Der Mirador Risco de las Peñas ist ein kleiner Aussichtspunkt, mehr eine Parkbucht, an der VF-30 auf der Strecke Betancuria nach Pájara. Der Mirador Risco de las Peñas liegt auf halber Strecke zwischen Vega de Río Palmas und dem Aussichtspunkt Mirador de Fénduca rund 200 Höhenmeter über dem Barranco de las Peñitas. Er präsentiert einen herrlichen Ausblick über den Barranco de Río Palmas, der aus Betancuria hinunter führt, auf das geologisch interessante Tal Barranco de las Peñitas und auf den Felsdurchbruch zum Barranco Mal Paso. Wer sich nach Süden wendet sieht auf die FV-30, eine Bilderbuch Bergstrasse begrenzt von weiss getünchten Seitensteinen, die man sicher schon einmal unbewusst in einem Fernsehspot einer renommierten Automarke gesehen hat. Sie führt zum Scheitelpunkt, da wo es wieder hinunter nach Pájara geht, zum herrlichen AussichtspunktMirador de Fénduca. Dort oben steht auch an der Gemeindegrenze, wie allgemein in Spanien üblich, ein weiss getünchtes symbolisches Steintor. Hier wird die kleine Gemeinde Betancuria, die lediglich 700 Einwohner hat, verlassen und in die flächenmässig grösste Gemeinde von Fuerteventura, Pájara, eingefahren, die knapp 20 tsd. Einwohner aufweist. Das ruft in Erinnerung, wie dünn besiedelt Fuerteventura ist.
Unter dem Mirador Risco de las Peñas liegt der Staudamm Presa de las Peñitas. Er stammt aus der Zeit der spanischen Militärdiktatur. Heute vergessen, war Fuerteventura der Generalität besonders treu. Auch die Spanisch Westsahara Legion war zeitweise auf Fuerteventura stationiert und in Zeiten, als General Franco auf Teneriffa den spanischen Bürgerkrieg anzettelte, erwies man sich besonders Franco treu. Als General Franco 1936 mit eiserner Hand und rücksichtslos als Militärdiktator antrat, vergass er Fuerteventura nicht und wollte eine blühende Landschaft aus der kargen Insel machen. Viele Bauprojekte entstanden in seiner Zeit, unter anderem auch der Staudamm Presa de las Peñitas und etwas später der Staudamm Embalse de los Molinos. Beide brachten nichts, verlandeten alsbald.
Staudämme in engen Schluchten werden auf den Kanaren "presa" und nicht "embalse" genannt, was "gefangen" oder als "preso" "Gefangener" bedeutet. Damit wird vermittelt, dass das Wasser in den engen, wilden Schluchten "eingefangen, gefangen" wird. Unzählige solcher Staudämme aus den 1930iger Jahren lassen sich auf dem Archipel finden, die alle samt, wie der Presa de las Peñitas, ohne Maschinen mit reiner Muskelkraft von Arbeitern per Hand aus Natursteinen errichtet wurden. Eine heute schier undenkbare Arbeit und auch damals meist von "presos", Strafgefangenen der Militärdiktatur, recht unfreiwillig erledigt. Wieviele dabei ihr Leben liessen, in diesen schwindelerregenden Schluchten solche Staudämme zu bauen, ist nicht dokumentiert. Ein weiteres landschaftlich schönes Beispiel eines solchen wilden Stauwerkes ist der "Presa de los Pérez" auf Gran Canaria, der 1934, also in der Zeit des Generals Primo de Riviera, von 70 Arbeitern errichtet wurde und oberhalb des "El Valle" von Agaete liegt. Schon der Lastenweg dorthin, heute Wanderweg durch die steilen Wände der Klippen und markiert als Sendero S-97, ist schon schwindelerregend genug.
Der Presa de las Peñitas wurde 1939 gebaut und 1493 aufgestockt. Mit dem Bau des Staudammes Embalse de los Molinos wurde Anfang der 1950iger begonnen, unweit von ihm wurde die Franco Strafkolonie "91 Batallón Disciplinario de Soldados Trabajadores Penado" 1956 errichtet und bis 1966 betrieben, die erstmalig die Deportierten "konzentrierte". Auch der Vorgänger von von General Franco General Miguel Primo de Rivera deportierte schon unliebsame Zeitgenossen nach Fuerteventura. Relativ wenig ist bekannt wo sie lebten und was sie alles machen musste. Viele Deportierte, wie der ehemalige Finanzminister Spaniens Marticertia, verschwanden auf Fuerteventura spurlos. Beim Aufarbeiten der Geschichte ist Spanien kein Vorbild. Die Strafgefangene dürften aber auch am Presa de las Peñitas und am Embalse de los Molinos gearbeitet habe. Sie errichteten auch den ersten befestigten Weg von Norden nach Süden in den Jahren 1946 – 1948, im Volksmund "Kalkweg" genannt, da er im sandigen Terrain mit Kalkplatten gepflastert wurde. Angeblich wurde er auf bitten des Don Gustavo Winterr angelegt. Zeitlich würde das möglich sein, denn das waren genau jene Jahre nach dem 2. WK als Gustav Winter nach Fuerteventura zurück kehrte. Heute wird dieser Weg, der offiziell "Camino de los Presos" hiess, also der Weg der Strafgefangenen, als Weitwanderweg GR-131 genutzt. Wenigen die ihn nutzen und die Kalkplatten schätzen ist bewusst, wer sich dafür unfreiwillig abquälen musste.
Heute dient der Staudamm Presa de las Peñitas wie der Staudamm Embalse de los Molinos den Zugvögeln als optimale Brutstätte und ist ein wunderbares Eck für Birdwatcher. Wirtschaftliche Bedeutung hatten beide von Anfang an nicht. Ob daran jemals ein Ingenieur glaubte, ist auch eher fraglich. Sie waren mehr Strafarbeit unter der extremen Sonne.
Der Mirador Risco de las Peñas ist zu erst einmal ein fantastischer Aussichtspunkt auf Fuerteventura. Für interessierte Menschen ist er ein Blick in die Geschichte der Insel, historisch wie geologisch und sollte nicht verpasst werden.
Vier Ortschaften in der Umgebung bieten ausreichend Gastronomie für jeden Geschmack an – Betancuria, Vega de Río Palmas, Pájara und Ajuy. Wer mit knapper Tankfüllung unterwegs ist: In der Gemeinde Betancuria gibt es keine einzige Tankstelle. Im Norden ist die nächste erst in Antigua zu finden, im Süden in Tuineje. Die Distanzen sind zwar auf Fuerteventura nicht gross, den Tank sollte man aber auf Grund der geringen Tankstellendichte im Auge haben. Nach 22 Uhr ist auf ganz Fuerteventura nur noch in Puerto del Rosario an einer einzigen Tankstelle Sprit zu bekommen. Ab Mitternacht heisst es warten bis zum nächsten Tag. Dann macht die erste Tanlstelle der Insel um 6:00 Uhr in Caleta de Fuste auf.
Wer von Pájara auf der FV-30 nach Betancuria unterwegs ist oder umgekehrt, passiert den Mirador Risco de las Peñas unausweichlich.
Hinunter ins Tal – Barranco de las Peñitas.
Nach dem Blick auf den Barranco de las Peñitas sollte nicht gleich weiter gebraust werden. Es lohnt das Tal zu besuchen, die Iglesia de Nuestra Señora de la Peña, den Staudamm, den geologisch interessanten und landschaftlich besonders schönen Felseinschnitt hinüber zum Barranco Mal Paso und auch einfach die Natur zu geniessen.
Mit dem Auto ist das Tal schnell erreicht. Es kann aber auch direkt vom Mirador Risco de las Peñas abgestiegen werden. Im Tal, das vom Degollada de la Granadillos hinunter in den Barranco de las Peñitas führt, verläuft ein Wanderweg und vom Aussichtspunkt verläuft die eine und andere halbwilde Pfadspur dorthin. Wer gewohnt ist, in den Bergen herum zusteigen, ist schnell auf dem Wanderweg.
Von Anfang an waren die beiden Staudämme Presa de las Peñitas wie Embalse de los Molinos eine Totgeburt. Weder funktionierten sie, noch entwickelten sich blühende Landschaften um sie herum. In kürzester Zeit waren sie ein feucht schwüler grosser Morast Tümpel. Niemand interessierte sich für sie. Menschen mieden das unwirtliche Gebiet.
So entstand über die Jahrzehnte ein optimaler Brutplatz und Rückzugsgebiet für Zugvögel. Kaum natürliche Feinde und das feucht schwüle Ambiente zieht die wenigen Insekten der Insel an, gutes Futter. So ist Fuerteventura unter anderem mit seinen beiden verlandeten Staudämmen fixer Landeplatz der Zugvögel. Hunderte Arten können über das Jahr auf Fuerteventura beobachtet werden. Ein Paradies für Birdwatcher.