Giniginámar ist ein ursprüngliches, verschlafenes Fischerdorf mit grosser Bucht und Strand aus Lavakies. 578 Einwohner (2018) sind im Ort gemeldet. Er liegt am Ende des grossen Tales Valle de Giniginámar, durch den der Río de Giniginámar fliesst. Der ist wasserreich und daher wurde im gesamten Tal intensiv Landwirtschaft betrieben. Daran erinnern die unzähligen Auffang- und Setzbecken, die bei starkem Regen die grossen Wassermengen zurück hielten, speicherten und vom mitgeführten Schlamm klärten. Die Landwirtschaft kommt auf Fuerteventura, dank dem Trend regional und frisch vom Feld zu kaufen, wieder in Gang.
Im Valle de Giniginámar gäbe es auch Potential. Vor allem die seit einigen Jahren gestartete Initiative wieder Olivenbäume anzupflanzen, das Cabildo von Fuerteventura verschenkte in einigen Aktionen zehntausende kleiner Bäume, zeigt Wirkung. Prämierte Bio Olivenöle wie z.B. jenes aus Pozo Negro, sind bereits gefragte Produkte. Die Bewässerung der Olivenhaine führt seit dem Sommer 2018 in Teilen Fuerteventuras immer wieder zu temporärer Wasserknappheit. Das löste auch Diskussionen zur Preisgestaltung aus, zahlen doch Olivenbauer nur 60 Cent pro m3 Wasser, private Kleinverbraucher 1,16 Euro und ab 10 m3 Monatsverbrauch bzw. gewerbliche Verbraucher generell 2,35 Euro pro m3. Wasser- und Strompreise ein Dauerthema auf dem gesamten kanarischen Archipel.
Leider traf auch Giniginámar wie La Lajita oder Aguas Verdes die Phantasie blauäugiger Immobilienanfänger. Es wurde am Rincón de Jablito (218 m) mit Blick über die Bucht eine Häuser und Appartement Siedlung errichtet. Gringos wurden erwartet, die sich um die Immobilien reissen würden. Die Idee des Time Sharing Modells schlug nicht ein wie erwartet. Daran erinnern Ruinen und unbebaute Ecke in Giniginámar, welche die an sich hübsche und entspannte Bucht verunstalten. Wer sich die weg denken kann, findet eine hübsche Siedlung am Hang. Das fertig Gebaute ist in guten Händen und wird liebevoll gepflegt. Verglichen mit Aguas Verdes, hat Giniginámar gerade noch einmal die Kurve gekratzt.
Über dem breiten und weitläufigen Tal thront dominant der Antalaya Caracol (467 m), der "Schnecken Aussichtsturm". Für Fuerteventura eine ordentliche Höhe. Der Gipfel des Antalaya Caracol (Position: N 28° 13' 20,2" | W 014° 05' 37,2") lässt sich weglos und abenteuerlich über den Barranco de Caracol vom Playa de Caracol (Position: N 28° 11' 49,4" | W 014° 05' 00,2") besteigen. Alternativ und leichter kann von der Urbanización Giniginámar auf eine Bergflanke gestiegen werden und über diese der Barranco Blanco umgangen werden, um auf den Gipfel zu gelangen. "Antalaya" ist der Aussichtsturm. Zurecht trägt der Gipfel diesen Namen, denn die Aussicht ist phantastisch. Wanderer, die gut im Gelände zurecht kommen und gerne abseits ausgetretener Pfade unterwegs sind, könnte sich den Antalaya Caracol als ausgefallenes Wanderziel notieren.
In vielen Ortsnamen Fuerteventuras haben die ersten Besucher der Insel ihre Spuren hinterlassen. Auf der Isla de Lobos findet sich ein "Strand der Galeeren". Dort legten die Römer aus ihrer Provinz Africa kommend an, um Purpur zu gewinnen. Der Ort Morro Jable erinnert an die normannischen Eroberer, "jable" vom französischen "sable" für Sand, "Morro Jable" der "Sandhügel". Und so ganz eigene Namen, die gar nicht zuzuordnen sind wie "Giniginámar" erinnert an die ersten Bewohner von Fuerteventura, die Majoreros, Abkömmlinge der Berber. Ihre Sprache starb im 16., 17. Jhd. auf der Insel aus. Da die Majoreros keine Schrift kannten, ging sie verloren und nur Wortfetzen sind erhalten. Sie weisen Verwandtschaft zu einem Berberdialekt auf, der am Fusse des Atlasgebirges gesprochen wird. Zu diesem Schluss kommt José Luis Concepción in seinen Forschungsarbeiten. Berbische Begriffe finden sich in Ortsbezeichnungen wie "Giniginámar" oder "Tarajalejo", in der Landwirtschaft für das kanarische Gerstenmehl das "gofío" oder "tahona" für die Getreidemühle. Wer genau hinsieht, findet sie überall, meist einwenig spanisch angepasst.
So kann sicher davon ausgehen werden, dass Giniginámar bereits von den Majoreros bewohnt wurde. Kein Wunder, liegt es doch an der mächtigen Wasserader dem "Río de Giniginámar" der auch Weideflächen speiste. Alles das, was die Majoreros als Ziegenbauern unbedingt benötigten. Fischer mit Netzen, Angel oder Speer waren sie keine, auch Boote hatten sie erstaunlicher Weise nicht. Trotzdem kamen sie zu Fisch als wichtige Proteinquelle. Mit der Milch des kanarischen Cardons, der kanarischen Wolfsmilch, vergifteten sie das Wasser in Buchten. Die Fische wurden so betäubt, schwammen auf und konnten abgesammelt werden. Besonders begehrt auf dem Speiseplan der Majoreros waren Schalen und Krustentieren, die an der Küste gesammelt wurden. Und das taten sie überaus eifrig. Ganze Hügel aus Muschel- und Schneckenschalen hinterliessen die Ureinwohner. Sie wurden im 19. Jhd. von findigen Händlern als billige Rohstoffquelle für Kalk entdeckt. Die Schalen wurden vermalen und als Futterbeimischung für Hühner nach kontinental Europa verschifft. Die Beimischung des Kalks macht die Schalen der Eier widerstandsfähiger, dicker.
Ein Grossteil der Napfschnecken der Küstenlinie Fuerteventuras ist ausgestorben oder kurz davor wie die "Lapa Majorera". Die Küsten wurden im wahrsten Sinne des Wortes "leergefressen". Wer heute beim Sammeln der "Lapa Majorera" erwischt wird, zahlt Strafen jenseits der 200 tsd. Euro. Richtig, 200.000,- Euro. An den Reichtum an Napfschnecken an der Küste von Giniginámar erinnern Namen wie der südlichen gelegene "Playa de Caracol" oder "Punta de Caracol", "Caracol" die Schnecke.
Die spanischen Siedler betrieben Fischfang in und vor der mächtigen Bucht von Giniginámar. Reiche Fischwärme ziehen dort an der Insel vorbei. Fettfisch wie die Sardine, bestens geeignet für die Konservenindustrie, der wertvolle rote Thun, heute streng geschützt und nur wenige Exemplare dürfen jedes Jahr klassisch per Haken gefangen werden. Eine eigene Lizenz mit exakter Mengenangabe wird vergeben. Der Thunfisch geht direkt per Flugzeug nach Japan, begehrt für Sushi. Viel hat sich unten am Strand von Giniginámar und in den Fischerhäuschen nicht geändert. Auch heute noch ist die einzige Erwerbsquelle in der Bucht der Fischfang. Die Fischerboote liegen wie eh und je am Strand Playa de Giniginámar.
Intensiv Landwirtschaft wurde im oberen Bereich des Río de Giniginámar betrieben. Am Kreisverkehr der FV-2, dort wo es hinunter nach Giniginámar geht, finden sich noch die "Casas de Pablo Sánchez", einst grosser Landwirtschaftsbetrieb. Heute verödet das Land rund um die Finca.
Touristen, die ein ursprüngliches Fischerdorf auf Fuerteventura besuchen wollen, haben dazu viele Möglichkeiten. Der Tourismus ist auf der Insel nur in den Hotspots angekommen. Ausserhalb derer ist es noch recht ruhig und ursprünglich. Wer besucht schon El Jablito oder die Casas de Jacomar. Und auch Los Molinos und Puerto de la Cruz die in Mode gekommen sind, wurden vom Tourismus nicht verändert. Wäre das gescheiterte Bauprojekt von Giniginámar nicht, dann hätte sich dort auch kaum etwas geändert. Ein Besuch lohnt für jene, die das ursprüngliche Fuerteventura suchen. Auch zum Fischessen ist Giniginámar ein heisser Tipp!
Messen in der Ermita Nuestra Señora del Carmen:
Jeden 1. und 3. Samstag im Monat 17:30 Uhr.
Ausser einem Fischlokal wird im Ort nichts weiter an Infrastruktur geboten. Lebensmittel Geschäft gibt es keines.
Giniginámar liegt zwischen Gran Tarajal und Tarajalejo. Am Kreisverkehr an der FV-2 wird gut markiert nach Giniginámar abgebogen. 4 Km geht es schnurgerade an die Bucht hinunter.
Mit dem Bus wird Giniginamár von der Buslinie 01 + 01 directo aus Puerto del Rosario / vom Airport nur weitläufig gestreift. Die Haltestelle befindet sich am Kreisverkehr der FV-2 am Abzweig nach Giniginámar. Dann sind 4 Km Fussmarsch in den Ort fällig. Alternativ kann in Gran Tarajal in die Buslinie 11 umgestiegen werden, die zwischen Tuineje und Gran Tarajal verkehrt. Sie fährt bis hinunter in den Ort.
Afrika so nah – zum Faro de Punta de la Entallada.
Hoch auf einer steilen Klippe liegt der Leuchtturm Faro de Punta de la Entallada. Vielleicht ist er der schönste Leuchtturm von Fuerteventura, da er so spektakulär an der steilen Felswand liegt. Er ist so entlegen wie der Leuchtturm Faro Martiño auf der Isla de Lobos, aber mit dem Auto zu erreichen. Trotzdem ist er nur in der Hauptsaison gut besucht. Sonst ist es eher einsam, obwohl sich sensationelle Sonnenuntergänge geniessen lassen.
Von Giniginámar ist es nicht weit zum Leuchtturm. Der Blick nach Süden entlang der Küstenlinie ist herrlich. Der Kurze Weg auf die Klippe und den Aussichtspunkt ist spektakulär. Von dort lassen sich auch gelegentlich die letzten Seeadler Fuerteventuras beobachte, wie sie mit ihren mächtigen Schwingen über dem Atlantik kreisen. Der Punta de la Entallada ein Ort, der nicht verpasst werden sollte.
Am südlichen Ende des Playa de Giniginámar führt ein schmaler Küstenpfad hinüber nach Tarajalejo. Wer diesem einen Kilometer folgt, stösst auf das Kap "Punta de Caracol" (Position: N 28° 11' 48,6" | W 014° 04' 57,8"). Dort fliest der Barranco de Caracol, der vom Antalaya Caracol (467 m) und Antalaya de Marquina Yosa (301 m) gespeist wird, ins Meer. Über die Zeit hat er den Strand "Playa de Caracol" (Position: N 28° 11' 49,4" | W 014° 05' 00,2") gebildet. Ein lauschiger Strand aus schwarzem Lavakies, an dem der Besucher garantiert alleine ist.