Los Molinos de Viento – die Windmühlen von Corralejo.

Was gibt es zu sehen und entdecken?

In Corralejo finden sich, weit abseits des Touristenrummels Richtung El Charco de Bristol, drei Windmühlen, die Ende des 19. Jhd. Anfang des 20. Jdh. errichtet wurden. Bis auf eine der Mühlen, stehen sie allesamt noch an jenem Ort, an dem sie errichtet wurden. Am El Charco pfeift der Nordost Passat besonders gut, ideal für Windmühlen. Daher liegt auch dort die Seewasser Osmose Anlage mit den beiden Windturbinen. "El Charco de Bristol", die "Pfütze", ist eine flache Bucht, an der auch Surfer immer wieder auf eine gute Welle warten. Es mag verwundern, dass die Mühlen direkt im Ort liegen, aber zur Zeit der Errichtung gab es in Corralejo kaum 20 Häuser und die lagen weit weg direkt am Strand Playa de Corralejo viejo, am Strand des alten Corralejo.

Die Windmühlen stehen aufgefädelt in einer Linie an der heutigen Calle Pizarro. Ein geradezu perfekter Ort, um den Nordost Passat auszunutzen, der sogar noch von verschiedenen Geländegegebenheiten beschleunigt wird. Wer einen Blick auf die Karte wirft (Bildgalerie) sieht, wie der stetig wehende und über das Meer streifende Nordost Passat, zwischen Lanzarote und der Isla de Lobos, durch eine "Düse gepresst" und so beschleunigt wird. Er trifft mit voller Wucht am El Charco de Bristol auf Land. Der Passat zieht tief über das Wasser und wird an der aufsteigenden Geländeflanke von El Charco gestaut und so nocheinmal beschleunigt. Die maximale Windenergie lässt sich dort einfangen, wo die historischen Windmühlen von Corralejo liegen. In den Häuserschluchten ist dies heute nicht mehr wahr zu nehmen. Wer aber an starken Passat Tagen auf das Feld über die Bucht von El Charco de Bristol geht, kann am eigenen Leib spüren, welche Energie vom Meer auf Land trifft.

Aus Süden von der Einkaufsmeile Calle Nuestra Señora del Carmen kommend, wird als erstes auf die "Molina de Manolo Hierro" am kleinen Platz "Plaza J. Antonio Umpierrez Bolaños" gestossen. Die Mühle lag ursprünglich etwas weiter die Strasse hinunter aber auf selber Linie, wo sie tatsächlich bis 1989 in Betrieb war und ihr durch einen Sturm die Flügel abgerissen wurden. Sie wurde 2014 von der Gemeinde gekauft und auf dem Platz "Plaza J. Antonio Umpierrez Bolaños" neu aufgebaut und restauriert. Sie soll dort freistehend  besser zur Geltung kommen. Die Mühle umzusiedeln war technisch kein Problem, da die "Molina de Manolo Hierro" schon einem modernen und portablen Baukonzept entsprach. Sie besteht aus drei Einheiten: Turm, Maschinenteil mit Mahlwerk und Gebäude. Das Gebäude konnte ein einfacher Kastenbau sein. Turm und Maschine waren abnehmbar und liessen sich jederzeit auf einen anderen "Kasten" setzen. Die Mühle wird mit 6 Flügeln betrieben, die bereits modern mit Segeltuch bespannt waren. Wie auf einem Segelboot wird je nach Windstärke gerefft oder Tuch gesetzt.

Manolo Hierro, der erste Eigentümer der Mühle, kaufte die gesamte Anlage 1925 in Llanos de la Concepción, erwarb ein Grundstück am El Charco und liess Turm und Maschine auf Mauleseln und Kamelen nach Corralejo transportieren. Das Kastengebäude war schnell aufgemauert und die "Apparatur" musste nur noch auf das Dach gesetzt werden. Die gesamte Konstruktion der eigentlichen Mühle ist selbsttragend und ruht auf einem massiven Stahldorn mit Platte, um die Flügel in den Wind drehen zu können.

Don Manolo Hierro war ein umtriebiger Mann. Geboren 1893 in Jandía und Sohn des Spaniers Jose Hierro Garrido aus Huelva, der auf die Insel gerufen wurde, da der Leuchtturm Faro de Punta de Jandía einen neuen Leuchtturm Wart benötigte. Manolo Hierro dürfte nicht nur unternehmerischen Antrieb gehabt haben. Er war auch Bürgermeister von Corralejo und als das spanische Militär 1943 das erste Telefon in Corralejo installierte, um nach Puerto de Cabras schnell Meldung über Vorkommnisse in der Meerenge La Bocaina machen zu können, war Manolo der "Telefonwärter". Manolo hatte auf Anrufe zu achten und Meldungen durchzugeben. Zu melden gab es wohl selten etwas, denn spätestens seit der Schlacht von Tamasite 1740, wollte niemand mehr die Insel plündern. Da gab es lohnenderes.

150 Meter der Calle Pizzaro weiter Richtung Norden folgend, wird auf die nächste Mühle getroffen und zwar die erste, die in Corralejo stand. Die Mühle "Molino Domingo Estévez Rodríguez" Ecke Calle Pizzaro / Calle Bajo del Mejillon, gelegen an der Hauptpost, steht noch am original Platz. Auch ihr Eigentümer war ein umtriebiger Geschäftsmann. Estévez Rosdríguez kam aus Lanzarote und ihm lag das Geschäft im Blut. Eigentlich ausgebildeter Bootsbauer fing er bald an auch Boote für sich selber zu bauen und legte sich eine kleine "Handelsflotte" zu, mit der er Warentransporte zwischen Fuerteventura und Lanzarote abwickelte. Nach langen Durstjahren, im wahrsten Sinne des Wortes, prosperierte Fuerteventura wirtschaftlich im 19 Jhd. stark. Vor allem waren es Kali, Soda, Potasche, Farbstoffe und Kalk, Rohstoffe, die britische Händler über den Handelshafen Puerto de Cabras ins Empire verschifften. Auch das Klima war im 19. Jhd., nach den verheerenden Dürren im 18 Jdh., für die Landwirtschaft wieder günstig. Die Feldwirtschaft war ertragreich, die Inselbervölkerung verdoppelte sich auf Fuerteventura und auch am restlichen Archipel wuchs sie stark an. So herrschte grosser Bedarf an Gofio Mehl. Also beschloss Domingo Estévez Rodríguez 1898 auf der Anhöhe bei Corralejo ein Grundstück zu erwerben, um dort eine Windmühle zu errichten. Mit Verwandten legte er einen Erdhügel an, um noch mehr Wind einzufangen und mauerte mit deren Hilfe eine klassische Mühle aus Lavagestein und Kalk auf. Rodríguez dürfte auch ein Ästhet gewesen sein, denn er zimmerte der Mühle ein aufwändiges Walmdach. Als Bootsbauer waren runde Formen kein Problem für ihn. Das ist einzigartig und sonst nirgends zu finden. Einzigartig ist auch die Größe, denn es ist die kleinste Mühle Fuerteventuras. Als Rodríguez die Mühle fertig stellte und in Betrieb nahm, war der 1878 auf Lanzarote geborene Jungunternehmer erst 20 Jahre alt. Nicht nur für das damalige Umfeld eine herausragende Leistung, was Rodríguez mit Elan realisierte. Im Gegensatz zu anderen Mühlen, vertraute Rodríguez nicht auf eine Segeltuch Bespannung der Flügel. Er setzte je nach Windstärke mehr oder weniger Planken auf die vier Flügelblätter. Er war eben gelernter Bootsbauer.

Noch einmal wenige hundert Meter die Calle Pizzaro weiter, wird auf die "Molina de Juan Morera" am "Plaza de la Molina de Juan Morero", gleich gegenüber des grossen Hyperdino Supermarktes, gestossen. Wie auch die Mühle von Manolo Hierro, ist auch sie eine weibliche Windmühle, als eingeschössiger Bau, in dem alle Arbeitsschritte der Mehlerzeugung auf einer Ebene stattfinden. Ein anspruchsvolleres Mühlen Konzept, das nur mit entsprechender Getriebetechnik umsetzbar ist. Die Molina de Juan Morero wurde zur selben Zeit wie die Molina de Manolo Hierro errichtet und war wie die Molino Domingo Estévez Rodríguez bis in die 1970iger Jahre in Betrieb.

Die historischen Windmühlen von Corralejo Fuerteventura.

Für wen lohnt der Besuch?

Für historisch Interessierte und Menschen, welche die rasante Entwicklung des Ortes Corralejo von einer Handvoll Häusern zum Touristenzentrum des Nordens, betongeworden erleben möchten.

Infrastruktur.

Siehe Corralejo.

Schnell gefunden.

In Corralejo nahe der El Charco de Bristol den Platz "Plaza J. Antonio Umpierrez Bolaños" suchen. Dort kann mit der Besichtigung der ersten Molino de Viento begonnen werden.


Die Windmühlen von Villaverde Fuerteventura.

Mehr entdecken in der Umgebung.

Zu den Windmühlen von Villaverde.

Südlich von Corralejo, liegt der Ort Villaverde auf einem kleinen Pass zwischen dem Montaña Escanfraga und dem Montaña de los Saltos. Das bemerken aber meist nur Radfahrer, vor allem, wenn sie gegen den heftigen Wind hinauf ankämpfen, der von Corralejo nach La Oliva bläst.

Der Nordost Passat wird zwischen den beiden Vulkanbergen, die sich westlich und östlich von Villaverde, erheben, in einer Düse komprimiert und nimmt dadurch ordentlich Fahrt auf. Das nutzten die beiden historischen Windmühlen von Villaverde, die auf einer Geländekante liegen. Die Ausblicke sind wunderbar dort.

Insider Tipp

La Tienda – exquisiten Café und Tee einkaufen.

Gleich in der Nachbarschaft der Molina de Manolo Hierro liegt der kleine Laden "La Tienda". In ihm werden unzählige Sorten erstklassigen Cafes aus Lateinamerika angeboten, die auch verkostet werden können. Wem es mehr nach Tee steht, auch der kommt auf seine Kosten. Ein Besuch von "La Tienda" im Zuge der Windmühelntour durch Corralejo lohnt.

Die historischen Windmühlen von Corralejo.

Die Windmühlen von Corralejo Fuerteventura: Der Nordost Passat trifft auf den Norden Fuerteventuras. Molino Manolo Hierro Corralejo Fuerteventura. Molino Manolo Hierro Corralejo Fuerteventura. Molino Domingo Estévez Rodriguez Corralejo Fuerteventura. Molino Domingo Estévez Rodriguez Corralejo Fuerteventura. Molino Domingo Estévez Rodriguez Corralejo Fuerteventura. Molina de Juan Morena Corralejo Fuerteventura.
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