Der Barranco de Los Encantados ist die Schlucht der Verzückten. Bizzare Formen gepressten Sandes formen auf einigen Strecken die Seitenwände. Ehemaliger Meeresboden, der durch die Faltung der Atlantischen Platte entstand, Sedimente hart gepresst. Dort ergoss sich keine Lava über die Ursprünge der Insel, wie weiter im Norden beim Calderón Hondo (273 m) und Bayuyo (272 m), die erst vor 50 tsd. Jahren ausbrachen und das letzte Inselwachstum einleiteten.
Wenn die Sonne am Nachmittag schon weit im Westen über dem Meer steht, leuchtet das warme Nachmittagslicht die bizarren Sandformen besonders schön an. Sie werden zum Leben erweckt, Gesichter und Anderes können mit Phantasie ausgemacht werden. Windstill ist es im Barranco, meist sehr heiss, Stille. Sie wird nur durch die Schreie des Mäusebussards durchbrochen, der dort sein Revier hat. Karl May Feeling, "Durchs wilde Kurdistan", Bilder die im Kopf entstehen.
Grandiose Fotomotive an jeder Ecke, vor allem an Tagen mit stahlblauem Frühlings- oder Herbsthimmel. Der gelb-okkerfarbene Sand zeichnet sich fotogen gegen den Himmel ab. Schon alleine daher lohnt der Besuch. Ambitionierte durchwandern den Barranco de Los Encantados. Da er windgeschützt liegt, wird es in ihm im Hochsommer extrem heiss. 40 Grad sind keine Seltenheit.
Allgemein wird vom "Barranco Encantado" unter den Locals geredet. Es handelt sich aber um den "Barranco de la Muley", in den weiter oben erst der "Barranco de Los Encantados", einmündet. Die schönsten Formationen finden sich auf Höhe des "Lomo la Muley", wie der Name schon sagt einem Hügelrücken mit Ausblick zum Montaña Tindaya. Er ist mit einem Geländewagen zu erreichen. Von dort oben sind die Formationen zu sehen. Es kann weglos abgestiegen werden.
Der Barranco de Los Encantados ist ein Naturjuwel. Bei Naturbegeisterten und Geologen wird das Herz höher schlagen. Bei Hobbyfotografen sowieso, bietet er doch die Möglichkeit ausgefallene Bilder mit nach Hause zu bringen. Gefallen wird der Barranco de Los Encantados besonders auch abenteuerlustigen Kindern. Über seitliche Terrassen und Stufen lassen sich die Flanken des Barrancos und die bizarren Formen gefahrlos erklettern. Alles ist verwinkelt, der Wasserlauf windet sich durch die Landschaft. Ein Abenteuerspielplatz für Kinder.
Keine Ritzungen!
Bitte, ritzen Sie keine Namen in den Sand, wie das einige Dummköpfe schon getan haben. Beginnt einer folgen hunderte. Es interessiert wirklich niemanden ob "Hans & Lotte aus Hamburg" schon dort waren. Die Natur hat zehntausende Jahre gebraucht diese Schönheit zu erschaffen, zerstören Sie das nicht unwiederbringlich in Sekunden mit dummen Sprüchen. Sich mit Ritzungen verewigen zu wollen ist nicht nur lächerlich, sondern auch erbärmlich und machen nur kleine Wichte mit Mindewertigkeitskomplexen. Verlassen Sie den Barranco so schön, wie Sie ihn vorfanden! Es ist auch nicht verboten Müll mitzunehmen, den jemand ignorant weggeworfen hat.
Vor und nach der Tour im Barranco de Los Encantados, bietet El Cotillo die beste Infrastruktur. Dort findet sich Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten. Wer weiter nach Tindaya fährt, trifft auch dort auf ein Restaurant und zwei Bars und einen Kreisslerladen.
Der Ortskundige kann den Barranco de Los Encantados mit dem Geländewagen und zu Fuss aus allen Himmelsrichtungen erreichen. Hier aber die leichtesten Variante, von jedermann problemlos ohne Karte zu finden.
Es wird die Küstenpiste von El Cotillo nach Süden genommen. Nach exakt 6,8 staubigen Kilometern, gemessen ab der grossen Busstation in El Cotillo, mündet die Piste in den Barranco Esquinzo. Dort trifft auch der Barranco de la Muley aus Westen in den Barranco Esquinzo (N 28° 37' 47,5" | W 014° 00' 19,2"). Die Mündung ist so unscheinbar, dass sie leicht übersehen werden kann. Sie wirkt mehr wie eine Bucht als ein Zufluss. Hier kann noch 50 m hinein gefahren werden, dann wird es so eng, dass es nur noch zu Fuss weiter geht.
Den Barranco de la Muley geht es 880 m lediglich 20 Höhenmeter nach Westen hinauf. Dann biegt er nach Links ab und von Westen kommend mündet der Barranco de Los Encantados in ihn ein (N 28° 37' 54,3" | W 013° 59' 50,9"). Daher verwechseln die meisten die beiden Wasserläufe. Der Barranco de los Encatados ist aber lediglich eine Einmündung und nicht der Hauptwasserlauf. Rund 150 m vor der Einmündung des Barranco de Los Encantados finden, sich die schönsten Sandformationen, wegen denen er zumeist aufgesucht wird.
Wer bequem mit dem Auto zu den schönen Sandformationen fahren will, kann an jener Stelle, an dem der Barranco de la Muley in den Barranco Esquinzo einmündet, auf den Lomo la Muley hinauffahren. Man sieht linker Hand eine recht verfahrene, steile abenteuerliche Spur. Sie kann mit einem echten Geländewagen im 4x4 Modus mit viel Bodenfreiheit genommen werden. Oben geht es gemütlich weglos über einen Hügelrücken zum höchsten Punkt des Lomo la Muley (N 28° 37' 47,9" | W 013° 59' 36,9") auf 140 m Seehöhe, gestartet wurde bei 80 m. Von dort lässt sich der Barranco schön einblicken und zu den Sandformationen absteigen.
Los Molinos – im geologisch ältesten Teil der Insel.
Die Küste um Los Molinos und Ajuy, bildet den geologisch ältesten Teil Fuerteventuras und (sehr wahrscheinlich) des gesamten kanarischen Archipels. An den Klippen im Küstenbereich und den Barrancos, lesen Geologen die Entstehung Fuerteventuras: Lava- und Sedeimentschichten türmen sich übereinander.
Durch das Alter der Küste hatte die Meeresbrandung viel Zeit, spektakuläre Höhlen in die Küste zu schlagen. Vor allem bei den unteren Sedimentbereichen haben die Atlantikwellen leichtes Spiel. So entstanden die Cuevas de Ajuy oder die sensationelle Cueva de la Ballena, die Höhle des Walfisches, die aber nur bei Ebbe und Niedrigwasser und geringer Brandung erreicht werden kann.
Reisende, denen der versteinerte Sand und die bizarren Formen des Barranco de Los Encantados gefallen haben, können bei einer Wanderung zum Roque del Moro im Süden der Insel noch mehr spektakuläre Geologie erleben. Abgesehen von den atemberaubenden Stränden Cofetes, ist der pitoreske Felszacken im Meer natürlich schon alleine einen Besuch wert.
Die Berggette um Cofete ist das Relikt eines gigantischen Vulkankegels, der westseitig ins Meer abgebrochen ist. Daher finden sich an den Klippen in Cofete die interresantesten geologischen Formationen in unwirklichen Farben.