Die Casas de Jacomar tragen ihren Namen von Jacomar Verneis, einem besonders blutrünstigen und gefürchteten Normanen, der sich auf allen kanarischen Inseln als skrupelloser Eroberer seinen Namen ruinierte und seinen "Hauptwohnsitz" auf El Hierro hatte. Warum diese Ecke von Fuerteventura, die als erstes unter dem Namen Punta de Jacomar und dann als Casas de Jacomar bekannt wurde, so heisst, weiss niemand. Es wird aber vermutet, dass Jacomar Verneis diese Ecke als sicheren Rückzugsort nutzte, denn unzählige hätten ihn gerne umgebracht. Von Land aus war die Ensenada de Jacomar zu damaligen Zeiten überaus schwer zu erreichen und wer nicht ortskundig war, fand die Bucht auch nicht. Wie auch heute immer noch. Von der See aus sind die geduckten Häuser schwer auszumachen, die grosse Bucht mit genügend Tiefgang eignete sich gut zum Anker.
Was Jacomar Verneis in der Ensenada de Jacomar so trieb, darüber kann nur spekuliert werden. Viel gab es für ihn auf Fuerteventura nicht zu holen. Vielleicht handelte er mit nordafrikanischen Sklaven. Das scheint das Naheliegendste zu sein. Dafür war Fuerteventura beliebter "Umschlagplatz". Es gab sogar eine eigene Kettenschmiede, die heute noch als Ferreteria weiter besteht. Vielleicht war es aber auch Jacomar Verneis "sicherer Hafen", um Beute zu lagern, sicherer Rückzugsort. Auf Fuerteventura gab es nur um die 1,7 tsd. Ureinwohner. Die ergaben sich auch sofort im ersten Jahr der Conquista und konvertierten sogleich zum Christentum. Zwei eifrige Missionare, Le Verrier und Bontier, die mit Jean de Béthencourt auf die Insel kamen, machten den Majoreros sehr geschickt klar, welche grossen Vorzüge es hätte Christenmensch zusein, vor allem, wenn man nich als Sklave enden wolle. Denn es galt: Christen dürfen nicht als Sklaven gehandelt werden. Das wiederum interessierte mallorquinische Sklavenjäger gar nicht, die immer wieder auf den Kanaren, ohne Genehmigung der Krone, ihr Unwesen trieben. Schon damals hatte Kastillien Autoritätsprobleme mit den Katalanen.
Erstmalig wird der Punta de Jacomar, die mächtige Lavaklippe am Südrand der Ensenada de Jacomar, in einem Schriftstück der Verwaltung Fuerteventuras am 2. März 1600 in Bezug auf Besitzansprüche erwähnt. Auf einer Karte taucht er zum ersten Mal auf einer durch Militäringenieur Andrés Amat de Tortosa 1779 handgezeichneten Karte auf. 1786 findet er sich auf der ersten gedruckten Karte von Fuerteventura. Lithografien davon können beim Instituto Geográfico Nacional online für wenige Euro erworben werden.
Die ersten Gebäude werden wohl von Jacomar Verneis errichtet worden sein. Über die Jahrhunderte entwickelte sich daraus eine kleine Fischersiedlung, die immer schon nur temporär bewohnt wurde. Am Ort wurde sogar eine kleine Saline betrieben, deren Reste noch zu sehen sind. Sie diente dazu, den Fisch zu pökeln, um ihn haltbar zu machen. Die Häuser die heute noch erhalten sind, werden auf 200 Jahre geschätzt und sind immer noch in der Hand der ursprünglichen Besitzer Familien. Sie werden von ihnen mit viel Mühe und Liebe in Stand gehalten und als Wochenendsitz, vor allem im Sommer, genutzt. Dann wird dort traditionell gefischt, gegrillt, gefaulenzt, Kinder schwimmen vor den Häusern. "Fremde" werden schon von Weitem skeptisch aber nicht unfreundlich beäugt. Vor allem, wenn durch die Ansiedlung gestreift wird. Wem die Parzellen und ähnliches nun rechtmässig gehören, ist wie in vielen Ecken Fuerteventuras ungeklärt. Bis in die 1970iger Jahre wollte niemand ein Stück dieses "toten Landes" haben. Solange sich niemand streitet, gilt einfach das "was irgendwie schon immer" war.
Im Ort gibt es auch eine winzige Kapelle, die der Nuestra Señora Virgen del Carmen gewidmet ist und eine Holzfigur von ihr beherbergt. Sie wird am am 16. Juli im Rahmen einer kleinen Fiesta mit einem Boot auf die Bucht hinaus gefahren, um ihren Beistand zu erbitten. Dann ist, wie am Tag der Sommersonnwend, also in der Noche de San Juan, Fiesta bei den Casas de Jacomar.
Am schönsten ist eindeutig die Casas de Jacomar vom Ensenada de Toneles aus zu erwandern. Ein idyllischer Küstenpfad führt entlang kleiner Buchten in die grosse Bucht Ensenada de Jacomar. Keine Menschenseele wird getroffen. Die Fischerhäuser und Bucht taucht unvermutet und plötzlich auf. Auch dort ist es bis auf die Sommermonate ausgestorben.
Abgesehen von der schönen Landschaft ist diese einfache einfache Wanderung für Kinder besonders spannend. Über den ganzen Weg gibt es etwas zu sehen. Eine Entdeckungsreise und Suche nach einem alten Piratennest, das dann mit vielen kleinen Booten auch auftaucht. In der Bucht kann bei ruhiger See auch gebadet werden und ein schönes Picknick gemacht werden.
Auch ein Sunnyfuerte Geocache ist nahe der Casa de Jacomar versteckt.
Infrastruktur gibt es in der gesamten Gegend keine. Die Chullios de Vigán sind Naturschutzgebiet. Die nächsten Möglichkeiten etwas zu trinken oder essen finden sich in Pozo Negro, Las Playitas oder Gran Tarajal.
Es gibt zwei Möglichkeiten die Casas de Jacomar zu erreichen: Über einen kleinen Fussweg vom Ensenada de Jacomar in wenigen Minuten. Das ist aber nur bei Ebbe möglich. Bei Flut ist der Weg nicht begehbar. Die andere Möglichkeit ist über eine halbstündige Küstenwanderung vom Ensenada de Toneles aus. Beide Buchten können über eine holprige Piste mit dem Auto erreicht werden. Nach Regenfällen ist die Piste zum Ensenada de Tonele im unteren Teil oft so schlecht, dass nur mit einem Geländewagen durchzukommen ist. Dann heisst es eben Auto stehen lassen und einen Kilometer mehr gehen.
Beide Buchten liegen etwas versteckt und unbeschildert. Es wird die FV-2 genommen und aus Norden kommend 4,5 Km nach dem Abzweig nach Pozo Negro bzw. aus Süden kommend 5,5 Km nach dem Kreisverkehr des Ortes Tequital, zur gut beschilderten Oliven Bio Farm Aurora Verde in den Naturpark Cuchillos de Vigán abgebogen (N 28° 18.523' | W 13° 57.557'). Es wird der Asphaltstrasse zur Oliven Bio Farm Aurora Verde gefolgt, die wie eine Sackgasse wirkt. Es wird die die Farm rechts liegen gelassen. Die Asphaltstrasse mündet bald in eine staubige Piste, die zu einer Anhöhe führt. Dort steht endlich ein Wegweiser (N 28° 18.286' | W 13° 56.869'). Rechts aufwärts geht es auf einen Pass und dann hinunter durch den Barranco Valle Jacomar zur Bucht Ensenada de Jacomar. Halb links weiter geht es vorbei an einer Lavablase, die Ureinwohner und Hirten als Unterschlupf nutzten, durch das "Valle de Cueva" zum Ensenada de Toneles. Dort beginnt die Küstenwanderung.
GPS Postionen:
Ensenada de Toneles: N 28° 17' 47,7" | W 013° 54' 09,3"
Ensenada de Jacomar: N 28° 16' 22,8" | W 013° 54' 39,5"
Casas de Jacomar: N 28° 16' 34,3" | W 013° 54' 20,5"
Cuchillos de Vigán – einwenig wilder Westen.
Die Cuchillos de Vigán sind ein Naturschutzgebiet, das ausgestorben und leer ist. Seinen Namen trägt es von den schmalen und lang gezogenen, scharfen Gipfellinien, die an Messer erinnern, an Cuchillos. Durchzogen wird das Naturschutzgebiet von eine Fülle von Pisten. Drei von diesen führen durch grosse Barrancos an grosse Buchten. In zwei Buchten tauchen sogar kleine Fischerhäuser auf.
Die Pisten wurden in den letzten Jahren gut hergerichtet und sind, so keine starken Regenfälle in letzter Zeit vorkamen, auch mit normalen PKW gut zu befahren. Stauben tut es im Sommer ordentlich. Autos ziehen lange Staub- und Sandfontänen hinter sich her. Wer in dem Naturschutzgebiet herumstreift, fühlt sich einwenig wie in einem Westernfilm.
In den drei Buchten Ensenada de Toneles, Ensenada Jacomar und Ensenda Gran Valle wird das Meer am Ende der Pisten erreicht. Baden ist am Ensenada de Toneles Selbstmord, im Ensenada Jacomar bei guten Bedingungen möglich vor allem vor den Casas de Jacomar, am Ensenda Gran Valle trifft man sogar absolute Insider beim Surfen.
Die Noche de San Juan, die Johannisnacht, ist ein wichtiger Festtag in Spanien. Es werden an den Küsten Feuer entzündet und der Traditions-Likör "Licor de nueces de San Juan" angesetzt, der dann rechtzeitig zu Weihnachten trinkfertig sein sollte.
Zur Johannisnacht entzünden die Bewohner der Casas de Jacomar in der Bucht ein Feuer, eine eigene Musikgruppe hat man sogar, es wird gegrillt und getrunken. Touristen verirren sich keine zur Johannisnacht in die Bucht. Zu kaufen gibt es nichts. Minigrill, Essen und kalte Getränke müssen selber mitgebracht werden. Man wird sicherlich für "Aufsehen" sorgen, aber am mitfeiern einer Fiesta ist noch nie jemand gehindert worden. Ganz im Gegenteil. Bier sollte auch nicht abgezählt mitgebracht werden. Teilen ist angesagt.