Die Caleta del Río ist eine mächtige aber sehr flache Bucht. Bei Ebbe schrumpft sie enorm zusammen, bei Flut wächst sie auf 500 x 500 Meter an. Begrenzt wird sie von zwei markanten Kaps, im Norden vom Punta de la Aduana und im Süden vom Punta de la Enrocadiza. Am südlichen Kap liegt auch eine kleine Felsinsel, eine Islote, die Islote de Rodrigo. Östlich ins Landesinnere liegen die Llanos de Tostón, eine grosse, beckenartige, sandige Ebene. Fallen in der Regenzeit subtropische Niederschläge auf die Insel, dann ergiesst sich eine Flut aus Wasser gleich einem Fluss, ein Río, in die Caleta del Río. Das Wasser transportiert den Sand der Dünen von den Llanos de Tostón in die Bucht. Die Asphaltstrasse, die auf einem angelegten Damm die Llanos de Tostón durchquert, hat diesen Prozess in grossen Teilen unterbunden. Die alte Piste zum Faro de Tostón folgte den natürlichen Geländegegebenheiten und kreuzt an der Caleta del Río die Asphaltstrasse. Ab da ist sie schwer auszumachen und läuft östlich der neuen Strasse durch die LLanos de Tostón zur Zisterne des Leuchtturms hinauf und dann wieder gut sichtbar schnurgerade zum Faro de Tostón weiter.
Die Caleta del Río ist landschaftlich durch die Kombination aus Dünenfeld, sandigem Strand, mächtiger Bucht und einer Küstenlinie, die von Lavaklippen geprägt ist, sehr reizvoll. Ein Riff hält wie bei der Nachbarbucht, der Caleta de la Aduana, die heftige westliche Brandung aus der Bucht fern. Strömt die Flut in die Bucht, treibt sie ganze Fischwärme vor sich her. Wer zur Flut in der Caleta del Río schnorchelt wird überrascht sein, welches intensive Treiben unter der Wasseroberfläche statt findet. Vor allem ganze Schwärme der beliebten Goldbrasse bevölkern bei Flut die Bucht. Zur Fiesta Virgen del Buen Viaje in El Cotillo, wenn die Fischer traditionell ein grosses Fischessen an der Fischermole geben, holen sie die Goldbrasse aus der Caleta del Río. Beginnt das Wasser bei herannahender Ebbe abzufliessen, gehen die Fischer aus El Cotillo mit einem Netz ins brusthohe Wasser und spannen es über die Bucht. Der Fang macht regelmässige die Ladefläche eines klein LKW aus, der dann an der Mole in El Cotillo gemeinschaftlich ausgenommen und am Abend gegrillt wird. Der Fang macht ein ganzes Dorf an einem Abend satt. Der Fischreichtum des Kanaren Stroms ist immer noch hoch und erholt sich in vielen Bereichen durch strenge Fangquoten wieder langsam.
Die Bucht wird von Individualisten geliebt, die ihre Ruhe haben wollen. Überall findet sich ein Platz, um ungestört zu sein, nach Süden Richtung El Cotillo zieht sich ein Dünenfeld. Gefährliche Küstenströmungen kommen in der Bucht nicht vor, auch keine Brandung. Ihr wird weit draussen die Energie am Riff genommen. Nur, wenn das Wasser zweimal täglich zur Ebbe abfliesst, entsteht ein heftiger Tidensog. Auch der Wind ist deutlich zahmer, als gegenüber an der Caleta del Marrajo, da die Bucht in einer Senke liegt.
Die Bucht ist äusserst beliebt bei Windsurf Anfängern. Das Wasser ist glatt, keine Wellen zwingen zum grossartigen Balancieren. Im vorderen Teil ist die Bucht so flach, das beim Start bequem auf das Board aufgestiegen werden kann. Der giftige Nordost Passat wird durch die Senke abgemildert. Es besteht auch keine grosse Gefahr, was ein wichtiger Faktor in Fuerteventura ist, auf die offene See abgetrieben zu werden. Windsurfer steigen regelmässig nördlich der Bucht ein und werden im schlimmsten Fall ans gegenüberliegende Ufer getrieben. Auf Grund der optimalen Anfänger Bedingungen, finden sich auch ab und zu Windsurf Schulen ein.
Menschen, die es lieben zu schnorcheln und so die Unterwasserwelt zu erkunden, die werden die Caleta del Río lieben. Stundenlang kann geschnorchelt werden daher lohnt, einen Neoprenanzug mitzubringen. Drei Millimeter sind völlig ausreichend. Auch kann recht gefahrlos geschwommen werden und überall findet sich eine schöne Stelle, um in der Sonne zu liegen. Ausser im August ist in der Caleta del Río nicht besonders viel los. An den Klippen, die die Bucht begrenzen, sieht man am Wochenende regelmässige Einheimische, die mit ihren Pickups bis an die Küste fahren. Dort lassen sich grössere Fische aus dem Wasser ziehen, nicht nur die kleine Goldbrasse.
El Cotillo ist fünf Minuten von der Caleta del Río entfernt. Der Ort bietet umfangreiche Gastronomie, Appartements, Einkaufsmöglichkeiten und mehr.
Von El Cotillo wird die Asphaltstrasse zum Faro de Tostón genommen. Vor dem Leuchtturm geht es hinab in eine kleine Senke, die Llanos de Tostón, an der die Caleta del Río liegt. Eine Piste führt direkt an die Bucht. Dort kann überall geparkt werden. Wer bei Ebbe sein Auto an der Wasserlinie abstellt und einen ausgedehnten Spaziergang unternimmt, wird es bei der Rückkehr unter Wasser wieder finden. Die Wasserlinie beachten und Respektabstand halten! Es wäre nicht der erste Mietwagen, der dort versenkt wird.
GPS Position:
N 28° 42' 25,9" | W 014° 00' 48,2"
Calderón Hondo – auf den Schöpfer der Caleta del Río.
Erst 50 tsd. Jahre ist es her, dass eine Vulkankette zwischen Lajares und La Oliva Fuerteventura um 110 Km2 vergrösserte, samt der Isla de Lobos. Eine schöne Wanderung führt über sie. Der Norden der Insel entstand durch die Vulkanausbrüche und auch die gesamte Küstenlinie zwischen El Cotillo und dem Faro de Tostón ist Produkt dessen. An der Caleta del Río steht der Besucher also auf gut 50 tsd. Jahre alter Lava. Für Geologen ist das quasi eben in diesem Moment passiert.
Der südlichste Vulkankessel, der Calderón Hondo, kann von Lajares aus in 30 Minuten einfach bestiegen werden. Eine kleine Aussichtsplattform lässt in den 80 Meter tiefen Krater blicken. Wer den Kraterrand nach Westen entlang geht, wird mit einem sensationellen Ausblick auf die Westküste Fuerteventuras belohnt. Auch die Caleta del Río kann ausgemacht werden. Nach Osten liegen dem "Bergsteiger" die Dünen El Jable und die Traumstrände von El Jable zu Füssen.
Zur Fiesta Virgen del Buen Viaje erbitten in einer Festwoche mit mehreren Prozessionen und Messen die Fischer von El Cotillo den Beistand der Schutzheiligen, der sie am Meer vor den Gefahren schützen soll. Als Dank für den bisherigen Schutz, richten die Fischer an einem Abend der Fiesta ein grosses Fischgrillen an der Fischermole in El Cotillo aus. Jeder erhält dort einen Teller mit gegrillter Goldbrasse und Papas. Das Programm der Fiesta hängt in jedem Geschäft auf einem Zettel aus. Am Vortag des grossen, gemeinschaftlichen Fischessens wird die Goldbrasse aus der Caleta del Río geholt.