Die Isla de Lobos entstand vor ca. 50 tsd. Jahren. Von Lajares erstrecken sich bis nach Corralejo fünf Vulkankrater: Der Calderón Hondo, Las Calderas, Calderas Encantada, Bayuyo (272 m), Montaña San Rafael und der sechste im Bunde der Montaña de Caldera auf Lobos. Diese Vulkankette erweiterte den Norden Fuerteventuras um 110 Km2 und bildet den jüngsten Teil Fuerteventuras. Als letztes brach der Bayuyo aus. Seine Lava floss nach Norden und formte die Isla de Lobos. Die Lava ergoss sich ins seichte Meer. Das führte zu Knallgasexplosionen. Wird Wasser radikal erhitzt, spaltet es sich in Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wasserstoff entzündete sich sodann explosiv an der glühenden Lava. Aus diesen Knallgasexplosionen gingen die vielen kleinen Hügelchen hervor, welche die Isla de Lobos heute so eigenartig überziehen.
Noch vor 5 tsd. Jahren war die Isla de Lobos trockenen Fusses zu erreichen. Mit dem stetigen Anstieg des Meeresspiegels, den es auch früher schon oft gab, wurde die Landbrücke überflutet. Weil sie so flach ist und der Kanarenstrom nun dort durchfliesst, trägt sie den Namen "El Río", der Fluss. Sie bringt es bei Normalnull auf nicht mehr als 5 Meter Tiefe, bei Niedrigwasser und Ebbe fällt der Pegel deutlich ab, weshalb sie für Kreuzfahrtschiffe oder Fähren unpassierbar ist. "El Río" ist sehr beliebt bei Schnorchlern und Tauchern, denn mit dem Kanarenstrom zieht eine fantastische Vielfalt an Fischen und Meeressäugern nach Südafrika oder Lateinamerika.
Die Isla de Lobos liegt auf kürzester Distanz gequert nur 1.900 Meter von Fuerteventura entfernt. Daher paddelt gerne der Seekajak Club von Corralejo hinüber, SUP begeisterte ebenso, selbst ein Schwimmrennen, das "Travesía Lobos", findet jedes Jahr zwischen Lobos und Corralejo statt. Dazu bricht vor Lobos eine grandiose Welle, die zu einem der besten Surfspots Europas zählt.
Die Isla de Lobos wird mit öffentlicher Fähre, die nach Fahrplan operiert, erreicht. Je nachdem, welchen Kurs der Skipper wählt, dauert das um die 15 Minuten oder länger. Meist wird Landratten freundlich ein Zickzackkurs gesteuert. Beim direkten Übersetzen kommen die Wellen querab, was das Schiff zum Rollen bringt und schnell Übelkeit erzeugt. An der Mole werden viele Urlauber das erste mal den massiven Tidenhub des Atlantiks erleben, der auf Fuerteventura über 3 Meter betragen kann. Beim Ankommen auf der Insel steigt der Fährgast eventuell über eine Steintreppe hinauf auf die Mole, bei der Rückfahrt muss dann einge Stunden später über eine Gangway nach oben auf das Schiff hinauf gegangen werden.
Die Mole empfängt den Besucher mit einer Büste von Josefina Plá, die Tochter eines der Leuchtturmwärter der Insel, Leopoldo Plá. Josefina Plá betätigte sich literarisch und wanderte nach Paraguay aus. Sie schrieb dort Poesie und Essays und hatte bedeutenden Einfluss auf das intellektuelle Leben in Paraguay. Plá starb in der Hauptstadt Asunción mit 93 Jahren am 11. Januar 1999. Der Leuchtturm Faro Martiño hat generell eine interessante Geschichte. Einige angehende Literaten zogen sich auf ihm zurück und schrieben dort, neben der Leuchtturmwärter Arbeit, ihre ersten Werke, mit denen sie in Spanien teils sehr bekannt wurden. Hinter der Statue von Josefina Plá wartet ein Besucherzentrum, das nicht ausgelassen werden sollte. Dort wird dem Besucher erklärt, was die Isla de Lobos so einzigartig macht.
Am besten umwandert der Neugierige die Isla de Lobos an der Küste gegen den Uhrzeigersinn, auch wenn anders herum empfohlen wird. So wird am Ende der Wanderung die herrliche Bucht Paso de la Orchilla erreicht, die zum Baden lockt, folgend das einzige einfache Restaurant und die Mole. Gegen den Uhrzeigersinn wird als erstes auf die Häuseransammlung Puertito de Lobos getroffen, also der kleine Hafen von Lobos. Er liegt an einer traumhaften Bucht, der Caleta de la Rasca, mit kristallklarem und türkisfarbenem Wasser und dort findet sich auch der einzige gastronomische Betrieb der Insel. Umliegende Häuser sind Fischerhäuser und Teile einer alten Fischkonservenfabrik, die zwischen 1944 und 1963 von den beiden ehemaligen Eigentümern der Insel Rodolfo Alonso Lamberti und Andreas Blas Zala errichtet und betrieben wurde.
Ein kurzes Wegstück danach, werden die schönen Salzwiesen Las tres Hermanas und Las Lagunitas erreicht. Streng geschützt und betreten verboten. Sie waren reiche Geldquellen, da aus ihnen Soda und Kali gewonnen werden konnte. Am Ende der Salzwiesen findet sich ein Kalkofen, der ebenfalls von Lamberti und Zala betrieben wurde. Auf halber Strecke zum Leuchtturm trifft der Wanderer, etwas abseits des Weges, auf einen kleinen Agavenwald. Hinter ihm liegt versteckt die sandige Bucht Playa de la Arena, in der eine Welle bricht, die absoluten Surfinsidern vorbehalten ist.
Am äussersten Spitz der Isla de Lobos, wird der schöne und einsame Leuchtturm Faro Martiño erreicht. Nicht allzuviele Wanderer machen sich zu ihm auf. Mit dem Bau des Faro wurde 1863 begonnen. Das erste Lichtsignal sendete er in der Nacht des 30. Juli 1865 auf das Meer hinaus. Die Lichtquelle wurde mit Olivenöl betrieben, damals Stand der Technik. Noch bis 1968 lebte eine Leuchtturmwärter Familie das ganze Jahr als einzige Bewohner der Isla de Lobos am Leuchtturm. Erst nach 1968 wurde der Betrieb automatisiert und das Wohnhaus schloss für immer seine Pforten. In der Ebene vor dem Leuchtturm ist noch die alte Zisterne zu sehen. Wasser war immer knapp. Mit Lebensmitteln und Brennstoff wurde der Faro Martiño über eine Mole versorgt, die noch unterhalb des Turmes bei genauem Hinsehen zu erkennen ist. Die Mole, an der heute die Fähre anlegt, wurde erst während der wirtschaftlichen Erschliessung der Isla de Lobos in den 1944iger angelegt.
Vom Leuchtturm geht es recht flach vorbei an steinigen Buchten zum Vulkankessel Montaña de Caldera bzw. seinem Rest. Ein Teil des Kessels brach Richtung Lanzarote ab. Wanderer, die den Montaña de Caldera, mit 127 m höchste Erhebung von Lobos, besteigt, bekommen einen traumhaften Ausblick auf Lanzarote geboten. Der weisse Sandstrand Playa Blanca blitzt herüber. Unter dem Gipfel, tut sich die mächtige Bucht Caleta del Palo, der Boden des Vulkankraters, auf. Weiter Richtung Fährmole führt der Weg vorbei an der alten Saline, welche die kleine Konservenproduktion der Insel mit Salz versorgte. Die Verdunstungsbecken sind noch gut zu sehen, sonst gib es aber nichts zu erkunden. Wer die letzte in Betrieb stehende Saline Fuerteventuras besichtigen will, kann dies in Salinas del Carmen machen.
Nach der Saline taucht die mächtige Bucht Paso de la Orchilla auf. Ein weit auslaufender, muschelförmiger Sandstrand umrahmt sie. Die Einheimischen nennen ihn daher "La Concha", die Muschel. Der Bucht ist ein Riff voegelagert, das die Brandung und Strömung aus der Bucht hält. Das seichte Wasser erwärmt sich über den Tag in der Lagune und so wird sie an heissen Sommertagen zu einer traumhaften türkisfarbenen "Badewanne", in der gefahrlos geschwommen werden kann. Vor dem Riff ankern Boote, denn einfahren ist verboten bzw. wäre auch nur bei Flut mit kleinen Booten möglich. An Wochenende ist die Bucht bei Einheimischen beliebt. Unter der Woche ist es dort, wenigstens in der Nebensaison, einsam. Am westlichen Strand liegt, recht schäbig überdacht, die ersten Ausgrabungen römischer Überreste des kanarischen Archipels. Dort gewannen Römer Purpur. Am östlichen Strand verstecken sich, kaum sichtbar, fünf Bronze Mönchsrobben, die daran erinnern sollen, warum die Insel ihren Namen trägt.
Nach "La Concha" wird wieder die Fährmole und das Restaurant erreicht. Wer sich die gesamte Insel ansehen möchte, sollte eine der ersten Fähren nehmen, auch wenn das Umwandern der Insel kaum 10 Km ausmacht. Es gibt viel zu sehen und zu geniessen, das einen Tagesusflug füllt. Und der Badespass sollte auch nicht zu kurz kommen. Es wäre ein Frevel nicht in der wunderbaren Laguna Paso de la Orchilla zu baden oder an den Stegen der Caleta de la Rasca zu schnorcheln.
Die Fährkosten sind, auch für Residente, nicht gerade niedrig. Dafür lässt sich aber ein erlebnisreicher Urlaubstag geniessen, der alle Register zieht. So gesehen ist das Übersetzen nicht teuer. Nebenkosten gibt es auch keine. Ausser ein kaltes Getränk oder ein einfaches preiswertes Essen im kleinen Lokal, gibt es nichts zu kaufen auf der Insel. Das Mountainbike kann übrigens auch mitgenommen werden. Auch keine schlechte Idee. Eine Radkarte ist dafür zu lösen.
Durch den Tourismusboom wurde die Isla de Lobos regelrecht überrannt. So kam es wie es kommen musste und seit Anfang 2019 darf die kleine Insel nur noch mit einem Carnet besucht werden. Das gilt für jeden, nicht nur für jene, die mit der Fähre kommen, sondern auch, wenn beispielsweise zur Insel hinüber gepaddelt wird. Selbst die Eigentümer der Fischerhäuschen brauchen ein Carnet. Zur Einführung machte gleich das Gerücht die Runde, das Cabildo wolle kräftig die Touristen abkassieren. Nur das ist Unfug, denn das Carnet ist gratis und übliche Praxis in Spanien. Naturschutzgebiete haben ein Spanien eine definierte Tagesbesucherzahl, die eingehalten werden muss, um das Gleichgewicht des Schutzgebietes zu gewährleisten. Wer auf der Nachbarinsel Teneriffa den höchsten Berg Spaniens, den Pico del Teide (3.715 m) besteigen will, braucht ebenfalls ein Carnet, wie auch an vielen anderen Orten in Spanien. Das Ganze auch keine spanische Eigenart, in Australien, USA, Canada, Nepal und sonstwo wird ähnlich vorgegangen, nur da kostet es.
Die Aufregung ist künstlich und unnötig. Bisher hat noch jeder während seines Urlaubes ein Carnet bekommen, dass in wenigen Minuten gebucht ist. Hier findet sich die Anleitung zum Buchen. Ohne Carnet gibt es kein Fährticket. Die Insel ist auch rechtzeitig wieder zu verlassen. Wer meint, das kontrolliert ohnedies keiner, der täuscht sich. Der immer anwesende Parkranger kann an der Fährmole auftauchen, oder Mitarbeiter des Medio Ambiente, die die Carnets checken. Wessen Berechtigung abgelaufen ist, bekommt gnadenlos eine fette "multa". Diskussionen führen in Spanien nur zu einer Verschärfung der Strafe wegen Uneinsichtigkeit. Auch mit dem Boot, Seekajak oder SUP überzusetzen und in der Badebucht Playa de la Caleta an Land zu gehen, weil es ohnedies niemand merkt, ist eine riskante Sache. Der Parkranger, der das einzige motorisierte Vehikel der Insel besitzt, scheint mit seinem Quad überall gleichzeitig zu sein und Verstösse geradezu wie ein Bluthund zu wittern.
Fuerteventura ist mit Lanzarote die historisch unergiebigste Insel der Kanaren, obwohl sie mit Betancuria die älteste Hauptstadt des Archipels stellt. So findet sich kaum jemand, der sie ernsthaft erforscht, denn überall scheint es spannender zu sein.
Die gängige Erzählung ist, dass Phönizier die Kanaren besiedelten. Doch das ist eine Legende, auch dass sie bereits die Azoren bereisten. Dass Phönizier die Kanaren kannten, ist wohl zweifelsfrei, aber auf ihnen zu siedeln war für sie uninteressant. Sie kolonialisierten das Mittelmeer und waren Händler. In Afrika drangen sie nur bis ins heutige Marokko vor. Das hatte nur einen Grund: die Purpur Gewinnung. Neben Edelhölzern machte die den Reichtum der Phönizier aus. Reiche Purpurschnecken Bänke fanden sich auf den Magador Inseln, welche das Seefahrervolk ausbeutete. Von einem Volk der Phönizier zu sprechen, ist genau genommen falsch. Das phönizische Reich bestand aus unterschiedlichsten Volksgruppen, der Ursprung lag im heutigen Libanon.
Südlich der Magador Inseln liegt Kap Jubi nahe Agadir. Von dort sind es kaum 100 Km hinüber zum Punta de la Entallada auf Fuerteventura. Die ersten Menschen, die Fuerteventura erreichten, waren wohl Numiden. Pharao Necao II (v.Chr. 610 - v.Chr. 595) machte sich mit einer Flotte aus angeblich 70 Schiffe mit je 50 Mann Besatzung auf, die westafrikanische Küste zu erkunden. Es ist anzunehmen, dass die Schiffe an der afrikanischen Küste zu Wasser gelassen wurden, denn die "Säulen des Heraklas" zu durchschiffen, galt noch in der Antike als unüberwindbare Hürde. Die Spiegelfläche des Atlantik ist ca. 2 m höher als jene des Mittelmeeres. Die einlaufende Strömung bei Gibraltar war erst zu meistern, als die abfliessende Unterströmung entdeckt wurde. Ab dann liessen sich die Seefahrer mit abgesenkten Treibankern durch die Meerenge ziehen. Überlieferte Reisebeschreibungen, die veblüffend detailreich sind und deren Autentizität daher stark bezweifelt werden, stammen vom Phönizier Hanno dem Seefahrer (* 480 v.Chr. - † ca. 440 v.Chr.). Er soll bis hinunter in den Golf von Guinea gelangt sein. Ob Numiden oder Phönizier, sie kannten sicher die Kanaren, sie zu besiedeln war zu jener Zeit eine nicht zu meisternde logistische Herausforderung.
Alles änderte sich, als sich die Römer aufmachten, das karthagische Reich unter Julius Cäsar final zu unterwerfen oder wie es in Cäsars texten so schön heisst "zu befrieden". 46 v.Ch. wurde in der Schlacht bei Thapsus der Numidenkönig Juba I. im heutigen Marokko von Cäsar vernichtend geschlagen. Der Weg war frei die Provinz Africa solide unter römische Verwaltung zu stellen. Cäsar, ein genialer Stratege, nahm den Sohn Jubas I. nämlich Juba II. (* 50 v.Chr. - † 23 n.Ch.) nach Rom mit, liess ihn dort erziehen und zu einem gebildeten Mann formen, verlieh ihm die römischen Bürgerrechte und entsandte ihn schliesslich 25 v.Chr. als König in römischem Namen, um über Mauretanien, wie einst sein Vater, zu herrschen. Ein genialer Schachzug in Bezug auf Akzeptanz und Machtsicherung. Juba II. hoch gebildet widmete sich der Forschung und auch schriftstellerrischen Tätigkeiten. So ist einiges dieser Zeit dokumentiert. Um 20. v.Chr. machte sich Juba II. auf, um vom heutigen Kap Jubi, benannt nach ihm, in Marokko nach Fuerteventura überzusetzen und landete unter anderem auch auf der Isla de Lobos. Damals war sie dem Namen entsprechend reich mit Seelöwen bevölkert. Eine überaus wertvolle Ware in Bezug auf Fette und Felle. Diese Expedition war wohl die Basis für die Besiedelung der kanarischen Inseln. Römer brachten Berber, die selber nicht die Seefahrt beherrschten, auf das Archipel. Es dürfte sich grossteils um aufmüpfige Nordafrikaner gehandelt haben, die keine Lust hatten an die Provinz Africa, die mit aller Härte Steuern eintrieb, zu zahlen. Am Strand des Paso de Orchilla auf der Isla de Lobos wurden im Jahre 2013 von sonnenhungrigen Urlaubern Tonscherben gefunden. Erste Ausgrabungen, die derzeit überdacht ruhen, förderten römische Gefässe und zehntausende Muschelreste der Purpurschnecke zu Tage. Es ist gesichert, dass dort Römer das wertvolle Purpur erzeugten. Mit dem Niedergang des römischen Reiches, gerieten die Kanaren in Vergessenheit. Die Berber, die sich nun Guanchen oder Majoreros nannten, wurden ihrem Schicksal auf dem kanarischen Archipel überlassen.
Erst im 14. Jhd., vorerst durch Portugiesen, dann durch den normannischen Eroberer Jean de Béthencourt und französischen Gefährten Gadafir de La Salle, gerieten die kanarischen Inseln wieder in das Interesse der europäischen Welt. Kaum auf Lanzarote gelandet, noch nicht einmal Fuerteventura erobert, machten sich die geldgierigen Eroberer gleich über die Isla de Lobos her. Sie begannen mit der Ausrottung der Seelöwen auf der Isla de Lobos. Heute erinnern nur noch fünf Bronze Seelöwen am Paso de Orchilla an die Tiere. Die Insel wurde uninteressant und nicht weiter genutzt.
Das änderte sich erst wieder als 1944 Rodolfo Alonso Lamberti und Andreas Blas Zala die Insel Isla de Lobos kauften. Andreas Blas Zala, "el hungaro", der Ungar, wie er genannt wurde, kam schon 1935 nach Lanzarote und begann dort Fischkonserven herzustellen. Zala erkannte den Wert der Isla de Lobos. Durch den "El Río", den Meeresarm zwischen Fuerteventura und der Isla de Lobos, ziehen mit dem Kanaren Strom grosse Fischmengen, Fettfische wie die Sardine oder so wertvoller Fisch wie der rote Thun. So legten die beiden Unternehmer eine Saline und eine kleine Konservenfabrik an, betrieben intensiv Fischfang im "El Río" und verarbeiteten alles zu Konserven, die in jener Zeit sehr begehrt waren. Darüber hinaus brannten sie Kalk, bewirtschafteten die Salzwiesen, verkauften Meersalz, versuchten sogar Vieh zu halten. Das Maximum wurde aus der Isla de Lobos heraus geholt.
1963 verkaufte Rodolfo Alonso Lamberti und Andreas Blas Zala schliesslich die Isla de Lobos für 6 mio. Peseten (auf heutige Kaufkraft umgerechnet ca. 1,2 mio Euro) an die Playas de Jandía S.L., die 100% im Eigentum des Gustav Winter stand. Der Kauf wurde vom Geschäftsführer Rudy Meyer abgewickelt. Don Gustavo plante Grosses: Hotels, Casino, Flugfeld. Aus all dem wurde nichts mehr.
Mit dem Tod von Gustav Winter 1971, ging die Isla de Lobos an das Unternehmen Geafond Número Uno de Lanzarote S.A. Das regelte wohl das Franco Regime. Hinter Geafond stand und steht die mallorquinische Familie Ríu, die seit den 1970igern in den Dünen El Jable die beiden Hotelburgen Hotels Tres Islas und Oliva Beach betreibt. Die Familie Ríu gilt als Pionier des spanischen Massentourismus und ist eine der reichsten Familien Spaniens. Immerhin gehören ihr u.a. auch 5% der TUI AG. Der Ríu Clan stieg kometenhaft in der Franco Ära auf, was einen üblen Beigeschmack hat. Als in Zeitden der Militärdiktatur General Franco zur Ankurbelung der Wirtschaft das Bauen von Hotelburgen an Stränden forcierte, durfte das Ríu hemmunglos machen. Das Ergebnis an der Costa Blanca et.al. ist bekannt. Daher hatte man zu Recht Sorge, dass dem einzigartigen Biotop der Isla de Lobos eine Hotelburg drohen würde und erklärte sie 1982 zu einem der ersten Naturschutzreservate der Kanaren. Nachdem die Franco Ära seit 1978 Geschichte war ging das. Damit war die Isla de Lobos wirtschaftlich wertlos. Der Geafond Número Uno de Lanzarote S.A. besteht immer noch und ist mittlerweile je zu 50% im Eigentum der Ríu bzw. TUI Gruppe. U.a. ist der Fond grosser Landbesitzer um El Jable und Eigentümer der grossen Wasseraufbereitungsanlage in Corralejo, die Grossabnehmer wie rund 100 Hotels beliefert und zwar sehr profitabel. 2017 erwirtschaftete nur die Wasseraufbereitung einen Bilanzgewinn vor Steuern von gut einer Million Euro, was für entsprechenden Unmut sorgte.
Doch weiteres Ungemach drohte dem Ríu Konzern. 1994 wurde El Jable zum Naturschutzgebiet erklärt. Damit verloren die beiden Hotels Tres Islas und Oliva Beach des Ríu Konzerns ihren Bestandsschutz, mussten also in absehbarer Zukunft abgerissen werden. Beide waren zwar illegal errichtet worden, da aber binnen 7 Jahren von der Gemeinde nicht abgerissen, genossen sie nach spanischem Recht Bestandsschutz. Dieser greift nur, so es sich um kein Naturschutzgebiet handelt. Ein Kuhhandel wurde iszeniert. Der Geafond Número Uno de Lanzarote S.A. im Besitz der mittlerweile wirtschaftlich wertlosen Isla de Lobos, tauschte das Eigentumsrecht an der Insel gegen eine temporäre Betriebsgenehmigung für die beiden Ríu Hotels im Naturschutzgebiet von El Jable. Das ging durch, die Isla de Lobos ging in öffentliches Eigentum über, dafür gab es die Betriebserlaubnis. Diese lief 2017 aus. Viele hofften nun auf den Abriss der beiden Schandflecken. Auf Grund der "angespannten Zimmersituation" der Insel rang man sich wundersamer Weise durch, bis genügend neue Kapazität aufgebaut sei, so die öffentliche Begründung, die Betriebsgenehmigung, um weitere 70 Jahre (!) zu verlängern. Unter Freunden hätte man eigentlich auch gleich 100 Jahre machen können, warum so kleinlich. Ob sich natürlich Ende 2090 noch Touristen finden werden, die in den ohnehin schon jetzt in die Jahre gekommenen Bauten urlauben wollen, scheint fraglich. Und auf Sand gebaut, haben sie ohnedies nicht das geeignete Fundament noch so lange durchzuhalten. Ganz in der Waage sind sie ohnedies nicht mehr.
Die Isla de Lobos wirkt von Fuerteventura aus karg und eher nichts sagend, dabei ist sie so vielfältig und interessant. Tage könnten dort vebracht werden. Mit einer wunderschönen Wanderung lässt sich die Insel umrundet, der Botaniker findet geschützte Salzwiesen, der Birdwatcher entdeckt seltene Arten, der Hobbyfotograf wird sich am Leuchtturm Faro Martiño austoben. Wellenreiter entdecken einen Insider Spot am Playa de la Arena, gegenüber des Montaña de Caldera liegt einer der besten Surfspots von Europa, ambitionierte SUPer paddeln gerne, wenn die See ruhig ist, am SUP von Corralejo aus in die Bucht Caleta de la Rasca hinüber und der Seekajak Club aus Corralejo paddelt am Wochenende einmal um die Insel herum. Bootsbesitzer ankern vor dem traumhaften Strand Paso de la Orchilla, wo Sonnenhungrige am schönen Sandstrand faulenzen. Ambitionierte Angler halten ihre Schnur an der Mole ins Wasser. Im "El Río" zieht der fischreiche Kanarenstrom durch. Und auch Mystiker finden ihr Betätigungsfeld, denn auf Lobos war Gustav Winter zu Gange. Er war bis zu seinem Tod 1971 Eigentümer der Isla de Lobos. Historiker finden eine römische Ausgrabung am Paso de la Orchilla. Das ist aber noch lange nicht alles. Kaum zu glauben, was diese kleine Insel alles zu bieten hat!
Die Isla de Lobos ist ein Naturschutzgebiet und hat daher so gut wie nichts an Infrastruktur zu bieten. Einen Gastronomiebetrieb gibt es, bei dem sich der Gast zum Essen ansagen muss. Es gibt Paela und Tagesfisch zur Auswahl und ein geringes Getränkeangebot. Es besteht aber keine Garantie, dass der Betrieb geöffnet hat, vor allem in der Nebensaison nicht. Daher nicht vergessen genug Wasser für den ganzen Tag mitzunehmen. Wer eine Wanderung vor hat, sollte auch etwas zu Essen mitbringen. Mit Getränken und Lebensmitteln kann sich bei den diversen Lebensmittelgeschäften oberhalb des Fährhafens von Corralejo eingedeckt werden. Diese haben am Wochenende aber geschlossen. Jene an der Touristenmeile der Avenida Nuestra Señora del Carmen haben auch an Wochenenden und Feiertagen geöffnet.
Vom Fährhafen in Corralejo startet die offizielle Fähre hinüber zur Isla de Lobos. Es kann online gebucht werden oder an zwei kleinen Verkaufsständen ein Ticket erworben werden. Das eine weisse Häuschen der Fährgesellschaft findet sich am Tourist Office von Corralejo am Playa la Clavellina, das andere Häuschen an der Cofradía am Hafen von Corralejo. Es steht als einziges bewusst als letztes und abseits der Touristenfänger Häuschen. Das Ticket wird auf eine bestimmte Uhrzeit gebucht. Das hat aber nicht viel zu sagen. Ist das Schiff nicht überfüllt, wird man immer mitgenommen, egal welche Uhrzeit am Ticket steht. Am Wochenende ist die Fähre sehr voll. Dann fahren viele Einheimische zum Baden in die schönen Buchten hinüber.
Nicht von den "Wassertaxis" bequatschen lassen, die den Gast angeblich schnell und billig übersetzen und noch ein Getränk versprechen. In der Regel versuchen sie, so sie den Gast wehrlos an Bord haben, ihn nicht mehr aus den Klauen zu lassen und alle möglichen Extras zu verkaufen. Da sie nur die Fährmole ansteuern dürfen, was sie nicht machen, sind sie meist illegal unterwegs und so macht seit Mitte 2018 die Guardia Civil auf die Boote Jagd. Das Wassertaxi, beste Art sich den Tag zu versauen! Die wunderbare Aussicht, die vom Fährschiff auf El Jable genossen werden kann, entgeht jenen im kleinen Zodiac Wassertaxi auch, da direkt am Wasser gehockt wird. Die Keiler komplett ignorieren – Höflichkeit ist fehl am Platz! Das Wassertaxi macht nur für Surfer Sinn, die sich gezielt an den Lobos Break bringen lassen wollen. Die haben auch keine weiteren Belästigungen zu befürchten, da der Skipper weiss, weitere aufdringliche Verkaufsversuche sind bei adrenalin geladenen Surfjunkies nicht nur zwecklos, sondern können handgreiflich beantwortet werden, wenn der Spot nicht in kürzester Zeit angesteuert wird. Das ist übrigens legal.
Das Carnet für die Isla de Lobos ist gratis und wird auf der Seite „Parque Natural Islote de Lobos" gelöst. Die Seite vergibt die Besuchsgenehmigungen für einen Zeithorizont von aktueller Tag + 5 Tage. Es ist "Frühschicht", d.i 10:00-14:00 oder "Spätschicht", d.i. 14:00-18:00, zu wählen. Pro Tag und Schicht werden 200 Genehmigungen vergeben. Weitere Details zur Carnet Buchung finden sich unter „Isla de Lobos Carnet".
Fährzeiten der Fähre:
Abfahrt: 10:00|11:00|12:00|13:00|15:30|16:30|17:30 (nur 26.06-27.10).
Rückfahrt: 11:15|12:15|14:00|16:00|17:00|18:30 (nur 26.06-27.10).
Kein Fährbetrieb: 1.+7. Januar; 16.Juli Fiesta Día del Carmen; Unwetter.
Preise (ida y vuelta – hin und zurück):
Erwachsene | Residente: € 15,00 | € 12,00.
Kinder 4–11 | Residente: € 7,50 | € 6,00.
Kinder: 0–3: gratis.
Fahrrad: € 3,00.
Surfboard: gratis.
Passage:
Carnet online erwerben:
Calderón Hondo – die Vulkankette von Lajares nach Corralejo erwandern.
Von Lajares erstreckt sich eine Vulkankette aus fünf calderas nach Corralejo. Die erste caldera ist der Calderón Hondo, die vorletzte in der Kette der Bayuyo (272 m). Ihm ist die Isla de Lobos zu einem guten Teil zu verdanken. Seine Lava ergoss sich ins Meer und formte die Isla de Lobos unterstützt vom sechsten Vulkan in der Kette, dem Montaña de Caldera (127 m), der sich nur noch als Fragment über die Isla de Lobos erhebt. Der nördliche Teil brach Richtung Lanzarote ins Meer ab.
Die gesamte Vulkankette kann auf einer sehr schönen Wanderung von Lajares bis Corralejo durchwandert werden. Auf jedem Vulkan eröffnen sich lohnende Ausblicke über El Jable, die Strände El Jable bei Corralejo und die Isla de Lobos. Wer auf der Isla de Lobos auf der Rundwanderung den Montaña de Caldera (127 m) mitnimmt, hat alle sechs Vulkane der Kette bestiegen. Eine goldene Wandernadel winkt nicht.
Die Isla de Lobos ist ein streng geschütztes Naturschutzgebiet. Darüber wacht ein Parkranger, der als einziger ein Motorfahrzeug auf der Insel betreiben darf. Mit seinem Quad taucht er plötzlich auf und macht Umweltsünder erbarmungslos dingfest. Obwohl nur ein Mann, scheint er überall gleichzeitig zu sein und betreibt seinen Job mit äusserster Akribie.
Campen ist auf Lobos prinzipiell streng verboten. Es sei denn, es wird bei der Umweltbehörde in Puerto del Rosario, dem Medio Ambiente, ein Carnet erwirkt. Dann darf bis zu drei Tage auf der Insel campiert werden. Die Vergabe liegt im Ermessen der Behörde, die einen Grund wissen will. Für "Party" wird es keine Genehmigung geben. Für ambitionierte Birdwatcher, die das entsprechend nachweisen können oder ähnlich ambitionierte Naturliebhaber, stehen die Chancen nicht schlecht. Am besten punktet der Antragssteller mit einem akademischen Background, der ein wissenschaftliches Interesse nachweist. Nicht zu vergessen, trotz der Sonne ist Spanien nach wie vor ein sehr konservatives Land. Für jene, die in kurzer Hose und Flip-flops im Medio Ambiente vorsprechen, stehen die Chancen für ein Carnet auf Null. Lange Hose und geschlossene Schuhe samt T-Shirt mit Kragen plus spanisch Kenntnissen lassen die Chancen einer positiven Bewertung des Antrags nach oben schiessen. Ein lokaler Fürsprecher ist besonders nützlich.
Mit der letzten Fähre verlässt der Gastronom und meist aber nicht immer, auch der Ranger abends die Isla de Lobos. Dann hat der Abenteurer der ein Carnet besitzt die Insel ganz alleine für sich. Wer zusätzlich noch mit dem Seekajak aus Corralejo herüber paddelt, der hat Abenteuer pur zum Nulltarif. Alles nicht ohne Aufwand aber Einzigartiges gibt es eben einmal nicht geschenkt.