Der Küstenabschnitt der Südspitze von Fuerteventura zwischen dem Leuchtturm Faro de Jandía und dem Leuchtfeuer Puta de Pesebre ist wild, stürmisch, massive Brandung rollt aus Westen an, tückische Klippen und Untiefen lauern überall und haben wie am Arrecife del Griego schon vielen Menschen das Leben gekostet. Ein Küstenabschnitt, um an den Klippen die Urgewalt der Natur zu erleben, Luft zu atmen, in der die Reste der mächtigen Brandung ans Land geweht wurden. Diesen Küstenabschnitt zu erwandern für Naturliebhaber ein Paradies, für alle Anderen nur unwirtliche Gegend.
In einer mächtigen Bucht aus Vulkanklippen liegt der Playa de los Ojos. In zwei Aussparungen der Klippen hat sich ein herrlicher feiner Sandstrand gebildet, goldgelber Sand schmiegt sich an die Küste. Bei Flut wird es recht eng am Strand, denn der Tidenhub erreicht dort über 3 Meter. Da läuft ein flach abfallender Strand schon ziemlich voll. Bei Ebbe präsentiert er sich von stattlicher Grösse. Ganz erstklassig kann sich der Sonnenhungrige am feinen Sand in der Sonne räkeln. Vor dem Playa de los Ojos in der mächtigen Bucht unzählige Klippen und Riffe, an denen sich beeindruckend die Brandung bricht. Schwimmen und Surfen ist dort Selbstmord. Daran erinnert z.B. das Kreuz auf der östlichen Klippe der Bucht, von der sich schaudernd in die vielen Strudel und die harte Brandung herabblicken lässt.
Vor einigen Jahren war der Playa de los Ojos wirklich nur absoluten Fuerteventura Enthusiasten sowie Majoreors bekannt, denn er war schwer zu erreichen. Noch 2014 war die Piste zum Punta de Pesebre, an dem der Strand liegt, nur mit einem soliden Jeep zu befahren. Immer wieder war die Strecke verlegt und unterbrochen und es musste ins Gelände ausgewichen werden. Am Strand angekommen, hiess es die Klippen hinunter steigen. Nicht jedermanns Sache.
Dem Tourismus zuliebe hat sich alles geändert. Die Piste zum Punta de Pesebre ist in einem so guten Zustand, dass sie mit jedem Kleinwagen gut zu fahren ist. An den Klippen des Playa de los Ojos liess die Gemeinde Pájara eine Holztreppe zum Strand hinunter anlegen. So kann komfortabel per Flip-flops der schöne Sandstrand erreicht werden. So hat sich leider der frühere Geheimtipp breit herumgesprochen und im Juli und August wird der Strand immer bevölkerter. Nur wenn einmal wieder die Brandung eines Wintersturms die Treppe weggerissen hat, kehrt die alte Ruhe am Strand wieder ein.
Seinen Namen hat der Playa de los Ojos von den beiden Aushöhlungen in der Klippe, in denen der Sandstrand liegt. "Los Ojos" die Augen, wobei "ojo" ortsbezogen als Loch oder Aushöhlung zu verstehen ist (z.B. spanisches Schimpfwort "ojo del culo" für "Arschloch").
Der Playa de los Ojos ist ausserhalb der Hochsaison im Juli und August ein absolut traumhafter Strand, um einsam an einem ganz besonderen Playa in der Sonne zu liegen, die Brandung zu beobachte, Musik zu hören, ein Buch zu lesen. Ein goldgelber, feinkörniger Sandstrand in dieser mächtigen Bucht aus Lavaklippen, in der sich überall an Untiefen, die aus dem Wasser ragen, filmreif die Brandung bricht, das hat was Einzigartiges. Das gesamte Ambiente ist grandios. Leider ist aber das filmreife Spektakel auf See lebensgefährlich. Schwimmen und Surfen ein absolutes Tabu. Die hereinbrechende Brandung erzeugt extreme Unterströmungen.
Fünf Minuten mit dem Auto entfernt liegt Puerto de la Cruz. Hier bieten zwei urige Lokale fangfrisches aus dem Meer.
Um den Playa de los Ojos zu finden, muss man einwenig seine Augen offen halten, denn er ist nicht von der Piste, die zum Punta de Pesebre führt, zu sehen. Angeschrieben ist er auch nicht. Exakt 1.400 m von dem Punkt, an dem die Piste im Ort Puerto de la Cruz Richtung Punta de Pesebre von der Carretera Punta de Jandía abzweigt, liegt neben der Piste die Treppe, die zum Strand hinunter führt. Im Juli und August ist dieser Punkt mittlerweile auch an den Autos auszumachen, die dort parken. Einsam ist es dort im Sommer nicht mehr.
GPS Position:
N 28° 04' 34,1" | W 014° 30' 06,6"
Stürmisches Spektakel mit grandioser Weitsicht.
Wer an der wilden Brandung und Bucht vor dem Playa de los Ojos gefallen gefunden hat, den Elementen, der Ursprünglichkeit und der reduzierten Schönheit Fuerteventuras, der sollte sich, wenn er konditionell halbwegs fit ist, auf machen, den höchsten Berg von Fuerteventura, den Pico de la Zarza, zu besteigen.
Nur 807 m hoch ist er, aber nachdem es vom Strand Playa del Matorral los geht, bei Morro Jable, wird bei 0 Meter Seehöhe gestartet. Dazu sind es hin und retour noch 20 Km. Oben angekommen, wird die Mühe mehr als entlohnt. Über die gesamte Insel Fuerteventura kann der Gipfelstürmer sehen. Das Südkap mit dem Leuchtturm Faro de Jandía ist auszumachen und ist das Wetter klar, liegt Gran Canaria vor dem Bergsteiger. Rechts daneben erhebt sich der Gipfel des Teide aus dem Atlantik, dem höchste Berg Spaniens auf Teneriffa. Im Winter weiss angezuckert ragt er majestätisch mit seinen 3.718 m aus dem Wasser in den Himmel.
Wie schnell der Spass in den Wellen Fuerteventuras unter stahlblauem Himmel zum Überlebenskampf werden kann, zeigt der Film "Solo" von Hugo Stuven. Stuven verfilmte den Überlebenskampf eines verunglückten Surfers. Eine wahre Geschichte, die sich auf Fuerteventura an einer entlegenen Küste abspielte. Die echten Schauplätze wurden beim Dreh gemieden da zu gefährlich. Gedreht wurde um El Cotillo oder der grossen Bucht Ensenada de Jacomar.