Der Playa del Muellito ist ein kleiner Sandstrand in einer grossen ruhigen Bucht, die früher von der benachbarten Saline genutzt wurde. Bei einem grossen Teil der Strandbezeichnungen Fuerteventuras ist einiges an Geschichte verpackt: "Muellito", die kleine Mole. Auf Luftbilder ist die "Muellito" auch heute noch gut zu erkennen. Eine kleine Landzunge, die aufgeschüttet wurde und so zu einer halbnatürlichen Mole umfunktioniert wurde, von der Salz verladen werden konnte. Klassisch angelegt wurde an der Mole nicht sondern in einer ausgebaggerten Fahrrinne, die ebenfalls noch gut zu erkennen ist, eingelaufen und dort geankert. Wer sich über den verrosteten Stahlpfosten wundert, der mitten in der Bucht windschief im Wasser steht: Das ist die Markierung die zum Einlaufen angesteuert werden musste. Heute ist sie improvisiertes Seezeichen für die wenigen Fischer, die in Salinas del Carmen noch mit ihrem Fischerboot zum Fang auf den Atlantik hinaus fahren.
Die Ware, in Salinas del Carmen Salz, wurde mit Seilzügen auf die kleinen Handelsschiffe geladen oder herüber gerudert. Solche Molen finden sich überall auf Fuerteventura. Meist liegen sie unerkannt an Stränden wie in der Lagune La Concha bei El Cotillo, an der Kalk verladen wurde. Heute sonnen sich dort Touristen und wissen gar nicht, dass sie auf einer historischen Mole liegen. An den Cuevas de Ajuy, im Puerto Nuevo, am Punta Jandía und vielen anderen Orten finden sich ebenfalls alte Mole. Der Grund, Fuerteventura besass bis in die 1970iger hinein kein Strassennetz, schon gar nicht asphaltiert und so erfolgte der Transport fast ausschliesslich über Wasser, so das nicht ging auf Kamelen. Der kleine Fischerort Corralejo wurde noch Anfang / Mitte des 20. Jhd. mit vielen Gütern aus Puerto del Rosario mit einer kleinen Kamel Karawane versorgt, die durch das Dünenfeld El Jable zog. Historische Bilder von Fuerteventura zeichnen ein überraschendes Bild, wie es auf der Insel selbst vor 50 Jahren noch zuging.
Wenige verirren sich an den Playa del Muellito. In der Regel sind es Jugendliche der Gegend, die nach der Schule oder in den Sommerferien am Strand liegen, Fussball spielen, plaudern. Am Wochenende gesellen sich ältere Einheimische dazu oder Ausflügler der Insel, die im beliebten Fischrestaurant Los Caracolitos essen wollen und davor oder danach in der ruhigen Bucht Abkühlung suchen.
Wenn keine Algen angeschwemmt wurden, dann ist der Playa del Muellito ein netter Strand, um etwas in der Sonne zu liegen. Hier trifft sich am Abend die Dorfjugend und am Wochenende der eine oder andere aus der umliegenden Gegend. Die grosse Bucht, die dem Strand vorgelagert ist, ist sehr ruhig und seicht und eignet sich gut zum Schwimmen. Auch wenn der Playa del Muellito jetzt nicht dem Idealbild eines Traumstrandes entspricht, ist er doch nett.
Las Salinas del Carmen ist ein kleiner Ort. Seitdem Saline und Fischerei für die Konservenindustrie tot ist, findet hier fast niemand mehr sein Auskommen. Daher ist der Ort unter der Woche wie ausgestorben. Nur einige Rentner sind zu sehen.
Direkt am Strand befindet sich das Fischrestaurant Los Caracolitos, das bei Einheimischen sehr beliebt ist und am Wochenende bei gutem Wetter stark frequentiert ist. Am Strand finden sich zwei Fussballtore. Hier kickt die Dorfjugend. Meist stehen sie ungenutzt am Strand und wer mag, kann sich damit ein Fussballfeld herrichten.
Im hinteren Teil des Strandes liegen verwaist einige Fischerboote. Sie werden nur noch benutzt, wenn entsprechend der Jahreszeit beliebte Fischschwärme durchziehen wie z.B. die Sardine. Dann können die Boote vor der Bucht beobachtet werden. Fischer drücken grosse Schaugläsern ins Wasser und suchen die Küste ab, ob schon irgendwo die ersten Sardinenschwärme auftauchen. Gefischt wird tagsunter nicht. Das nächtliche Lampenfischen ist wie im Mittelmeer auch auf Fuerteventura an der Küste noch weit verbreitet.
Der Playa del Muellito wird über die FV-2 Richtung Süden erreicht. Nach Caleta de Fuste zum gross angeschrieben Museo de la Sal abbiegt. Einige hundert Meter weiter in den Ort Salinas del Carmen und die steile Stichstrasse hinunter zum Playa del Muellito mit unzähligen Parkmöglichkeiten.
GPS Position:
N 28° 21' 56,6'' | W 013° 52' 19,8''
Die wenig sonnige Seite Fuerteventuras – die Verbannten.
Es wird nicht gerne darüber geredet, aber in Zeiten der spanischen Militärdiktatur war Fuerteventura dafür beliebt Menschen verschwinden zu lassen. General Primo de Rivera liebte es Leute erschiessen zu lassen, die ihm nicht zu Gesicht standen. Oft war aber die direkte Umsetzung Image schädigend und so liess er die Widersacher in der Versenkungen verschwinden. War Gras über die Störenfriede gewachsen, wurden sie nachhaltig beseitigt. Fuerteventura war ideal dafür. Ein Postschiff pro Monat, das nächste Telegraphenkabel auf Las Palmas, keine Presse und fliehen bedeutete den sicheren Tod durch ertrinken oder verdursten.
So liess Primo de Rivera seinen in Ungnade gefallenen Finanzminister Señor Marticertia nach Fuerteventura deportieren. Da der jedoch als ehemaliger Senator Immunität auf Lebenszeit besass, wurde diese noch schnell vom spanischen König aberkannt. Von Señor Marticertia verliert sich auf Fuerteventura jede Spur. Er wird wohl am Grunde des Atlantiks seine letzte Ruhe gefunden haben. Zur selben Zeit traf es den aufmüpfigen Miguel de Unamuno y Jugo, ein Baske von internationalem Ruf den die Welt als das "Gewissen Spaniens" bezeichnete. Da er in einem fort gegen die Militärdiktatur wetterte, landete auch er auf Fuerteventura. Auch er konnte nicht einfach in einer Kaserne an die Wand gestellt und erschossen werden, wie das laufend auf der Islote in Las Palmas de Gran Canaria statt fand. Damit ihn nicht das Schicksal von Señor Marticertia treffen würde, gelang ihm nach drei Monaten in einer aus Paris geplanten Befreiungsaktion mit einem Schiff die Flucht. Die Geschichte erzählt das Museo de Unamuno in Puerto del Rosario.
Gleich um die Ecke des Playa del Muellito liegt der Barranco de la Torre, einer der mächtigen Wasserläufe der Insel. Er zieht sich über Antigua bis hinauf zum Morro de Veloso o del Convento (676 m). Im unteren Teil an seiner Mündung, dem Puerto de la Torre, ist er sehr fruchtbar und grün. Palmen und anderes wächst dort, weiter ins Landesinnere wird er kurz unschön von einer kleinen Picon Fabrik unterbrochen, um dann gänzlich einsam zu werden. Die Felsflanken lieben Zugvögel als Brutrevier. In der Brutzeit ist der Barranco de la Torre gesperrt, davor und danach ist er jedoch ein El Dorado für Birdwatcher. Rund 600 bis 700 Arten finden sich über das Jahr auf Fuerteventura ein, um die einsame Insel im Winter als Quartier zu nutzen.