La Lajita bringt 1.692 Einwohner (2018) auf das Papier. Wird der Ort aus wenigen alten Häusern, die rund um die Ermita errichtet wurden, besucht, stellt sich die Frage, wo all die Menschen sind. Irgendwie ausgestorben ist es auch ausserhalb der Siesta. Die Einwohnerzahl stimmt. Die Bewohner finden sich grossteils in dem Wohngetto zwischen La Lajita und dem Oasis Park, Schlafstelle für Angestellte der Tourismusbranche in Costa Calma und Morro Jable. Ein flottes Viertel für wohlhabende Gringos sollte es werden. Eine Idee, die beständig seit Jahrzehnten in den Sand gesetzt wird, ob Aguas Verdes, La Pared, im Nachbarort Giniginámar oder dem Parque de Holandes im Norden der Insel nahe Corralejo.
La Lajita hat nichts Besonderes zu bieten. Einige alte Häuser, eine neuzeitliche Ermita, die einwenig auf alt getrimmt wurde und eine riesengrosse Bucht samt grossem und langem Kiesstrand. Auf dem liegen wie seit Jahrhunderten die Fischerboote, die immer noch wie eh und je auslaufen. Sie werden auf Holzblöcken nach dem Fischen an Land gezogen. Auch da hat sich nichts geändert nur, dass das nun nicht mehr mit Muskelkraft geht, sondern von einer rostigen Seilwinde übernommen wird.
Der Ort ist nicht unsympathisch. Ruhig ist es, die wenige Gastronomie gar nicht so schlecht und Touristen, die in der Gegend sind, sich schattig unter Palmen ans Meer setzen möchte, vielleicht auch Lust haben in einer ruhigen Bucht zu schwimmen oder mit dem SUP in See zu stechen, könnten doch gefallen an der ruhigen Ecke La Lajita finden. Ein Kontrapunkt zum quirligen Costa Calma gleich gegenüber. Urlauber, die auf Budget unterwegs sind und jeden Euro umdrehen müssen, findet eine gute Bar um sich preiswert mit Bocadillos und Burgern zu stärken.
Wie über soviele kleine Orte von Fuerteventura, ist auch über La Lajita historisch nicht viel bekannt. Ein paar Fischerhütten, die sich zu einer kleinen Ansammlung vergrösserten. Meist waren diese Orte auch nur temporär, wie z.B. El Jablito, bewohnt, in Zeiten in denen reiche Fischschwärme an Fuerteventura vorbeizogen. Den Rest der Zeit waren die Bewohner als Feldarbeiter, Weide Wächter, Flechtensammler oder ähnlichem auf der Insel unterwegs. Diese Orte erkennt man meist am Fehlen einer Ermita, die von fest Ansässigen immer errichtet wurde. Jene in La Lajita ist neueren Datums.
Im Laufe des Tourismusbooms und als Spaniens Banken für jedes noch so aussichtslose Bauprojekt Geld gaben, wurde beschlossen auch La Lajita voll zu bauen, wie eben Costa Calma. Da lief das Business, also musste es in La Lajita auch klappen. Bis heute haben Majoreros von Tourismus keine Ahnung, was selbst der Tourismusbeauftrage der Insel einmal offenherzig vor der lokalen Presse verkündete. Nun gibt es ihn nicht mehr. Man verstand nicht, dass deutsche Urlauber keine Lust auf einen schwarzen Kiesstrand haben, sondern lieber an den goldgelben oder weissen Sandstrände von Fuerteventura liegen. Davon gibt es genug, warum auf hartem, unwirtlichen Kies liegen. So wurde der Wohnkomplex von La Lajita ein Fiasko, wie auch der Parque de Holandes bei Corralejo oder Aguas Verdes. Die Gebäude werden nun, schon deutlich herunter gekommen, als preiswerte Wohnungen von Leuten genutzt, die nach Costa Calma oder Morro Jable pendeln, um im Tourismus zu arbeiten.
Interessant ist die Schutzheilige, der die Ermita in La Lajita gewidmet wurde: Die Virgen de la Guía. Eigen, wie gerade auf sie gekommen wurde, da sie hauptsächlich in Asturien und Portugal verehrt wird. Nur auf einer Kanaren Insel wird sie noch verehrt und zwar im Ort Santa María Guía auf Gran Canaria.
Der Legende nach wurde im 15. Jhd. an die Küste Gran Canarias eine einfache Figur in einer Holzkiste gespült, die als Virgen de la Guía gedeutet wurde. Die Bevölkerung muss sehr kundig und gebildet gewesen sein, das zu erkennen. Sogleich wollten die Ortsansässigen pflichtbewusst und untertänig den Fund in die Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria tragen, aber je weiter sie sich von der Küste entfernten, desto schwerer wurde die Kiste mit der Marien Statue, bis sie nicht mehr getragen werden konnte. Ein klares göttliches Zeichen sie dort zu belassen, wo sie angespült wurde. Das ist klar. So wurde die Heilige samt Kiste zurück getragen und die göttliche Fügung machte sie jeden Schritt zurück wieder leichter. 1490 wurde die Ermita, die der Marien Statue auf Gran Canaria als Haus diente, errichtet und der Ort Santa María de Guía entstand.
Die Heiligenstatuette dürfte laut Berichten sehr "primitiv" gewesen sein. So war es wiederum göttliche Fügung, dass der bedeutendste kanarische Bildhauer und Architekt José Miguel Luján Pérez (* 1756, Guía, Gran Canaria - † 1815, ebenda) in Santa María de Guía geboren wurde. Er erbarmte sich und schnitzte eine bedeutende Marien Statue für die Ermita. Die Alte wurde entsorgt. So will es die Geschichte, dass der kleine Ort Santa María de Guía nun einen kleinen Kunstschatz besitzt. Von José Luján Pérez stammt die "La Dolorosa" in der Kathedrale Santa María in Las Palmas. Die Schnitzereien in der Ermita Casillas del Ángel werden Schülern von José Miguel Luján Pérez zugeschrieben. Die Erimta in La Lajita besitzt von all dem nichts, keine angeschwemmte Marienstatue noch eine Arbeit des José Miguel Luján Pérez. Trotzdem wird einmal in der Woche in ihr eine gut besuchte Messe gefeiert. Wie sagte einst ein bemerkenswerter Franziskaner Bruder: "Der Mantel des Weltlichen sollte ein leichter sein!".
Nach La Lajita verirren sich wenige Touristen. Der Ort ist den meisten nur im Zusammenhang mit dem Oasis Park bekannt, der oberhalb von La Lajita liegt. Er wurde strategisch gut gewählt an einem Hügel neben dem wasserreichen Barranco del Tarajal de Sancho angelegt.
Aufgrund der herrlichen Sandstrände, die gleich um die Ecke liegen, hat auch niemand so richtig Lust, ausser den Anwohnern, den Kiesstrand oder die grosse Bucht zu nutzen. Wer aber mit dem SUP unterwegs ist, erst Anfänger und viel Platz und ruhiges Wasser sucht oder mit dem Seekajak auf Tour ist, findet in der grossen Bucht kein schlechtes Revier.
Urlauber, die den Oasis Park besuchen, könnte am Strand von La Lajita einen der drei ordentlichen Gastronomiebetriebe nutzen, die sehr preiswert sind.
Messen in der Iglesia de La Lajita:
Jeden Samstag 17:30 Uhr.
Als der Oasis Park in Betrieb ging, erhoffte sich La Lajita einwenig von den vielen Besuchern zu profitieren. Das war aber eine Fehlannahme, denn der Oasis Park ist hoch professionell und bietet ein rundum Wohlfühl-Programm. Mehrere Cafés, Restaurants, Bilderservice, Shop etc. stellen alles, was der Besucher benötigen könnte, bereit.
Im oberen Teil von La Lajita haben sich billige Imbissstuben angesiedelt, die hauptsächlich von gelangweilten Jugendlichen aus dem Wohngetto besucht werden. Jenes Viertel, das als gehobene Appartements für Gringos gedacht war, die so man annahm, Fuerteventura als Alters- oder Zweitwohnsitz stürmen würden. Bei den Imbiss Stuben findet sich auch ein Geldautomat und eine Apotheke. Drei einfache aber ordentliche Gastronomie Betriebe sind um die Kirche am Strand angesiedelt.
La Lajita liegt direkt an der FV-2 und wird mit der Buslinie 01 bzw. 01 directo von Puerto del Rosario oder dem Airport aus erreicht. Die Bushaltestelle liegt am Kreisverkehr der FV-2. Etwas komfortabler geht es aus Morro Jable. Von dort aus startet die Buslinie 25, die bis in den Ort hinunter fährt. Auch die Buslinie 11, die zwischen Tuineje und Gran Tarajal verkehrt, fährt bis in den Ort hinein.
In den Oasis Park – ein Tag ist zu wenig.
Man mag bezüglich Freizeitparks, vor allem über jene, die Tiere halten, eine kritische Meinung haben, aber der Oasis Park schafft einen guten Kompromiss zwischen den Lebewesen vor und hinter den Zäunen. Darüber hinaus hat sich der Oasis Park einen Namen bei der Erhaltung kanarischer Endemiten gemacht. Ein Verdienst des Director de Botánica Dr. Stephan Scholz, ein deutschstämmiger Botaniker, promoviert an der alten Augustiner Universität La Laguna de Tenerife.
Der Oasis Park ist ein echtes Erlebnis. Greifvogel, Seelöwen, Reptilien Show, Giraffen füttern, Kamel reiten, botanischer Garten und viel viel mehr. Billig ist er nicht, wer ihn besucht wird feststellen, auf jeden Fall seinen Preis wert. Er ist etwas für Kindern und auch Erwachsene und ein Tag ist definitiv zu wenig. Es sollte zur Zweitages-Karte gegriffen werden, wenn es das Urlaubsbudget und die Zeit erlaubt.
Das Restaurant Ramón liegt direkt am Strand von La Lajita. Bautechnisch ist es sehr eigen, denn es ist Teil oder Anbau der Kirche. Das ist eine Sache der Interpretation. Rámon ist ein alter Familienbetrieb. Unscheinbar wird zwischen Kirche, Palmen und Kiesstrand gessesen. Unter der Woche ist es ruhig im Lokal. An Wochenenden ändert sich das schlagartig. Einheimische stürmen es und tafeln dort stundenlang. Frischer Fisch bei Ramón, der direkt von den Booten am Strand stammt, ist eine gute Idee. Am Wochenende nur für Nervenstarke, die einen gewissen Geräuschpegel wegstecken können. Unter der Woche kirchliche, fast himmlische Ruhe. Der Tourist kann es sich aussuchen.