Mit der Errichtung des Faro de la Entallada 1953, 1954 endet in Spanien die Geschichte der klassischen Leuchttürme, die nach dem einheitlichen Konzept des 19. Jhd. gebaut wurden. 1847 beschloss Spanien, zur Professionalisierung seiner Seefahrt, die Küsten systematisch mit einem standardisierten Leuchtturm Design zu überziehen. Kartografen wurden entsandt, um neue und exakte Kartenwerke zu erstellen. Eine Zeit reger kartographischer Arbeit begann in Spanien. Viel dieser herrlichen Karten werden von Instituto Geográfico Nacional als Lithographien nach und nach wieder aufgelegt und können dort im online Shop für wenig Euro erworben werden. Auf Basis dieser neuen, exakteren Karten, wurde ein Leuchtturm Netz korrespondierend zu den Seewegen geplant und mit dem Bau der Türme schon in den 1850igern intensiv begonnen. Sie alle waren so geplant, dass sie neben dem Leuchtturm zwei Wohnungen für zwei Leuchtturmwärter Familien bereit stellten und ein privates Zimmer für den Techniker, der von Leuchtturm zu Leuchtturm reiste und diese servicierte oder reparierte. Weiters wurde an jedem Leuchtturm eine Zisterne und Mole für die Versorgungsschiffe gebaut. Die Zeiten, wo nach Gutdünken Einzelner "irgendwo" und nach eigenen Vorstellungen Leuchttürme errichtet wurden, war vorbei. Ab den 1850igern lief es standardisiert nach Blaupause.
Spanien blickt auf eine lange Tradition der Leuchttürme zurück. Der "Herkulesturm" in La Coruña, der von den Römern ca. 110 errichtet wurde, steht immer noch und ist der älteste Leuchtturm auf unserem Planeten, der noch in Betrieb ist. Er war wichtiger Wegweiser für die Seefahrt, um die spanische Nord-West-Spitze zu umsegeln und an die galizische Nordküste zu gelangen. Reiche Eisenerzlager warteten dort. Der Faro de Morro Jable blickt auf keine so lange Vergangenheit zurück. Er stammt aus dem Jahr 1991 und da auf vollautomatischen Betrieb ohne Leuchtturmwärter ausgelegt, verfügt er über keine Wirtschaftsgebäude und Wohnungen. Das macht ihn nüchtern. Der Faro de Morro Jable markiert den südlichsten Punkt Fuerteventuras. Die pittoreske Schönheit eines Faro Martiño oder Faro de Tostón fehlt ihm. 59 Meter ist er hoch und da der Strand, auf dem er steht, ein paar Meter drauf legt, ist seine Feuerhöhe auf 62 Meter über Normalnull. Auch wenn er gar so nüchtern in der Gegend steht, darf er nicht fehlen, denn er schafft das schöne "Gesamtensemble" des Playa del Matorral. Auch wenn der Strand, wie der Playa del Matorral, noch so schön und perfekt ist, mit feinem weissen Sand und türkisfarbenem Wasser, wird er erst durch die Palmen am Paseo und seinen Leuchtturm, den Faro de Morro Jable, wirklich komplett. Wer einen perfekten Strand so definiert, der hat ihn mit dem Playa del Matorral gefunden. Heute haben optische Leuchtfeuer keine wesentliche Bedeutung mehr. In nautischer Hinsicht würde es auch ein Stahlmast mit einer Radarbarke tun, die ganz oben auf ihm rotiert. Aber eigentlich braucht die auch schon fast niemand mehr.
Zwischen dem Paseo und dem Faro de Morro Jable liegen die geschützten Salzwiesen, die nicht betreten werden dürfen. Ein skurriles Biotop hat sich dort herausgebildet. Wichtiges Revier für Zugvögel, auch zur Brut, einige hundert Meter weiter Touristen in Liegestühlen. Die Vögel wissen, sie werden dort nicht behelligt. Wer genau hin sieht, wird überall schöne Kanarienvögel entdecken, die in den Salzwiesen leben und die man sonst nur in Käfigen kennt, wo sie ihr tristes Leben fristen müssen. In den Salzwiesen gibt es sie dort zu sehen, wo sie hingehören. Die Salzwiesen von Jable, Birdwatching zwischen sonnenbaden und Erfrischung im Atlantik.
Salzwiesen waren einst für Fuerteventura von grosser wirtschaftlicher Bedeutung. Wertvolle Rohstoffquellen hielten sie bereit. Salzwiesen entstehen durch temporäre Überflutungen durch die Gezeiten und bringen besonders wertvolle Pflanzen hervor. Pflanzen, die durch Salzwasser nicht eingehen sondern es verarbeiten und dessen Stoffe speichern. Eine dieser besonders begehrten Wunderpflanzen ist das unscheinbare Kali-Salzkraut, welches die Meisten für Unkraut halten. Aus ihm lässt sich sehr einfach Kaliumcarbonat, die Potasche und Waschsoda, das Natriumcarbonat herstellen. Wichtige und unverzichtbare Rohstoffe der Industrie. Besonders Großbritannien war auf die Rohstoffe scharf. Zu Zeiten der industriellen Revolution Großbritanniens Mangelware. So erklären sich u.a. auch die vielen wirtschaftlich umtriebigen Briten auf Fuerteventura, was bis heute prägend ist. Pottasche, das Kaliumcarbonat, wird für die Glasproduktion, das Kaliglas benötigt. Das Waschsoda, Natriumcarbonat, ist ideal für die Seifen und Waschmittel Produktion. Heute werden Tenside preiswert aus Erdöl gewonnen.
Doch den schönen und lukrativen Geschäften setze die deutsche chemische Industrie ein jähes Ende, die ab den 1860igern begann so alles, was man sich vorstellen kann, synthetisch herzustellen. Alles wurde plötzlich viel preiswerter und in jeder gewünschten Menge verfügbar. Und wäre das nicht genug, auch der Farbenindustrie machte die deutsche chemische Industrie den Gar auf den Kanaren aus. Die Färberpflanzen Fuerteventuras, die seit den Römer eine sprudelnde Geldquelle waren, brauchte niemand mehr. Die Entwicklung der Anilinfarben, also Farbe aus mineralischen Ölen, lies das Karmin von Fuerteventura wertlos werden.
Mit der industriellen Anwendung hat das Kali-Salzkraut aber noch lange nicht fertig. Neben der industriellen Seite, wurden die jungen Blätter als Gemüse und Salat verwendet. In der Naturmedizin wurde die Pflanze gepresst, der Saft diente als harntreibendes Mittel und konnte noch so einige andere Sachen. Eine wahre Wunderpflanze, das "Unkraut", das da am Playa del Matorral wuchert.
Natürlich geht die Inselverwaltung auch am Leuchtturm Faro de Morro Jable ihrem Lieblings Hobby, ihrer afición, nach: Sie stellt Skelette an der Küste Fuerteventuras verendeter Wale auf. Wie in El Cotillo oder Salinas del Carmen. Sobald der nächste strandet, wir man einen Platz finden, nachdem das Skelett freigelegt wurde, um einen weiteren Paseo mit den Resten eines toten Tieres zu verschönern. Da kommt Urlaubsfeling auf, bei sovielen Skeletten.
Der Faro de Morro Jable ist etwas für Leuchtturmliebhaber, ein ideales Fotomotiv. In den blitzblauen Himmel ragt er hinauf umgeben von weissen Sandstränden und türkisfarbenem Wasser. Genau so stellt man sich das vor. Die Salzwiesen dürften Botaniker und wissbegierige Menschen interessieren und Birdwatcher werden überrascht sein, was sich da in den Wiesen zwischen Uferstrasse und Liegestühlen "herumtreibt". Hobbyfotografen, die einmal einen echten Kanarienvogel in freier Wildbahn vor die Linse bekommen wollen, haben auch jede Möglichkeit dazu. Und für einen ausgedehnten Strandspaziergang oder sich faul in die Sonne zu legen, einen Drink in der Chiringuito am Leuchtturm zu nehmen, dazu ist die Ecke der Insel auch immer gut.
Neben Corralejo und Costa Calma ist Morro Jable der Touristen Hotspot Fuerteventuras. Von deutschen gegründet und entwickelt fest in deutscher Hand. Dort wird alles gefunden, was der Besucher nur annähern brauchen oder auch nicht brauchen könnte: Den legendären "Eisdealer", deutsche Ärzte, Apotheken, Tapas Bars, Tankstellen, Golfplätze bis hin zum Grow Shop. Wer in den Hafen geht kann frischen Fisch direkt vom Boot in der Cofradía kaufen oder essen, mit einer echten Rennyacht die Küste hinauf segeln oder mit einem einem Piratenschiff ablegen. Keine Wünsche bleiben offen, so der Tourist Geld in der Tasche hat.
Wer mit dem Auto über die FV-2 aus Norden, vom Flughafen kommend, von den Hügel hinab nach Morro Jable einfährt, hat ihn vor sich liegen: Den riesigen Strand Playa de el Matorral und auf ihm den Leuchtturm Faro de Morro Jable. An der Uferpromenade finden sich überall kostenlose Parkplätze. Von denen kann bequem zum Leuchtturm hinüber gegangen werden. Da die Urlauber in Morro Jable lediglich einige Meter vom Hotel zum Strand haben, sind immer genug Parkplätze vorhanden.
Zum westlichsten Punkt Fuerteventuras – Faro de Punta de Jandía.
Leuchtturmfans können sich nach dem Besuch der Salzwiesen und des Faro de Morro Jable gleich den nächsten Leuchtturm vornehmen. Eine halbe Autostunde und gut 20 Km Piste weiter liegt der schöne Faro de Punta de Jandía am Westkap von Fuerteventura. Herrliche Küstenlandschaft mit vielen sandigen Buchten und wilden Riffen, an denen sich die Wellen brechen, erwarten den Besucher. Markiert der Faro de Morro Jable den südlichsten Punkt von Fuerteventura markiert der Faro de Punta de Jandía den westlichsten Punkt.
Wer es noch einsamer liebt, fährt vorbei am schönen Strand Playa de los Ojos zum kleinen Leuchtfeuer Punta Pesebre. Vom Kap sind es exakt 90 Km bis zur Hafenmole des Puerto de la Luz in Las Palmas Gran Canaria. Allabendlich sind dort traumhafte Sonnenuntergänge zu geniessen, wenn sich die Strahlen der untergehenden Sonne in den wilden Passatwolken brechen.
Viele Ortsnamen verraten, wer in vergangenen Zeiten auf Fuerteventura lebte. "Tarajalejo" oder "Giniginámar" hören sich z.B. nicht sehr spanisch an. Sie sind verwandt zu Wörtern im Berbischen, das in Nordafrika gesprochen wurde. Es wird gerne ein Mysterium um die Ureinwohner, die Majoreros, gemacht, aber es ist belegt, es waren Berber, die mit den Römern übersetzten. Auch nicht vor tausenden Jahren sondern ziemlich genau um 20 v. Chr.
"Jable" hingegen ist ein Relikt der Normannen, denn es kommt von "sable", dem französischen Wort für "Sand". Morro ist ganz klassisches "vulgär Latein", wie Spanisch auch bezeichnet wird und heisst "Hügel". "Morro Jable" ist also der Sandhügel.