Felsentore, Relikte erodierter Steilküsten, sind auf den kanarischen Inseln nichts seltenes. Auf El Hierro, Gran Canaria, Teneriffa überall an den Steilküsten sind sie zu finden. Über die Jahrtausende nagten die Wellen des Atlantiks pittoreske Löcher in die standhaften letzten Plutonit Elemente, die einst Teile der Steilküste waren und nun exponiert an der Wasserfront ausharren. Ihrem Ursprung entsprechend sind diese Felsentore aber meist an recht unzugänglichen Orten zu finden, die nur mit Mühe und guter Ortskenntnis zu erreichen sind. So werden die wenigen leicht zugänglichen zu Touristen Attraktionen. Erkundungswillige Besucher Fuerteventuras finden ein weiteres leicht zu erreichendes Felsentor am Punta de Guadelupe bei La Pared. Aufwändiger wird es beim Felsentor, das am Playa de Garcey liegt. Wenige Touristen kennen oder besuchen es. Felsentore sind nicht nur ein Küstenphänomen. Über dem Barranco de las Peñitas findet sich der versteckt gelegene Arco de las Peñitas.
Die Bucht und das Felsentor nördlich von Ajuy, wird touristisch meist einfach als Peña Horadada bezeichnet. Horadada ist das Partizip von horadar, Peña Horadada, der durchbohrte Felsen. Doch eigentlich heisst das Lavamonument Arco del Jurado, der Bogen des Geschworenen. Die Herkunft des Namens ist hoch interessant und geht auf ein Ereignis vom 20. Februar 1612 im Ort Valle de Santa Inés zurück. Die Bucht in der es liegt, wird kartographisch korrekt Punta de las Ánimas o de la Peña Horadada benannt. Sie gehört zu den wenigen Orten der Insel, der zwei offizielle kartographische Namen trägt. Die Bucht ist das Mündungsgebiet des Barranco de la Peña. Er führt nordöstlich in das Inselinnere und hat seinen Ursprung in den Llanos de Santa Catalina, el llano für die Ebene, westlich von Betancuria. Das wird für die strategische Wahl als Landungsbucht der Conquistadoren noch interessant.
In der wilden und schönen Bucht Punta de las Ánimas o de la Peña Horadada, in der die heftige Brandung türkisfarben anrollt, landete der Weggefährte des Jean de Béthencourt der Gadifer de La Salle im November 1404 gewagt. Jean de Béthencourt setzte auf kurzer Strecke von Lanzarote über und landete in El Cotillo, später der erste Hafen der Normannen, der einst den Namen Puerto de Richeroque trug. Der Hafen des heutigen El Roque östlich von El Cotillo, das seiner Zeit das Fort Richeroque war. Eine militärische Standardsituation, die Zangenbewegung, war geplant. Gadifer de La Salle hatte einen ortskundigen Verräter der Majoreros im Gefolge und marschierte unbehelligt den Barranco de la Peña in die Illanos de Santa Catalina hinauf und legte dort das Fort Valtarajes, das heutige Betancuria, an. Die älteste Stadt, der erste Convento der Kanaren, Bischofssitz und vieles mehr war und ist sie. Nun hatten die Conquistadoren das nördliche Inselreich Maxorata im Zangengriff und konnten zugreifen. Der Stammesführer Guize sass recht wehrlos in der fruchtbaren Eben um La Oliva, die von der Fuente de Tababaire reichlich mit Wasser gespeist wurde. Der Stammesführer des südlichen Fuerteventura Ayoze, sass in Jandía und hatte wohl wenig oder keine Kenntnis was vor sich ging.
Rund 1.700 Majoreros, die auf zwei Inselreiche im Norden und Süden aufgeteilt waren, standen keinen 100 Abenteurern, grossteils ohne militärische Ausbildung, gegenüber. Sie waren keine kastillische Militäreinheit, sondern zum guten Teil Kriminelle, die durch köngliches Dekret legitimiert waren, vor allem gegenüber Portugal. Die Conquistadoren waren zwar deutlich besser bewaffnet, aber wären bei einer Gegenwehr der Ureinwohner chancenlos gewesen. Einem konzentrierten Ansturm hätten sie nichts entgegen zu setzen gehabt. Um das wehrhafte Teneriffa zu erobern, bedurfte es verblüffende weitere sehr verlustreiche 100 Jahre. Die Stammesführer von Fuerteventura, sie werden gerne übertrieben Könige genannt, Guize und Ayoze, beschlossen aber sich kampflos zu ergeben. Dazu rieten ihnen die Schamanin Tibiabin und deren Tochter Tamonante warum auch immer. Auf dem gesamten Archipel hatten Frauen zu jener Zeit einen essentiellen, wenn nicht entscheidenden Einfluss auf wesentliche Entscheidungen, die den Stamm betraffen. Damit verlief die Conquista auf Fuerteventura als einzige der Kanaren Inseln unblutig. Selbst die Mahos auf Lanzarote, ganze 400, setzten sich gegen Jean de Béthencourt und Gadifer de La Salle zur Wehr. Auch die Christianisierung verlief unblutig. Die geschickten Franziskaner Mönchen Juan de San Torcaz und San Diego de Alcalá, welche die conquista begleiteten, erklärten den Majoreros, dass es verboten sei Christen zu versklaven. Mit einer Taufe wäre somit alles geregelt nicht im Sklavendasein zu enden. Das wurde gerne angenommen. Wie die Aufzeichnungen vermerken, waren die beiden Mönche auch in Sachen Bildung und Gesundheit bei den Ureinwohnern engagiert. Der ursprüngliche Auftrag des Königshauses war, den neuen Völkern freundlich zu begegnen. So legten es auch später die Reyes Católicos ausdrücklich fest. Die Geldgier der Conquistadoren machte diese Idee schnell zunichte. Die Weggefährten des Jean de Béthencourt vermerkten, dass er ein von Erfolg und Geld besessener, immer missmutiger und verschlagener, ja gemeiner Zeitgenosse war. So brachte er auch Gadifer de La Salle um seinen Anteil an den Lehensrechten von Fuerteventura und Lanzarote. Das erklärt wohl warum Béthencourt einsam starb, selbst seine Frau dem Sterbebett fern blieb und niemand es wert fand, seinen Todestag zu notieren. Er ist unbekannt.
All das sind keine Anekdoten oder Geschichten, sondern der Stand des Wissens, den wir heute auf Basis der spärlichen Quellen von der conquista Fuerteventuras haben. Vor allem in der wunderbaren Bibliothek der Casa de Colón Las Palmas de Gran Canaria finden sich lesenswerte Quellen dazu. Eine wahre Fundgrube zur Geschichte des Archipels ist die unweit der Casa de Colón gelegene La Librería del Cabildo de Gran Canaria. Dort finden sich Sondereditionen, die weder den Weg nach Mitteleuropa oder amazon finden. Lythografien historischer Werke, Forschungsarbeiten der ULPGC - Universidad de Las Palmas de Gran Canaria bis hin zu historischen Landkarten.
Geschichte ist spannend und die Bucht Punta de las Ánimas o de la Peña Horadada ein bemerkenswerter Ort, vom Ambiente und seiner Bedeutung. Auch der Arco del Jurado, der Bogen des Geschworenen, erzählt eine wichtige Geschichte Fuerteventuras, hier nachzulesen. Hollywood findet auch, dass die historische Bucht eine einzigartige Kulisse sei. So wurde in ihr 2016 für den Film Allied – Vertraute Fremde gedreht.
Das Felsentor Arco del Jurado in der Mündung des Barranco de las Peña ist der Ort für Naturliebhaber und Fans ausgefallener Kulissen. Ursprüngliche, wilde Natur ist dort zu erleben. Die Brandung rollt ungestüm auf den Kiesstrand. Der grosse Tiedenhub ist an der steilen Strandböschung gut zu sehen. Kommt die Flut, dann schlägt die Brandung durch das Loch im Felsen. Die ist auch ihr Schöpfer.
Am schönsten ist die Bucht am frühen Vormittag, wenn das Licht aus Osten den Arco del Jurado anstrahlt. Nur dann lässt sich auch der tiefschwarze, lichtschluckende Fels aus Plutonit passabel fotografieren. An windstillen Tagen, wenn es in der Bucht drückend heiss und schwül wird, sollte auf das Baden im Meer verzichtet werden. Die Strömungen sind lebensgefährlich. Über den Tablero del Puerto geht es hinüber nach Ajuy. In der Bucht vor dem grossen Sandstrand aus schwarzem, feinen Lavasand, kann gebadet werden.
Vom Arco del Jurado führt ein Wanderweg an der Küste hinüber in die Bucht von Ajuy. Das ist ein 20 Minuten zu schaffen. Dort ist ausreichend Gastronomie angesiedelt. In der Off-season hält jedoch einges geschlossen. Mit dem Auto zurück durch den barranco und weiter über die FV-621 ist es auch nicht schneller, andererseits entfällt dann der Rückweg zum Arco del Jurado mit gefülltem Magen.
Exakt 1,5 Km vor der Ortseinfahrt von Ajuy, zweigt von der FV-621 rechter Hand eine Piste steil hinunter in den Barranco de Ajuy ab. Nach rechts, durch den Barranco, geht es zur Oase La Madre del Agua, nach links zum Strand von Ajuy und geradeaus aufwärts führt eine 3 Km lange holprige Piste zum Arco del Jurado. Es wird vom Barranco de Ajuy über den 100 m hohen Mesa del Sombrero hinüber in den Barranco de la Peña gefahren und diesem bis an die Küste gefolgt. Im unteren Bereich ist Vorsicht geboten. Hier spült der barranco Kies und Schlick an und ein normalen PKW hat sich schnell festgefahren. Besonders tückisch, das Material ist unterspült und so kann es vorkommen, dass nach einer gewissen Zeit das Auto bis zur Bodenplatte eingesunken ist. Da hilft nur noch ein Traktor aus Ajuy. Besser weiter landeinwärts nahe der Tamarisken parken, wo der Grund noch fester ist.
An den nördlichen Tamarisken ist tief vergraben die verschlossene Öffnung eines leicht herausragenden blauen Tanks auszumachen. Das ist eine Station zur Chemieentsorgung für Camper. Alles über rechtliches und Stellplätze für Camper auf Fuerteventura findet sich hier.
GPS Position:
Abzweig in den Barranco de Ajuy:
N 28° 23' 58,7" | W 014° 08' 39,2"
So schön einsam – Aula de la Naturaleza de Parra Medina.
Naturliebhaber, die sich an der Bucht Punta de las Ánimas und dem Arco de Jurado erfreuen, könnte auch der einsame Barranco del Acebuche, gelegen zwischen Vega de Río Palmas und Betancuria, gefallen Das Gebiet ist ein Paradies für Birdwatcher. An der im Talschluss versteckt gelegenen Jugendherbe Aula de la Naturaleza de Parra Medina, liegt daher auch eine ornithologische Beobachtungsstation.
Am Ende des Barranco del Acebuche, kann zu interessanten Wanderungen aufgebrochen werden. Über den Morro del Humillardero (550 m) hinüber ins Nachbartal Castillo de Lara und von dort weiter zum Morro de Veloso o del Convento (676 m) und hinab nach Betancuria oder Antigua.
Der Arco del Jurado lässt sich nur vormittags, wenn er aus Osten von der Sonne beleuchtet wird, passabel fotografieren. Danach zeichnet sich der tiefschwarze Lavafels als dunkler Fleck auf dem Bild ab. Nachmittags ist nur noch von See aus ein gutes Bild zu bekommen.
Wer die Ambitionen hat, die untergehende Sonne direkt durch das Loch im Arco del Jurado photographisch festzuhalten, hat Grosses vor aber es geht. Es muss Hochsommer sein, denn nur dann wanderte die Sonne dafür weit genug nach Norden. Dazu braucht es auch einen klaren Horizont, damit die Sonne nicht in Wolken oder diesigen Schlieren verschwindet. Das ist auf Grund der aufsteigenden Feuchte im Sommer sehr selten.
Urlauber, die sich auch mit dem Photographieren einfacherer Sonnenuntergänge zu frieden geben, finden Anregungen hier: Sonnenuntergänge auf Fuerteventura fotografieren – 6 Traum Locations auf der Sonneninsel.