Ohne die Meerwasserentsalzungsanlage ist Origo Mare tot. Auf den restlichen 400 Häusern blieb die Bank, die nach dem Konkurs des Projektes die Immobilien erhielt, vorerst sitzen. Einiges wurde billig, vornehmlich Briten, als Zweitwohnsitz verkauft. 2019 startete die Bank eine Vermarktungskampagne und brachte viel der leerstehenden Häuser an den Mann. Mittlerweile ist Origo Mare recht belebt. P&V – Pierre Vacances, betreibt den Zentralbereich recht erfolgreich, wie es aussieht. Ähnlich einem Reservat, verbringen dort Sonnenhungrige ihren Urlaub. Mit baden im Meer ist nicht viel, denn der Northshore ist schwarze Piste für Surfer. Ohne Board sollte dort niemand ins Wasser gehen. Bus fährt nach Origa Mar auch keiner. "Ziemlich abgefahren", aber wem es gefällt.
Immer wieder werden auch Initiativen gestartet, Origo Mare "rückzubauen", sprich platt zu machen. Die grosse Frage, liegt es nun im Naturschutzgebiet oder nicht, dann gäbe es keinen Bestandsschutz. Wer Fuerteventura kennt weiss aber, wo Touristen nächtigen wurde noch nie etwas abgerissen, auch die Riú Hotels in den Grande Dunas stehen immer noch. Noch nicht einmal Bauruinen werden entfernt. Auf Lanzarote sähe die Situation anders aus. Origo Mare bleibt, da kann gewettet werden.
Majanicho ist ein Ort für Wassersportler. Mehrere Breaks finden sich an der Bucht. Auch die Windverhältnisse sind gut. So tummeln sich in Majanicho SUPer und Wellenreiter in der Welle. Passt der Wind, stossen Kitesurfer und Windsurfer dazu, die dem Brandungssurfen verfallen sind.
An Land werden am Wochenende Canarios getroffen, die ihre Casitas wie Russen ihre Datsche zur Entspannung in der Natur nutzen. In einigen der kleinen Häuschen oder Wohnwagen werden Aussteiger, Lebenskünstler, Menschen, die eine Auszeit brauchen, getroffen. Eine interessante Mischung. Tatsächlich sind laut Register der Gemeinde La Oliva nur 35 Bewohner in Majanicho gemeldet. In Bezug auf die Isla de Lobos mit 4 gemeldeten Einwohnern üppig.
In Majanicho gibt es keinerlei Infrastruktur. Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde dort am Wochenende die "Casa de los Pescadores" betrieben, ein Fischrestaurant ohne Gewerbeberechtigung, das unter Einheimischen beliebt war. Viele "inoffizielle" Gastronomiebetriebe existierten einst auf der Insel, die alle verschwanden. Mit der Professionalisierung des Tourismus änderte sich alles. Nun braucht es Lizenzen, das bringt Steuereinnahmen, selbst Rundfunkgebühren werden kassiert. Das Gesundheitsamt schaut unangekündigt vorbei und schliesst ggf. ohne Pardon radikal Betriebe. Damit das auch jeder weiss, wird ein Schild am Eingang angeschlagen, in dem die "Sanidad" darauf hinweist. Bei einigen Küchen, die am Stand des 17. Jhd. waren, ein dringlicher Prozess. Auch grosse Fische dürfen nicht mehr auf den Teller, bevor sie ein Labor untersucht hat. Die wilden Zeiten auf Fuerteventura, die viele liebten, sind vorbei. Das hat gute aber auch schlechte Seiten.
Am nördlichen Kreisverkehr von Lajares, dort wo das Fussballstadion liegt, führt die Calle la Cancela schnurgerade zur Küste und nach Majanicho
Hoch über Majanicho – zum Calderón Hondo (223 m).
Der nördliche Teil Fuerteventuras entstand erst vor 50 tsd. Jahren, also für Geologen gerade eben. Eine Vulkankette, die sich von Lajares nach La Oliva zieht, vergrösserte Fuerteventura um 110 Km2 samt der Isla de Lobos. Von der Calle la Cancela, die nach Majanicho führt, zweigt ein Wanderweg ab, über den die fünf zentralen Vulkankessel erwandert werden können.
Wer es kürzer mag ist in 20 Minuten oder noch schneller, wenn er ein Teil der Piste mit dem Auto fährt, am südlichsten Vulkankessel, dem Calderón Hondo (223 m). Wird der Kraterrand nach Westen weiter gegangen, bietet sich ein fantastischer Ausblick über den gesamten North Shore und Majanicho. Ganz grandios sind die Sonnenuntergänge dort oben!
300 Häuser von Origo Mare samt Zentralbereich, werden von der französischen Gruppe "P&V – Pierre Vacances" als Art Ressort samt Pools, Bars, Restaurants und Shops betrieben. Die Gäste wohnen in Häusern samt Zimmerservice. Da Franzosen viel Wert auf Essen legen, ist jenes im Origo Mare recht ansprechend. Die Gastronomie ist auch für nicht Ressort Gäste offen. Ein ausgiebiges und gutes Frühstück lässt sich aktuell für 12,- Euro pro Person geniessen. Das Abendbuffet ist ebenso allgemein zugänglich. Das Restaurant kann auch für Veranstaltungen gemietet werden.