Das "Museo Arqueológico de Fuerteventura" in Betancuria, war das erste Museum der Insel. Interessierte, die mehr über die Geschichte des Museums erfahren möchten, die am 14. August 1956 ihren kuriosen Anfang nahm, finden unter "Schnell gefunden" (s.u.) den Aufsatz von Rosario Cerdeña Ruiz, den er im "Boletín del Museo Arqueológico Nacional" zu diesem Thema veröffentlichte, als Download. 2015 schloss das Museum seine Pforten und von Jahr zu Jahr wurde angekündigt, dass es nun alsbald in 3 Monaten oder jedenfalls sehr bald ohne genaues Datum irgendwann, wieder öffnen würde. Alles läge im Plan, es stände kurz vor dem Abschluss, wurde immer wieder in Zeitungsartikeln von hoffnungsfrohen wechselnden Verantwortlichen mitgeteilt. Die Lage schien hoffnungslos aber nicht ernst, die Jahre zogen ins Land und dann geschah das Unerwartete: Im Dezember 2020 wurde das Museum eröffnet. Endlich gab es für Politiker jeder Art und Grösse die Möglichkeit, sich in dem Erfolg der Wiedereröffnung zu sonnen. Damit wurde schon ein zentrales Ziel des Neubaus umgesetzt. Viele Schaulustige fanden sich nicht ein, mag daran gelegen haben, dass die Nachricht für eine Ente gehalten wurde, oder es lag einfach an der Corona Pandemie, die wütete.
Ursprünglich befand sich das Museum in einem historischen Bau. Der sollte aber deutlich vergrössert werden, denn gross ist immer gut. Ein Anbau wurde am Hang hinter dem historischen Gebäude errichtet. Neu- und Altbau wurden unterirdisch zu einer Einheit verbunden, was jedenfalls architektonisch interessant gelöst wurde. Aber wie der Architekt Stephan Braunfels, befragt zur Pinakothek der Moderne in München, die von aussen nicht wirklich mitreissend ist, richtig anmerkte: Ein Museum hat die Aufgabe Raum und das im engsten Sinne des Wortes, für die Präsentation, in diesem Fall von Kunst, zu schaffen. Und das gelang in München grandios. Der Zweck eines Museumsbaus liegt nicht in einer fotogenen Fassade, es geht eben um innere Werte. Also, was für innere Werte hat das neue Museum in Betancuria zu bieten, das nun nicht mehr "Museo Arqueológico de Fuerteventura" sondern "Museo Arqueológico Insular" heisst? Die Neubenennung des Museums zeugt jedenfalls schon einmal davon, dass das Internet nicht nur für Angela Merkel, sondern auch für Politiker auf Fuerteventura Neuland ist. Wer Google nach dem "Museo Arqueológico Insular" befragt, bekommt so einige Museen angeboten, beispielsweise jenes in Valverde auf El Hierro. Hätte man es beim alten Namen belassen, wäre die Suche besser ausgegangen. Das ging mal daneben.
Das Innere des Museums hochkarätig mit Exponaten zu bestücken, ein schwieriges Unterfangen auf Fuerteventura. Irgendwie, wenn keine Medientermine anstehen, interessiert sich gar niemand für das Thema Geschichte auf der Insel. Die unrühmliche Rolle der Insel als Musterschüler der Franco Diktatur, wird erst gar nicht angesprochen, wie am ehemaligen Straflager in Tefía zu sehen ist. Verschämt wurde eine Gedenktafel im hintersten Ecke angebracht, die nur absolute Insider finden. Wo, das ist hier beschrieben. Und mit der Majorero Geschichte hat man es auch nicht so. In den heiligen Berg "Montaña Sagrada de Tindaya", würde das Cabildo am liebsten ein riesen Loch sprengen, um Geld zu verdienen. Der wohl zweite heilige Berg der Majoreros, der Montaña Cardón, einen Steinwurf von Betancuria entfernt, wurde noch gar nicht erforscht. Auch die unzähligen Felsgravuren, die "grabados", die über die ganze Insel verteilt liegen und auch gleich ums Eck des Museums im "Parra Medina", interessieren nicht weiter.
Wenn es archäologisch auf Fuerteventura zur Sache geht, dann sind das temporäre Projekte, die schnell in Vergessenheit geraten. Sie gehen fast immer von der Universität San Cristóbal de La Laguna Tenerife oder jener in Las Palmas de Gran Canaria aus. Sie gruben auf der Isla de Lobos, um der römischen Purpurproduktion auf der kleinen Insel nachzugehen. Als sie fertig waren, beschloss das Cabildo de Fuerteventura die Grabung mit schmuckem Wellblech direkt am Badestrand "zu versiegeln", das nun seit Jahren vor sich hinrostet und den Sandstrand nicht schöner macht. Ebenso wurde in der "Cueva de Villaverde" gegraben und ein Forscherteam der Universität Las Palmas grub "La Florida" bei Tuineje um. Sie wollten herausfinden, ob dort wirklich ein Massengrab der englischen Korsaren zu finden sei, die dort angeblich bei der Schlacht von Tamasite von Insulanern hingemetzelt worden seien. Gefunden wurde nichts. Wenn aber etwas gefunden wird, wandert es gerne in die Museen auf Teneriffa oder Gran Canaria. In welche, das ist weiter unten vermerkt.
Das Museo Arqueológico Insular präsentiert historische Objekte, die beispielsweise recht unbekümmert aus der Klosterruine San Buenaventura geschlagen wurden. Wer dort also auf die Suche interessanter Innschriften geht (siehe Kloster San Buenaventura), wird nicht mehr alles finden. Warum auch nicht, bedeutende Felsritzungen der Ureinwohner am heiligen Berg Montaña Tindaya wurden ja auch mal schnell aus dem Berg geschnitten, um sie in die wenig besuchte "Casa Alta" in Tindaya zu stellen. Es ist schon überraschend, dass kein Sprengstoff eingesetzt wurde. Mit Archäologie der Neuzeit, hat das alles wenig zu tun. So arbeiteten Cäsar und Napoleon in Ägypten, zuletzt der "Archäologe" Johann Ludwig Heinrich Julius Schliemann, ehemaliger Lagerarbeiter, der im vermeintlichen Troja solide wütete, um es ein zweites Mal zu zerstören. Das Cabildo de Fuerteventura hätte einen Verbündeten in ihm, wäre er nicht schon lange tot. Objekte im Museo Arqueológico Insular werden gerne auf runden, wenig vertrauenswürdigen Tischen zur Schau gestellt. Design und Ausführung lässt vermuten, dass sie über die Jahre vom Heimwerkerklub Betancuria in freiwilliger Fleissarbeit gefertigt wurden. Stilsicher finden sie halt auf Holzlaminat Boden. Irgendwo muss eben gespart werden. Hinter den Objekten hängt das Eine oder Andere zum Lesen in Spanisch und wenigstens Englisch. Vielleicht hätte das Cabildo doch Gestaltung und Betrieb des Museums Profis übergeben sollen, die auf derartiges spezialisiert sind. Nach fünf Jahre Projektentwicklung, hätte anderes erwartet werden dürfen. Wie es Private machen, ist im Museo de las salinas del Carmen und im Museo del Queso Majorero in Antigua zu erleben. Vor allem letzteres Museum ist sehr gelungen. Auch der Versuch des Cabildos, die Ureinwohner Siedlung "Poblado Antalayita" ins rechte Licht zu setzen, misslang solide. Wie es gehen könnte, ist in der "Necrópolis del Maipez" in Agaete, Gran Canaria, nachzusehen.
Jene, die ernsthaft an der Geschichte der Ureinwohner des Archipels und an der gut 100 Jahre dauernden Conquista interessiert sind, dem bleibt nur der Weg nach Teneriffa und Gran Canaria (s.u.), die exzellenten Publikationen dieser beiden Cabildos und der jeweiligen Universitäten zu dem Thema. Viel dessen, lässt sich auch hier auf Sunnyfuerte unter "Fuerteventura auf historischen Landkarten", "Die Majoreros", "Die Conquista von Lanzarote und Fuerteventura" und "Das System der Coroneles" nachlesen.
Vor dem Eingang des Museo Arqueológico Insular finden sich zwei kleine Kanonen ohne weitere Beschreibung. Gerne wird die Anekdote erzählt, die Insulaner hätten sie bei der Schlacht von Tamasite den englischen Korsaren abgerungen, die über La Florida nach Tuineje vorrückten. Tatsache ist aber, die Kanonen wurden in den 1740igern vom Inselobersten Col. Melchor Cabera Bethencourt zur Inselverteidigung angeschafft. Generell scheint es, das die "Schlacht" über die Jahrhunderte immer grösser wurde. Es handelte sich um rund 50 Korsaren, nicht verifiziert, die auf der Insel nach leichter Beute suchten. Die "Schlacht" war wohl eher ein misslungener Raubüberfall. Unstrittig, die Insulaner setzten sich energisch zur Wehr.
Besucher der Sonneninsel, die sich für die Geschichte Fuerteventuras interessieren, sollten im Museo Arqueológico Insular vorbeischauen. Sie sollten aber bereit sein, viel zu lesen und dass auf Englisch oder Spanisch. Eine aufregende, zeitgerechte Präsentation sollte nicht erwartet werden. Wer ernsthaft an der Geschichte des Archipels und seiner Ureinwohner interessiert ist, wird am Weg nach Santa Cruz de Tenerife, Galdar oder Las Palmas auf Gran Canaria, nicht vorbeikommen (s.u.).
Infrastruktur siehe Betancuria.
Anreise siehe Betancuria.
Öffnungszeiten:
Di-So: 10:00-17:30.
Mo, Feiertage: geschlossen.
Eintritt:
Gratis.
Download:
Casa Miguel de Unamuno y Jugo – Insel der Verbannten.
Besucher des Museo Arqueólogico Insular, die sich auch für die neuere Geschichte Fuerteventuras interessieren, sollten auch die Casa Unamuno in Puerto del Rosario nicht verpassen. Fuerteventura immer schon die Insel der Verbannten. General Miguel Primo de Rivera deportierte unliebsame Zeitgenossen auf die Insel und liess sie dort endgültig verschwinden.
Deutlich organisierter und systematischrt deportierte General Franco während des spanischen Bürgerkrieges nach Fuerteventura. Er liess das KZ in Tefía errichten, in dem sich Antifaschisten, Homosexuelle oder andere, die in Ungnade gefallen waren, tot arbeiten mussten oder erschlagen wurden. Heute erinnert an den Barracken, die noch stehen und heute als Jugendherberge genutzt werden, nur noch eine kleine Gedenktafel. Auch ein Observatorium findet sich an den Barracken.
Historisch Interessierte, die sich mit der Geschichte der Kanaren und Ureinwohner befassen wollen, kommen an Gran Canaria und Teneriffa nicht vorbei. Vor allem sollten sie das El Museo Canario in der Casa de Colón, Las Palmas de Gran Canaria, die Cueva Pintada de Gáldar, Gran Canaria und das MUNA Museo de Naturaleza y Arqueología in Santa Cruz de Tenerife, besuchen. Letzteres ist in seiner Breite und Präsentation atemberaubend und würde locker mehrere Tage vertragen. Die Casa de Colón zeigt, wie der Name schon sagt, auch sehr Interessantes zu den Entdeckungsreisen des Cristóbal Colón, Christoph Columbus. Hat die Cueve Pintada folgerichtig ihren Fokus, als überdachtes Freiluftmuseum, auf den Ausgrabungen in Galdar, widmen sich die beiden anderen Museen auch explizit den Majoreros auf Fuerteventura.
Fuerteventura Urlauber können sich zumindestens den Besuch der Museen auf Gran Canaria gönnen. Besonders unkompliziert geht das, wenn in Morro Jable oder Costa Calma gewohnt wird. Von Morro Jable starten mehrmals täglich (mindestens 5x in jede Richtung) die Jetfähren von Fred.Olsen auf die Nachbarinsel Gran Canaria. Nur 100 Minuten dauert die erlebnisreiche Überfahrt. Besonders schön ist es, die erste und letzte Fähre zu nehmen, im Morgengrauen in Morro Jable auszulaufen, den Leuchtturm Faro de Jandía in der Morgensonne zu passieren und bei herrlichem Morgenlicht in Puerto de la Luz einzulaufen. Retour geniesst der Seereisende einen zumeist traumhaften Sonnenuntergang auf See. Vom Hafen Puerto de la Luz, Gran Canaria, ist die Casa de Colón bequem mit der Strassenbahn zu erreichen wie auch die gesamte Altstadt und der herrliche Strand Playa de las Canteras. Auch die Cueva Pitada könnte mit dem Bus erreicht werden. Komfortabler ist es, den Mietwagen mitzunehmen. Die Top Mietwagen Unternehmen der Insel erlauben fast immer das Wechseln der Insel mit dem KFZ.