Die "Bahía de las Gaviotas", die Bucht der Möven, ist eine wildromantische kleine Bucht mit Kiesstrand, der bei Flut zu einem schmalen Streifen schrumpft. Zum Baden ist der Strand nicht geeignet. Er bietet aber ein spektakuläres Naturerlebnis vor allem bei Flut und ordentlich Wellen. Nach Norden wird die Bahía de las Gaviotas vom "Tablero Barranquillos Blancos" mit 86 m Höhe begrenzt, nach Süden vom "Lomo de Recogederos" mit 167 m.
Spektakulärer ist die Bucht bei auflaufendem Wasser, wenn ordentlich Swell von Westen anläuft. Dann bricht die Dünung an einem südlich vorgelagerten kleinen Riff, das bei Ebbe einige Meter aus dem Wasser ragt. Mächtige Brecher schlagen dann über dem Riff direkt vor dem Kiesstrand ein. Besonders spektakulär ein "Blowhole" an der Südflanke der Bucht, die vom Lomo de Recogederos gebildet wird. Vom vorgelagerten Felsriff, das durch einen Lavastrang gebildet wurde, läuft ein natürlicher Kanal in die Küste. Die Strömung der durch das Riff gebrochenen Wellen strömt mit hohem Druck durch den Kanal an die Klippe und stösst, so ordentliche Brandung herrscht, mit rund 2 Sekunden Verzögerung als Gischtschwall am Kiesstrand in die Höhe. Der Kanal kann gut eingesehen werden, bevor der nächste "Ausbruch" kommt, sollte das Weite gesucht werden, um nicht unverhofft eine kräftige Dusche abzubekommen. An heissen Tagen ist das aber sehr erfrischend und angenehm.
An der südlichen Begrenzung der Bucht ist das Spektakel das "Blowhole", an der nördlichen die rund 80 m hohe Klippe des Tablero Barranquillos Blancos, die den Bahía nördlich abschliesst. Da kein Riff vorgelagert ist, läuft dort die Brandung ungehindert auf, schlägt mit ungebremster Energie und Wucht an die Küste und an Tagen, an denen 5 m Wellen anlaufen, schiessen die Wellenfontänen über 40 m in die Höhe. Und das ist keine Übertreibung. Das Spritzwasser landet auf den hohen Vulkanterrassen in kleinen Becken und kristallisiert dort zu "Meerschaumsalz" aus – natürliche Salinen. Sie finden sich von der Bahía de las Gaviotas bis zum Puerto de la Cruz bei Los Molinos an der Küste. Früher wurden sie intensiv von Fischern genutzt, um Salz zu ernten. Fisch wurde damit konserviert. Die drei Salinen tragen die Namen "Salinas de la vieja Pesacadora", "Las Salinas" und "Salinas de la Imagen".
Die gesamte Bucht und Strand Bahía de las Gaviotas ist ein atemberaubendes Naturspektakel an Tagen, an denen die Brandung an der Küste tobt. Dann kann der Besucher stundenlang an dem Küstenabschnitt verbringen und begeistert das Naturschauspiel beobachten, filmen, fotografieren. Bei all dem darf nicht vergessen werden, die Energie hinter den Wellen ist enorm. Monsterwellen können aus dem Nichts anrollen und wer zuviel wagt und keinen sicheren Abstand hält, kann von einer Welle mitgerissen werden. Nicht hypothetisch, jährlich ertrinken an diesem Küstenabschnitt von Fuerteventura mehrere Personen durch diesen Leichtsinn: Touristen bei der Jagd nach einem spektakulären Selfie, Angler, die sich die falsche Klippe ausgesucht hatten.
Die Bahía de las Gaviotas ist eine typische Bucht der nördlichen Westküste von Fuerteventura. An Tagen mit Brandung ist sie wild und furchteinflössend schön, jeder Schritt ins Wasser aber lebensgefährlich. Ein Ort für jene, die sich von wilder Natur begeistern lassen. An ruhigen Tagen kann die Bucht völlig harmlos sein. Es kann am Kiesstrand einsam in der Sonne gelegen werden und einwenig, mit der nötigen Vorsicht, ins Wasser gegangen werden. Nie jedoch bei abfliessendem Wasser oder Brandung wegen der dann auftretenden Ripp Currents. Die Grenze zwischen lebensgefährlich und harmlos ist an der Westküste fliessend. Die Bucht Bahía de las Gaviotas ist fast immer einsam. Viel zu versteckt liegt sie, als dass Touristen sie finden würden. Einheimische schauen gelegentlich am Wochenende vorbei. Wie überall an der Steilküste von Los Molinos oder Ajuy ist die Ecke der Insel extrem fischreich. Die Meeresbewohner lieben das tiefe Wasser, die vielen Felshöhlen und so lässt sich an diesen Ecken immer reicher Fang machen.
Infrastruktur ist weit und breit nicht zu finden. Der erste Supermarkt und die erste Tankstelle ist erst in Antigua angesiedelt.
Wie immer im Leben: Gewusst wie und mit den richtigen Werkzeugen ist es ganz einfach. Und so ist es auch beim Bahía de las Gaviotas. Es wird die FV-221 nach Los Molinos genommen. Kurz nach Km 6 (Strassenmarkierung beachten oder GPS Position unten) zweigt Richtung Süden eine unscheinbare Piste ab. Diese nehmen. Sie führt hinunter in die Ebene "Llano de las Salinas" und dann durch den Oberlauf des "Barranco de la Cruz", der an dieser Stelle noch ein flacher Wasserlauf ohne Klippen ist. Leicht wird er durchfahren und dann bald noch ein zweites mal, denn er ist ein "Y" im Oberlauf, das denselben Namen trägt. Auch die zweite Passage ist einfach zu nehmen. Südlich der Piste wird die "Llano de las Salinas" vom "Montañeta Gil" mit 113 m begrenzt, westlich vom "Montaña de las Salinas" mit 193 m Seehöhe. Hinter dem Berg liegt direkt die steile Westküste mit den drei Natursalinen "Salinas de la vieja Pesacadora", "Las Salinas" und "Salinas de la Imagen".
Recht exakt 3,5 Km nachdem von der FV-221 auf die Piste abgebogen wurde, ist der Barranco de las Gaviotas erreicht. Hier sollte das Auto abgestellt werden, auch von jenen, die mit einem guten Geländewagen unterwegs sind. Überall muss nicht herumgefahren werden. Die wenigen hundert Meter durch den Barranco in die Bucht sollten zu Fuss gegangen werden. Die Piste selbst führt weiter nach Süden und hinauf zum 167 m hohen "Bergrücken" "Lomo de Recogederos". Der Anstieg ist aber an der oberen Stelle so giftig und steil, dass selbst ein "Jimny" im 4x4 Modus ohne Stollenreifen die Hürde nicht schafft. Wer also hinüber zum traumhaften Strand "Playa de los Mozos" will braucht astreine Geländetauglichkeit, geht einige Kilometer zu Fuss die Küste entlang, eine gute Idee, oder fährt im Landesinneren über die Bundesstrassen hinüber nach "Aguas Verdes".
GPS Positionen:
Abzweig von der FV-221 auf die Piste:
N 28° 32' 01,0" | W 014° 02' 45,4"
Bahía de las Gaviotas:
N 28° 31' 39,9" | W 014° 04' 23,4"
Playa de los Mozos – eine grandiose Bucht mit vielen Gesichtern.
6,3 Pistenkilometer vom Barranco de las Gaviotas entfernt, liegt der spektakuläre "Playa de los Mozos". Er ist so ungefähr die Bahía de las Gaviotas in richtig gross. Ein feiner Kiesstrand mit ausladender Bucht. Wie las Gaviotas ist er an Brandungstagen wild und lebensgefährlich, an ruhigen Tagen tut sich ein türkisblaues Becken auf, in dem sich der Besuchern gerne abkühlen möchte, denn im "Barranco de los Mozos" wird es im Sommer unerträglich heiss.
Hinüber zu los Mozos geht es nur mit einem astreinen Geländewagen, zu Fuss oder dem Mountainbike. Die Steigung aus dem Barranco de las Gaviotas auf den 167 m hohen "Lomo de Recogederos" hinauf (60 Höhenmeter), schafft nur ein 4x4 mit Stollenbereifung. Alle anderen bleiben hängen. Wer den Lomo geschafft hat, auf den warten zwei weitere Kriterien. Einfacher über Valle de Santa Inés und Aguas Verdes anfahren.
Westlich des 193 m hohen "Montaña de las Salinas" liegen drei Natursalinen, die Fischer nutzten, um Salz zum Konservieren des Fangs zu ernten. Die Brandung schlägt an die hohen Klippen des Küstenabschnittes zwischen Bahía de las Gaviotas und dem Puerto de la Cruz und wenn es so richtig wild wird, dann spritzen Salzwasserfontänen auf die Lavaterrassen, die auf den Klippen liegen. In ihnen viele Lavabecken, in denen sich das Wasser sammelt und an heissen, ruhigen Tagen schnell zu dem begehrten "Meerschaumsalz" auskristallisiert. Ein besonders reines und schmackhaftes Salz, da es den Schaumkronen der Wellen entstammt. Auf diese Art wird auch in den Salinas del Carmen Salz produziert.
Salz kostet nicht viel, das Meerschaumsalz ist jedoch von besonderer Qualität und schmeckt merkbar anders. Wer es nicht glaubt, kann es direkt an der Küste probieren. Aus diesem Grund sind nach stürmischem Wetter, wenn ruhige, heisse Wetterperioden die wilden Tage ablösen, ältere Insulaner noch heute mit Löffel und Einmachglas unterwegs, um so das ganz besondere Salz zu ernten. Das kann jeder machen. Einmachgläser und Löffel sind für ein paar Euro in jeder "ferretería" oder Baumarkt zu haben. Wer von der Bahía Richtung Norden wandert, auch ohne Salz zu ernten sehr lohnend, trifft, bis er den Puerto de la Cruz erreicht, auf drei gut auszumachende Natursalinen: "Salinas de la vieja Pesacadora", "Las Salinas" und "Salinas de la Imagen".