Die Poblado Atalayita in der Nähe des Museo de la Sal, ist eine teilweise rekonstruierte Siedlung der Majoreros. Erstmalig wurde das Gelände in den 1950igern und 60igern von Sebastián Jiménez Sánchez prospektiert. Der Name der Gegend, auf dem die Siedlung liegt, war ursprünglich "El Saladillo". 1974 startete Demetrio Castro Alfín drei weitere Prospektionskampagnen. Er schlugt vor, der Siedlung einen Namen zu geben. Er wählte als Basis den Namen des nächsten Hügels, dem "Lomo Atalayita". Der Vorschlag "Poblada Atalayita" wurde für gutbefunden und so heisst die Siedlung bis heute.
Ende 2021 und Anfang 2022 wurden die Siedlungsreste im Valle de Cueva von der Universität Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) näher untersucht. Die Inventarisierung und Katalogisierung der Funde wurde unter der Leitung von Pedro González Quintero, Dekan der Fakultät für Geographie und Geschichte, durchgeführt. Die Radiokarbon Analysen legten deren alter mit 3. und 4. Jhd. n.Chr. fest. Damit ist die Poblado de la Atalayita wenn nicht die, so doch eine der ältesten Majorero Siedlungen der Insel Fuerteventura.
Am Rande der Poblado Atalayita wurde 1994 ein kleines Museum eröffnet, das analog zu den Majorero Behausungen als Erdhaus ausgelegt wurde. Es zeigt wissenswertes über die Art und Weise, wie die Ureinwohner auf dem kargen Fuerteventura lebten oder treffender überlebten. 2011 wurde das Museum geschlossen und auch die Aussenanlage nicht mehr gepflegt. Auf Insel wie El Hierro, Gran Canaria, Teneriffa oder Lanzarote undenkbar, wo das kulturelle Erbe gepflegt wird. Besonders schön und aufwändig in Gran Canaria die "Necrópolis del Maipez" im Ort Agaete oder gleich um die Ecke in Gáldar, die Höhlenmalereien und Siedlungsreste im "Museo y Parque Arqueológico Cueva Pintada". Der Parque Arqueológico wurde sogar komplett überdacht.
Im Februar 2021 fand endlich die Neueröffung der Poblado Atalayita statt. Wie auch das Museo de Sal und viele andere Museen Fuerteventuras, wird es nun privat Betrieben. Verantwortlich zeichnet das auf den Museumsbetrieb spezialisierte spanischen Unternehmen "Arenisca". Wie in den bereits übernommenen Museen bewiesen wurde, zeugt das von einer deutlichen Modernisierung, touristenfreundlichen Öffnungszeiten, Mehrsprachigkeit und einem Serviceangebot, das heute einfach erwartet wird: Führungen, Veranstaltungen und mehr. In der Poblado Atalayita wurden nun die mittlerweile etwas ramponierten Erdhäuser wieder in Stand gesetzt, Informationstafeln, mit Wissenswertem zur Siedlung und dem Leben der Majoreros, aufgestellt. Wer mit einem Smartphone oder Tablet online ist, kann über QR Codes audiovisuelle Inhalte abrufen. Das kleine Museum zeigt tiefere Einblicke in das Leben der Majoreros. Da der Andrang an diesem Ort nie sehr gross war, hat das Museum aktuell nur an zwei Tagen pro Woche geöffnet, das Freigelände kann immer besichtigt werden.
Fuerteventuras Natur und früher die Menschen, lebten von der subtropischen Regenzeit. Kurze, extreme Regenfälle gehen nieder. Barrancos füllen sich binnen Minuten zu meterhohen, reissenden Flüssen. Nach einigen Stunden ist das Wasser, das nicht in Gavias und Aljibe abgeleitet werden konnte, ungenutzt im Atlantik verschwunden. Nicht über Lavafeldern. Die dort poröse Lava saugt die Regengüsse wie ein Schwamm auf. Das salzige Regenwasser aus den Passatwolken sickert langsam durch das Gestein, wird gefiltert und tritt über einer "wasserdichten" Sedimentschicht aus und rinnt unter dem Lavafeld Richtung Küste. Am Ende des Lavafeldes, z.B. an der Poblado Atalayita, tritt es an Quellen aus. Aber auch ausserhalb der Regenzeit trocknen die Quellen nicht aus. Die schwarze poröse untertags stark aufgeheizte Lava saugt die Nachtfeuchte aus der Luft und speisst damit selbst im Hochsommer die Quellen. Einen besseren Ort, konnte sich die Majoreros wassertechnisch an der Küste kaum suchen. Wer in die alte Siedlung vordringt, wird auch sehen, dass sie direkt an einem Wasserlauf angelegt wurde, am kleinen Barranco de Bajo, der das Dorf direkt südlich flankiert und am Stand von Pozo Negro im Meer mündet. Er führt bei Regen grosse Wassermengen.
Mit der grossen Bucht von Pozo Negro, war die Küste auch nahe der Siedlung. Die Bucht mit ihren vielen Klippen, an denen sich reiche Muschelbänke befanden, hatten die Majoreros eine ergiebige Protein Quelle vor der Tür. Majoreros waren keine grossen Fischer, Bootsbau kannten sie nicht. Sie waren hauptsächlich Ziegenhirten. Fische wurden nur in seichten Buchten gefangen, in denen sie mit der Milch des kanarischen Cardons betäubt werden konnten. Muscheln wurden in rauen Mengen gesammelt und gegessen. In so grossen Mengen, dass sich neben allen altertümlichen Siedlungen meterhohe Berge von Muschelschalen fanden. Sie wurden im 19 Jhd. als einfach zugängliche Kalkquelle entdeckt, zermahlen und als Zuschlagstoff für Hühnerfutter nach Europa verkauft.
Die Lage der Siedlung war überaus sicher, auch wenn das auf den ersten Blick kaum so wirkt. Das Malpaís Grande zu durchqueren, ist eine blutige Sache, selbst mit hohen, modernen Stiefeln. Der Lavafels ist messerscharf, uneben, grosse Brocken, kleine Steine, es ist kaum ein Durchkommen, ein Balanceakt. Ein schneller Angriff unmöglich. Angreifer konnten schon von Weitem ausgemacht werden. Man konnte sich rechtzeitig aus dem Staub machen. Seewärts, Richtung der Bucht von Pozo Negro, konnte vom kleinen Hügel "Lomo de la Atalayita", der sich rund 20 m über das Malpaís Grande auf 60 m Seehöhe erhebt, alles perfekt überblickt werden. Besonders konnten nordafrikanische Sklavenjäger rechtzeitig ausgemacht werden.
Der "Lomo de la Atalayita" trägt seinen Namen von "atalaya" der "Aussichtsturm", "Wachturm", "Aussichtspunkt" und "atalayita" die Verkleinerungsform, also der "kleine Wachturm". Ein "lomo" ist ein "Bergrücken". Man könnte es als "kleiner Aussichtspunkt am Bergrücken" übersetzen. Am "Gipfel" wurden auch Tonscherben und Knochen gefunden. Beliebt das gleich als bedeutenden kultischen Ort zu deuten. Das ist wie vieles, das zu dem Thema auf Fuerteventura verbreitet wird, nur Spekulation ohne Fakten. Auch ein Wachmann bekommt Hunger. Vielleicht wurde aus diesem Grund dort oben einfach gegessen. Diese Erklärung ist genauso plausibel. Abgesehen davon, sollte man sich die kleine Mühe machen den "atalayita" zu besteigen, auch wenn es in der Ebene noch so heiss ist. Die Siedlung liegt nämlich auch optimal windgeschützt. Nur einige Meter höher am "antalayita" weht immer ein angenehm kühler Wind. Die Sicht auf die Küste, Pozo Negro und das Malpais Grande ist einfach herrlich. Einwenig sitzen und geniessen lohnt!
Die wieder hergestellten Häuser sind typischen für die Ureinwohner des gesamten kanarischen Archipels und ident der Bauweise berbischer Erdhäuser in Nordafrika. Sie sind auf einer runden Grundfläche halb in den Boden gebaut, von einer Steinmauer umgeben und mit Holz und Stroh gedeckt. In den Seitenwänden fanden sich Schlafkammern.
Die Poblado Atalayita liegt im Naturpark Los Cuchillos de Vigán, der sich bis zum wunderschönen Kap Punta de Entallada samt Leuchtturm und weiter nach Las Playitas zieht. Hinter der südlichen Gipfelkette der Siedlung liegt das Valle de Cueva. Ein Hirten und Ziegenpfad führt hinüber. Dort liegt eine grosse hohle Magma Blase, die von den Majoreros und bis in die Neuzeit hinein von Hirten als Unterschlupf genutzt wurde.
Wer ohne sich mit dem Thema näher zu befassen zur Poblado Atalayita fährt, wird schwer enttäuscht sein. Attraktionen gibt es nicht zu sehen. Interessant ist in Natur zu sehen wie und warum Ureinwohner an diesem Ort gelebt haben. Es ist eine kulturhistorische "Expedition", bei der die Zusammenhänge klar sein sollten. Sonst sieht der Besucher nichts ausser einem Haufen Lavasteine und das wäre sehr schade.
Da das kleine Museum vor der Siedlung Poblado Atalayita seit Jahren geschlossen ist, muss das Wissen über diesen Ort am besten im Kopf mitgebracht werden.
Nach der Besichtigung der Poblado Atalayita sollte unbedingt noch die Bucht von Pozo Negro und andere sehenswerte Teile des Naturparks Los Cuchillos de Vigán besucht werden, in denen die Siedlung liegt. Zum Beispiel die Casas de Jacomar, die grosse Bucht Ensenada de Gran Valle oder der Leuchtturm Faro de la Entallada. Touristen werde kaum getroffen werden.
Da die Siedlung Poblado Atalayita im grossen Naturschutzgebiet liegt, ist an Infrastruktur kaum etwas zu finden. Wer gut und preiswert in der Nähe Fisch essen will, kann dies in Pozo Negro oder in Salinas del Carmen. Beides mit dem Auto schnell erreicht.
Die Poblado Atalayita ist leicht zu finden. Es wird die Hauptverkehrsader FV-2, die Puerto del Rosario mit dem Süden verbindet, genommen. Am grossen Abzweig nach Pozo Negro wird die FV-2 verlassen, rechter Hand wird "Granja Experimental Pozo Negro" passiert, die landwirtschaftliche Versuchsanstalt, wo auch alljährlich die traditionelle Landwirtschaftsmesse FEAGA stattfindet. 2,5 Km danach führt eine beschilderte Piste in die Siedlung Poblado Atalayita.
Öffnungszeiten:
Museum Di-Sa: 10:00-17:00
Freigelände immer zu besichtigen
Eintritt:
Gratis
Anmerkung: Nach der Renovierung und Wiedereröffnung der Anlage und des Museums, wurden obige Öffnungszeiten festgelegt. Leider funktionieren Museen der Insel, die das Cabildo de Fuerteventura öffentlich-rechtlich betreibt, schlecht, insbesondere in Bezug auf Öffnungszeiten. Aktuell (Stand April 2021) werden Besucher das Museum meist geschlossen vorfinden. Eine Beschwerde und Anfrage der PSOE (Partido Socialista Obrero Español) beim Cabildo ist aktuell anhängig, auch bezüglich des schlechten Zustandes (Vermüllung) bereits kurz nach der Eröffnung.
Faro de la Entallada – einfach wunderschön.
Der Faro de la Entallada ist ein Bilderbuch Leuchtturm samt grossem Gebäude, in dem man sich ein schönes Restaurant vorstellen könnte. Oben am Punta de la Entallada ist aber interessanter Weise relativ wenig los. Einige Touroperator karren Touristen an, die nach wenigen Minuten wieder in den Bus verladen und abtransportiert werden. Ausserhalb der Saison ist der Besucher alleine. Ab und zu sind Ornithologen an den Klippen unterwegs, denn dort nisten die letzten Seeadler der Insel.
Der Ausblick ist, vor allem durch den auf die Klippe angelegten Weg, grandios. Der Besucher steht ziemlich genau 160 m über dem Meer. Die Klippen stürzen steil ab. An klaren Tagen kann bis nach Morro Jable hinunter gesehen werden. Wer einen Felsstecher dabei hat, kann den Leuchtturm Faro de Jable entdecken. An sehr klaren Tagen wird auch das nur 90 Km entfernt gelegene Kap Juby in Marokko ausgemacht. Am Abend lassen sich atemberaubende Sonnenuntergänge fotografieren.
Unweit der Siedlung Poblado Atalayita liegt die Bio Oliven Farm "Aurora Verde". Sie hat sich der Produktion erstklassigen Olivenöls verschrieben. Das bereits mehrfach prämierte Öl kann dort ab Hof gekauft werden. Sehr zu empfehlen und auch ein schönes Mitbringsel aus dem Urlaub.
Aurora Verde liegt 4,5 Km südlich des Abzweiges nach Pozo Negro an der FV-2. Es ist auch der Abzweig, um in den nördlichen Teil des Naturparks Los Cuchillos de Vigán und zu den Casas de Jacomar zu fahren. Neben dem Olivenhain kann auch eine Finca als Urlaubsdomizil gemietet werden.