Die "Cueva de Villaverde" ist eine Schatztruhe, ein Zeitreise in das Leben der Ureinwohner von Fuerteventura. War die "Cueva del Llano" unweit der "Cueva de Villaverde" seit der Conquista bekannt, wurde die "Cueva de Villaverde" zufällig 1979 entdeckt. So konnte die Höhle ihre archäologischen Schätze gut hüten. Auch die "Cueva del Llano" wurde von den Majoreros genutzt, nur ist archäologisch nichts mehr erhalten. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte als Ziegenstall, dann vom Militär als Munitionslager verwendet. Bis die Einsicht kam, dass es sich um ein schützenswertes Kulturgut handelt, war es zu spät.
Diesem Schicksal entging die "Cueva de Villaverde". Als 1979 Wasserleitungen verlegt wurden, brach ein Teil der Höhlendecke ein und gab ihren Inhalt Preis. Archäologen begannen sich für sie zu interessieren. Bereits 1983 wurde die Höhle zum geschützten Kulturgut erklärt und bis 1987 in ihr unregelmässig und unsystematisch geforscht. Dann war kein Geld mehr da, der Eingang der Höhle wurde mit Stahlplatten gegen Plünderung gesichert und ein solides Flugdach über ihr errichtet, die den Höhleneingang vor Erosion durch subtropische Regengüsse schützen sollte. Dann geriet die Höhle in Vergessenheit. Die Anwohner von Villaverde gewöhnten sich an das eigenartige massive Flugdach direkt an der FV-101.
2019 sollte alles anders werden. Die Tourismus Boomjahre spülten viel Geld in die Gemeindekasse von La Oliva, eine Gemeinde die mit El Cotillo und Corralejo besonders stark vom Tourismus profitiert. Dem Kulturbeauftragten kam die "Cueva de Villaverde" wieder in den Sinn, die Gemeinde La Oliva, das Cabildo von Fuerteventura und die Provinz Las Palmas stellten Geld zur Verfügung und so wurde im Juli 2019 die Höhle zum ersten Mal wieder geöffnet. Ein interdisziplinäres Team aus Geologen, Archäologen, Konservatoren, Landvermessern und Kulturmarketing wurde gebildet, deren führende Köpfe Sonia Ruiz, Sonia Argano, Juan Miguel Torres, Marcos Pérez und Natalia de León sind. Als die Höhle nach 32 Jahren wieder geöffnet wurde, bot sich den Forschern kein besonders gutes Bild. Wasser- und Abwasserleitungen sind auf Fuerteventura bekannter Weise undicht, nachlässig und planlos verlegt und so drang Wasser und Abwasser in die Höhle ein. Eine Brutstätte für Ratten und Kakerlaken entwickelte sich. Die ersten Arbeiten bestanden darin, die Plagegeister los zu werden und Massnahmen zu ergreifen, das umliegende Leitungsnetz instand zu setzen.
Schon in den 1980igern bargen die Archäologen Francisca Hernández und Dolores Sánchez von der Universität Madrid interessante Funde, die das Leben der Majoreros transparenter machten. Die Höhle scheint im 12. und 13. Jhd. genutzt worden zu sein, also bis zu jener Zeit, als die Normannen über die Insel herfielen. Sie dürfte Versammlungsort und Kultstätte gewesen sein. Der ursprüngliche Zugang der 190 m langen Vulkanröhre, die von einem Ausbruch des gegenüber gelegenen Vulkans "Montaña de Escanfraga" (482 m) stammt, wurde noch nicht gefunden. Er scheint abgedeckt worden zu sein, um ihn zu verstecken. Das Innere besteht aus mehreren durch Wände getrennte Einheiten, die unterschiedlichen Zwecken dienten. Steinsitze lassen darauf schliessen, dass die Höhle auch als Versammlungsstätte genutzt wurde. Gegessen wurde dort anscheinend auch, da Ziegen- und Schafsknochen, Knochen der Mönchsrobbe, Gefässe und Mühlsteine gefunden wurde. Rätsel geben die Skelette eines rund vierzigjährigen Mannes und zehnjährigen Kindes auf, die als Einheit positioniert in der Höhle verscharrt wurden. Unüblich, denn Gräber befanden sich normalerweise in Bergflanken und die Mumifizierung war übliche Praxis. Mumifiziert wurde je nach sozialem Rang aufwändig oder sehr einfach. Die Techniken ähneln jenen der Berber und Numiden in Nordafrika bzw. Ägypten.
Die Cueva de Villaverde birgt noch viele interessante Geheimnisse in sich, die Dank neuer Techniken gelüftet werden könnten. Für die Öffentlichkeit war die Höhle erstmals im August und September 2019 versuchsweise in kleinen Gruppen zu besichtigen. Das Kulturmarketing begann mit dem Aufbau einer interessanten Website (s.u.). Durch den Landvermesser im Team, Marcos Pérez, wird mittels Laserscanner erstmals eine Höhle kanarischer Ureinwohner als 3D Modell abgebildet.
Für Touristen, die sich für die Geschichte und Ureinwohner des kanarischen Archipels interessieren, könnte der Besuch einer aktiven Ausgrabung ein Highlight ihres Urlaubs auf Fuerteventura werden. Die Höhle wird in vierer Gruppen besucht. Klaustrophobisch veranlagte Menschen werden sich nicht wohl fühlen.
Siehe Cueva del Llano.
Die Cueva de Villaverde ist leicht zu finden. Sie liegt, nun mit Informationsbannern gut gekennzeichnet, direkt an der FV-101 am nördlichen Ende von Villaverde. Für jene, die aus Corralejo anreisen, liegt sie linker Hand neben der Bundesstrasse.
Auch mit dem Bus ist die Cueva de Villaverde leicht zu erreichen. Mit dem Bus aus La Oliva kommend, liegt die Bushaltestelle direkt am Eingang zur Ausgrabung. Aus Corralejo kommend, muss bei der Haltestelle "Colegio Público de Villaverde" ausgestiegen werden und kurz die Strasse hinunter Richtung Corralejo spaziert werden. Die Bushaltestellen werden von der Linie 08 (El Cotillo – Corralejo) bzw. Linie 07 (Puerto del Rosario – El Cotillo) bedient.
Öffnungszeiten:
Temporär nach Ankündigung in den lokalen kanarischen Medien.
Website "CUEVA DE VILLAVERDE – una cápsula en el tiempo" gab interessante Einblicke in die Höhle, mittlerweile offline.
Eintritt Führung:
Kostenlos
Casa Alta Tindaya – die "Podomorfos" der Majoreros.
Die prominentesten Spuren hinterliessen die Majoreros am heiligen Berg Montaña Sagrada Tindaya. Eigenartige Felsritzungen, die "Podomorfos", die allesamt (vermutlich) Füsse darstellen. Bis heute wird gerätselt, was sie zu bedeuten haben. Auch zeigen sie in eine bestimmte Richtung wie z.B. hinüber nach Teneriffa zum höchsten Berg Spaniens, dem Pico del Teide (3.715 m), der vom Gipfel des Montaña Tindaya an klaren Tagen als Silhouette in der Abendsonne gut zu sehen ist.
Eine Handvoll dieser Felsritzungen wurden aus dem Montaña Tindaya herausgeschnitten und werden nun in der Casa Alta in Tindaya, unweit von Villaverde, ausgestellt. Das Betreten des heiligen Berges ist ohne Carnet streng verboten. Wer ohne Carnet hinaufsteigt hat gute Chancen beim Auto vom Medio Ambiente in Empfang genommen zu werden und eine empfindliche Geldstrafe zu kassieren.
Die "Comidas Escanfraga" ist ein wahrer Geheimtipp im Norden von Fuerteventura, um preiswert und erstklassig zu essen. Das Restaurant liegt einen Spaziergang von der Cueva de Villaverde entfernt im Ort Villaverde direkt an der Bundesstrasse. Stark von Einheimischen frequentiert, wird auf Stammkunden gesetzt. So wird der Gast im reinen Familienbetrieb ausnehmend freundlich empfangen und bedient und kulinarisch verwöhnt. Gewöhnungsbedürftig sind die Öffnungszeiten, denn die pflegt der Inhaber in einem fort zu ändern. Wann das geschieht, kann nur ein Hellseher vorhersagen. Wird ein ausgiebiges Essen mit Freunden geplant, heisst es am besten den immer aktuellen Aushang am Eingang zu studieren oder den Besitzer anzurufen, um zu fragen, wie seine aktuellen Pläne aussehen.